Perle Münze Muschel - zweiter Versuch

Autor: little miss sunshine.
veröffentlicht am: 20.03.2009




Dieses mal schicke ich ohne Personenbeschreibung ein, weil die irgendwie doch nicht so ganz hinhaut. Aber sonst ist die Geschichte dieselbe.
Ich schreibe nur noch einmal schnell die Personen alle auf ;)

Janica
Lillian
Valentino
Leano
Paco
Soraya

Janicas/Pacos Großmutter: Katharina Langendorn
Lillians/Sorayas Eltern: Daniel und Rosa Frey
Valentinos/Leanos Eltern: Edward und Silvana von Hohentrauern

'Janica!? Janica, wo steckst du?!' Lilians Stimme schallte durch den Wald. Janica hörte sie zwar rufen, antwortete aber nicht. Sie saß mitten in einer Blumenwiese. Neben ihr graste Fjalla.
'Janica! Jetzt komm endlich!! Es wird bald dunkel und deine Großmutter macht sich bestimmt schon Sorgen um dich!'
Janica sah zum Himmel. Die Sonne stand schon ziemlich tief und würde bald untergehen. Ihre letzten warmen Strahlen kamen nur noch mühsam durch die Bäume.
Seufzend stand Janica auf, band Fjalla los und ging in die Richtung, aus der Lillis Stimme kam.
Lilli. Ihre beste Freundin, seit sie denken konnte. Und das, obwohl Lilli ihr ganzes Gegenteil war.
Durch ihre freundliche, offene Art, mochte jeder im Dorf sie. Außerdem hatte sie im Gegensatz zu ihr noch beide Eltern. Ihre Eltern waren bei einem Unfall an ihrem 10. Geburtstag gestorben. Selbst nach 6 Jahren, wusste sie noch jede Kleinigkeit. Die Kutsche war verziert und so groß, dass ihre ganze Familie hinein passte. Ihr Vater auf dem Kutschbock, ihre Mutter, ihre Großmutter, ihr Bruder und sie in der Kutsche drin. Einmal in einer Kutsche fahren, war damals ihr größter Traum. Das wussten ihre Eltern und sie schenkten ihr diesen Wunsch.
Als die Kutsche sich in Bewegung setzte, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Es war der schönste Tag ihres Lebens. Dachte sie.
Sie kamen aus dem Wald, auf einen holprigen Feldweg. Eine Krähe flog über die Pferde und krächzte so laut, das die Pferde durchgingen. Sie galoppierten los, und die Kutsche geriet völlig außer Kontrolle. Als sie über einen großen Stein fuhren, brach die Achse der Räder. Sie wurden aus der Kutsche geschleudert. Paco, ihre Großmutter und sie, landeten im Gras. Aber ihre Eltern nicht. Ihr Vater wurde vom Bock mit dem Rücken auf einen spitzen Stein katapultiert. Sie konnte das furchtbare Geräusch krachender und knackender Knochen bis heute in ihren Ohren hören. Ihre Mutter wurde gegen einen Baum geschleudert. Auch das Geräusch knackender Knochen verfolgte sie bis heute.
Mit einem grauen Gesicht lag ihr Vater im Dreck. 5m weiter lag ihre Mutter seltsam verdreht an einem Baum.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie rannte zwischen ihren Eltern hin und her. Rüttelte ihren Vater, wie sie es oft getan hatte, als sie ihn wecken sollte. Immer wieder und immer wieder rüttelte und schüttelte sie ihn. Sie schrie verzweifelt seinen Namen und versuchte ihn wach zu machen. Aber er reagierte nicht. Er gab keine brummigen Laute von sich, wie sonst wenn er weiterschlafen wollte. Sie rannte zu ihrer Mutter und versuchte dasselbe bei ihr. Sie rüttelte sie, schüttelte sie und rief weinend ihren Namen.
Auch ihre Mutter bewegte sich nicht mehr. Sie lag mit einem, vor Schmerzen verzogenem Gesicht auf dem Boden und hatte die Augen zu.
Weinend und schreiend versuchte Janica immer und immer wieder ihre Eltern wach zu machen.
Warum wollten sie nicht aufstehen? Es war doch mitten am Tag. Sie konnten doch nicht einfach weiterschlafen.
Irgendwann, als es bereits dämmerte, sah sie ein, dass ihre Eltern nie wieder wach werden würden.
Sie sah zu ihrem Bruder und ihrer Großmutter.
Nie hatte sie Paco weinen sehen.
Heute, an ihrem Geburtstag weinte er. Still und leise. Auch ihre Großmutter weinte. Sie hatte ihren Arm um die Schultern von Paco gelehnt und tröstete ihn. Immer noch weinend gingen sie still und langsam zum Haus von Katharina.
Seit diesem Tag, feierte Janica nie wieder Geburtstag. Sie wollte keine Glückwünsche, Geschenke oder Feste. Zu tief, hatte sie der Verlust ihrer Eltern getroffen.
Ihr Geburtstag, war der Grund warum ihre Eltern nicht mehr lebten. Hätte sie nicht Geburtstag gehabt, würden ihre Eltern vielleicht nicht tot sein.
Die folgenden Wochen und Monate, waren voller Trauer und Einsamkeit für Janica. Einzig und allein ihr Bruder, ihre Großmutter und ihre beste Freundin Lilli, halfen ihr, mit diesem Erlebnis fertig zu werden.
Nie sah man Janica lachen... ab und zu lächeln aber niemals lachen. Sie verschloss sich und wollte mit kaum jemandem etwas zu tun haben. Mit der Zeit kehrte wieder Leben in sie zurück aber richtig überwunden, hatte sie dieses Erlebnis nie.

Heute, 6 Jahre später, hatte sie ihre Trauer fast überwunden. Sie lebte, lachte und versuchte fröhlich zu sein. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben, war ihr großer Bruder Paco. Mit ihm konnte sie reden und lachen, weinen und schreien. Sie halfen sich gegenseitig, alles zu verarbeiten.
Aber niemals, konnte sie vergessen, was an ihrem 10. Geburtstag passierte.

'Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du hast dich verlaufen.' Lilli lächelte Janica an.'Wo warst du denn??'
'Auf der Wiese dahinten. Ich wollte alleine sein...'
'Ach Janica. Warum willst du immer allein sein? Ich versteh dich einfach nicht. Wenn du nicht mich, Fjalla oder Paco hättest, was wärst du dann für ein Mensch? Ich habe noch nie verstanden wie du statt tanzen zu gehen lieber alleine mit Fjalla ausreitest. Warum kommst du nicht mit tanzen? Ich weiß, dass es dir viel Spaß machen wird.'
'Lillian du weißt, dass ich mir nichts aus Tanzen, Festen und vor allem Geburtstagen mache. Und du weißt, dass ich meine Fjalla über alles liebe. Genauso wie die Natur und den Wald. Ich bin sehr gerne allein und das weißt du auch. Ich hasse es auf Feste zu gehen. Ich meide die meisten Menschen aus unserem Dorf und du weißt warum. Ich habe keine Lust, mich mit den Fragen unserer Dorfbewohner aus einander setzen zu müssen. Also bitte. Hör auf mich auf Feste mitnehmen zu wollen.'
'Ach Janica. Ich kann dich einfach nicht verstehen. Ich bin seit über 10 Jahren deine beste Freundin und trotzdem werde ich nicht schlau aus dir.'
Janica sagte nichts darauf und lächelte nur vor sich hin. Lilli war einfach unverbesserlich. Sie würde nie lockerlassen wenn es darum ging, sie zu überreden mit auf Dorffeste zu kommen. Aber sie hatte ihre eigenen Gründe, weshalb sie es vorzog allein zu sein. Allein wurde man nicht gestört, man konnte seinen Gedanken nachhängen und man konnte machen was man wollte. Träumen, oder sich Geschichten ausdenken.
Janica liebte Geschichten. Als sie noch klein war, hatte ihre Mutter ihr immer aus einem großen dicken Buch vorgelesen. Lächelnd dachte sie an diese Zeit zurück. Der Schmerz, den sie beim Gedanken an ihre toten Eltern noch immer verspürte, war am erträglichsten wenn sie allein mit Fjalla im Wald war. Ihre Stute Fjalla. Sie war das wertvollste, was sie besaß. Es war, als wäre sie mit Fjalla durch ein unsichtbares Band verbunden. Wenn es ihr schlecht - sehr schlecht - ging, ging es auch Fjalla nicht gut. Anders herum, wenn sie gute Laune hatte, schien es, als ob das auf Fjalla abfärben würde. Es war merkwürdig.
Lilli redete dann ja immer sofort von Magie und Zauberei.
Obwohl Lilli ihre beste Freundin war, war Janica an manchen Tagen wirklich genervt von Lillis guten Laune und ihrem übermütigem Wesen. Es war nicht zum aushalten. Egal ob tanzen, singen, Blumen pflücken...ihr fielen immer solche Dinge ein. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass Janica es einfach nicht gewohnt war, in ihrer Ruhe und Nachdenklichkeit gestört zu werden.
....obwohl...nach über 10 Jahren Freundschaft müsste selbst der eigenbrötlerischste Mensch an so etwas gewöhnt sein.
Eigenbrötlerisch...war sie wirklich eigenbrötlerisch? Sie ging nicht gern unter Menschen und hatte ihre eigene kleine Welt...aber war sie deswegen eigenbrötlerisch? Sagten die Menschen in ihrem Dorf hinter ihrem Rücken sowas über sie? Zuzutrauen wäre es den ganzen Tratschtaschen und Waschweibern. Ein Mädchen, das am liebsten allein war und mit den meisten Leuten nichts zu tun haben wollte, war wahrscheinlich Grund genug, um sich wochenlang das Maul zu zerreißen.
Oh wie sie diese alten Klatschweiber verabscheute.
'Janica? Warum guckst du so böse? Ist etwas passiert?'
'Hm? Nein, nein. Es ist alles in Ordnung...ich dachte nur gerade an die alten Tratschweiber aus dem Dorf und wie sie sich beim Wäsche waschen das Maul über mich zerreißen.''Oh Janica. Du erstaunst mich wirklich immer wieder. Ich dachte es ist dir egal, was andere Leute über dich denken.'
'Ist es doch auch. Es ist mir gleich ob man mich für übergeschnappt oder unnormal hält. Nur frage ich mich, ob ich eigenbrötlerisch bin?'
'Eigenbrötlerisch? Warum solltest du? Du hast mich, deine Fjalla, Paco, deine Großmutter, Soraya... warum in aller Welt denkst du, dass du Eigenbrötlerisch bist?'
'Lilli ich weiß es nicht. Ich dachte nur an die Waschfrauen...immer wenn ich an ihnen vorbei gehe, fangen sie wie wild an zu tuscheln. Das verunsichert mich einfach. Verstehst du mich nicht?'
'Ach Janica. Ich werde einfach nicht schlau aus dir. An manchen Tagen bist du für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln, die ich nicht zu öffnen vermag. Du bist wirklich der sonderbarste Mensch den ich je getroffen habe.'
Wie oft hatte Janica diesen Satz schon zu hören bekommen. Alle sagten ihr das. Ihre Großmutter, Soraya, Lilli...selbst Paco sagte dann und wann zu ihr, sie sei sonderbar. War es so falsch anders zu sein, als die Mädchen in ihrem Alter?







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