Kindergartenliebe

Autor: a beautiful disaster
veröffentlicht am: 15.03.2009




So, endlich die Fortsetzung, nachdem ich soviel positive Rückmeldung bekommen hab. Ich hoffe es gefällt euch wieder, ich hab seit einigen Wochen nichts mehr geschrieben und weiß nicht, ob ich meine alte Schreibweise wieder hab, oder ob dieser Teil irgendwie schlechter is. Wenn ja, tut mir Leid ;]

Eigentlich weiß ich ja nicht mal, was ich mir von ihm erhoffe. Will ich ihn als Kumpel, als besten Freund oder doch nur als Bekannten? Oder will ich mit ihm zusammen sein? Im letzten halben Jahr ging alles so schnell, erst fand ich ihn nur süß und jetzt habe ich mich doch in ihn verliebt. Aber will ich das wirklich? Will ich ihn lieben, mit ihm zusammen sein?Wäre ich ein normales Durchschnittsmädchen, das im Alter von 17 Jahren einfach nur ihr Leben genießen und ihren Spaß haben will, würde ich wahrscheinlich sofort ja sagen und mich an ihn ranschmeißen.

Aber so ein Mädchen bin ich nicht.

Mir fällt gerade auf, dass ich vor lauter Mark noch garnichts über mich erzähl habe. Ich bin, wie eben erwähnt, 17 Jahre alt, mit 1,76m relativ groß, zumindest in meinem Freundeskreis und in meiner Klasse gehöre ich zu den größten. Hätten diese Idioten mich damals in der 8. Klasse nicht so fertig gemacht, mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl so verdammt runtergezogen, hätte ich mir damals andere Freunde gesucht, hätte ich jetzt bestimmt schon längst einen Freund gehabt, einen großen Freundeskreis und nicht solche scheiß Komplexe.

Wenn ich darüber nachdenke, ob Mark der Richtige für mich wäre, denke ich sofort an all die negativen Sachen, die mir bei einer Beziehung mit ihm einfallen: Ich bin so unerfahren, er hatte schon mindestens zwei Freundinnen vor mir, hat das erste Mal schon hinter sich und wartet damit auch bestimmt nicht ewig auf mich. Außerdem ist er bestimmt 10cm kleiner als ich - klingt jetzt vielleicht oberflächlich - aber mal im Ernst, was denkt man denn, wenn ein Pärchen an einem vorbeiläuft, bei dem die Frau größer ist als der Mann. Ein weiterer Punkt -wahrscheinlich der schwerwiegendste - ich habe ehrlich gesagt Angst eine Beziehung einzugehen, weil ich nicht weiß, wie man sich verhält, was man tut und wie es sich anfühlt. Außerdem ist Mark genau mit den Leuten befreundet, die ich über alles hasse - die meisten hassen mich auch, bzw. machen sich über mich lustig.

Genug Selbstmitleid.

Dienstag. Langweile. Sehnsucht. Tagträumerei. Mittwoch. Sehnsucht. Um sie zu überdecken, stelle ich mir die verschiedensten Szenarien vor, wie wir beide uns näher kommen, zusammen sind.

Donnerstag. Endlich.

Was für ein herrlicher Tag heute, es ist zwar erst halb 6 am Morgen, aber schon jetzt ist es draußen ungewöhnlich warm für den fünften März.
Ich suche mir meine Lieblingsklamotten aus dem Schrank, mache mich menschlich, style mich ein wenig, man muss ja vorbereitet sein, Mark braucht mich nicht ein weiteres Mal mit ungekämmten Haaren und Augenringen sehn. Als ich endlich fertig bin, kurz vor 6, schnappe ich mir meine Schultasche und laufe zum Bahnhof. Hoffentlich ist e r heute auch da. Vielleicht setzt er sich im Zug neben mich, oder wir laufen zusammen zur Schule.Natürlich ist er nicht da. Immer wenn ich mir die tollsten Dinge zwischen uns erhoffe, ist er nicht da.

Ich komme in der Schule an. Da, sein Auto steht schon auf dem Parkplatz, also ist er heute wieder mit dem Auto gefahren, meine Chance mit ihm nach Hause... nein, ich erhoffe mir jetzt lieber nichts.

Zweite Stunde, Deutsch. Wie langweilig kann Schule eigentlich sein? Naja, wenigstens wird die Pause gut, denn jeden Donnerstag um 10.30 Uhr muss Marks Klasse den Raum wechseln, und dabei durch unser Klassenzimmer gehen. Verdammt, bin ich besessen eh. Und endlich ist es soweit, 10 Uhr 30. Ein paar Mädels, ein paar Jungs und da, M a r k ! Ich setzte mich aufrecht hin, tue so als würde ich gerade in meinen Schulsachen rumkramen, das Gesicht trotzdem gut in seinem Blickfeld, falls er -was er bestimmt macht- Blickkontakt sucht. Ich sehe ihn an mir vorbeilaufen, warte auf meinen großen Auftritt, auf unseren großen Auftritt, auf seine wundervollen, braunen Augen.

Nichts.

Was? Verdammte Scheiße, was soll das? Er hat mich bisher immer angeschaut, egal wo wir waren oder wer um uns herum war, einmal kurz rübergeschaut hat er immer. Man, was sollte das denn jetzt? Hab ich etwa etwas falschgemacht, vielleicht zu wenig Interesse gezeigt? Hab ich mir das ganze etwa nur eingebildet? Gedanken, Vorwürfe, Dinggg. Die Schulglocke läutet, Pause zu Ende, die Invasion von Gedanken in meinem Kopf jedoch noch lange nicht.

Freitag. Wieder nichts, kein Mark, kein garnix. Wieder Wochenende, wieder diese scheiß Sehnsucht. ich muss einfach aufhören mich in das Ganze so reinzusteigern, vielleicht will er ja garnix von mir. Hallo, ich meine ich stelle mir hier schon vor wie wir morgens zusammen Arm in Arm aufwachen, uns küssen, einfach zusammen sind und wir haben noch nicht mal länger als eine halbe Stunde miteinander geredet. Ich sollte das alles nicht so wichtig nehmen.

Montag, Gottesdienst. Er schaut wieder hoch, lächelt nicht. Ich verstehe ihn nicht mehr. Aber hab ich ihn überhaupt schon irgendwann mal verstanden? Manchmal würde ich mir wünschen, Gedanken lesen zu können. Oder einfach das Passwort seines Schülerverzeichnis-Accounts zu haben. Das wär doch schonmal was. Wer weiß mit welchen Mädels er da immer schreibt. Diese verdammte Ungewissheit, das ist das Schlimmste. Würde er mir einfach sagen dass ich ihn nicht interessiere, oder das Gegenteil. Aber nicht so, das halt ich auf Dauer nicht aus. Muss das denn immer so kompliziert sein? Können wir nicht einfach einen kleinen Zettel nehmen, Herzen draufmalen und (ja), (nein) oder (vielleicht) ankreuzen? Nein, das (vielleicht) lassen wir lieber weg. Ungewissheit. Das unnötigste auf der Welt. Allein das Wort klingt schon so hässlich. Naja, mal schaun was uns der Tag noch so bringt.

Nichts, natürlich nichts. Wir haben mittlerweile schon Freitag, wieder Freitag. Mark ist die ganze Woche mit dem Auto zur Schule gekommen, mich nicht mal mit seinem Allerwertesten angeschaut.

Wochenende, Sonntagabend. Telefondienst im Pizzaladen, wie immer. Das Telefon klingelt, wie immer. 'Antonios Pizza Dienst, guten Abend', wie immer. 'H..Hallo, ich wollte Pizza bestellen.' Mark, wie.. Moment, M A R K ?

'Äh..o..okay. Ihre Bestellung?'
'..eine Pizza mit Schafskäse, Peperoni und Salami, bitte.'
Verdammt, meine Lieblingspizza. Was soll das? Haha lustig, ja. Wo ist die Kamera?
'Kommt noch was dazu?'
'Ne'
'Gut, dann die Adresse bitte.'
'Äh.. ich komm vorbei und hol dann selber ab'…

Was? Verdammt warum geh ich immer im Pennerlook arbeiten? Neineinein, bitte nicht!'O..ok.. äh.. dann… so in äh.. 20 Minuten…ist äh..d..die Pizza fertig..'
'Okay, bis dann.'
'Ciao.'

Tuut tut tut tut.

Schnell zur Toilette, Haare richten, schaun ob alles sitzt. Das muss jetzt perfekt werden, das ist deine Chance Jenna.

Die wahrscheinlich 20 schlimmsten Minuten meines Lebens.

Tür auf. Mark rein. Tür zu.

Oh mein Gott. Diese Augen. Und sie schauen mich an. Und hören nicht mehr auf damit.







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