Seni Seviyorum.. Ez Te Hez Dikim...

Autor: Reymii
veröffentlicht am: 01.03.2009




Die klaren Regentropfen tropfen auf meine Haare und umspielen meine braun-goldenen Locken, fallen dann leicht auf meine Kleider. Ich weiß, dass die kühle Luft und der Regen meine Wangen leicht röten, doch es könnte auch wegen der Vorfreude sein. Der Kalte Wind, der mir die Röcke meines weißen Sommerkleides wehen und somit meine Beine die Kälte spüren lässt, macht mir nichts aus, ganz im Gegenteil, ich finde es schön. Es ist ein Gegensatz zu der Wärme in meinem Brustkorb, der mich von innen wärmt. Außer mir ist keine Menschensseele hier. Ich höre nur das Wehen des Windes und den leisen Regen und ganz leicht noch den Kies, der sich unter meinen Absätzen verschiebt. Zwischen dem ganzen Grün um mich rum, falle ich, so ganz in weiß, sehr auf, wie eine Rose die in ihrer Einsamkeit erblüht. Ich habe mich nur wegen ihm ganz in weiß angezogen, weil ich genau weis wie sehr er sie mag, für ihn ist sie die Farbe der Freiheit, seinem größten Traum..
Er gefällt mir sehr, dieser Weg. Er ist umgeben von Rosenbüschen, die zu dieser Jahreszeit erblühen und ihren Duft ausströmen, der den ganzen Weg in den eleganten und wohlriechenden Duft einhüllt. Obwohl es regnet, sieht alles wunderschön aus und ich komme mir wie eine Prinzessin in den Märchen vor, die vor hunderten von Jahren in dem Land erzählt wurden, wo ich ihn getroffen und zu lieben gelernt habe.. Trotzdem falle ich jedesmal aufs neue in eine tiefe Melancholie, wenn ich den Kies unter meinen Füßen, den Duft der Rosen in der Luft und seine Anwesenheit spüre.. Ich denke zurück an die Zeit, wo wir beide noch weit fern von diesem Ort waren. Aber es ist rein gar nichts, weswegen ich Reue empfinde, im Gegenteil, es war mein Schicksal, Kader, und ich habe es so gelebt, wie ich es sollte..
Man kann es nennen wie man will, aber ich nenne es Schicksal, dass ich ihn gerade auf der Demonstration gesehen habe, die ich organisiert hatte. Als eine Bozkurt, war es meine Pflicht dorthin zu gehen und aller Welt zu zeigen, dass ich hinter meinem Volk stehe. Das selbe dachte er wohl auch, denn er war auch auf der Demonstration, doch für ein ganz anderes Volk. Auch er hat damals seine Meinung in Slogans und Handzeichen geäußert, genau wie ich, aber er war auf der anderen Seite, er war auf der kurdischen Seite, ich auf der türkischen, mitten in Berlin, mitten unter einem Sommerregen, wie diesem.
Zwei Gruppen die aufeinander zugehen, sich hassen und sich doch in vielem ähnlich sind.Iin ihrem Aussehen, ihrer Leidenschaft, ihrem Stolz und ihrer Liebe zu der Heimat. Doch wir alle waren uns fremd, wir konnten und wollten nicht in die Augen der anderen sehen, bloß nicht die Menschlichkeit erkennen, die einen selber doch ausmacht. Zwischen dem ganzen was um mich rum geschah, ist es ein Wunder, dass ich meinen Kopf wenden und ihn sehen konnte. Wie er schrie, seine Flagge in der Hand, das Feuer in seinen Augen und als ich dann den Blick von ihm abwand, konnte ich vom Winckel sehen, wie er zu mir schaute. Tagelang, überhaupt Wochen habe ich nicht daran gedacht, denn es war nichts besonderes, nur ein Blick und doch so viel. Erst Wochen später, als ich ihn plötzlich auf der Straße sah, habe ich mich an den Blick erinnert..
Es war ein Spiel, was wir die erste Zeit spielten. Wir kannten uns, obwohl wir weder die Namen des anderen wussten, noch was anderes und doch taten wir so, als ob wir uns nicht sehen würden. Der Weg zur Schule die ich besuchte, war der Platz wo wir uns sahen, jeden Tag.. Es war Flirten, auf eine Art und Weise, denn ich konnte jedesmal spüren, wie er mich ansah, wenn ich an ihm vorbei ging. Das gleiche tat ich auch, öfters schielte ich zu ihm, wenn ich an der Bushaltestelle stand und auf den Bus wartete. Manchmal ist die Zuneigung, die aus der Ferne zu einem Menschen wächst viel stärker, denn es kann vorkommen, dass Worte nicht das beschreiben was man fühlt..
Es war Anfang Sommer, da sprach ich zum ersten Mal zu ihm oder doch er zu mir? Wir waren wieder auf dem selben Weg, wieder hatte ich weiß an, durch und durch und da ich eine Frau bin, kann ich mich noch sehr gut an meine Haare erinnern und an alles um mich rum. Wie die Orchideen in dem Garten des Hausmeisters dufteten, der Himmel leicht rötete und sich fertig für den Abend machte, den Geruch der Würstchen auf dem Grill, der aus irgendeinem Garten in der Nähe kam und an ihn, wie er allein auf der Bank saß. Ganz alleine hat er seine Zigarette geraucht und mich nicht einmal beachtet und doch war es diese Distanz, die er trotz seiner Blicke immer zu mir hatte, die mich anzog und dessen war ich mir bewusst. Ich wurde an dem Abend von einem betrunken Mann belästigt, genau vor ihm.. Er sagte Dinge, die meinen Stolz verletzten und mich den Tränen nahe brachten und er stank so fürchterlich, wie ein Mensch nur stinken kann, wenn er ganze drei Monate nicht geduscht hat, im Hochsommer.. Ich weiß noch, was für eine Angst ich hatte und wie meine Knie gezittert haben und ich ganz plötzlich nicht wusste, wie ich ihn von mir loskriegen sollte. Trotz meines Alters und meiner Größe von 1.70, was sehr groß für ein türkisches Mädchen ist, kam ich mir klein und hilflos vor, bis er auftsand und mir zur Hilfe kam. Wie ein Ritter eine Prinzessin vor dem Bösen rettet kam er mir an dem Tag vor.. Er hat sich mit dem Mann geschlagen, meinetwegen und ich war glücklich und beschämt zugleich. Mit jedem Schlag, dem er dem Betrunkenen gab, pochte mein Herz.. Als der Mann sich dann fluchend von uns entfernte konnte ich nicht mehr meine Tränen zurückhalten und sie flossen, obwohl ich es nicht wollte.. Ich konnte es einfach nicht zurück halten. Ezdan führte mich zu der Bank und fragte mich mit einer sanften Stimme ob alles in Ordnung sei. Jedenfalls versuchte er eine sanfte Stimme zu haben, denn so eiskalt sein Blick ist, genau so ist auch seine Stimme, laut, stark und rau.. Ich schüttelte nur meinen Kopf und schämte mich so sehr. Wie konnte ich neben ihm, dem Jungen der mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging heulen?! Noch Tage später hätte ich mich Ohrfeigen können deshalb! Wir saßen da ungefähr zehn Minuten bis einer was sagte und bis ich mich beruhigte.. Ezdan war dann derjenige der anfing zu reden, der versuchte mich zu trösten und mir die Angst zu nehmen, die ich bis dahin noch gespürt hatte.. In dem Gespräch erfuhr ich auch, dass er Ezdan hieß aber ich sagte ihm meinen Namen nicht, ich hatte es schlichtweg vergessen.. Als ich dann nach Hause wollte bestand er darauf mich soweit wie möglich zu begleiten, wenigstens bis zur Bushaltestelle, denn auch er dachte daran, dass der Mann wiederkommen konnte. Ich glaube, ich hatte in ihm diesen für orientalische Männer berüchtigten Beschützerinstinkt geweckt und es war die Frage seines stolzes, mich in Sicherheit zu wissen. Aber ich ließ nicht zu, dass er mich begleitete. Die ganze Zeit über war ich kühl zu ihm, obwohl er mich gerettet hatte. Der Grund dafür war klar gewesen. Von weitem für ihn zu schwärmen war in Ordnung, das würde niemandem etwas ausmachen, aber ich war gerade im inbegriff mich in ihn zu verlieben, wie dumm und kindisch das auch klingt und das durfte ich auf keinem Fall zulassen, schließlich war er Kurde und das genügte.. Er ließ mich dann doch allein gehen und als ich mich der Bushaltestelle näherte schrie er plötzlich hinter mir her, dass er meinen Namen noch nicht kenne und ich drehte mich um, mit einem verwunderten Lächeln und sagte es ihm.. Zehra..
Das Herz eines Menschen liebt das Unerreichbare und klammert sich daran, saugt es ganz tief in sich ein und lässt es in seinem Inneren erblühen, sodass man es nie wieder dort heraus bekommt, egal auf welche Art und Weise man es versucht. Was die Liebe aber unmöglich macht sind die Menschen. Sie mit ihren Vorstellungen und Gedanken, mit ihren Normen und Werten und überhaupt die ganze Gesellschaft. An dem Tag hatte ich mich verliebt und wie sehr ich mich auch dazu zwang es nicht zu akzeptieren, so wusste ich es doch, aber wie ich schon sagte, die Gesellschaft ist es, was die Liebe unmöglich macht, mit dem Menschen zusammen.. Nach diesem Tag sah ich ihn wie immer jeden Tag, doch er ließ es wieder nur bei den Blicken und tat neben seinen Freunden so, als kenne er mich nicht und das tat mir so weh, wie ich es gar nicht gedacht hätte.. Einmal musste ich mir auch anhören, wie er mit seinen Freunden über uns, die Türken, redete. Der Hass, der aus ihren Worten kam, schockierte mich und mir wurde schlecht, denn das waren alles Dinge, die meinen Stolz verletzten und mein geliebtes Volk bloßstellten, leere und gelogene Anschuldigungen. Wir saßen im Bus, ich und meine Freundin und die saßen hinter uns und schrien ihre Meinung geradezu heraus. Aber sie hatten uns nicht bemerkt. Was mich aber am allermeisten verletze war, dass Ezdan ihnen immer zustimmte und die schlimmsten Sachen von allen sagte. Als wir dann ausstiegen und die noch auf ihren Plätzen saßen, schaute ich bevor ich rausging noch mit hasserfülltem Blick in die Augen jedes einzelnen und spuckte dann vor ihre Füße auf den Boden. Ich weiß, dass diese Jungen, die so voller Leidenschaft waren, mich geschlagen hätten, wären sie nicht so verpeilt gewesen und wäre ich nicht schon außerhalb des Busses, aber das war mir egal. An Ezdans Blick erinnere ich mich noch ganz genau, wie verwirrt und erschrocken seine caramel-farbenen Augen mich ansahen, aber ich war bis aufs tiefste beleidigt worden und ich würde mich rächen..
In meinem Politikkurs waren viele der Jungen, mit der er an dem Tag im Bus so schlecht über uns geredet hatte und in Politik hatten wir gerade das Thema Terrorismus, ich war die erste die sich meldete, um mein Referat vorzutragen, es ging um die PKK.. In meinen Worten war der selbe Hass wie der, den ich von ihnen gespürt hatte und wie eine Ohrfeige trafen meine Worte sie, das konnte ich an ihren Gesichtern sehen, sie waren in der selben Situation wie ich. Meine Worte machten sie sauer, verletzte ihren Stolz und lies ihren Magen schmerzen und dies waren die Dinge die ich wollte. Ich wollte sie das spüren lassen, was ich an dem Tag im Bus empfand.. Nach diesem Tag wusste ich mehr als vorher, dass Ezdan eine Sünde für mich war, eine sehr große Sünde.
Ich weis nicht was er genau war, mein Schutzengel oder irgendso ein dahergelaufener Kurde, in den ich mich wie zufällig verliebte, aber er war ständig dabei mich zu retten und das kam mir komisch vor, damals wie heute.. Das zweite Mal, wo seine Hand mich berührte war genau zwei Monate nach dem ersten Mal, als ich fast von einem Auto überfahren worden wäre. Nach dem Unterricht fuhr ich immer mit dem Bus nach Hause, so wie ungefähr 90% der Schüler an unserer Schule und die Bushaltestelle war nach Unterrichtsschluss dank uns immer voll. Ich hatte mit einem Freund von mir getobt, ja, wir haben richtig getobt, wie kleine Kinder, uns geschubst und den anderen verfolgt. Er war groß und breit und als wir dann am Straßenrand waren, wurde ich ausversehen von ihm auf die Straße geschubst, wo gerade ein Auto angefahren kam. Ich konnte mich nirgends festhalten, obwohl soviele Menschen um mich rum waren, hat mich keiner gesehen und bevor ich auch nur die Zeit hatte, Angst zu haben wurde ich am Arm gepackt und weggezogen. An den Griff kann ich mich noch erinnern, ich spürte ihn bis tief in meine Knochen, so fest und stark und an den Geruch seiner Brust, als ich mich ranlehnte. Ezdan hatte mich von der Straße gezogen und diese Wärme, die meinen ganzen Körper durchströmte, kam von ihm.. Erst als er mich fester umarmte, merkte ich wie ich am ganzen Leib zitterte. Obwhol ich hätte wie benebelt sein sollen, fasste ich mich schnell und machte mich von ihm frei. Alle schauten uns an. In manchen Blicken lag Neid, in manchen Angst und in manchen pure Neugier, doch in den meisten einfach nur Verahctung und Missbilligung. Wi konnten wir nur? Mitten auf der Straße, zwischen all diesen Leuten und umarmen? Das war ein Grund für meine männlichen Freunde einen Streit anzufangen, der mit gebrochenen Nasen und blutenden Gesichtern endete. An diesem Tag, bekam Ezdan das erste Mal Prügel wegen mir..







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