Amerika!!!

Autor: __enchanted
veröffentlicht am: 10.01.2009




Amy:

'Amy, zehn nach sieben!!' Kerzengerade schoss ich hoch. Es war Montagmorgen. Um 7:20 Uhr fuhr mein Bus. Mist, ich hatte schon wieder verschlafen. 'Komme gleich!', schrie ich. In Windeseile zog ich mich an. Meine Lieblingsjeans, ein rotes Top und mein grauer Pullover. Zum Glück hatte ich meine Schultasche schon gestern gepackt, so bleibt mir noch ein bisschen Zeit mich zu schminken…Ich hatte gestern Abend wieder zulange gelesen. Ich wusste es, aber das Buch war so spannend. Ich konnte einfach nicht aufhören.
Ich rannte die Treppe runter, stolperte und fiel fast hin. Ich konnte mich gerade noch am Geländer halten. Meine Mutter saß in der Küche vor ihrem Kaffee, über eine Zeitung gebeugt. Sie schaute mich streng an: 'So kann das nicht weitergehen, Amy!' Ich erwiderte nichts, schnappte mir mein Brötchen und zog mir die Jacke über. Kaum das Haus verlassen, fing ich an zu rennen, was sich mit meiner Schultasche auf dem Rücken und den Brötchen im Mund als schwierig erwies…Ich schaffte es rechtzeitig auf meinen Bus. Ich bin 16 Jahre alt. Ich wohnte mit meiner Mutter zusammen in einem hübschen Einfamilienhaus. Meine Eltern waren, seit ich sieben war, geschieden. Bei meinem Vater war ich selten. Ich mochte ihn nicht besonders. Er war viel beschäftig und hatte selten Zeit. Das war schon immer so. Schon als ich klein war. Er war immer auf Geschäftsreisen und hatte andauernd irgendwelche Affären. Also war es leicht zu verstehen, warum sich meine Mutter von ihm getrennt hatte.
Ich ging auf ein Gymnasium zur Schule und war ziemlich durchschnittlich. Ich hatte blonde Haare, die sich bis zur Hälfte meines Rückens sanft wellten, blaue Augen und war ziemlich schlank. Meine Freundin sagte immer, ich sei ein Engel… Wir waren beste Freundinnen seit dem Sandkasten. Sie wohnte eine Bushaltestelle von meiner entfernt und war also schon im Bus. Wir konnten dann zusammen zur Schule hochgehen, die war ca. 10 min vom Bahnhof entfernt. Der Bus hielt am Bahnhof… Sie besetzte immer einen Platz für mich. Heute natürlich auch. Kaum eingestiegen, hetzte ich zu ihr und schloss sie in die Arme. 'Hallo Süße, wie geht's?' 'Hey mein Engel. Gut und dir?', sie lächelte mich an. 'Auch gut! Ich habe heute den Bus fast wieder verpasst.', ich zog eine Grimasse. Sie lachte und meinte: 'Hast wohl gestern Abend wieder zulange gelesen.' Ich nickte. Sie kannte mich in und auswendig. Ich war ein schrecklicher Bücherwurm und liebe Fantasy - Bücher über alles. Alles Märchenhafte verschlang ich. Manchmal ärgerte sie sich darüber, aber ändern konnte sie nichts. Nachdem wir ausgestiegen waren, machten wir uns gemächlich auf den Weg. Sie plapperte munter drauflos. Ich mochte sie. Sie war immer gut gelaunt, lachte die ganze Zeit und mit ihr konnte man die durchgeknalltesten Dinge tun. Sie war mein Fels in der Brandung, wie man so schön sagte. Ich konnte mit ihr über alles reden. Sie verstand mich, oder versuchte es wenigstens. 'Amy? Amy!? Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?!', wurde ich aus den Gedanken gerissen. 'Tschuldigung', ich lächelte sie unschuldig an. 'Das nervt mich total. Immer deine Tagträume! Aber auch Engel haben ihre Macken…oder?' Sie grinste mich an und ich grinste zurück.
'Also, wo bin ich stehen geblieben…Ach ja. Marc hat mich ins Kino eingeladen! Wie findest du das?' Sie strahlte mich an und ihre Augen leuchteten. 'Wow. Das ist ja super!' Ich war begeistert. Marc war schon lange Emmas heimlicher Schwarm…Aber was sollte ich sagen. Wer konnte Emma schon widerstehen. Sie war bildhübsch. Groß, schlank. Sie hatte schwarz, gelockte Haare und dazu wunderschöne, grüne Augen, volle Lippen, allgemein ein schmales Gesicht. Sie glich einer Elfe. Und sie hatte eine stattliche Oberweite, im Gegensatz zu mir. Das war ja auch egal. Man konnte ja nicht immer alles haben, was man wollte. 'Wir wissen noch nicht was wir gucken gehen, aber es wird spitze. Wie läuft es eigentlich bei dir und Sven?', fragte sie. Ich verzog mein Gesicht: 'Ich glaube das wird nichts. Er interessiert sich einfach nicht für mich.' Ich zuckte mit den Schultern. 'Hmm… Das ist echt schade. Ihr wärt ein schönes Paar und - ', sie zwinkerte mir zu, 'er sieht ja auch verdammt gut aus. Aber ganz ehrlich, er ist nicht der einzige Junge auf der Welt, Amy.', versuchte sie mich zu trösten. Ich seufzte. Sie hat ja Recht, aber ich hatte mich total in ihn verliebt, aber anscheinend war er mehr an Oberweiten interessiert. Da kam ich natürlich nicht in Frage. 'Hast du für Englisch schon gelernt?', riss sie mich ein zweites Mal aus den Gedanken. 'Das ist die blödeste Frage, die du stellen kannst', tadelte ich. 'Sorry, stimmt.', sie lächelte mich verlegen an. Ich war zur Hälfte Amerikaner. Mein Vater stammte von dort, darum hatte ich auch einen amerikanischen Vornamen. Ich war zweisprachig aufgewachsen. Englisch war also nicht mein Problem. ' Ach ja. Apropos Englisch…Hast du eigentlich deine Mutter gefragt wegen diesem Halbjahr-Zeugs?' 'Mist, hab ich total vergessen!' Erschrocken blickte ich zu ihr. Sie verdrehte die Augen: 'Typisch. Aber du hast bis morgen noch Zeit.' Unser Englischlehrer hatte letzte Woche Anmeldeformulare für ein Halbjahr Ausland ausgeteilt. Auch auf Amerika. Da wollte ich unbedingt hin. Aber ich wusste ganz ehrlich nicht, wie meine Mutter reagieren würde. Ich hatte wie üblich vergessen zu fragen und es war nicht ganz günstig.
Mittlerweile hatten wir die Schule erreicht. Wir zogen die Jacken aus und begaben uns in unser Zimmer. Die erste Stunde hatten wir Geschichte. Voll öde. Als würden die Grieche mich interessieren…
Meine Gedanken waren bei Sven. Sven ging eine Klasse über mir, mit Marc, in die Schule. Sven war nett, Sven war lustig, Sven war hübsch - und Sven war ein totaler
Mädchenschwarm. Ich hatte ein paar Mal mit ihm gesprochen, aber mehr war da nicht. Ich hatte mich langsam damit abgefunden, dass er keinerlei Interesse für mich aufbrachte. Aber da Emma jetzt mit Marc datete, würde ich vielleicht mit Sven näher in Kontakt treten. 'Amy, würdest du bitte meine Frage beantworten!', wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen. 'Ähm, Entschuldigung…Könnten sie die Frage noch einmal wiederholen?', unschuldig sah ich Herr Meier, unser Geschichtslehrer, an. Er schaute mich wütend an: 'Wer war der berühmte Philosoph, dessen Schüler Platon und Xenophon waren?' 'Ähm…',
hilfesuchend blickte ich zu Emma. 'Sokrates!', sagte ich und blickte Emma dankend an. Aber auch eine öde Geschichtsstunde ging vorüber.
Darauf folgte Musik. Wesentlich besser, ich liebte Musik. Seit ich sieben war, spielte ich Klavier und nahm Gesangsunterricht. Nach zwei Endlosdauernden Deutschstunden, gingen wir in die Mensa um zu essen. Heute gab es Pommes und Schnitzel, aber ich hatte irgendwie keinen Hunger. Also würgte ich das Essen einfach runter. Der Nachmittag zog sie endlos dahin. Zuerst eine Doppelstunde Mathematik, dann Religion und zum Schluss noch Französisch. 'Du solltest vielleicht besser Englisch lernen…und Hausaufgaben haben wir auch nicht wenig.', sagte ich zu Emma, du gefragt hatte, ob ich nach der Schule zu ihr käme. Wir saßen im Bus, erschöpft von diesem anstrengenden Tag. 'Oh, Englisch habe ich vergessen. Wie wäre es mit Mittwoch? Wir könnten reiten gehen.' 'Ja. Super Idee!' Ich musste aussteigen. Zum Abschied umarmte ich sie. Unser Haus war nicht weit von der Haltestelle entfernt. Zu Hause angelangt, zog ich meine Jacke aus, warf meine Schultasche ins Zimmer und machte mir einen Tee. Meine Mom würde bald nach Hause kommen. Ich legte das Anmeldeformular auf den Küchentisch, damit ich es nicht ein zweites Mal vergaß. Als der Tee fertig war, ging ich in mein Zimmer und machte artig die Hausaufgaben. Kaum war ich fertig geworden, öffnete sich die Haustür und meine Mutter trat ein. 'Amy?' 'Ja, hier!', antwortete ich. 'Ich habe uns Pizza nach Hause genommen. Ich bin zu müde um zu kochen.' Manchmal war meine Mutter so unkompliziert.
Kurze Zeit später saßen wir am Tisch und ließen uns die Pizza schmecken. 'Ich habe hier ein Anmeldeformular für ein Halbjahr Ausland auf Amerika. Darf ich?', fragte ich meine Mutter. 'Darf ich mal sehen?' Ich reichte den Zettel meiner Mutter, die ihn las. 'Das kostet aber viel.' 'Ich weiß. Aber ich lege ein bisschen Geld von mir bei Seite. Dann kann ich etwas dazu zahlen.', fragend sah sie an. 'Ach ich weiß nicht…' 'Och bitte. Nur dieses eine Mal!', ich bettelte und fragte solange, bis meine Mutter zustimmte.
Ich hatte es geschafft. Ich würde ab diesem Sommer ein halbes Jahr nach Amerika gehen. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.
Der Wecker klingelte. Dieses Mal würde ich nicht verschlafen! Ich stand auf, ging ins Bad und duschte erstmals. Nachdem ich meine Haare geföhnt hatte ging ich in die Küche. Heute reichte meine Zeit für ein richtiges Frühstück. 'Hast du schon mal nach draußen geguckt?', fragte mich meine Mom. Ich schaute aus dem Fenster und…WOW es hatte geschneit. Eine ca. 50 cm dicke Schneeschicht bedeckte unseren Garten. Ich unterdrückte einen Freudenschrei. Wie ich Schnee liebte. 'Ich glaube, ich sollte langsam für Geschenke sorgen!', sagte ich zu meiner Mutter gewandt. Es waren nur noch zwei Wochen bis zu Weihnachten. Sie lachte. Ich konnte nicht schnell genug meine Cornflakes essen. Ich musste unbedingt raus. Der Bus kam und ich stieg ein und bahnte mir einen Weg zu Emma, die mich ungeduldig erwartet hatte. Sie strahlte über das ganze Gesicht. 'Oh Mann Amy! Es hat geschneit!!!' 'Nein! Was du nicht sagst.', ich grinste sie an und umarmte sie stürmisch. 'Und hast du das Anmeldeformular dabei?' fragend blickte sie zu mir. 'Hab ich. Mann, weißt du wie cool das morgen wird. Im Schnee reiten, das ist wie im Märchen.' 'Oh ja. Ich hoffe unsere Pferde benehmen sich einigermaßen gut.', meinte sie. 'Sag mal, hast du nächstes Wochenende Zeit? Am Samstag können wir Geschenke einkaufen gehen und am Sonntag… Das Wetter ist da super. Wir können boarden gehen!' Sie fand es eine super Idee. Das hätten wir geklärt. Inzwischen waren wir beim Bahnhof angelangt und gingen den Weg zur Schule. Ich duckte mich um einem Schneeball zu entgehen. Ich sah in die Richtung aus dem er kam und erblickte Marc und Sven. Marc schaute mich entschuldigend an: 'Tut mir leid. Der wäre eigentlich für Emma gedacht gewesen.' Plötzlich wurde ich angerempelt und plumpste in den Schnee. Verdutzt saß ich am Boden. Marc musste sich ein Lachen unterdrücken. Emma kicherte und reichte mir ihre Hand um mir aufzuhelfen. Und Sven… Der brach in schallendes Gelächter aus. Alle im Umkreis von zehn Metern drehten sich zu uns um. Ich wurde rot vor Scham, ich merkte es. Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein. Ich wurde stocksauer. Ich klaubte ein bisschen Schnee zusammen, formte eine Kugel und warf sie mit aller Kraft…

Sam:

Der Schneeball traf mich genau ins Gesicht. Mike grinste mich schadenfroh an. Ich warf einen Schneeball nach ihm, traf aber nicht. 'Warte nur. Das kriegst du zurück!', schrie ich. Der konnte sich auf was gefasst machen. Ich betrat die Schule. Heute würde es wieder voll öde werden. Wir mussten eine Biologieprüfung schreiben. Ich hatte nicht viel gelernt. Gestern Abend war ich wieder auf einer Party. Tyler kam mir entgegen, Mike versteckte sich hinter ihm und grinste. 'Hey Alter. Wieder nüchtern?', wollte Tyler wissen. 'Klar mann. Das sollte ich eher dich fragen.', lachte ich. 'Du bist plötzlich weg gewesen. Und Tiffany komischerweise auch…' 'Tja…', grinste ich vielsagend. Es war eine heiße Nacht, das musste ich zugeben. Bio hatte ich verhauen. War auch egal. Ich konnte es kaum erwarten, die Schule zu verlassen. 'Kommst du heute Abend auch? Andrew schmeißt ne Party.', fragte Mike, der seinen verdienten Schneeball noch bekam, als ich gehen wollte. 'Nein Sorry. Meine Mutter macht voll die Krise. Und Shandy hat heute Geburtstag. Wir feiern…' 'Ah okay. Schade…', bedauernd blickte Mike zu mir. 'Sag Shandy liebe Grüsse und viel Glück!' 'Das kannst du gleich selbst machen. Da kommt sie.', ich zwinkerte ihm zu. Ich wusste, dass er sie süß fand. Doch Shandy zeigte ihm immer die kalte Schulter. Nachdem Mike Shandy gratuliert hatte, stiegen Shandy und ich zu James ins Auto. James war unser Butler. Ja, wir waren ziemlich reich. Wir waren adelig. Unser Familienname lautete 'From Baskerville'. Es war ein englischer Name, denn mein Großvater stammte aus England, war aber nach Amerika ausgewandert. Wir wohnten in einer riesigen Villa am Strand. Mit einem gigantischen Garten. Der gefiel vor allem Shandy. Mein Vater arbeitete irgendwie im Finanzwesen. Ich wusste es nicht genau. Meine Mutter in einem Juweliergeschäft. Sie sah uns nicht gerne mit 'normalen' Kindern oder Jugendlichen. Darum gingen wir auch in eine Schule, in der nur Kinder reicher Eltern zur Schule gehen. Meine Mutter war auch nicht begeistert an meiner Partysucht. Da wäre wohl jede Mutter nicht begeistert…Und als Shandy jemanden für ein Halbes Jahr zu uns einladen wollte, war meine Mom auch nicht einverstanden. Aber schlussendlich musste sie nachgeben. Das mit James hatten wir auch unserer Mutter zu verdanken. Ich könnte eigentlich mit meinem Porsche zur Schule, aber meine Mutter hatte Angst, dass mir etwas passierte.'Na Schwesterherz. Auch endlich 16.!', sagte ich zu Shandy. 'Na klar großer Bruder. Wie lange habe ich darauf gewartet.' Ich war ein Jahr älter als meine Schwester, also siebzehn. Ich hatte Shandy auch ein Geschenk gekauft, hatte aber noch keine Gelegenheit es ihr zu geben. Es war eine vergoldete Kette mit einem schlichten, kleinen Herzchen. Ich wusste, dass sie ihr gefiel. Sie hatte sie in einem Schaufenster entdeckt und sehr lange angeschaut.
Zu Hause angekommen, aßen wir alle zusammen ein köstliches Abendessen. Danach gab es eine große Geburtstagstorte für Shandy. Ich gab ihr mein Geschenk noch nicht. Ich würde es ihr geben, wenn wir alleine sind.
Nach dem Abendessen gingen Shandy und ich in unsere Zimmer. Ich holte das Geschenk, ging zu Shandy und klopfte. 'Herein.', ertönt es und ich machte die Tür auf. Shandy lag auf dem Bett und las. Als sie mich sah, legte sie ihr Buch beiseite und lächelte mich an. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und fragte: 'Und wie war Schule heute?' 'Ziemlich gut. Wir hatten eine Matheprüfung und ich habe ein gutes Gefühl. Nur…Tiffany war heute so komisch. So zutraulich. Sie lief mir die ganze Zeit wie ein Hündchen hinterher. Weißt du vielleicht wieso?', sie schaute mich fragend an. 'Ich…also…ähm…letzte Nacht.
Sie…ähm...vielleicht…erwartet mehr…', druckste ich herum. Sie grinste mich an: 'Ach, sooo ist das.' 'Aber ich bin nicht hier um mit dir über Tiffany zu reden, sondern um dir das zu geben.', sagte ich und reichte ihr mein Geschenk. Sie nahm es und fing an auszupacken. Als sie die Kette sah, lächelte sie, stürzte sich auf mich und umarmt mich. 'Du bist der beste Bruder der Welt!!! Und noch etwas. Ich würde Tiffany nochmals sagen, dass da nichts ist.' 'Okay mach ich'. Sie stöhnte: 'Wann wird endlich das Herz meines Bruders, dieses Obermachos, erobert.' 'Das wird nicht so bald passieren.', sagte ich und war mir sicher, dass es stimmte…







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