Mein trauriges Märchen

Autor: Sebastian Henning
veröffentlicht am: 02.01.2009




(Kapitel 3 geändert)

Kapitel 1

Ich hatte mich verlaufen… irrte schon seit Wochen in einer gigantischen Wüste umher… Es war heiß… sehr heiß… Der Schweiß tropfte mir von der Stirn… Ich hatte einen Sonnenbrand, er brannte fürchterlich und das stechen der brühendheißen Sonne ließ nicht nach. Kein Schutz, Kein Schatten.. Ich wusste nicht mehr wohin... Überall wo ich hinschaute sah ich Sand. Milliarden Tonnen feinen weißen Sand aufgetürmt zu malerisch aussehenden Dünen. Alles sah gleich aus... ich irrte schon die ganze Zeit im Kreis umher… Hatte Durst, brauchte Wasser… Doch da war nichts… Ich fühlte mich schwach… Ich befürchtete das ich jeden Moment zusammenbrechen könnte und in der Wüste verenden werde wie die Tiere die rings um mir lagen... so stark verwest das man nicht mal mehr erkennen konnte was die Kadaver mal gewesen sein könnten… Geier schwirrten um mich herum… mindestens genauso hungrig wie ich… Sie starrten mich an, beobachteten mich, in der Hoffnung ich würde bald meinen letzten Atemzug machen… Doch dann sah ich etwas unbeschreiblich Schönes... In meinem Körper breitete sich wieder das Leben aus. Ich hatte nichts anderes mehr im Kopf… Hunger, Durst und die Schmerzen waren auf einmal zweitrangig geworden...
Ich eilte in die Richtung in der ich meine Hoffnung gesehen hatte und lief… und lief... und lief… in der Hoffnung es sei keine Fata Morgana.
Ich erinnerte mich auch nicht mehr an den Grund warum ich überhaupt in der Einöde gelandet bin… Doch nachdem ich Tagelang auf der Suche gewesen bin fiel es mir wieder ein...Einst habe ich einen Engel gesehen und schwor mir ihn zu finden, was es auch koste… ich wollte mein Herz mit ihm teilen… In jener Wüste in der ich mich immer noch befinde an einer Oase mit kristallklarem Wasser mit wunderschönen schattenspendenden Palmen fand ich ihn endlich. Ich war überwältigt von seinem Charakter. Ich wollte nie wieder weg. Des Nachts bei Mondschein zeigte sich der Engel erst in seiner wahren Schönheit, so schön das man wie erstarrt da stand wenn man seine Augen betrachtete. Ich wollte ihn nie wieder gehen lassen, ich fühlte mich als der glücklichste Mann der Welt. Er war wie ein Stück Farbe in einem Schwarz-weiß Film, wie das wärmende Feuer in einem Kalten Wald… Einfach nur unbeschreiblich.. Doch 3 Tage später ließ der Engel mich fallen und schwang seine gigantischen pechschwarzen Flügel auf und flog weg ohne den Anschein das er je wieder kommen wird… Er sagte mir nicht warum er mich verließ. Ich war traurig. Nein traurig war ich nicht… Es ist zu milde ausgedrückt… Ich weinte… Tagelang, Wochenlang.. Das Salz meiner Tränen vereinte sich mit dem glasklaren Quellwasser und nach einigen Tagen war so viel Salz in dem See das alles um den See herum austrocknete. Die Palmen waren nach einigen Wochen nicht mehr.. nur noch Wracks ihrer vergangenen Schönheit… Sie spendeten keinen Schatten mehr, die hübschen Blätter die sonst immer mit einem Hauch von Eleganz im Wind tänzelten sind nicht mehr. Das Wasser konnte ich nicht mehr trinken… Ich musste weg.. Denn ich merkte dass es auch mich von innen austrocknete… Warum nur? Womit hatte ich das verdient?
Als ich mich so daran zurückerinnerte fragte ich mich: War es jener Engel den ich vor Monaten schon gesehen habe? Ich machte mir Gedanken was ich zu ihm sagen würde falls er es war.. falls es ihn noch gibt… Ich liebe ihn immer noch… Viel zu stark… Vielleicht hat er mich noch nicht vergessen?!?....

Kapitel 2

Die Tage verstrichen… Es verging kein Tag an dem ich nicht an den Engel gedacht habe. Den Engel der mir so viel Kraft gab allein in der Wüste zu überleben, der aber auch Schuld daran war das ich überhaupt erst hier gelandet bin… Oder hatte er keine Schuld? War es mein Übereifer der mich in die Wüste getrieben hatte um meinen Engel zu finden? War Hochmut daran Schuld, mich in etwas zu verlieben, was unerreichbar für mich schien? Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Was es heißt zu fallen wusste ich jetzt… Die Geier kreisten noch immer über mir, bloß viel verzweifelter als vorher.. War ich der einzige Mensch in der gottverlassenen Wüste, gar das einzige Lebewesen abgesehen von den Geiern? Ich wünschte ich würde irgendetwas lebendiges sehen.. Ich wollte einen Hauch Leben spüren.. War ich schon tot? War das das Jenseits? Ich war mir nicht mehr sicher… Ich quälte mich durch die Wüste, war vom Schmerz durchdrungen, dennoch verlor ich keine Hoffnung meinen Engel zu finden, denn ich bin der, der keine Hoffnung verliert…
Was würde ich in diesem Augenblick für einen Schluck Wasser geben? Was würde ich dafür geben meinem Engel wiederzusehen? Ich dachte noch immer darüber nach was ich zu ihm sagen würde… Ich verzweifelte langsam.. Wo war der Ausgang? Ich wollte einfach nur noch raus aus der Wüste… Ich hatte die Tage nicht gezählt die ich hier schon alleine unterwegs war, dennoch wusste ich es waren zu viele.
Die darauffolgende Nacht war kalt, wie jede Nacht, dennoch überkam mir irgendwann das Gefühl von Wärme.. Was war es? Ich sah kein Feuer oder derartiges… Umso weiter ich ging umso wärmer wurde mir und langsam schlich sich ein Gefühl von Behaglichkeit ein.. Ich wusste es kann nur einen Grund dafür geben… Mein Engel ist zurückgekehrt.. Oder waren es nur Wahnvorstellungen? War ich schon so verrückt geworden das ich dachte dass es bei Eiseskälte auf einmal ohne ersichtlichen Grund warm wird? Selbst wenn? Was hatte ich zu verlieren? Ich ging weiter und weiter…
Und irgendwann saß er da, genauso einsam wie ich im Sand… Ich konnte es nicht glauben.. Was machte er an einem so verlassenen Ort? Hatte er mich gesucht? Allein schon der Gedanke ließ mein Herz höher schlagen. Ich kam ihm näher und näher. Er bemerkte mich und schaute mich an… Das Gesicht ausdruckslos… Keine Freude darüber mich zu sehen. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte.. Ich sah ihm in die Augen. Eine Träne kullerte lautlos im Mondschein, glitzernd wie ein Diamant, seine Wange runter…
Ich versuchte ihn zu trösten, ganz gleich was war… Er sagte mir dass er viel Zeit damit verbracht hat an mich zu denken… Die Worte kamen nur schwerfällig aus ihm heraus.. Das er von total vielen Personen enttäuscht wurde.. Und er das Gefühl hat das diese Person die Freundschaft nicht wichtig nimmt… Auffällig war der ständige Einzahl-Mehrzahl Wechsel… Obwohl ich total erschöpft von den letzten Wochen war und unter Garantie nicht klar denken konnte, fiel es mir auf.. War es eine bestimmte Person von dem der Engel immer wieder enttäuscht wird? Und nicht mehrere? Ich hatte so meine Vermutung dennoch sagte ich nix… Ich fragte ihn ob er glücklich ist..
Diese Antwort werde ich nie verstehen… Erst sagte er wäre sich nicht sicher ob er glücklich ist. Er wüsste es nicht. Aber fragte ich ihn ob es sich gelohnt hat wegzufliegen und an einem anderen Ort glücklich zu werden antwortete er damit das er glücklich sei… War er wirklich glücklich? Oder belügt er sich selbst? Diese Antwort beschäftigt mich bis heute…

Er fragte mich ob er besser hätte nicht wegfliegen sollen… Was sollte ich darauf antworten? Ich liebe ihn. Er wusste das. Warum fragte er mich das?
Ich antwortete ihm: Manchmal braucht man länger um zu wissen was einem gut tut und was man haben will…. Ich will nur dass du glücklich wirst, wenn du es nicht bist, hast du irgendetwas falsch gemacht…
Er starrte mich an.. Seine Augen waren leer… Er wusste nicht was er dazu sagen sollte…Ich will dir nicht schon wieder wehtun… Du hast das Beste vom Besten verdient, stammelte er dann unter erneutem Tränenfluss….
Was war denn das Beste für mich? Ich wusste es… Ich wollte meinen Engel, Ich liebe ihn… ganz gleich was war…
Aber warum erzählte er mir das so schwerfällig? Hatte er Angst davor, dass ich ihn lynchen würde, weil er damals einfach weggeflogen ist? Hatte er Angst das ich mich verarscht fühlen würde wenn er mir sagt das er doch ganz gerne bei mir ist anstatt woanders? Hatte er Angst davor einen Fehler gemacht zu haben? Fehler sind menschlich… Sie sind dafür da gemacht zu werden damit man aus ihnen lernen kann… Aber mein Engel war kein Mensch… Oder war er es? Gefangen in dem Körper eines Engels? Ich bin mir nicht mal sicher ob es überhaupt ein Fehler war das er mich fallen lassen hat… Denn das konnte nur mein Engel selbst beantworten…
Egal was er dachte… Egal warum er sich so viele Gedanken machte… Ich liebe ihn... Er weiß das… Ich würde alles dafür geben das er bei mir bleibt… Denn er erfüllt mein Herz mit so viel Behaglichkeit, Wärme und Geborgenheit…
Der Engel starrte mich nur weiter ausdruckslos an… Wusste er was ich dachte? Hatte er die Gabe Gedanken zu lesen? Ich wusste dass er es konnte… Ich setzte mich zu ihm, legte meinen Arm um ihn und versuchte ihn zu beruhigen…

Kapitel 3

Langsam ging die Sonne auf. Mit seinem Kopf an meiner Schulter gelehnt saßen wir dem Sonnenaufgang entgegen. Wir haben geredet… lange geredet… Über sein Leben wie er es bisher gelebt hat und über die Fehler die er gemacht hat. Tränen, die wunderschön im Sonnenlicht glitzerten tropften von seinen Wangen und schlugen unsanft im Sand auf… Sofort erlosch das schöne Glitzern… Auch wenn Tränen meist nichts Gutes bedeuten schien es ihn zu befreien… War es das Gespräch was wir geführt haben? Oder einfach nur meine Anwesenheit? Er schaute mich an und mit einem Dankbaren Blick wie ich ihn noch nie vorher bei jemandem gesehen hatte, fast so als habe man ihm eine schwere Last abgenommen, sagte er mir dass ich ihm die Augen geöffnet hätte. Bei diesen Worten wirkte er so glücklich und erneut flossen Tränen fröhlich über seine Wangen… Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn ganz fest, streichelte ihm über den Rücken und freute mich dass er in diesem Moment so glücklich war… Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und wischte seine Tränen mit dem Daumen weg… Wir sahen uns direkt in die Augen… Ich genoss den Augenblick ihm wie gelähmt in die Augen zu schauen und alles Drumherum zu vergessen… Mir gingen die schönen Momente der Vergangenheit durch den Kopf, jene Momente die von unschätzbarer Bedeutung für mich sind, jene Momente, die ich mit meinem Engel verbracht habe... Sekunden später trafen sich unsere Lippen und wir küssten uns… So schön und leidenschaftlich wie garantiert noch nie jemand geküsst hat, da war ich mir sicher… Ich konnte nicht genug bekommen… Das war der schönste Moment in meinem Leben... Ich erinnere mich gern an ihn zurück…
Mein Engel sah mich an, mit einem Lächeln im Gesicht, mit einem Lächeln das ich nie vergessen werde… Er erhob sich und breitete seine Flügel aus… Er schaute mich an und ihm standen die Tränen erneut in den Augen… Ich muss gehen schluchzte der Engel und schaute mich an als ob er nicht dazu in der Lage wäre mich zu verlassen… Ich verstand nicht warum… Dennoch musste es sein… Anscheinend… Er weinte… Offensichtlich wollte er nicht weg. Ich weinte… Meine Hände umschlossen noch immer sein Gesicht… Ich wollte ihn nicht gehen lassen… Langsam erhob er sich in die Lüfte… Ich hielt ihn immer noch fest… Ich umklammerte seine Beide und sah hoffnungsvoll zu ihm hoch… Er sah mich an und schrie: 'Nein, was machst du? Warum machst du das mit mir? Ich muss gehen!' Er vergoss Tränen wie ein Wasserfall… Er wollte nicht gehen... ich wusste das… doch warum ging er dann? Sichtlich gequält mich zu verlassen stieg er noch höher hinauf… Ich hing an seinen Beinen und schrie unter Tränen: 'Bitte verlass mich nicht…' Der Engel weinte immer mehr und mehr…
Ich hielt diese Ungewissheit nicht mehr aus und klammerte mich an ihm fest… Wenn er jetzt wieder gehen würde und mich in Unwissenheit lassen würde ob er wiederkommt oder nicht oder ob er endlich bei mir bleibt würde ich verenden, das wusste ich. Ungewissheit ist das Schlimmste erdenkbare Übel… Ich wollte nicht weg…
Er versuchte mich loszuwerden… trat nach mir... Warum nur?... Bis mich meine Kräfte irgendwann verließen… Nicht nur meine Körperlichen sondern auch meine Seelischen… Irgendwann konnte und wollte ich nicht mehr… Ich ließ los… Und fiel... und fiel... und fiel… Ich sah dem Engel nach und stürzte Kopfüber in das Nichts. Sofort als er es bemerkte versuchte er mir zu Folgen… Er weinte und schrie:' Neeeiiin' Doch was würde mir das nützen wenn er mich jetzt wieder auffangen würde, nur um mich später wieder fallen zu lassen? Ich hoffte er fing mich nicht auf… Ich konnte so einfach nicht mehr leben… Ich hoffte er würde es verstehen… Er war nicht schnell genug… Zum Glück.. Ich schlug auf… Mein Blut verteilte sich auf dem gepflasterten Weg auf den ich viel…
Ich war sofort tot… Das war der Preis für meine unsterbliche Liebe die ich aufgeboten habe… Ich zeigte ihm wie groß meine Liebe ist… und brachte mich für ihn um…
Der Engel kommt nun jeden Tag zu meinem Grab und hinterlegt frische Blumen für mich… Ich verstand ihn nicht… Warum ließ er mich jetzt nicht einfach in Ruhe? Ich hatte ihm die Entscheidung leichter gemacht, sie ihm abgenommen… Normalerweise sollte er glücklich leben… Weit weit weg von mir… Es ist nicht so dass ich mich nicht freuen würde wenn er mich besucht… Ich freue mich sogar sehr… Ich liebe ihn… dennoch ist es ein seltsames Gefühl jeden Tag Besuch von ihm zu bekommen, vor allem deswegen, da er mich damals nicht so beachtet hat wie jetzt… Ich hatte das Gefühl, das ich ihm damals nicht so wichtig war… Warum tut er es auf einmal? Hat er Schuldgefühle? Die sollte er nicht haben… immerhin war es meine Entscheidung loszulassen…
Vielleicht sehe ich ihn ja wieder... in einem anderen Leben… Und vielleicht lacht mir in jenem mehr das Glück… Ich hoffte es… Ich liebe ihn über alles… Er weiß das… die Hoffnung stirbt zuletzt… Ich wusste, vergessen wird er mich nicht…
Denn ich bin der, der keine Hoffnung verliert….







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