Blow of fate - Zeit gegen Liebe

Autor: Marei
veröffentlicht am: 15.12.2008




Und ob ich das herausfinden wollte! Ich war neugieriger denn je auf diese geheimnisvolle Frau, die ihre Schwächen gut zu verstecken wusste.
Nina starrte mich die ganze Zeit an, sie schien jede einzelne Pore meines Gesichtes genau unter die Lupe zu nehmen. Gut, dass ich mich immer mehr als gründlich rasierte. Dazu waren Bartstoppeln durch mein blondes Haar sowieso nicht sofort zu sehen. 'Wollen wir drüben ins ‚zum Löwen' gehen und ein bisschen Mittag essen?'
Unsere Blicke trafen sich: 'Aber es ist doch grad so schön hier, mit dir.', ergänzte ich schnell, um sie zu überzeugen.
'Ach ja? Du redest doch kaum mit mir! Du klotzt nur zu Tür, wo du weißt, dass SIE dahinter ist!', boar, wie ich so was hasste! Ich kannte sie einen Tag, nein nicht mal, und schon machte sie Vorwürfe und Besitzansprüche. Zumindest ging mein Geflirte bei ihr auf, ohne dass ich begonnen hatte richtig zu flirten. Bei ihr wirkte meine 'Weiberanziehungskraft'. Ich grinste innerlich.
'Okay, tut mir Leid. Wir können ja am Montag in der Mittagspause essen gehen? Ich bin heute doch erst das zweite Mal hier.', Ich verpackte diese Worte in meine sanfteste Stimmlage. 'Na gut, wie du meinst.', sie war geknickt das merkte ich. Ich durfte mir mit ihr noch nichts verspielen. Sie erzählte mir jetzt schon mehr über Kara, als ich sonst herausfinden konnte. Ich musste sie aufbauen. Und ich wusste auch genau, wie das geht: 'Nina,', ich blickte tief in ihre hellbraunen Augen, um ihre Aufmerksamkeit nur noch mir zu widmen, 'Du brauchst nicht neidisch auf Kara zu sein.', ihre Augen weiteten sich, als hätte ich sie beim Stehlen erwischt, 'du stehst ihr nichts nach. Du bist wunderschön und herzlich, hilfsbereit.'
'Aber-'
'Kein Aber! Wenn ich das sage, ist das auch so! Glaub mir.'
Jetzt begann sie zu strahlen. Aber wie! Ich hatte sie genau getroffen. Mitten zwischen die Augen. Sie war also neidisch auf Kara. Das musste ich abbauen, um an Kara zu kommen. Damit sie mir mehr von ihr erzählte, durfte sie nicht neidisch sein, sondern ehrlich aufrichtig. 'Danke.', hauchte sie.
'Sag mal Nina, kannst du auch tanzen. Also ich meine etwas, was wir gemeinsam tanzen könnten?'
'Na ja, den Walzer bekomme ich noch hin.'
'Hättest du Lust?'
'Ja, gerne.', sie blieb sehr gehalten. Gemeinsam gingen wir auf die Tanzfläche. Ich stellte mich zum ersten Mal auf den Mischpult. Feinste, modernste Technik blinzelte mir entgegen. Ein Traum für jeden DJ. Rechts neben dem Lautstärkeregler, fand ich die CDs ordentlich geordnet in einer Box. Ich suchte einfach eine raus, auf der mit einer ordentlichen Handschrift 'Standart' geschrieben stand und legte diese ein. Das fünfte Lied war dann schließlich auch ein Walzer. Nina schaute verlegen in eine andere Richtung, als ich auf sie zukam, um in Tanzhaltung zu gehen. Nur sehr zögerlich legte sie ihre Hand auf meine Schulter und sah über diese hinweg. Unser erster Schritt ging leider sofort in die Hose. Sie war rechts zurück gegangen, anstatt links, so war ich gleich gegen sie gelaufen. 'Oh, tut mir Leid! Sei nicht sauer, ich-'
Ich grinste sie wortlos an und führte sie einfach nochmals in den Takt. Diesmal klappte es. Machte ich sie so nervös? Ach, was wünschte ich, dass es Kara sei, die ich mit meiner Anwesenheit nervös machen könnte. Dann fiel mir jedoch auf, dass es nicht das war, was ich suchte. So eine wie Nina konnte man ständig haben, Kara war etwas Besonderes.Für Nina blieb ich lediglich bei einer Drehung und baute keine Highlights ein. Als das Lied verklungen war, blickten wir uns wieder in die Augen. 'Vielen Dank, Nando. Ich habe jetzt leider gleich meinen Cheerleader-kurs. Ich freue mich schon auf Montag. Wir gehen zusammen in der Pause essen, nicht vergessen!', sie kicherte leise und etwas pubertär angehaucht. 'Natürlich nicht.', nickte ich.
'Mach's gut.'
'Ciao.'

Bis abends gab es für mich noch nicht viel zu tun. Erst ab Montag konnte ich richtig in meinen Kursen integriert werden. Logisch. Das machte mir jedoch nicht viel aus. Ich hatte viel Zeit gehabt, mich noch ein wenig mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen und hatte hier und da geholfen, wo man meine Hilfe gebraucht hatte. Gegen neunzehn Uhr begannen die Vorbereitungen für die Tanzparty, die hier drei Mal die Woche stattfand. Viel Arbeit war das jedoch nicht mehr, da wir die Kartons ja schon hoch getragen hatten. Nina hatte bereits Feierabend und war gegangen. Dafür waren andere Kollegen da, die ich noch nicht kannte. Sie arbeiteten hinter Bar und Küche. Auch nette Leute, doch keine attraktive Frau mehr dabei. Beziehungsweise es war nur noch eine Frau und die war um die zwanzig Jahre älter als ich. Marion war ihr Name, eine äußerst nette, aber herrscherische Frau. 'Nando? Hier hast du eine Schürze.', stand Kara neben mir, ohne, dass ich sie bemerkt hatte und drückte mir etwas Blaues in die Hand. 'Du fängst ja heute gleich mit kellnern an, ne? Mach dir keine Gedanken, du kannst mich gerne fragen, wenn du irgendwas nicht weißt, ich bin den ganzen Abend da. Wenn du willst kannst du auch ein bisschen am Mischpult mitarbeiten. Was gefällt dir denn besser?', ihre offenen Karibikaugen machten mich verrückt und diese geschwungenen, vollen Wimpern! Man oh man.
'Ich kann ja beides Mal ausprobieren oder?'
'Natürlich.', während sie mit mir sprach, band sie ihre Schürze um die Taille. Eine dunkelblaue Schürze mit der geschwungenen Aufschrift 'Swayze's'. Oben trug sie eine weiße Bluse, die ihre Brust mir entgegenstrahlen ließ. Dieser perfekte Busen. Eine perfekte Form und Größe. Ich musste meine Augen züchtigen. 'Es sieht besser aus, wenn du auch ein weißes Hemd drunter ziehst. Das machen wir hier alle immer so.', erzählte sie mir gelassen. Ich schaute an mir herunter. Ich hatte mich heute extra für ein dunkelblaues entschieden. Das gleiche Blau, was alle Tanzschul-Schilder begleitete. 'Ich habe jetzt keines dabei.'
'Hm, kein Problem. Komm mit.'
Als ich sie von hinten sah, fiel mir wieder ihr Apfelpo in die Augen. Umgeben von ihrem Rock, der bis zu den Kniekehlen reichte. Ich folgte ihren Vorzeigewaden in die Umkleide für Angestellte. Sie lief zu ihrem Spind, das erkannte ich an dem Schild mit dem Namen ‚Kara', und suchte ein wenig herum. 'Welche Größe hast du? Ach, egal, das hier müsste dir passen.', sie reichte mir ein ordentlich zusammengelegtes Hemd. 'Du kannst dich hier umziehen, ich verschwinde auch.', sie lächelte freundlich und war schon verschwunden. Sie hätte da bleiben sollen. Dann hätte ich ihr meinen hart erarbeiteten Oberkörper präsentieren können. Ich wette, da hätte selbst sie ihren hübschen Kiefer nicht mehr oben halten können. Tja, aber dieser Gesichtsausdruck musste wohl noch warten. Also musste ich ohne Publikum mein Hemd wechseln. Und siehe da, es passte tatsächlich wie angegossen. Doch woher hatte sie ein Männerhemd in ihrem Spind? Merkwürdige Sache. Das würde ich sie bei Gelegenheit mal fragen. Wieder im Hauptsaal angekommen, stellte ich fest, dass sich dieser bereits füllte. Marion, die kleine Domina, kam sofort auf mich zugelaufen und drückte mir ein Tablett in die Hand. 'Tisch sieben.', informierte sie kurz und verschwand wieder in der Küche. Wow, da überrumpelte die mich so einfach. Die war wohl alt und verbittert, dass ihr Leben nicht so gelaufen war, wie sie sich das hatte vorgestellt. Wie sie wollte, dann würde ich ihr eben zeigen, was ich so drauf hatte. Kleine Orientierungspause. Ich suchte mit schnellen Bewegungen meiner Pupillen die Tische ab und entdeckte dadurch den erwünschten. Ich lief anmutig dorthin und stellte die Cocktails ab. Lächelte die Herrschaften freundlich an und trat wieder zur Bar. Dort stand ich unbeholfen.
'Dahinten warten welche auf den Kellner!', schnaubte Marion wieder. 'Jetzt lass ihn doch, das ist sein erster Tag!', setzte sich plötzlich eine wunderschöne Stimme für mich ein. Natürlich hatte ich sie sofort erkannt. Kara war einfach nicht zu verwechseln.
Sie wendete sich zu mir: 'Musstest du in deiner alten Tanzschule auch kellnern?'
'Nein, dort gab es so was nicht.'
'Ach, da kommst du ganz schnell rein. Wenn nicht, kannst du heute auch etwas zu gucken. Und nachher zeige ich dir alles mit dem Mischpult, ja?'
'Das ist wirklich lieb von dir, aber ich versuch heute einfach mein Bestes, so lerne ich das ganze am Schnellsten.'
'Noch besser.', lächelte sie und machte sich wieder an die Arbeit. Den Bruchteil einer Sekunde beobachtete ich sie dabei. Sie lächelte freundlich, unterhielt sich kurz mit ihren Gästen, lachte und nahm die Bestellung auf. Sie war einfach der richtige Mensch für diesen Beruf, da gab es keinen Zweifel. Jetzt setzte ich mich auch wieder in Bewegung und nahm einige Bestellungen auf. Kara lächelte mir nickend zu, während sie ebenfalls bediente. Es dauerte nicht lange, da hatten wir nicht mehr viel zu tun. Die meisten waren auf der Tanzfläche und schwangen das Tanzbein. Die übrigen waren versorgt. 'In ca. einer halben Stunde geht's richtig los. Da sind die ersten ausgepowert und trinken wie sonst was und andere kommen gerade erst und gönnen sich erstmal einen Cocktail. Ist hier immer so, also mach dich auf was gefasst.', erklärte mir einer der Männer hinter der Bar, ohne dass ich ein Wort gesagt hatte. 'Ein Tango!!! Komm Nando, wir tanzen den schnell mal!', kam Kara schon halb tänzelnd auf mich zu und nahm mich beim vorbeilaufen an der Hand. Es lief gerade 'Objection' von Shakira. Ein flotter Tango. Tango-mäßig hielt Kara ihre flache Hand an mein Schulterblatt und streckte ihren Kopf zur Seite. Abgehakte, flotte Schritte führten uns über das Parkett. Der Sexistischste Tanz, den ich kannte, doch wir blieben unschuldig und brav. Abstand ist bei diesem Tanz jedoch eine Sünde. Wenige Millimeter trennten unsere Körper. Ein kleiner Schubs von hinten und ich müsste mich nur noch auf das Gefühl konzentrieren, wenn ihr Oberkörper gegen meinen stößt. Dieser Erfahrung blieb doch leider aus…Mitten im Lied drehte sie von mir weg: 'Da will jemand eine Bestellung machen.', erklärte sie schnell und holte eilend ihren Block heraus. Mit ruhigem Atem und völlig neutral erledigte sie weiter ihre Arbeit und kam zu mir zurück. 'Oh schade, jetzt ist der Tango schon fertig!'
Meine Bewunderung dafür wuchs und wuchs! Sie hatte so anmutig mit mir getanzt und die Gäste im Auge gehabt ohne das ich etwas davon bemerkt hatte. Unglaublich! Das nannte ich mal eine Frau. Mit ihr als feste Freundin musste man doch irgendwann verzweifeln, weil man seine eigenen Fehler ständig sah. Auf dieser Gedanken hinaus, sprudelte plötzlich mein Mund ungehalten wie noch nie los: 'Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?'
Erst blickte sie mich verblüfft an, lachte dann jedoch: 'Jede Menge! Ich habe keinerlei Orientierungssinn, in Physik war ich die größte Niete überhaupt, auf dem Skateboard zwei Minuten stehen bleiben? Unmöglich. Ach, da gibt es jede Menge. Soll ich weiter aufzählen?', kicherte sie. Ich begann ebenfalls zu lächeln, sie sprach so locker über ihre Schwächen, etwas, was ich auch nie konnte. Ich versuchte stets für meinen Gegenüber Fehlerlos zu wirken. 'Oh, wir haben bereits halb elf. Ich bin jetzt mit Platten auflegen dran, willst du mitkommen, dann zeig ich dir das gleich mit dabei.'
'Ja, gerne, doch wer kellnert dann?'
'Na, er!', sie zeigte auf den Mann, der momentan am Pult stand. Okay, das war logisch.

'Guten Abend! Ich hoffe, ihr seid heute alle bei bester Laune? Ich bin Kara Martini und werde für die nächsten zwei Stunden für euch Musik vom Feinsten auflegen. Ach, bevor ich es vergesse! Ich habe hier noch jemanden, den ich euch vorstellen möchte! Nando Avery! Er ist der neue ADTV-Tanzlehrer.'
Sie hielt mir das Mikrofon vor die Nase. 'H-hallo!', stotterte ich und errötete gleichzeitig.'So dann lasst uns weiter tanzen!', schon drückte sie ein Knöpfchen und das nächste Lied kam. Es war so schön so nah bei ihr sein zu können und dann stellte ich mich so vertrottelt an, wie konnte mir das nur passieren? MIR?!
'Also gut, pass auf…', sie begann mich den Gerätschaften bekannt zu machen. Ich ließ alles über mich ergehen, war jedoch mit meinen Gedanken ganz woanders. Mir war es immer noch nicht gelungen ihr zu imponieren. Es war eher so, dass sie ständig auf mich aufpassen musste. Ich kam ihr bestimmt vor, wie einer dieser kleinen Schülerchen, die sie sonst unterrichtete. 'Okay, hast du auch alles verstanden?'
'Ja, ja klar.'
Wieder kamen ihre Grübchen zum Vorschein. So bezaubernd. Leise summte sie die Lieder mit und tänzelte ganz leicht auf der Stelle.
Ab da schwor ich mir, sie niemals wieder zu enttäuschen. Ich musste über meinen Schatten springen! Ich merkte selbst, wie ich mich in ihrer Gegenwart veränderte und das musste ich verhindern. Ich merkte zum ersten Mal einen Hauch von Unsicherheit, Schüchternheit und Tollpatschigkeit in meinem Körper. Diese Worte hatte ich vorher nicht mal buchstabieren können. Was war das nur?







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