Frosch im Hals

Autor: Todesfee
veröffentlicht am: 07.05.2005




Da saß sie nun ganz alleine an ihrem PC und die Verzweiflung schien sie zu packen. Als ihr Blick in die Ferne rückte, merkte sie, dass die Sonne unterging und der Nebel langsam das Feld verschluckte.
Sie strengte sich so sehr an, aber ihr Kopf schien wie ausgebrannt, die Word-Datei war geöffnet, doch das Din A4 Blatt war erfüllt mit Leere und glänzte in einem strahlenden, unbeholfenen Weiß. Sie starrte endlos auf das Blatt mit den vielen kleinen, unleserlichen Fabeln, die sie hämisch anzugrinsen schienen und ihre Krallen kratzten am 4-Farben-Kugelschreiber.

Im Internet suchte sie nach Hilfe, doch niemand konnte ihr eine Antwort geben, jeder schweifte seinen eigenen Gedanken nach und dachte gar nicht daran, ihr zu helfen. Im Hintergrund aber rief die geplagte Mutter nach ihrem Kind.
Doch sie war nicht allein, in ihrem Hals saß ihr Frosch und quakte unermüdlich, jedes mal, wenn sie den Mund öffnete und etwas sagen wollte, was dann jedoch unausgesprochen blieb. Er plagte und schien sich nicht wohl zu fühlen und schlug seine Flossen gegen den Rachen und biss, wo immer es etwas zu beißen gab ( meist ein kleines rundes Ding das im Rachen herunterhing)
Irgendwann würde sie ihn herunterschlucken, doch das Mädchen mochte Tiere und konnte sich nicht vorstellen, dass er langsam und lebendig von der Magensäure zersetzt wurde.

Nun plagte der Frosch und rief die Mutter und schrie die Deutscharbeit nach ihr und keiner dieser Dinge wollte jemals ein Ende haben.
Also streifte sie erneut durchs Internet, doch es kamen nur neue Probleme auf das Mädchen zu.
Jemand erwartete eine E-Mail und zugleich fiel ihr ein, dass sie noch Bilder zu malen hatte...viele Bilder, die vor langer Zeit versprochen worden waren. Und ein Geburtstag stand an und wünschte ein Geschenk. Und jeder redete auf sie ein, wie die Bilder werden sollten, wer das Geschenk besorgen sollte und wann die E-Mail endlich ankäme...und das Herz des Mädchens wurde schwer, sie begann ins Leere zu starren und sich zu wünschen, nie existiert zu haben.

Also biss der Frosch in ihrem Hals und redete die Mutter und kratzte die Deutscharbeit und verachteten sie die Bilder und schlug die E-Mail und wünschte der Geburtstag und nun schmerzte der Zahn ( der Frosch hatte es einen Moment geschafft bis in den Mund zu klettern und dort zu wüten...)

Und dann, ganz plötzlich, überkam das Mädchen eine ungeheure Wut und sie stand auf ( ihr Arzt hatte doch verboten, sich groß zu bewegen) und packte ihren Computer und ihre Unterlagen und schmiss sie allesamt aus dem Fenster...

Und der Frosch rumorte, und die Mutter verzweifelte und der Geburtstag schaute erschrocken und der Zahn tat weh...doch die Bilder, die hatten sich in die hinterste Ecke des Zimmers verzogen und erblickten ehrfürchtig ihren Erschaffer. Und die Deutscharbeit war mitsamt der E-Mail aus dem 2.Stock ihrer Wohnung geflogen und sie starben qualvoll im nassen, dunklen Gras. Da rannte die Mutter fort und der Geburtstag gab die Hoffnung auf und der Zahn...die Schmerzen hatte sie durch ihre Wut längst wieder vergessen...
Doch der Frosch...
Der biss und wütete weiter, bis es zuviel war, bis der letzte kleine Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hatte...und da schluckte sie ihn runter.<bR>
Doch der Frosch war zu groß, mit der Zeit war er im Hals gewachsen und immer größer und größer geworden...und nun war es nicht mehr möglich ihn zu entfernen und er blieb stecken, und das Mädchen würgte und würgte. All die Zeit wollte sie ihn nicht herauswürgen, denn dann wäre sie wieder allein gewesen....wie schon immer, bis sie ihrem Frosch zum ersten Mal begegnet war und ihn versehentlich verschluckt hatte.
Aber sie wollte auch nicht, dass er stirbt und nun hing er inmitten der 2 Möglichkeiten und sie dachte in ihren letzten Minuten, warum sie so egoistisch gewesen war, warum sie ihn nicht herausgelassen hatte, warum der Frosch ihr gehören sollte...und so starb das Mädchen mit dem Frosch.

Und am Grab jammerte die Mutter und trauerten die Bilder, da sie nie vollendet werden würden und der Geburtstag hielt die letzte Rede und auch die E-Mail und die Deutscharbeit waren da ( die Mutter hatte sie aus dem Garten geholt, weil sie so sehr Mitleid mit ihnen hatte...)

Doch das Mädchen saß oben auf einer Wolke und ihre Flügel und ihr Heiligenschein glänzten im Licht...doch sie war nicht alleine, auf ihrem Schoß saß ihr Frosch, dem sie zärtlich über die nasse Haut strich und der dabei ein leises, aber schönes Quaken von sich gab...









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