Halbgöttliche Versuchung

Autor: roses of mackintosh
veröffentlicht am: 26.06.2009




Anja war schon ein lustiger Mensch. Ich meine, sicher, es war nicht nett, das arme Ding so zu manipulieren. Aber Manipulation ist einfach göttlich. Ich bemerkte, wie sie sich in meiner Umarmung versteifte und sie gequält nickte. Sie war innerlich bestimmt außer sich vor Wut und Beschämung, aber ich konnte einfach nicht anders, als meine Spielchen mit ihr zu treiben.

Seine Umarmung fühlte sich ungeahnt gut an und trotzdem wollte ich diese Gefühle nicht zulassen. Ich dachte an Oliver, meinen Ex, der sich vor 2 Wochen selbst ins Aus katapultierte. Dabei dachte ich immer, Juristen wären vorsichtiger. Wie konnte er es wagen, mit seiner besten Freundin in UNSEREM Bett, in UNSERER Wohnung zu vögeln?! Ich merkte, wie ich mich weiter verspannte, als die Wut und Trauer wieder hochkam. Ich war so sicher gewesen, dass Olli und ich das perfekte Paar wären. Insgeheim schmiedete ich Zukunftspläne nachdem er mich nach einem Jahr Beziehung davon überzeugt hatte, mit ihm zusammenzuziehen. Natürlich erwähnte ich das ihm gegenüber nicht, haben doch Männer immer Bindungsängste, gerade heutzutage, wo es mehr Scheidungen als Eheschließungen gibt…
Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ich bemerkte wie alles um mich herum in laute Bewunderung verfiel. Unter 'Ahs' und 'Ohs' und 'Schau mal' drehte ich mich um, um die Quelle der Verzückung zu sichten und bemerkte, dass nun die Vorspeise serviert wurde: Paprikaschaumcreme mit gerösteten Kürbiskernen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich dachte nicht mehr an die prekäre Situation, in der ich mich befand.

Anja schien sich langsam zu entspannen, als die Vorspeise erschien. Vorher bemerkte ich, wie sie die Stirn runzelte und sich ihre Hände zu Fäusten ballte. Ich hoffte inständig, dass nicht ich die Quelle ihrer Wut war.
Huberta und Erwin blickten sich zufrieden an, obwohl Erwin mich schon wieder herausfordernd musterte - ich stellte mich innerlich auf ausschweifende Diskussionen über die Weltwirtschaft ein - und Huberte lächelte, als habe sie gerade unsere 'Ehe' gerettet. 'Bon appetit!', ließ ich verlauten und wir begannen zu schmausen. Es schmeckte köstlich und mit dieser amüsanten Träumerin an meiner Seite, die heute Abend unverschämt gut aussah, fühlte ich mich pudelwohl. Anja leckte sich sinnlich über die Lippen als sie ihr Süppchen verspeist hatte und ich fragte mich, wie sich diese Lippen wohl auf meinen anfühlen würden und ob sie jetzt noch nach dieser wunderbaren Köstlichkeit schmecken würden. Sofort schalt ich mich für diese unziemlichen Gedanken- verdrängen konnte ich sie nicht.

Verstohlen blickte ich Stefan an. Diesmal schien er nachzudenken und er sah sehr selbstgefällig dabei aus. Ich fragte mich, was sein Gemüt dermaßen in Wallungen brachte. Mein Blick streifte Huberta Rosenthal, die uns beide kritisch musterte . - Ob sie merkt, dass wir ihr nur etwas vorspielen? - Beschämt senkte ich den Kopf.
'Frau Doktor Schultze, was machen Sie denn beruflich?', unterbrach Huberta Rosenthal meinen Gedankenschwall. 'Ähm, also, also wissen Sie…' Fieberhaft überlegte ich, wie ich die Sache zurecht biegen sollte und blickte hilfesuchend Stefan an, der mich jedoch nur spitzbübisch angrinste. - Na, warte, das zahl ich dir heim-
'Ich bin Oberärztin der Urologischen Station am Universitätsklinikum, wissen Sie. Mein Mann und ich lernten uns kennen, weil wir beide Bewerber für diese Stelle waren, vor 3 Jahren ungefähr. Nun, ich bekam sie, und er wurde als Stationsarzt engagiert.' - Ich grinste in mich hinein.

Das kleine Biest! Mittlerweile schien sie in ihrer Rolle doch noch aufzublühen. Aber sich als meine Vorgesetzte auszugeben, das war wirklich zu viel… Die Rosenthals blickten Anja bewundernd an und Huberta meinte: 'Siehst du, Erwin, die jungen Frauen von heute bringen es beruflich sehr weit und haben auch noch eine harmonische Familie, es ist also doch möglich!' Ich bemerkte, wie Erwin unauffällig die Augen verdrehte, ganz so, als hätten die beiden dieses Thema schon öfter ausdiskutiert.
'Sie müssen sehr stolz auf ihre Frau sein, Herr Dr. Schultze!', warf Erwin ein. 'Oh ja, das bin ich. in der Tat, besonders da Anja zugestimmt hat, im Beruf ab sofort kürzer zu treten, um sich mehr der Erziehung unseres Sohnes widmen zu können. Als ich sie damals kennenlernte, als beinahe vom Ehrgeiz zerfressene Frau, hätte ich nie für möglich gehalten, dass sie ihre Karriere für die Familie in den Schatten stellen würde. Aber mit der Liebe ist alles möglich, nicht wahr, Cherie?'

Erbost blickte ich Stefan an. Dieser Abend wurde langsam zu einem richtigen Wettkampf. Wenigstens wusste ich nun, wie er sich seine Traumfrau vorstellte: ein hübsches, schlaues Heimchen, das ihm alle hausfräulichen Tätigkeiten abnimmt und sich um die Brut kümmert. Was für ein Macho. 'Ja, es fiel mir nicht leicht, beruflich zurückzuschrauben, zum Glück wurde der Antrag bewilligt und ab nächster Woche werde ich kürzertreten. Noch ein Grund mehr zu feiern, nicht wahr Schatz? Irgendjemand muss sich ja auch um alles kümmern. Wissen Sie, in unseren Kreisen ist es wohl immer noch so, dass der Mann das Geld verdienen muss, um von seinen Freunden anerkannt zu werden. Ich fand es immer ganz furchtbar, wenn Stefan von seinen Freunden schräg angesehen wurde, wenn sie herausfanden, dass seine EIGENE Frau seine Vorgesetzte ist. Diesem psychischen Druck kann man niemandem lange aussetzen.' Selbstzufrieden lehnte ich mich zurück. Gefallen lassen würde ich mir von dem Kerl nichts mehr! Erwin und Huberta fingen sofort an, sich über emanzipierte Frauen zu streiten, während Stefan mich erstaunt ansah. Ich grinste zurück. Dieser Seitenhieb hatte gesessen.

Verwundert musterte ich Anja, das Unschuldslamm hatte mich ganz schön bloßgestellt. Diese Leidenschaft und Argumentationskunst hatte ich ihr gar nicht zugetraut. Am liebsten hätte ich mir eine Zigarre genommen und wäre mit eben solcher auf einen Balkon zum Nachdenken verschwunden. Doch ich erinnerte mich an meinen Nichtraucher-Vorsatz und blieb standhaft. Huberta blickte uns schon wieder kritisch an, sodass ich Anjas Hand nahm und meine 'Frau' verliebt anblickte.
Sie schien sich förmlich zu winden unter diesem schmachtenden Blick, aber ich gab sie nicht frei. Sommersprossen übersäten ihr helles Gesicht, besonders die kleine gerade Nase. Ihre Lippen waren etwas schmal, aber kirschrot und ihre Augen leuchteten waldgrün. Die roten Haare kräuselten sich störrisch aus der Hochsteckfrisur, und ich bemerkte eine silberne Haarspange. An ihrem Handgelenk glänzte ein schwerer Silberreif, ansonsten war sie schmucklos. Sie war eine aparte Schönheit.

Ich versuchte seiner Musterung auszuweichen, aber seine Augen schienen mich abzutasten. Trotzig blickte ich ihn an : 'Ist was?' - 'Nein, was sollte denn sein?' - Tolle Antwort, sollte auf Platz 1 der Liste mit den besten Gegenfragen…- ich wollte mich gerade abwenden, als das Licht ausging und ein lauter die Luft zerriss.

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Ist lange her, ich weiß, viel Spaß damit =) Liebe Grüße!







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