Die Stille, die uns umgibt

Autor: me (2)
veröffentlicht am: 27.02.2009




'Aber denk bloß nicht, dass es an deinen Überredungskünsten liegt!' höre ich noch, bevor das Gespräch ebenso abrupt beendet ist, wie es angefangen hat.

Eine ¾ Stunde später hat es sich Davina bequem im Wohnzimmer gemacht. Das Mädel fühlt sich einfach überall wohl. Manchmal habe ich die Vermutung, dass wenn man sie mit einem Tiger in einem Käfig einsperren würde sie ihn mit ihrem Charme so einwickeln würde, dass er ihr aus der Hand frisst, wie ein kleines Kätzchen. Dabei würde Dav sanft lächeln und ihm leicht dem Kopf tätscheln wie eine nachsichtige Großmutter bei ihrem Enkelkind, von dem sie genau weiß, dass es ein kleiner Schlingel ist.
Fröhlich lasse ich mich neben Dav aufs Sofa fallen: 'Der Abend kann beginnen!'

Geweckt werde ich von einer Dürreperiode, die höchstwahrscheinlich nicht unwesentlich zur Entstehung der Sahara beigetragen hat, mit dem klitzekleinen Unterschied, dass sich diese Dürreperiode in meinem Mund abspielt.
Stöhnend setzte ich mich auf und ertaste meinen Umgebung, und somit auch die neben mir leicht schnarchende Davina (Betonung auf leicht bitte, kann aber auch an meinem dröhnenden Kopf liegen..).
'Durst, Wasser, ein Fass voll, ans Bett geliefert!' , natürlich dauert es einige Minuten, bis mein Verstand einsetzt und ich zu begreifen anfange, dass niemand es eilig hat, mich zu erretten….mal wieder ein weiterer Beweis dafür, dass es keine Märchenprinzen auf schneeweißen Schimmeln gibt (so ganz davon abgesehen, dass gar kein Schimmel in unser Wohnzimmer reinpassen würde), um die sich in tiefer Not befindende Meid zu erretten.Mühsam stehe ich auf und stoße gegen Flaschen, die klirrend zu Boden fallen. 'Verdammt!'Deswegen taste ich erst einmal nach dem Schalter für die kleine Wandlampe, deren Helligkeit definitiv nicht dafür ausreicht, Davina zu wecken.
In dem nun mehr hellen Zimmer darf ich mir die Schönheit im Begriff betrachten. Die reinste Augenweide für eine putzwütige Putzfrau, die so ganz nebenbei die Möglichkeit bekommt, ein kleines Vermögen dazu zu verdienen.
Auf dem Fußboden liegen weitverstreut Socken, Davs Hose und Bluse, Ma's Shorts(die ich mir gestern 'ausgeliehen' habe) ,und 8 Flaschen Bier und 2 Flaschen Asti Cinzano…Ok, der Nebel lichtet sich.
Dav und ich auf dem Sofa, der Spaziergang zur Tankstelle, die erste Flasche knallt, dann Bier, dann die zweite Flasche, irgendwann kam noch Giovanni mit dem versprochenem Essen vorbei, ich mein ,er hat mit uns auch noch angestoßen…, dann wurde uns heiß und Dav und ich haben uns ausgezogen, bis auf die Unterwäsche (apropos, wo ist mein Top hin?), und haben das Fenster aufgemacht…dann wurde es uns kalt, ich habe Decken geholt (wieso haben wir uns nicht einfach angezogen??)…danach Dunkel und jetzt Dürreperiode.

Stöhnend gehe ich in die Küche, Ma muss mittlerweile wohl auch zu Hause sein, denn die Tür, die zur Küche führt ist geschlossen und durch den Spalt dringt Licht.
Ganz ehrlich, auf den Anblick, der sich mir bietet, bin ich wirklich nicht vorbereitet, demzufolge ist auch meine Reaktion, spontan, aber, wer will es mir verübeln(der Mann höchstwahrscheinlich), dass ich unwillkürlich einen anerkennenden Pfiff ausstoße.Mir gegenüber befindet sich der heißeste, nackte Männerkörper, den ich je gesehen habe (was natürlich nicht heißt, dass ich berauschend viele nackte Männerkörper gesehen habe..also, ich mein, jetzt heißt das auch nicht, dass ich gar keinen gesehen habe in den 19 Jahren..also..auf jedenfalls ihr wisst ja was ich meine…), zugegeben von hinten...aber ola!!. Ein muskulöser Körper, kleiner knackiger, runder Hintern, besonders faszinierend ist der Rücken und die Größe(mit meinen 1.77 bin ich nicht gerade die kleinste..und besonders wenn ich Absätze trage…bin ich mit vielen Jungen meines Alters gleichgroß)..Und dann sind da natürlich diese wunderbaren, vertrauten Augen.
Moment…Augen..Augen auf dem Rücken? Entweder liegt es am Alkohol, oder mein Verstand war immer schon schwer von Begriff, nur dass mir das bis jetzt noch nie aufgefallen ist (Merkzettel: Davina fragen!)
Ein Blitz der Erleuchtung durchfährt mich (welch ein Wunder, es hat grad mal 5 Minuten und 13 Tage gedauert), er hat sich umgedreht, doch der Blick seiner grünen Augen ist weder verlegen, noch entsetzt. Eher ruhig und ein wenig überrascht.
Ich lass meinen Blick seinen Körper entlang gleiten, und er bleibt, nun ja…er bleibt halt an dem Teller hängen, den er vorhält….verschämt fühle ich die Röte meinen Hals herauf kriechen, was mir zugegeben, herzlichst selten passiert. Verfluchte Neugierde, hat man davon.Selbstsicher schüttele ich meine langen schwarzen Haare zurück und strecke ihm die Hand entgegen(ich mein..wie bescheuert sieht denn das aus…vor allen Dingen…wie bescheuert verhalte ich mich eigentlich, ich stehe in Unterwäsche vor einem (jetzt vom Teller abgesehen) splitternackten Mann und halte ihm wie eine Bekloppte die Hand hin..! Jeder andere Mensch an meiner Stelle, würde sich erst einmal Gedanken drum machen a.) wer ist das? b.) wieso ist er splitternackt? c.)was zum Teufel hat dieser splitternackte Fremde in meiner Küche zu suchen? und letztendlich bei ganz gescheiten Leuten würde auch Frage d ins Spiel kommen: Würde die Polizei nicht irgendwie Licht ins Dunkel bringen können?)
'Li', stelle ich mich stattdessen vor und in dem Moment macht es ''Klick'' .
Das ist dieser unglaublich tolle Typ, bei dem sich die hälfte aller Gäste (also die gesamten Weiblichen Besucher) vollgesabbert hat.
Kein Wunder, dass mir diese Augen so vertraut vorkamen. Ich reiche ihm grad mal bis unters Kinn, auf meinem Gesicht erscheint ein total beklopptes Grinsen, ich sehe es nicht, aber ich fühle, wie es schmerzlich in meinen Mundwinkeln zieht und wie sein Blick an mir mittlerweile amüsiert entlang gleitet. Dabei scheint ihm nichts zu entgehen.Er ergreift meine Hand 'Vlad' Seine Stimme ist tief und melodisch, so eine Stimme, der man(ok in diesem Fall, Frau, und um es ganz konkret zu sagen ich) ewig zuhören kann.So stehen wir uns gegenüber, als wäre es das natürlichste von der Welt, eine ganz alltägliche Situation unter dem Namen: Morgens halb fünf in einer Küche.
Bevor ich auch nur irgendwelche Fragen stellen kann höre ich Ma's Stimme im Rücken.'Lilije(toller Name, die Kurzvariante gefällt mir wesentlich besser!) eigentlich wollte ich mit dem Vorstellen bis Morgen warten, aber wie ich sehe klappt es auch so ganz gut!' , flötet sie uns fröhlich entgegen.
Eigentlich hätte ich es mir ja denken können, dass es Ma's, ja was denn eigentlich, Freund, Liebhaber, potenzieller Ehemann? ist.
Geschmeidig wie eine Katze gleitet sie um mich herum und wickelt den tollen Typen in ein Lacken.
Irgendwie löst es Bedauern bei mir aus(bei wem denn bitte nicht!?!)
'Lili, wenn es dir nichts ausmacht gehen wir wieder, du bist ja schließlich auch nicht ganz passend angezogen!', zwinkert Ma mir fröhlich zu und verschwindet mit Vlad in ihrem Schlafzimmer.

Ich kann mir sehr gut vorstellen…nein ich lass es lieber, ist besser für jedermann…Seufzend nippe ich an dem Wasserglas, würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, Ma hat den großen Coup gelandet.
Als ich neben Dav liege, kann ich nicht einschlafen, Vlad geht mir einfach nicht aus dem Kopf, ich freu mich wirklich für Ma, dass sie jemanden gefunden hat für sich, als sie in die Küche kam, hatte sie wieder dieses Glitzern in den Augen, was ich bei ihr schon seit 4 oder 5 Jahren nicht gesehen hatte. Aber irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch, aber das kommt bestimmt vom Alkohol, seufzend ziehe ich mir die Decke über den Kopf und gleite langsam in einen traumlosen Schlaf.







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