The moment I saw you dancing

Autor: Shina
veröffentlicht am: 13.10.2008




Hallo ihr Lieben! Ich wollte euch mal in Zusammenarbeit meines Tagebuches meine Geschichte erzählen. Warum ich sie nicht unter 'Meine Liebesgeschichte' reinstelle? Weil ich sie etwas ausschmücken werde und somit ist sie nicht mehr zu 100% wahr, aber zu 90% auf jeden Fall. Natürlich habe ich sämtliche Namen und Orte geändert (nur die Anfangsbuchstaben hab ich beibehalten). Ich hoffe sie gefällt euch…Nur so viel vorweg: ich weiß, dass mein Leben nicht viel anders verlaufen ist, als das von anderen Jugendlichen, doch mir kam es sehr außergewöhnlich vor…
(Ps. Ich bitte um Verständnis: Der Schreibstil ist jetzt nicht sonderlich gut, das liegt daran, dass alles aus meinen bloßen Erinnerungen geschrieben ist und ich nichts ergänzen werde, was nicht der Wahrheit entspricht)

Ich war 16 Jahre alt, als mein Leben sich veränderte. Eigentlich begann alles schon früher, doch erst kurz vor meinem 17. Geburtstag unternahm ich endlich etwas für mein Glück.Wie auch heute noch hatte ich braune Haare mit Stufenschnitt, große grün-braune Augen und eine normalschöne Figur, womit ich wirklich nicht angeben möchte, es dauerte lange, bis ich meine kleinen Macken hier und da akzeptieren konnte.

Wie jeden Sonntag stand ich in der Kirche, vorne neben dem Pult mit Mikrophon in den Händen. Schon seit ich klein war sang ich für die Gemeinde. Das hatte den einfachen Grund, dass ich ziemlich früh dieses Hobby entdeckte. Mein Vater war strenger orthodoxer Christ und auch meine Mutter war in einer sehr gläubigen Familie aufgewachsen.
Dieser Sonntag jedoch war etwas besonderes. Zum ersten mal seit Jahren durfte ich ein Lied singen, was nichts mit Kirche zu tun hatte. Für gewöhnlich musste ich so etwas wie 'Jesus in my house' oder 'Here I am to worship', welche im Übrigen auch nicht schlecht waren, vortragen, doch an diesem Tag verließ das Lied 'Cry' von Mandy Moore meine Lippen.Eigentlich müsste ich vor Freude strahlen, doch stattdessen kämpfte ich mit den Tränen. Ich fürchtete schon, dass meine Augen rot unterlaufen waren. Und ich hoffte, dass meine Stimme nicht brechen würde. Das tat sie zum Glück auch nicht.
Der Grund meiner Traurigkeit war, dass Jean, ein Junge aus meiner damaligen Klasse und ein guter Freund von mir, mir sein Herz ausgeschüttet hatte. Er liebte ein Mädchen, was ich sehr gut kannte. Sie hieß Laura. Laura war dunkelblond, hatte blaue Augen, war sehr groß und dünn. Kurven hatte sie nie gehabt, aber ein wunderschönes Gesicht. Ich hatte verständlich genickt, ihn angelächelt und gesagt: 'Sag ihr das, sie wird deine Liebe erwidern.'
Ich spürte mein Herz, was wie ein Teller auf den Boden krachte und in tausend Stücke zerbrach. Wir zwei hatten schon jede Menge durchgemacht, doch ich hatte meine Gefühle für ihn im Stillen gehegt. Wenn es um Geständnisse ging, war ich eine feige Maus, immer schön um mein Mauseloch herumschlendern und bei Gefahr hineinhuschen. Nicht mal meinen besten Freunden hatte ich jemals etwas erzählt.
Ich lauschte wie der Playbackchor aus Dana und Marika bestehend, die zwei Pfarrerstöchter, hinter mir die Worte 'Deep inside' wiederholten. Ich fühlte mich direkt ertappt. 'The Moment I saw you cry…', ich betete im Stillen, dass mich die Gemeinde nun nicht so sehen würde…weinend.
Die Melodie verstummte und mein Mikrophon sank neben meine Hüfte. Ich lächelte sanft. Noch nie hatte ich einen so riesigen Applaus bekommen. Meine Freunde stürmten auf mich zu, Jean übrigens auch. Alle außer ihm nahmen mich in den Arm. 'Das war großartig, Shina! So viel Gefühl!', lobte meine beste Freundin Sandra, 'zur Belohnung gehen wir jetzt Pizza essen! Was nicht heißt, dass ich für dich zahle.', ergänzte sie zwinkernd. 'Das sehen wir noch!', versteckte ich wie immer meine wahre Laune.
Also saßen wir zu viert in der Pizzeria. Jean war nicht mitgekommen. Wohl der Grund warum ich meine Sorgen schon wieder verdrängt hatte. Dann jedoch trat Laura durch die Tür. Meine Muskeln zuckten zusammen. 'Ich dachte mir schon, dass ihr hier seid, darf ich mich dazusetzen?', fragte sie mit einem fröhlichen Lächeln. 'Klar.', nickte ich. Sie war wirklich ein freundliches und liebes Mädchen. Ich konnte Jean gut verstehen. Ich schämte mich richtig, dass ich sie letzte Nacht in Gedanken verflucht hatte. Ja, sie hatte ihn verdient. Sie sollten glücklich werden. ‚Wieso bin ich so egoistisch?!', fragte ich mich innerlich. Laura kramte ihr Portemonnaie aus ihrer teuren Armanitasche: 'Ich habe gar kein Geld mehr…'
‚Ironie…', dachte ich zwangsläufig, antwortete jedoch, 'Du kannst meinen Salat mitessen, wenn du möchtest, ich hole dir schnell eine Gabel.', schon sprang ich auf und kam mit Besteck wieder. 'Wow, super lieb von dir.', nahm sie die Sachen an sich und stibitzte sofort eine Tomate. Als wir dort saßen, erzählte sie uns stolz von der Karibikreise, die sie im Sommer mit ihrem Vater machte. Das er ihr schon ein Kleid für ihren siebzehnten Geburtstag gekauft hatte und das sie später einmal Designerin werden wollte. Ja, so war Laura, verwöhnt und 'bodenständig'. Sandra ließ ihren Kopf auf ihre Handgelenke sinken und rollte die Augen. Mir war klar, dass sie neidisch war. Sie hatte sehr strenge Eltern, die ihr das alles niemals erlauben würden. Meine im Übrigen auch nicht.
Als sie mir das letzte Salatblatt vor der Nase wegschnappte und den Teller leer von sich schob, drehte sie sich zu mir: 'Darf ich dich mal unter vier Augen sprechen?'
Verwirrt blinzelte ich: 'A-aber natürlich.' Wir verließen das Lokal und stellten uns auf den Parkplatz. Es war kalt und ich rieb mir zitternd die Arme. 'Du bist ja mit Jean befreundet, nicht?'
Ich nickte, was jedoch eher eine Reaktion davon war, dass sich meine Muskeln zusammengezogen hatten. 'Ich glaube, er hat sich in mich verliebt. Er ist in meiner Gegenwart immer sehr nervös und neulich hat er mir ein Herz auf die Pinnwand geschrieben aus vielen ‚Hdl'-wörtchen.'
Betroffen kämpfte ich dagegen an, mich nicht auf den Boden fallen zu lassen. Was mich jedoch nur bedingt aufbaute war, dass sie nicht angab, nein, sie klang eher besorgt. 'Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich wollte dich um Rat fragen. Ich habe ihn sehr gerne und ich wäre so gerne mit ihm befreundet, aber lieben tu ich ihn nicht. werde ich auch nie. Er ist mir zu schüchtern und seine Interessen gehen auch vollkommen an mir vorbei.'
Ich entspannte mich langsam wieder. Jetzt kämpfte ich gegen ein Lächeln an, was fast noch schwerer war. 'Nun, er ist sehr verletzlich.', begann ich vorsichtig, 'am besten du sprichst ihn gar nicht erst drauf an, also falls du wirklich eine Freundschaft zu ihm willst. So wie ich ihn kenne, wird er dir nichts sagen können. Das fällt ihm viel zu schwer. Benimm dich einfach bei ihm wie gehabt. Das wird sich alles von selbst lösen.', antwortete ich ehrlich ohne dabei an mich zu denken, 'außerdem machst du dir sonst vielleicht irgendwas kaputt, was du später einmal bereuen wirst.'
'Hm, Okay. Klingt einfach. Du, danke für den Salat. Ich geh dann wieder.', beendete Laura das Gespräch sehr schnell. Sie stieg in einen alten Renault ein, der anscheinend die ganze Zeit auf sie gewartet hatte und verschwand hinter der nächsten Kreuzung.
Mit einem breiten Grinsen kam ich zu Sandra zurück. 'Was wollte sie?', überfiel diese mich gleich. 'Ach, was ziemlich privates.'
'Ja, ja, unsere Kummerkastentante…', seufzte sie. 'Du hast recht, ich sollte kündigen und mir einen anderen Job suchen.', überlegte ich kichernd. 'Oh, nein. Ich hab dich unter Vertrag, solange die Sache mit Kenny noch nicht ausgestanden ist.', stellte sie schmunzelnd klar. 'Gut, dann fordere ich aber eine Gehaltserhöhung.'
'Vergiss es! Das ist Wucher!'
Mit guter Laune konnte ich den Rest des Tages genießen und freute mich schon riesig auf Montag, wenn ich Jean wieder sehen würde.

Nahe hüpfend verließ ich morgens den Bus und schlenderte gut gelaunt die paar restlichen Meter auf das graue Gebäude zu, welches sich Schule schimpfte. Ich stellte mich neben den Vertretungsplan und wartete, bis meine Freunde ebenfalls das Gelände betraten. Ich erkannte Jean schon weit weg. Sein lockeres, blondes Haar, die blauen Augen, die durch Kilometer hinweg leuchten konnten, so erschien es mir zumindest. Mein Herz pochte schnell und feste gegen meinen Brustkorb.
Frohen Mutes fiel ich ihnen begrüßend um den Hals, worüber sich Kai, ein Junge, der von 'Mädchen anfassen' nie genug bekommen konnte, natürlich sehr freute. Fröhlich lächelte ich Jean an, er jedoch übersah meinen Blick und strahlte Laura an, die gerade ebenfalls durch die Tür kam. Meine fröhliche Mine splitterte ab. Hatte ich etwas nicht gesehen? Einfach nicht bedacht? Natürlich.
Er schaffte es mal wieder, dass ich mich schlagartig schlecht fühlte. Ich hatte wirklich nur an mich gedacht. Wie naiv konnte man nur sein? War mir nicht klar, dass Lauras Gefühle nichts an seinen ändern konnten? Seine Liebe zu ihr baute eine Barriere zwischen uns auf.

~°*°~

'Ha, gefunden!', lachend blieb eine meiner Freundinnen vor einem Schild stehen. 'Wir haben eine ganze dreiviertel Stunde gebraucht!', lachte sie noch lauter. Sveni und ich standen vor einem weißen Gebäude und blinzelten nach oben auf die große, leuchtende Aufschrift 'Wentink's'. Ich nickte erleichtert. Wozu hatte ich mich da wieder überreden lassen? Wentink's ist eine Tanzschule in unserer Stadt, die zu der Zeit gerade mal sechs Jahre bestand und regelrecht kämpfen musste, um neben der anderen Tanzschule im Ort bestehen zu können. Diese war nämlich über dreißig Jahre alt, meine Eltern hatten dort schon tanzen gelernt. Ich zog die schwere Tür auf. Ein großes Treppenhaus überfiel uns fast. Aufgeregt stiegen wir hinauf. Ganz oben endeten die Stufen vor einer Doppelflügeltür. Wir traten ein. Ein gedämmtes Licht erfüllte den Raum. Die eine Wand wurde von einer mit blauen Fliesen verzierten Bar gefolgt. Tische und Stühle zierten den Raum, jeweils mit einer Roten Rose in einer zierlichen Vase geschmückt. Dann viel Platz zum tanzen. Eine riesige Tanzfläche mit Parkettboden. Bewundernd streifte mein Blick durch das Innenleben der Tanzschule, während Sveni schon am Empfang stand und etwas schrieb. Ein freundlich, lächelnder Mann beobachtete sie dabei. Kurze Zeit später sah sie zu mir: 'Na, los. Trag dich auch ein. Hier hast du einen Stift.'
Sie hielt mir alles entgegen. Verwirrt nahm ich es ab und sah drauf. 'Standarttanzgruppe Stufe 1.'
'Mach hin!', drängte sie wieder. 'Ich mach ja schon.', schnell trug ich alles ein. Mir ging durch den Kopf, was ich doch für ein Spätzünder war. Alle hatten direkt nach der Konfirmation ihren ersten Kurs gemacht und ich? Ich war schon seit zwei ein halb Jahren konfirmiert.
Wir waren schneller wieder draußen, als mir lieb gewesen war. Verblüfft schaute ich meine Freundin an: 'Es war doch gar nicht die Rede davon, dass wir uns gleich anmelden, wir wollten uns die Schule doch nur angucken.'
'Ach, ist doch egal, jetzt hast du dich angemeldet.', wie immer schaffte es Sveni, dass ich ohne zu überlegen etwas getan hatte, was ich nicht hätte tun dürfen. Wie machte sie das nur immer? Als wüsste sie genau, wo der Aus-Knopf meines Verstandes war.
Ich überlegte weiter: 'Und wie viel kostet der Kurs nun?'
Wir liefen über die Ampel der Hauptstraße. '75€', kam ihre Antwort kurz und knackig. 'Bitte was?!', schockiert weitete ich meine Augen. Wovon sollte ich das denn bezahlen? Für die meisten klingt das wahrscheinlich nicht viel, doch für mich war es verdammt viel Geld, zumal ich schon immer alles selbst bezahlen musste, was nicht von besonderer Wichtigkeit war. Somit musste ich Ferienjobs machen, um meine Wünsche selbst verwirklichen zu können.Sveni sah unbeirrt nach vorne und zog ihre Augenbrauen in die Tiefe: 'Komm, die anderen machen doch alle bei dieser Bonzenschule ‚Baulkes'. Da kostet ein Kurs 130€ und du hast zwei Stunden weniger.'
'Na gut, jetzt hab ich mich sowieso schon angemeldet. Dann hoffe ich, dass der Unterricht wenigstens gut wird. Also, das war mittwochs um….?'
'17.00Uhr, du Gurkenhirn.'
Ich kratzte mich schämend am Hinterkopf: 'Ach ja!'
An der nächsten Bushaltestelle trennten sich unsere Wege. Schließlich wohnte sie mitten in der Stadt und ich in einem kleinen Kaff im Umkreis. Im Bus sitzend dachte ich darüber nach. Eigentlich war die Sache ja gar nicht so schlecht. Immerhin sang ich unglaublich gerne, was ja auch im entfernteren Sinne etwas damit zu tun hat und noch dazu liebte ich den Film 'Dirty Dancing' und überhaupt alle Tanzfilme. Irgendwie hatte das auf mich etwas, auch wenn's sich merkwürdig anhört, erotisches. Zwei sich liebende, die elegant über die Tanzfläche gleiten. Ich begann vor mich hinzuträumen. Sofort stellte ich mich in Jeans Armen vor. Und so weit hergeholt war das gar nicht. Immerhin gehörte er zu denen, die nach der Konfirmation einen Kurs gemacht hatten. Ja! Wow, ich würde ihn sofort zum tanzen einladen. Wenn ich ihn schon nicht als festen Freund haben konnte, wollte ich wenigstens einen Abend mit ihm tanzen, vor mich hin träumen können, seine Nähe spüren. Doch wie sollte ich ihn dazu bekommen, mit mir alleine tanzen zu gehen? Schlagartig fiel mir mein siebzehnter Geburtstag ein. Ja, ich hatte ja schon in fünf Wochen Geburtstag. Bis dahin würde ich vier Tanzstunden hinter mir haben. Hoffentlich reichte das. Ach was, es musste reichen!

Schon damals sah ich Jeans und meine freundschaftliche Beziehung als etwas besonderes an. Wir stritten zwar nahe jeden Tag und ich fühlte mich von ihm oft ziemlich schäbig behandelt, doch dann gab es auch Situationen, in denen er für mich da war. Er war verständnisvoll, zumindest konnte er das sein, wenn er wollte und er war ein guter Zuhörer. Obwohl, meistens interessierten ihn seine Probleme mehr als meine.
Ich erinnere mich noch an die Lateinstunden. Ja, ich hatte den großen Fehler gemacht und Latein gewählt. Ich saß neben meiner Freundin Sandra und Jean direkt daneben. Dies zum Leidwesen meiner Freundin. Meistens hielt sie sich die Ohren zu und versuchte erst gar nicht mehr dem Unterricht zu folgen. So gut wie jede Stunde lief nämlich Jean und mein Gespräch in etwa so ab:
Jean: 'Hey, Shina, checkste das?'
Ich: 'Hm…'
Jean: 'Ich wusst's, weil du nichts kannst!' (immer mit einem Lächeln auf den Lippen)'Na, guck dich doch an! Du checkst das viel weniger als ich!'
'Ach ja?! Weißt du was aus dir mal wird? Putzfrau!'
Ich schmollmundziehend: 'Gar nicht wahr!'
'Doch mit deinen kleinen Patschefingern, kommste in jede Eck!'
Ich (rumschreiend): 'Boar, weißte…?!'
'WEIßTE!!!'
'Verpiss dich doch!'
'Chickse!'
'Spast!'
'Wenn ich Amok laufe, bist du die Erste, die ich abknalle!'
Ich empört: 'Du hast so einen Knall!!'
'Ja, genau, jetzt bin ich wieder das Arschloch! DU hast doch angefangen!'
….. so lief das Gespräch weiter, bis der Lehrer uns aus dem Klassenraum schmiss. Dort bekamen wir einen heftigen Lachkrampf. Ja, so lässt sich unsere damalige Freundschaft am besten beschreiben. Ganz anders jedoch im ICQ. Dort sprachen wir meistens über richtig tiefsinnige Themen. Erzählten uns schlimme Ereignisse aus der Vergangenheit oder heulten herum. Ich verstand nie, warum wir nicht so reden konnten, wenn wir uns in die Augen sahen. Das kam erst viel später.

~°*°~

Unsere erste Tanzstunde. Ich war schon wieder zu spät. Ich hatte solange gebraucht um meine Tanzschuhe zu finden. Sie hatte ich mir mal gekauft, weil ich sie niedlich gefunden hatte. Das es sich dabei um Tanzschuhe gehandelt hatte, hab ich erst viel später erkannt. Das erklärte jedoch, warum sie so teuer gewesen waren. Zehn Minuten nach Beginn der Tanzstunde platzte ich in den Raum. Eine ganze Gruppe junger Menschen tanzte bereits. Aber nicht wie erwartet in Paaren sondern alleine. Verdutzt glitt mein Blick über die Gesichter. War ich hier falsch? Nein, ich erkannte Sveni mittendrin. Konzentriert auf den Takt. Ein junger Mann kam auf mich zu. Er war etwa einen halben Kopf größer als ich, hatte dunkelblonde bis hellbraune Haare und eine normale, gute Figur. 'Du bist wahrscheinlich-', er las von seiner Liste ab, 'Shina.'
'Genau.', nickte ich. Er lächelte mich an. Ich erkannte Grübchen, die zum Vorschein kamen. Verzückt erwiderte ich sein Lächeln.
Er lief zu einem Pult hin und drückte das laufende Lied noch einmal von vorn. 'Tanzt einfach weiter. Ich werde unserem Spätstarter schnell die Schritte zeigen.'
Er stellte sich neben mich. Ich erinnere mich noch ganz genau, dass das Lied 'Don't Cha' von den Pussycat Dolls lief, welches ich damals schon nicht leiden konnte. 'Jetzt gehst du zuerst mit dem rechten Bein einen Schritt nach rechts.'
'Rechts….hmm.'
'Das hier.', er zeigte schmunzelnd auf mein rechtes Bein. 'Ach ja…ich weiß doch…'
Ich hatte schon immer ein Problem mit Rechts und Links. Haltet mich nicht für verblödet…ich glaube das ist ein allgemeines Frauenproblem und meine größte Angst gewesen als es hieß: Führerschein.
Also gut. Auf jeden Fall erklärte er mir die Schritte. Ich brauchte extrem lange, um sie zu verstehen. Ich dachte schon: der hält dich total für bekloppt! Zu blöd!
Am liebsten hätte ich laut aufgeseufzt.
'Okay, das soll reichen. Jetzt dürfen sich die Männer jeweils eine Partnerin suchen.'
Es lief alles viel lockerer ab, als ich es durch das Fernsehen erwartet hatte. Es kamen jedoch am ersten Tag zwei Jungs auf mich zu. Mir gefielen beide nicht…ich hatte schon immer einen etwas exquisiteren Geschmack. Der eine war mir zu sehr Muttersöhnchen und für den anderen fehlen mir die Worte….er war ungepflegt und ja…Wie sehr ich mich auch schäme so etwas über einen Menschen zu sagen: er war einfach nur widerlich!
Ich tat so, als hätte ich diesen, wie ich später erfuhr, Tommy nicht gesehen und ging zum Muttersöhnchen. Ich weiß nicht mehr, welcher Tanz der erste war, den wir anschnitten. Auf jeden Fall nur die Grundschritte. Man war das für mich langweilig. Immer das gleiche. Das konnte doch nicht wirklich alles sein, oder?
So lernten wir am ersten Tag sämtliche Grundschritte: Cha cha cha, Jive, Salsa, und Walzer. In den weiteren Stunden kamen wir auch noch zur Rumba, Samba, Foxtrott, Discofox und so weiter.
Als ich nur noch eine Tanzstunde vor meinem Geburtstag hatte, schickte ich Jean per Sms eine Einladung. Wir hatten uns an dem Tag noch zuvor in der Schule gestritten, aber ich wollte ihn trotzdem fragen. Mit zitternden Händen tippte ich mein Anliegen ein und drückte 'schicken', bevor ich es mir noch einmal anders überlegen konnte. Eine Antwort kam jedoch nicht.









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