Chat-flirt

Autor: Ley1994
veröffentlicht am: 15.05.2009




Als sie zuhause ankam, saß ihre Mutter auf den Treppenstufen vor der Haustür und rauchte eine Zigarette. Ihr Gesicht war weiß wie Schnee. Zoey setzte sich blitzartig neben sie. 'Mama, was hast du?' 'Ach Schatz.', seufzte ihre Mutter. 'Ich habe den Abschiedsbrief gelesen. Wieso willst du dich umbringen? Weinst du deswegen so oft?' 'Mami! Der Brief ist nicht von mir! Wieso rauchst du eigentlich wieder?', versuchte Zoey ihre Mutter vom Thema abzulenken. 'Ich hatte schon gedacht, ich hätte irgendwas in deiner Erziehung falsch gemacht. Wegen dem Rauchen, ich hatte einfach Angst um mein einziges Kind. Aber ich hör damit auf, ich schwöre.' Zoeys Mutter machte gerne leere Versprechen. 'Mum, ich bin voll müde. Ich geh ins Bett. Gute Nacht.' Zoey gähnte und stand auf. 'Jaja, mach das!', säuselte ihre Mutter abwesend. Zoey umarmte sie kurz und lief dann zurück in ihr Zimmer. Dort angekommen schaltete sie ihren Computer an und öffnete ihr Postfach. Die ihr wohlbekannte Frauenstimme ertönte wieder: 'Sie haben 3 neue Nachrichten!'
Die erste war von Tante Klothilde. Ohne sie zu öffnen, löschte Zoey die Nachricht. 'Diese blöde Tante. Erst meldet sie sich ganze 14 Jahre nicht und dann schreibt sie eine E-Mail. Geht's noch?' Zoey klickte auf die nächste Nachricht. Sie war von ihrem Bruder:

Empfänger: Zoey@xxx.de
Absender: Timo@xxx.de
Betreff: Nachricht von deinem Brüderchen

Hallo große Schwester,
hier im Internat ist es voll schön. Ich habe viele neue Freunde getroffen und kann jetzt endlich multiplizieren und dividieren. Ich komme zwar mit diesen Computern nicht klar, aber mein Freund Nico hilft mir. Der ist so alt wie du und voll cool. =)
Grüße Mama von mir.
Dein Brüderchen Timo.'
Nachdem Zoey geantwortet hatte, bemerkte sie erst, wie dieser Kumpel von ihrem Bruder eigentlich hieß. Eigentlich könnte ihr das völlig egal sein, aber im Moment machte sie aus einer Mücke einen Elefanten. Die dritte und letzte Nachricht war von Emily.

Empfänger: Zoey@xxx.de
Absender: Emily@xxx.de
Betreff: Sorry!

'Hey du,
ich wollte mir entschuldigen. Ich hätte letztens nicht so ausrasten dürfen. Ich wäre auch eigentlich persönlich vorbei gekommen, aber deine Mutter hat immer gesagt, dass es dir nicht gut gehen würde. Was ist denn los mit dir? Seit du diesen Nico kennen gelernt hast, bist du total komisch. Erst schwebst du im 7. Himmel und dann bist du nur nach am Heulen. Willst du mir nicht sagen was los ist? Du kannst mich gerne anrufen.
Emily'

Zoey griff nach ihrem Handy und wählte Emilys Nummer.
'Ja?', ertönte eine Stimme.
'Emily? Ich bin's… Zoey. Ich hab deine Mail gelesen.', antwortete Zoey. 'Und? Verzeihst du mir?', fragte Emily.
'Klar. ICH müsste mich eigentlich entschuldigen. Ich hätte dich nicht einfach so hängen lassen dürfen. Schließlich bist du meine beste Freundin. Hättest du Lust mit mir ins Kino zu gehen?'
'Ach Zoey. Klar hab ich Lust. Ich kann nur nicht. Ich bin mit meinem Freund verabredet.''Du hast nen Freund?', fragte Zoey völlig erstaunt.
'Ja, seit einer Woche. Er heißt Nico.'
Zoey blieb die Luft weg. 'Hast du Nico gesagt?'
'Ja, Nico. Wieso? Kennst du ihn?'
'Ja flüchtig. Ich muss dir was sehr wichtiges erzählen. Kannst du das Treffen mit deinem Freund verschieben? Es ist echt mega wichtig.', bat Zoey ihre Freundin. 'Ja ist gut. Ich bin in zehn Minuten bei dir.
'Wieso heißen jetzt plötzlich alle Typen Nico? Bilde ich mir das einfach nur ein oder macht sich 'mein' Nico jetzt an meine Freundinnen ran? Sogar vor meinem Bruder macht er nicht halt, oder irre ich mich?' Zoey dachte mal wieder laut vor sich hin.
Zehn Minuten später, stand Emily vor ihr. Die Begrüßung war schneller und nicht ganz so herzlich wie sonst. Stattdessen fing Zoey an zu erzählen. Von dem Chat, aus dem sie Nico kannte, von dem Kinobesuch und von dem mysteriösen Abschiedsbrief. Als sie fertig war, starrte Emily sie an. 'Nein! Du bist nur eifersüchtig darauf, dass ich auch glücklich sein kann und du es zur Zeit einfach nicht bist.' Emily stand auf und ging langsam auf die Tür zu. Kurz bevor sie die Tür wieder hinter sich schloss, drehte sie sich noch mal um. 'Das hätte ich echt nicht von dir gedacht.', beschuldigte sie Zoey. 'Ich dachte wir wären Freundinnen. Beste Freundinnen. Aber wie es scheint, kannst du mir mein Glück wohl nicht gönnen. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.' Wütend knallte sie die Tür zu und stapfte die Treppe herunter. 'Warte!', rief Zoey ihr hinter her, doch Emily war schon gar nicht mehr im Haus. Dann klingelte das Telefon. Zoey hob ab und hörte einen schrillen Schrei am anderen Ende der Leitung. Danach war alles still. Kein Vogel zwitscherte, keine Kinder spielten auf der Straße und kein Auto fuhr vorbei. Zoey hörte nur ihren eigenen Atem. Er war schnell und unregelmäßig. Auf einmal klingelte es an der Tür. Zoey schaute verängstigt durch den Spion und erkannte die Frau vom Spielplatz wieder. Sie drehte den Schlüssel im Schloss um und setzte sich an den Küchentisch. Ein paar Augenblicke später stand sie wieder auf, holte sich ein Glas Wasser und ein paar Kekse und setzte sich wieder hin. Nachdem sie alles ausgetrunken und gegessen hatte, lief sie wieder zur Haustür und guckte wieder durch den Spion. Doch die Frau war weg.

Nico wachte mit Kopfschmerzen auf. Neben ihm lag Jan, mit dem Kopf nach unten. Sofort sprang Nico auf und schüttelte Jan, doch der regte sich nicht. Dann sah er die Blutlache neben Jans Kopf. 'Nein!', dachte Nico. Er drehte Jan um und blickte in seine leeren Augen. 'Hilfe!', brüllt er. 'Hilfe. Jan… er ist tot. HILFE!!!'
'So schnell kann das gehen!' Im Schatten eines großen Schrankes tauchte die fremde Frau wieder auf. 'Nimm dich in Acht!' Und so schnell sie da war, verschwand sie auch wieder.'Warten Sie!' Doch er bekam keine Antwort mehr.

Zoey griff nach dem Telefon und rief Emily an.
'Was ist? Ich hab dir doch klipp und klar gesagt, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.'
'Emily! Hör mir zu. Kann ich kurz bei dir vorbei kommen?'
Stille.
'Eigentlich gerne. Aber Nico ist gerade da.'
'Noch besser.' Grinsend sprach sie weiter. 'Ich bin gleich bei dir.'
Sie schnappte sich ihre Jacke, schloss die Tür auf und stieg auf ihr Fahrrad. Der Fahrwind schlug ihr ins Gesicht, doch es machte ihr nichts aus. Endlich konnte sie Nico wieder sehen.Kurz darauf erreichte sie das Haus von Emily. Sie klingelte und ein Junge in ihrem Alter öffnete die Tür.
'Du musst Zoey sein.' Er streckte ihr die Hand entgegen. 'Ich bin Nico. Emily hat schon viel von dir erzählt. Komm doch rein.'
Völlig baff schlug sie in seine Hand ein und ging an ihm vorbei.
'Wo ist Emily?', fragte Zoey.
'Sie ist nur kurz beim Supermarkt. Ist alles ok bei dir? Du bist so blass.'
'Jaja. Ich dachte nur nicht, dass DU Nico bist.'
'Wer denn sonst?' Fragend sah er sie an.
'Lange Geschichte. Weißt du wann sie wieder kommt.'
'Sie müsste jeden Moment kommen.'
Keine 5 Minuten später hörte Zoey den Schlüssel im Schloss und Emily kam herein.
'Wie ich sehe, habt ihr euch schon kennen gelernt. Hallo Schatz.' Sie umarmte Nico kurz und küsste ihn auf die Wange.







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