Sag, was du fühlst Teil 9

Autor: ***BlackHope***
veröffentlicht am: 13.04.2009




Cecilias Tagebucheintrag:
Montag, 27. September

Mann, ich hab ja richtig lange nichts geschrieben hier, aber das liegt daran, dass ich jede freie Minute mit Mark verbringe. Außerdem geht es in der Schule zu Zeit richtig ran mit den Herbstklausuren, und da versuche ich ja auch noch, Mark so weit wie möglich zu helfen. Von Nachhilfe mit Anne hätte er zwar mehr, aber er hält sich seit dem Vorfall beim Discoabend von Tonja und Co. Komplett fern.
Tonja hält anscheinend Waffenruhe, denn seitdem hat sie sich keine neuen Gemeinheiten geleistet - außer dem Üblichen natürlich, fiese Bemerkungen hier und da. Aber ich bin einfach froh um jeden Tag, der ohne Zwischenfälle vorbei geht, und genieße die Zeit.In der letzten Woche war Mark allerdings irgendwie anders als sonst. Erst dachte ich, es wäre wegen unseres Beinahstreits beim Discoabend, aber der ist ja schon länger her, und so komisch benimmt er sich erst seit ein paar Tagen. Er hat auch Post aus Deutschland bekommen.
Der Umschlag lab beim Abendessen auf seinem Teller, voll beklebt mit Luftpoststickern und so, aber ich hab nicht gesehen, von wem er kommt. Ich dachte, er erzählt es mir vielleicht, aber er hat es nicht erwähnt. Aber seitdem ist er irgendwie schweigsam und ein wenig abwesend.
Ob er Heimweh hat? Ich hoffe, es sind keine schlechten Nachrichten. Aber es macht mir ein wenig Sorgen, dass er mir offenbar nicht vertraut. Ob der Vorfall beim Discoabend doch was damit zu tun hat? Ich hoffe so, dass alles zwischen uns in Ordnung ist …

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Marks Mail vom Montag, 27. September, spätabends:

Hallo Toby,
lange nicht geschrieben, ich weiß! Die Herbstklausuren sind schuld
Ich habe ganz schön zu kämpfen, und wenn Cecilia mir nicht so viel helfen würde, wäre ich ganz verloren. Alles wäre in bester Ordnung, wenn nicht in der vergangenen Woche dieser Brief gekommen wäre. Mein Leben fing gerade an, glatt zu laufen. In der Klasse hatten alle mehr oder weniger akzeptiert, dass ich mit Cecilia gehe. Alles schien in Butter zu sein. Dann kommt dieser Brief von Sylvia. Sie schreibt, dass sie in den Herbstferien in die USA kommt, nach Denver.
Sie will sich mit mir treffen, sie will mit mir reden.
Ich hatte von Sylvia seit August nichts mehr gehört, und du hast mir ja auch geschrieben, dass du sie mit Gregor zusammen gesehen hast. Na, wahrscheinlich ist es inzwischen schon wieder aus mit ihm. Ich habe ja gleich gewusst, dass der nichts für Sylvia ist. Jedenfalls muss ich nun erstmal sehen, wie ich das organisiere. Ich soll ihr eine Unterkunft besorgen, die aber nicht so viel kosten darf. Habe mich schon übe das Internet schlau gemacht, um was Passendes in Denver zu finden. Da bleibt aber immer noch das Problem, wie komme ich dahin? Die Coulters kann ich ja schlecht fragen, ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll, warum ich nach Denver muss.
Irgendwie eine verfahrene Kiste. Und Cecilia ist auch schon misstrauisch geworden. Na, es sind ja noch einige Tage Zeit, vielleicht fällt mir ja irgendwas ein.
Machs erstmal gut.
BB Mark

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Marks Mail vom Mittwoch, 29 September, nachmittags:

Hi Toby,
heute ist schon wieder ein Brief von Sylvia gekommen. Diesmal hat sie etwas ausführlicher geschrieben. Ihre Mutter hatte tatsächlich einen Schlaganfall. Sie wird hier in Denver im University of Colorado Hospital behandelt. Sylvia wird sie in den Ferien besuchen. Na, und da will sie sich mit mir treffen.
Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich ja nicht geglaubt habe, dass ihre Mutter einen Schlaganfall hatte. Ich habe Sylvia Unrecht getan! Irgendwie ist mir nicht ganz wohl in meiner Haut. Und am Flughafen muss ich mich dann wohl auch verguckt haben, das war dann wohl nicht Sylvia, die ich da gesehen habe …
und stell dir vor, Sylvia hat den Führerschein gemacht. Sie will mit einem Mietwagen nach Cortez kommen. Da mache ich mir gleich schon wieder Sorgen. Gerade erst den Führerschein und gleich im Ausland mit dem Auto fahren, hoffentlich geht das gut. Und wieso kommt sie auf solche Sachen überhaupt, nur um mich zu sehen?
Was soll ich nur Cecilia sagen?
Toby, sag mir doch mal, was ich jetzt bloß machen soll.
Was ich auch mache, es ist verkehrt - den Eindruck habe ich jedenfalls. Jetzt soll ich auch noch hier direkt in Cortez eine Unterkunft für sie finden. Sie hat geschrieben, dass ich ihr irgendein kleines Hotel oder eine Pension buchen soll. Ich brauche irgendwie jemanden, der mir hilft.
Na ja, ich weiß schon was du jetzt denkst: Hör auf zu jammern, und mach das Beste daraus. Aber das ist leichter gesagt, als getan.
Okay, ich hör schon auf!
Machs gut, Alter, und drück mir mal die Daumen!
LG Mark

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9.Kapitel
'Hmmm, hier gibt es echt das beste Eis in der Stadt', schwärmte Danielle, als sie ihren Löffel tief in den großen Eisbecher mit Sahnehäubchen und Schokosauce tauchte.
Mark blickte sie zweifelnd an. 'Ich dachte, das ist hier die einzige Eisdiele weit und breit?'Danielle grinste. 'Na ja, sag ich doch. Danke übrigens noch mal für die Einladung. Was verschafft mir denn die Ehre? Seit du mit Cecilia zusammen bist, hälst du dich ja von uns anderen ziemlich fern.'
'Das hat nichts mit dir zu tun', sagte Mark schnell. 'Ich hätte nichts dagegen, mich mit allen zu vertragen, aber solange es immer wieder gegen Cecilia geht, ist das wohl nicht möglich. Der Vorfall auf dem Schulball hat ja deutlich gezeigt, das Tonja vor nichts zurückschreckt und die anderen haben geholfen.'
'Ja, stimmt schon. Wer nicht für Tonja ist, ist gegen sie und damit ihre Feindin. Das riskieren Anne und Janet nicht, auch wenn es ihnen nicht so richtig gefällt was Tonja von ihnen verlangt.'
'Und auf welcher Seite stehst du?'
'Ich bin sozusagen neutral', erwiderte Danielle. 'Ich habe keine Angst vor Tonja und tue, was mir gefällt.'
'Zum Beispiel Cecilia aus dem Klo befreien, wo die anderen sie eingesperrt hatten', riet Mark.
'Zum Beispiel', sagte Danielle ganz gelassen.
'Und deshalb gehe ich ja auch mit dir Eis essen. Aber ich wollte dich auch was fragen. Ich bekomme Besuch aus Deutschland, nur für ein oder zwei Tage. Ein Freund von mir ist in den deutschen Herbstferien hier und sozusagen auf der Durchreise. Gibt es hier eine möglichst preiswerte, aber trotzdem annehmbare Unterkunft?'
'Hm, nicht ganz so einfach, weil die Motels hier alle Touristen-Preise nehmen, wegen der Nähe zum Mesa Verde Park', erwiderte Danielle. 'Am günstigsten ist wohl das Super 8 Motel in der East Main Street, das ist so ein Billig-Motel. Aber warum schläft dein Kumpel nicht bei den Coulters im Haus? Platz sollte da ja wohl genug sein.'
Mark konnte nicht verhindern das er rot wurde. 'Die ganze Sache ist ein bisschen kompliziert. Es ist ein weiblicher Kumpel - genauer gesagt, meine Exfreundin. Ihre Mutter wird in Denver in einer Spezialklinik behandelt, und sie wollte halt kurz bei mir vorbeischauen. Aber ich halte es für nicht so schlau, sie im Haus von Cecilias Eltern einzuquartieren.'
'Ja, das kommt wohl nicht so gut. Also, dann wir das Super 8 es wohl tun. Sag mal, weiß eigentlich Cecilia überhaupt, dass sie kommt?'
'Ja, klar!' log Mark, dem es aufeinmal peinlich war, dass er sich noch nicht getraut hatte mit Cecilia darüber zu reden. 'Ist ja nichts dabei, oder?'
'Eben', meinte Danielle und wandte sich wieder ihrem Eisbecher zu.

'Na, was habt ihr zwei Turteltäubchen denn schönes besprochen?' Tonja baute sich demonstrativ vor Danielle auf, als diese die Eisdiele verließ. Mark war schon vor ein paar Minuten gegangen, um im Super 8 Motel ein Zimmer zu buchen. 'Hör auf rumzuspinnen', sagte Danielle. 'Wir haben uns eben unterhalten, und damit basta.'
'Und weiß das die liebe Cecilia? Sie ist nämlich vorhin hier vorbeigekommen und hat ziemlich zerknittert geschaut, als sie euch beide in trauter Runde da sitzten sah.''Ach Quatsch, ich glaube nicht, dass sie gleich ausflippt, wenn Mark mal mit jemand anderem redet.'
'Stille Wasser sind tief', orakelte Tonja, ließ dann das Thema aber fallen. 'Du, sag mal, hast du eigentlich meinen Schminkbeutel dabei, den Janet dir gegeben hat?'
Überrascht hob Danielle die Brauen. 'Woher weißt du denn, dass ich den habe?'
'Na ja, ich habe vorhin mit Janet telefoniert und sie hat mir erzählt, dass sie ihn in der Umkleidekabiene gefunden hat und dir mitgegeben hat, weil sie doch die nächsten Tage bei dem Wettkampf ist.'
'Ach so. Ja , hab ich hier. Warte.' Danielle kramte in ihrer Umhängetasche. 'Bitte schön. Und, was hast du heute noch so vor?'
'Och, nichts Bestimmtes. Also, danke und bis dann.'
Kopfschüttelnd blickte Danielle ihr nach, überrascht über den triumphierenden Gesichtsaudruck, den Tonja plötzlich zeigte. Blieb nur zu hoffen, dass ihr das dumme Spiel, Cecilia zu quälen endlich mal langweilig wurde, denn eigentlich wäre Danielle gerne mal mit Mark und Cecilia zusammen Eis essen gegangen.

Tonja konnte es kaum abwarten in ihr Zimmer zu kommen. Sie schloß sorgfältig von innen ab und holte dann den kleinen grauen Kasten aus ihrem Schminkbeutel, den sie bei eBay ersteigert hatte. Es war ein Diktiergerät mit einer 30 Minuten Endlosspule, und sie hatte es für Fälle wie diese immer dabei.
Heute hatte sich die perfekte Gelegenheit geboten, als Tonja in der Pause gehört hat, wie Mark Danielle einlud. Janet hatte alles Weitere erledigt: Das Diktiergerät in den absichtlich vergessenen Schminkbeutel gelegt, es auf Aufnahme gestellt und Danielle den Beutel nach der Schule mitgegeben. Schön blöd von der, den Spion auch noch selbst zum Date zu tragen!Tonja lächelte in sich hinein. Seit Schulschluss hatte das Wunder der Technik alles aufgenommen was Danielle gesprochen hatte. Bis auf die letzten dreißig Minuten war allerding immer alles überspielt worden, aber nur die interessierten Tonja ja auch: Danielles Gespräch in der Eisdiele.
Tonja hätte ihr letztes Taschengeld darauf verwettet, dass die beiden etwas besprochen hatten, was sie gegen Cecilia verwenden konnte. Sie würde nicht ruhen, bis sie die verhasste Konkurrentin ausgeschaltet hatte. Viel zu lange hatte sie schon geduldig beharren müssen, bis sich die richtige Gelegenheit ergeben hatte, aber nun war sie gekommen, dass wusste sie einfach!
Sie drückte auf den Wiedergabeknopf und lächelte begeistert, als sie die kristallklare Aufnahmequalität hörte. Dann verzerrte sich ihr Gesicht vor Wut, als sie von Danielles Rolle bei Cecilias Abend am Discoabend hörte. Und dann war ihr auch das egal, denn was sie als Nächstes erfuhr, war Gold wert.
Anders als Danielle war sie nämlich überzeugt davon, das Cecilia von der bevorstehenden Ankunft ihrer Vorgängerin nicht das Geringste ahnte - das hörte man doch schon an Marks Verlegener Stimme.
Ein Paar Minuten später griff sie zum Telefonhörer. 'Hey, Gordon, ich bins Tonja', flötete sie in die Leitung. 'Hast du immer noch den Job an der Rezeption vom Super 8 Motel? Ja? Super. Du, ich hab mir überlegt, doch mal mit dir auszugehen. Passt dir heute Abend? Ja? Prima. Ich hol dich im Motel ab, klar. Bis nacher dann. Ich freu mich schon.'







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