Sag, was du fühlst Teil 3

Autor: ***BlackHope***
veröffentlicht am: 02.10.2008




Einer von diesen gut aussehenden, natürlich. Braune, modisch verstrubbelt gestylte Haare, grüne Augen mit langen Wimpern, dichte schwarze Brauen und ein Lächeln, bei der auf einer Seite des Mundes ein Grübchen erschien.
Na toll. Einer von denen also, die sich wer weiß was auf ihr Aussehen einbildeten und von den Mädchen umschwärmt wurden. Da würde sie also in kürzester Zeit nicht nur ihn, sondern auch ihre lieben Klassenkameradinnen auf dem Hals haben, die ihn natürlich in seinem neuen Zuhause besuchen würden.
Am liebsten wäre sie auf dem Absatz umgedreht und in ihr Zimmer verschwunden, doch sie fing den mahnenden Blick ihres Vaters auf und ging missmutig auf Marc zu.
'Hi', sagte sie ohne besondere Betonung. 'Ich bin Cecilia.'
'Und wir freuen uns so, dich für das nächste Jahr bei uns zu haben', fiel ihre Mutter strahlend ein. 'Unser Haus ist jetzt auch dein Haus, und wenn du etwas vermisst, dann sag es einfach. Wir möchten, dass du dich hier gleich wohl fühlst.'
Marc sah ziemlich müde aus und auch nicht besonders glücklich, doch er lächelte ihre Mutter artig an und bedankte sich herzlich, worauf ihre Mutter noch mehr strahlte.
'Cecilia, zeigst du Marc eben sein Zimmer, damit er weiß, wo er gelandet ist? Danach könnten wir gleich essen. Sicher bist du hungrig, Marc?'
seufzend zuckte Cecilia die Schultern. 'Komm mit', sagte sie kurz angebunden und ohne das geringste Lächeln.
Sie führte Marc in den Gästeflügel, der dem Teil des Hauses, in dem sie ihr Zimmer hatte genau gegenüber lag. Die Verbindung wurde durch eine verglaste Veranda geschaffen, die mit einem Dschungeln von Topfpflanzen und tropischen Bambusmöbeln ausgestattet war.'Hier', sagte sie lustlos und öffnete die Tür.
'Wow', entfuhr es Marc. Sein 'Zimmer' bestand aus einem Schlafraum und einem Wohnzimmer, außerdem hatte er natürlich ein eigenes Bad. 'In Deutschland wohne ich in einer Wohnung, die grade mal einen Raum mehr hat als das hier.'
'Interessant', erwiderte Cecilia mit einem Achselzucken. Was sollte sie auch sonst sagen? Schließlich war es ihr selbst peinlich, in was für einem Luxus sie hier schwelgten. 'Okay, hast du alles gesehen? Mein Vater kümmert sich um dein Gepäck. Aber wir warten schon eine ganze Weile und ich hab Hunger.'
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und ging zurück in die Küche.Das Abendessen war genauso schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Eltern unterhielten sich glänzend mit Marc, lobten sein Englisch, mit dem er sichtlich Mühe hatte, fanden seinen Akzent ja ach so charmant und versuchten immer wieder, Cecilia in die Unterhaltung einzubeziehen. Hartnäckig gab sie einsilbige Antworten, und schließlich sahen sie wohl ein, dass es keinen Sinn hatte, und ließen sie in Ruhe.
So bald es ging, verwand sie mit einer gemurmelten Entschuldigung auf ihrem Zimmer. Die Schule ging erst Montag wieder los, sie hatte also noch das ganze Wochenende mit diesem Charmebolzen vor sich! Vielleicht konnten sie sich am nächsten Morgen gleich früh mit ihren Malsachen aus dem Haus schleichen.
Seufzend setzte sie sich in die Fensternische und holte ihr Tagebuch aus der kleinen Schublade darunter hervor. Eine ganze Weile starrte sie auf das atemberaubende Panorama, das sich vor ihr ausbreitete - in der Ferne zerklüftete, schneebedeckte Gipfel, im Vordergrund ein mit Birken bestandener Hügel, der zum Fluss hin sanft abfiel.
Das Einzige, was sie an Cortez wirklich mochte, war die Landschaft, die ihr die schönsten Motive zum Malen boten. Aber damit würde es jetzt wohl auch schwierig werden, wo sie diesen Marc am Hals hatte.
Sie wollte grade anfangen, in ihr Tagebuch zu schreiben, als es energisch an der Tür klopfte. Bevor sie antworten konnte, trat ihr Vater auch schon ein und blickte sie streng an. 'Junge Dame, wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden.'

Cecilias Tagebucheintrag:

Freitag, 27. August
Na super, der Samstag ist dann wohl auch gelaufen. Dad hat mich grade dazu verdonnert Marc morgen ins Internetcafé zu schleppen, damit er gleich allen Freunden zu Hause schreiben kann. Wenn er so an denen hängt, was will er dann überhaupt hier?Und außerdem soll ich netter sein und so weiter und so weiter...Warum eigentlich? Schließlich war das Ganze nicht meine Idee, oder? Aber Dad war tatsächlich ziemlich sauer, also muss ich mich wohl ein bisschen zusammenreißen. Als ob ich nicht wirklich schon genug am Hals hätte...

-Marcs Mail vom Samstag, 28. August, an seinen Freund Toby:

Hallo Toby,
ich habe dir ja versprochen, dass ich mich melde, wenn ich angekommen bin. Also gut, ich bin angekommen. Aber ich sag's dir, Mann, ich hab jetzt schon keinen Bock mehr, hier zu sein. Bin zwar gut gelandet in Denver, aber der Ärger fing schon am Flughafen an. Mein Gepäck kam mal wieder ganz zum Schluss, wie immer, und ich musste ewig warten.Die Coulters, meine Gasteltern, scheinen stinkreich zu sein. Mr. Coulters hat mich mit einem dicken Schlitten abgeholt. Das Haus ist eine Villa und mein 'Zimmer' eine kleine Wohnung. Mrs. Coulters ist superfreundlich und bemuttert mich total. Das wird mir schon fast wieder zu viel.
Und dann ist da noch diese Cecilia, mit der ich wohl dann in der gleichen Klasse sein werde. Die blöde Tussi zeigt mir so richtig, wie sie sich 'freut', dass ich aufgetaucht bin. Krieg kaum die Zähne auseinander. Dabei könnte sie echt nett aussehen, wenn sie nicht so verkniffen dreinschauen würde, sie hat nämlich ganz dunkelblaue Augen.
Aber von denen sieht man nicht sehr viel, weil sie ständig woanders hinsieht, so als hätte sie etwas zu verbergen. Und die braunen Haare trägt sie in einem strengen Knoten, wie Frau Oberlehrerin.
Also, wenn ich mir vorstelle, dass es hier eigentlich supertoll sein könnte, wenn bloß Sylvia...Ach ja, der absolute Hammer kommt ja noch, nämlich, dass ich Sylvia am Flughafen gesehen habe - mit ihre Mutter, die doch angeblich einen Schlaganfall hatte. Haha. Hab ich dir ja alles erzählt. Ich hab die Geschichte von Anfang an nicht richtig geglaubt - blöde Ziege, lügt mich auch noch an!
Na gut, angekommen bin ich jedenfalls. Zum Mail schreiben muss ich leider in ein Internetcafé, und jede halbe Stunde kostet fünf Dollar, da kann ich mir ausrechnen, wann es sich lohnt, einen eigenen Computer zu kaufen.
Ich werde wohl mal Mr. Coulters fragen, ob er mir helfen kann so ein Teil aufzutreiben.Also machs erst mal gut, ich melde mich wieder.
Gruß Marc.


Kapitel 2

'Hey, guckt mal, da ist ja Miss Spatzenhirn! Auf was wartet die denn vor dem Internetcafé? Zu Hause hat sie doch bestimmt ein eigenes Computerzimmer ganz für sich allein. Na, die Gelegenheit wollen wir doch nicht so ungenutzt verstreichen lassen, was meint ihr?' Tonja Holden, die frisch gekürte Miss Cortez, warf ihre langen blonden Haare in den Nacken. Ihre braunen Augen funkelten.
'Kommt, denkt euch doch mal schnell was aus, womit wir sie rankriegen können. Wir müssten ihr weismachen, dass es irgendeine Neuerung an der Schule gibt, die sie einhalten muss, wenn's am Montag wieder los geht. Wartet mal...' Tonja legte einen Finger an das Stupsnäschen. 'Das alle, die den neuen Reaktionstest am Montag nicht bestehen, eine Klasse zurückgestuft werden? Hm, nein, das ist zu durchsichtig, das würde sogar unsere liebe Ce-silly merken.'
'Na, darauf würde ich aber keine Wette abschließen', bemerkte Danielle kichernd, die ihre gut neunzig Kilo Lebendgewicht mal wieder in einen bonbonfarbenen Stretchjogginganzug gesteckt hatte. 'Am Ende glaubt sie´s doch noch und übt das ganze Wochenende. Und dann reagiert sie am Ende schneller als du.'
'Wir könnte ja sagen, dass es einen Fitnesstest gibt und jeder, der den nicht besteht, muss jeden Nachmittag zum Training bei Miss Fitz.'
Miss Fitz war die Sportlehrerin an der Schule, deren burschikose Art oft dafür sorge, dass Cecilia den Unterricht in Tränen aufgelöst verließ.
'Au ja, das ist nicht schlecht', meinte die schwarzhaarige Anne, die mit ihrer dunklen Hornbrille genau dem Klischee einer Intelligenzbestie entsprach.
Allerdings lief sie auch Marathon und war deshalb gut durchtrainiert.
Danielle zupfte gut gelaunt an ihrem Hosenbund. 'Hm, na ja, je nachdem, ob sie es als zusätzliche Strafe betrachten würde, wenn ich das Training mitabsolviere.'
'Nein, wartet mal, ich hab's!' rief Tonja aufgeregt. 'Wir erzählen ihr, dass Schuluniformen eingeführt worden sind, die man in Denver bei einer Firma bestellen musste. Dafür ist es jetzt natürlich viel zu spät, und wenn wir ihr alle erzählen, dass Mr. Browlen das in der letzten Stunde vor den Ferien doch ausdrücklich besprochen hat...'
'..und uns die Adresse der Firma mitgeteilt hat...', fiel Anne ein.
'...und das Cecilia das alles mal wieder nicht mitbekommen hat, weil sie vor sich hinträumte...', ergänzte Danielle.
'...dann haben wir sie wieder mal fein vorgeführt!' Tonja klatschte in die Hände. 'Hach, ich weiß gar nicht, wie wir uns in diesem Kaff amüsiert haben, bevor die dumme Pute hier eintrudelte.'
'Hey, Cecilia, komm doch mal rüber, wir unterhalten uns grade über die neuen Schuluniformen!' rief Anna und winkte heftig in Cecilias Richtung.
Unbehaglich war Cecilia einen Blich durch die Scheibe des Internetcafés. Was trieb dieser Marc da nur so lange? Er tippte und tippte, und sie musste hier draußen warten wie bestellt und nicht abgeholt. Und natürlich war jetzt Tonjas Clique wieder am Brunnen aufgetaucht, und wie immer hatten sie sie auf dem Kieker.
Schuluniformen? Cecilia runzelte die Stirn. Seit wann gab es an der Cortez High den Schuluniformen?
'Nun komm schon her, oder sollen wir zu dir kommen?' rief Tonja.
Oh nein, bloß das nicht. Wenn die sich wieder irgendwas Fieses ausgedacht hatten und Marc mitbekam, wie sie sich vor allen zum Dorftrottel machte...
Sie sah, dass Marc noch eifrig tippte, und ging auf die Gruppe am Brunnen zu. 'Was gibt's denn?'
'Wie gefallen dir denn die neuen Schuluniformen?' fragte Anne. 'Ich find sie ja nicht so super, weil die Mädchen alle Röcke tragen sollen und ich nun mal der Hosentyp bin, aber die Farbe geht zumindest.'
Cecilia runzelte die Stirn. 'Was denn für Schuluniformen?'
Tonja stieß einen kleinen Schrei aus. 'Sag bloß du hast deine noch nicht bestellt? Das sollten wir doch gleich am Anfang der Ferien machen, weil es drei Wochen dauert, bis sie geliefert werden! Mr. Browlen hat doch extra gesagt, dass in den Sommerferien dafür ja wohl Zeit genug ist und dass jeder, der am Montag ohne erscheint, einen Eintrag bekommt.'
Cecilia blickte von einer zur anderen. 'Wann hat er das gesagt?'
'Na, am letzten Schultag. Hast du das etwa nicht mitbekommen? Au weia, da kannst du dich aber auf einigen Ärger gefasst machen.'
Unruhig trat Cecilia von einem Fuß auf den anderen. War das wieder einer diesen blöden Witze von Tonja und Co.? Andererseits war es nicht ungewöhnlich, dass sie in der Schule was nicht mitbekam, weil sie alles, was nicht direkt mit dem Unterricht zu tun hatte, sowieso nicht interessierte.
'Wie ist denn die Adresse?' fragte sie zähneknirschend.
'Hier, warte, wir schreiben sie dir auf.' Anne kramte einen Notizblock und Stift aus ihrer Tasche und schrieb etwas darauf, dann reichte sie ihn an Danielle weiter. Danielle verzog keine Miene, schreib etwas darunter und gab den Block Tonja, die ebenfalls etwas notierte und Cecilia dann den Block reichte.
Cecilia war einen Blick darauf und wurde knallrot. Natürlich, sie hatte es ja geahnt. Gleichzeitig stiegen ihr die Tränen in die Augen. Warum nur war sie immer wieder so blöd und fiel auf diese fiesen Hühner rein?
'Hey, ich will ja nicht stören, aber dauert es bei dir noch lange?'
Erschrocken ließ Cecilia den Block fallen, als sie hinter sich die Stimme mit dem deutschen Akzent hörte.
Marc bückte sich sofort danach und reichte ihr den Block zurück, und Cecilia wurde, wenn das überhaupt noch möglich war, noch röter. Hatte er gesehen, was darauf stand?Vollgekommen gelassen blickte Marc sie an, griff nach ihrer Hand und sagte: 'Na komm, wir sollten deine Eltern nicht warten lassen, ich will's mir ja nicht gleich am ersten Tag mit ihnen verderben.' Dem Sprachlosen Trio nickte er kurz zu: 'Ihr entschuldigt uns sicher, wir haben heute noch was vor.'
Dann zog er Cecilia an der Hand hinter sich her. Sie war so verblüfft, dass sie einfach hinter ihm herstolperte, und versuchte, ihre Tränen wegzublinzeln. Erst als sie außer Sichtweite des Brunnens waren, ließ er sie los und ging den restlichen Weg schweigend neben ihr her, als wäre nichts gewesen.
Auch Cecilia sagte kein Wort, und als sie beim Haus ankamen und ihr Vater sie mit den Worten begrüßte, das er einen eigenen Computer für Marc besorgt hätte, nutzt sie die Gelegenheit, um so schnell wie möglich in ihrem Zimmer zu verschwinden.


Cecilias Tagebucheintrag:
Samstag, 28.August
Wie peinlich, wie megapeinlich! Wieso muss ich auch immer wieder so blöd sein! Schuluniformen, jeder Depp hätte sofort gemerkt, dass das ein Witz ist, nur ich musste wieder mal voll drauf reinfallen. Und wenn Marc nicht gewesen wäre, hätte ich auch noch vor den Biestern voll zu heulen angefangen.
Er hat mich echt gerettet... Ob er wohl gesehen hat, was auf dem Block stand? Das wäre wirklich eine Katastrophe, es war so gemein von denen! Aber wie er dann meine Hand nahm und mich vom Brunnen wegzog... Da haben die drei ganz schön geschaut.
Das war das erste Mal, dass mir nicht eine von denen was Fieses hinterhergebrüllt hat. Wenn Marc nicht gewesen wäre, hätte ich wieder mal richtig doof dagestanden. Aber er war so lässig und cool, da haben die sich gar nichts mehr zu sagen getraut.
Als er meine Hand festgehalten hat, das war richtig schön ... ich weiß gar nicht, wie ich´s erklären soll. So, als wollte er mich beschützen, als könnte mir mit ihm nie wieder jemand blöd kommen. Ich wünschte...
Quatsch, ich wünschte überhaupt nichts. Eine dumme Kuh wie ich hat bei so einem Typen sowieso nie eine Chance. Was soll so einer auch von mir wollen?
Am Montag machen sich bestimmt gleich alle Mädchen in der Klasse über ihn her, und die aus der Parallelklasse gleich mit. Und dann wird er schnell mitkriegen, dass er hier nur ankommt, wenn er sich wie alle anderen über die dumme kleine Cecilia lustig machen. Oh Gott, ich wünschte, es würde nie Montag.


Marcs Mail von Samstagabend, 28.August:
Hi Toby,
du wirst es mir nicht glauben, aber ich schreibe dir diese Mail von meinem eigenen Computer. Dieser Mr. Coulter ist ein wahres Organisationstalent, vielleicht auch der Oberboss von dem Nest hier, was weiß ich jedenfalls hat er mir einen nagelneuen Computer geschenkt und den Internetanschluss Freischalten lassen.
Jetzt sitze ich in meinem Zimmer am eigenen Schreibtisch und kann dir gar nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Irgendwie Happy. Das Teil ist wirklich mega cool. 17 'Bildschirm, DVD-Player und -Brenner, super Grafikkarte und 160-Gbyte-Festplatte. Highspeed-Zugang zum Internet und eine umfangreiche Softwaresammlung. Muss ich erst mal alles sichten.Heute ist schon etwas seltsames passiert. Frau Oberlehrerin Cecilia hatte heute Morgen vor dem Internetcafé auf mich gewartet. Als ich mit der Mail an dich fertig war und rauskam, sah ich einige Mädels an einem kleinen Brunnen sitzen. Als ich näher kam, merkte ich, dass alle drei auf Cecilia einredeten.
Eine Blonde, Hübsche, eine Schwarze, Schlaue (sah jedenfalls irgendwie schlau aus) und eine Miss Piggy (also so was hast du noch nicht in natura gesehen, bestimmt 100 Kilo und dann noch einen besonders Figurbetonten schweinchenfarbenen Anzug an!)
Jedenfalls tat mir Cecilia auf einmal schrecklich Leid, sie sah ziemlich unglücklich aus, und schließlich ist sie doch jetzt sozusagen vorübergehend meine Familie. Ich wollte ihr irgendwie helfen und habe sie einfach bei der Hand genommen und so getan, als wären wir die besten Freunde.
Cecilia war den Tränen nahe. Ich habe gelesen, was die Mädels ihr auf den Notizzettel geschrieben haben, aber verstanden habe ich es nicht. Ich habe mich auch nicht getraut, Cecilia danach zu fragen.
Auf dem Zettel stand:
Shop for Retarded Dimwits
32 Doofus Street
Dumbcity
Vielleicht erfahre ich ja noch, warum es da eigentlich ging.
Als ich Cecilia an der Hand hielt und wir die entlang gingen, schien sie auf einmal ein bisschen aufzutauen und sah gar nicht mehr wie eine Frau Oberlehrerin aus. Aber kurz darauf war diese Version sofort wieder verschwunden, und sie hat alles getan, um den alten Eindruck wieder herzustellen.
So nebenbei habe ich dann später doch noch erfahren, dass die Mädels Cecilia (und damit auch meine!!!) Mitschülerinnen sind. Da freue ich mich jetzt schon ein wenig auf die ersten Unterrichtsstunden am Montag - vielleicht sind ja nicht alle hier so zugeknöpft wie meine missmutige Gastschwester.
Jedenfalls bin ich gespannt, wie es weitergeht.
Grüß die Gang und bleib cool!
Marc


Cecilias Tagebucheintrag:
Sonntag, 29.August, nachmittags
Ich kann mein Glück gar nicht fassen, aber bis jetzt scheint der Sonntag halbwegs friedlich zu verlaufen. Nach dem leckeren Brunch hat Dad mich zwar beiseite genommen und mir eingeschärft, Marc 'unter meine Fittiche zu nehmen', wie er sich ausdrückte, und mit ihm einen schönen Ausflug in die Gegen zu machen, aber er hat nicht dazugesagt, wann.In meinem Kalender wäre das also dann am St. Nimmerleinstag. Was habe ich auch davon, wenn ich mit dem Typen Zeit verbringen? Ab Montag bin ich ihn eh los, und Tonja und Co. Werden sich drum reißen, ihm die Gegend zu zeigen.
Es wird ihn also wohl nicht umbringen, wenn er heute keine spektakuläre Tour dieses so wahnsinnig tollen Kleinstadtkaffs bekommt, weil er spätestens ab morgen ständig unterwegs sein wird.
Außerdem ist er direkt nach dem Brunch sowieso in sein Zimmer verschwunden. Wahrscheinlich ist er völlig happy mit seinem neuen Spielzeug, dem Computer. Ich also schön in mein Zimmer und rauf in die Dachkammer, endlich wieder in Ruhe malen!Vor ein paar Minuten hat es zwar mal an meiner Zimmertür geklopft, aber ich hab so getan, als ob ich es nicht höre. Marc ist ja schon ein großer Junge, er wird sich wohl beschäftigen können. Wenn ich Babysitterin spielen wollte, würde ich mir eine Aupairstelle suchen und nicht einen Gastschüler ins Haus holen!
Nachher muss ich also nur noch das Abendessen rumkriegen, dann ist der Tag auch vorbei. Und morgen geh ich am besten gar nicht erst in die Schule. Vielleicht könnte ich ja 'krank' sein? Was Ansteckendes wäre ideal, damit ich den ganzen Tag in meinem Zimmer bleiben kann!
Genau, ich sag einfach ich hab die Beulenpest, dann lassen mich vielleicht endlich mal alle in Ruhe!







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