Sven und Marie Teil 14

Autor: adamina
veröffentlicht am: 14.12.2008




Während der nächsten Tage ist Bill irgendwie anders zu mir, er bleibt auf Distanz. Man könnte meinen er hätte Angst mich zu berühren, wenn er mein Zimmer betritt sagt er knapp 'Hey' und das war's, mal abgesehen vom Lernstoff. Ich weiß nicht ob unsere Berührung ihn genauso verwirrt wie mich, ob er sich vorwirft so mit mir umgegangen zu sein, oder ob er meine Ablehnung gespürt hat, meine Entschlossenheit einem anderen treu zu bleiben.Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, ich verwandele meine Wunsche in Realität und ich kann mich auf keine anscheinende Realität mehr verlassen. Bill hat gar nichts empfunden, er hat mir eine Pause geschenkt. Es war ein groszügiger Versuch mich von meinen Studien abzulenken, von meinen Geistern, er wollte mich mit der Realität in Kontakt bringen. Welch Ironie!
Doch jetzt ist die Pause vorbei, der Unterricht hat wieder angefangen. Wir arbeiten stundenlang, wir haben meinen Rückstand in jedem Fach eingeholt und sind im Programm sogar im Voraus.
Wenn ich ihm meine Aufsätze diktiere, oder wenn ich einen Text kommentiere, spüre ich dass er meine Ideen mag, auch wenn er sehr geizig mit Komplimenten umgeht. Was ihn am meisten beeindruck ist mein Gedächtnis, ich trage ihm ganze Geschichts- oder Sprachkapitel auswendig vor.
Was er nicht weiß, ich mobilisiere Cathy und Yves jeden Abend um mit mir zu lernen, irgendwie will ich Bill beeindrucken. Der arme Yves, er ist so allergisch gegen Lernen, aber er kann mir nichts abschlagen seit dem Unfall, er hat wohl noch ein schlechtes Gewissen. Er hört sich also jeden zweiten Abend mein Gestotter an, denn er wechselt sich mit Cathy ab.Wieso gebe ich mir so Mühe einen Fremden so zu beeindrucken, während ich denn Mann den ich liebe von mir fern halte? Sven ruft nicht mehr an, er hat es wohl aufgegeben zu hören wie ich es ablehne ihn zu sprechen oder aber er ist zu sehr mit seinem neuen Star beschäftigt.Wahrscheinlich habe ich mit Bill einfach nichts zu verlieren. Er wird mir nie das Herz brechen können, deshalb kann ich mich ihm, einem Freund, zeigen, und nicht Sven. Einen Freund? Gibt man sich soviel Mühe nur für einen Freund?
Jeden Morgen bitte ich Cathy mir die Haare zu kämmen und mich zu schminken, meine Kleider stelle ich mit ihr zusammen. Mein BH drückt sosehr dass Cathy mir neue kaufen muss, ich mache mir sorgen. 'Habe ich zugenommen?' Ich höre sie lachen. 'Da wo du es solltest. Du wirst immer mehr zur Frau, das wurde aber auch Zeit!' So lange hatte ich gehofft das zu hören, dennoch bin ich unglücklich, Svens Bild geistert in meinem Kopf. Wenn ich endlich wie eine Frau aussehe, was nützt es mir, ohne ihn? Nicht an ihn denken, alles nur das nicht! Hoffnung ist gefährlich, sie tut zu sehr weh. Wenn ich bei null anfangen könnte. Meine Erinnerungen löschen könnte, Sven vergessen, und als Blinde wieder von vorne anfangen könnte, die nichts anderes kannte als diese Nacht, ich würde es tun.
Doch in dieser Nacht , ist die wirkliche Nacht doch am allerschlimmsten. Das Haus ist ruhig, grabesgleich. Nach langen Tagen des nichts-tuns kann man nicht einschlafen. Ich ersticke. Dem sprechenden Wecker nach ,den Papa mir geschenkt hat, ist es fast drei Uhr morgens. Die Stimme gibt mir eine Gänsehaut. Ich brauche Leben, ich brauche Menschen.
Tastend stehe ich auf und laufe in Richtung von Yves Zimmer. Leise öffne ich die Tür um nur Cathy nicht zu beunruhigen. In der Mitte des Zimmers, verfangen sich meine Füße in einem Wäschehaufen, ich stolpere, versuche mich aufzufangen doch zu spät ich falle auf das Bett. Meine Hände berühren einen nackten Körper, verschlafen der erschrocken hochfährt, und ich höre einen weiblichen Schreckenschrei. Erst denke ich 'Mist, falsches Zimmer!' Doch Yves wütende Stimme lässt mich stutzen, 'Was machst du denn hier?!' wem gehören diese weiblichen Formen, diese weiche Haut und diese Stimme? Mein kleiner großer Bruder würde doch nicht etwa nächtlichen Besuch bekommen? Anstatt mich zu schämen lache ich los. 'Findet du das etwa lustig?' Das Mädchen lacht auch denn Yves mürrische Stimme ist einfach göttlich! Sie lacht herzhaft und es klingt wunderschön. 'Was willst du?' fragt Yves ungeduldig. 'Es ist nur was Dummes, ich hatte Angst und wollte mit jemandem reden.' Das Mädchen nimmt meine Hand und zieht mich unter die Decke. 'Komm, ich beiss dich nicht.' Ich setze mich und stelle mich vor. 'Ich bin die kleine Schwester.' Das Mädchen lacht 'das hatte ich erraten, ich bin Laurine!' Mir geht ein Licht auf. ' Du spielt die Schwarze Königin nicht wahr? Anscheinend bist du für die Rolle wie geschaffen!' 'Nein, dein Stück ist einfach fantastisch! Seit Wochen will ich dich schon kennen lernen, Sven redet ständig nur von dir. Du musst unbedingt mal zu den Proben kommen.'
'Ihr zwei seit ja total irre!' stöhnt Yves 'Habt ihr mal auf die Uhr gesehen?! Ich geh jetzt schlafen!' murrt er , verschwindet in mein Zimmer und überhört unser Lachen. Ist er einmal weg, sprechen Laurine und ich stundenlang wie alte Freundinnen über alles und nichts! Dann gibt sie mir einen Kuss auf die Stirn und flüstert. 'Die Sonne geht auf, ich muss los.' Allein, lege ich mich ruhig ins Bett und denke nach. Sven liebt sie nicht! Er spricht nur von mir! Und sie ist mit Yves zusammen nicht mit Sven. Mein Herz macht Luftsprünge, ich sollte vielleicht doch mal zu den Proben gehen. Glücklich wie seit langem nicht mehr schlafe ich ein.







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