Die Zeit am Rande

Autor: Abril
veröffentlicht am: 04.09.2008




In meinem Zimmer ist wieder diese eisige Leere. Sie breitet sich überall aus. Sie ist in jedem Eck. Sie umwuchert mich selbst.

Wenn ein Tag wie jeder andere ist, wieso fühlte ich mich dann früher anders als jetzt?

Es ist dunkel in dem Raum das einst mein Zimmer war. Die Stille legt sich wie Balsam über mich. Wieder warte ich.

Muss man sich eingestehen, dass etwas vorbei ist, nur weil man momentan nicht weiterkommt?

Die Heizung ist zu schwach um die Kälte in diesen vier Wänden, in denen ich sitze, zu vertreiben. Ich friere. Dieser Zustand lässt mich kalt.

Ist Ablehnung wirklich die einzige Möglichkeit zur Bestrafung von Leichtsinn?

Meine Augen starren in die schwarze Dunkelheit vor meinem Fenster. Das Fenster ist klein. Fast eine Spaltöffnung. Kaum des Wortes 'Fenster' würdig.

Besitzen wir tatsächlich die Gabe nichts zu sehen und nichts zu hören, wenn wir es nicht wollen?

Meine Glieder werden schwer. Ich spüre den Druck der Decke wie eine weitere Last auf meinem Rücken. Der Leib ist mir steif.

Bedeutet zu kämpfen dasselbe wie sich bekriegen?

Langsam nähern sich Schritte meinem Kerker aus vier Wänden. Helles Licht nimmt mir den Blick auf die Gestalt. 'Los! An die Arbeit!', schreit ein SS-Soldat. Wild durcheinander bewegen wir uns dem Ausgang unserer Baracke zu.

Früh am Morgen kommen die ersten Sonnenstrahlen. Welches Datum wir haben ist mir schleierhaft. Der Hunger nagt an mir. Meine Lungen dursten nach Wasser. Doch die Aussicht auf Regen ist gering.

Zur Arbeit verscheucht. Am Rande des Todes vorbei. Winke ich ein letztes Mal. Ein lauter Knall. Mehr weiß ich nicht.

Keiner wagt empor zu schauen. Vor Angst schlottern ihnen die Knie. Am Boden, ein kleines Stück entfernt, liegen auf dem kalten Steinboden die Umrisse eines toten Mannes. Auf der Seite der Soldaten hört man schallendes Gelächter. Doch Trauer umfasst die Menschen. Die Seele rührt ihr Herz zu Tränen.

Das Schicksal ist ihnen dasselbe…









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