Love has many ways Teil 2

Autor: Vreni
veröffentlicht am: 22.08.2008




In dieser Nacht kann ich nicht schlafen. Ich wälze mich hin und her und denke dauernd darüber nach was falsch gelaufen ist. In einem Moment mache ich mir Vorwürfe, dass nichts von dem passiert wäre, hätte ich ihn nicht angelogen um ihn zu überraschen oder einfach schon früher mit ihm geschlafen. Doch im nächsten Augenblick erkenne ich, dass ganz allein Ben Schuld ist. Und schließlich schaffe ich es dann doch noch einzuschlafen.

Mein Vater weckt mich. Er sagt ich müsse mich beeilen, die Schule fange in 10 Minuten an. Aber ich sehe keinen Grund mich zu beeilen. Ich schleppe mich ins Bad und wasche mir mit zwei Fingern das Gesicht. Zu mehr bin ich nicht im Stande. Danach zieh ich wahllos etwas an und schlurfe in sie Schule. Ich bin fast eine halbe Stunde zu spät.
Als ich in die Klasse komme starren mich alle erschrocken an. Aber es ist mir egal. Ich merke es fast nicht.
Gott sei Dank ist Ben nicht mehr in meiner Klasse, er hat die Schule letztes Jahr beendet und macht eine Lehre als Elektriker. Dann muss ich ihm wenigstens nie mehr sehen, wenn ich nicht will.
Als es dann nach einer Doppelstunden Französisch endlich zur Pause läutet kommt Marina auf mich zu und fragt irgendetwas. Aber ich versteh sie nicht. Ich sehe einfach an ihr vorbei ins Leere und versuch mich irgendwie so aufzuraffen, dass ich die nächsten zwei Stunden auch noch überstehe ohne in Tränen auszubrechen.
'Hey Süße! Was ist den passiert? Du weinst ja richtig!' Marina sieht mich hilflos an und nimmt mich fest in die Arme. Da weine ich nur noch mehr.
'Ben!' schluchze ich drauflos und Marina streichelt mir über den Kopf.
'Was ist mit ihm?'
'Nicht hier! Ich erzähle es dir nach der Schule!'
'Mann Süße, so wie du aussiehst kann das nicht warten! Du zitterst ja! Wart mal wir sagen einfach unsrer Prof. dass es dir echt mies geht und dass ich dich nach Hause bringe. Und da erzählst du mir dann alles, einverstanden?'
Ich nicke ergeben und setze mich hin.
Marina deichselt inzwischen alles mit der Frau Professor und beginnt dann meine und ihre Schultasche einzupacken.
Die Pause ist inzwischen zu Ende und all meine Mitschüler kommen in die Klasse gestürmt. Und sehen als erstes natürlich mich wie ich so verheult in meiner Bank sitze und Marina eiligst um mich herumwuselt und meine Sachen einräumt.
Und Lukas, der natürlich nie seine Klappe halten kann, fragt mich laut: 'Hast du Liebeskummer Juli?' Prompt steigen mir wieder Tränen in die Augen. Die ganze Klasse starrt mich an. Na super, dann wissen jetzt ja alle Bescheid!
Als, Marina sieht, dass ich wieder fast in Tränen ausbreche, baut sie sich vor mir auf und schreit die anderen an: 'Was gafft ihr denn so? Verschwindet von hier, Juli geht's nicht gut, also lasst sie gefälligst in Ruhe!' Alle, einschließlich mir, schauen die kleine temperamentvolle Italienerin groß an und ich denke 'Sie ist 'ne echt super beste Freundin!'Diese beste Freundin packt mich am Arm und rauscht mit mir aus dem Klassenzimmer. Sie kocht fast vor Wut und ich muss beinahe lachen.
Auf dem ganzen Weg zu ihr nach Hause schimpft sie vor sich hin und als sie im Fehl zu früh auf die Straße rennt und fast von einem Auto überfahren wird, stößt sie einen Schwall italienischer Schimpfwörter aus. Ich bin echt froh, dass ich sie nicht verstehe.
Aber so plötzlich wie die Wut gekommen ist, verraucht diese auch wieder. Marina sieht mich vorsichtig an und bugsiert mich durch ihr Haus in ihr Zimmer und drückt mich auf ihr Bett.Dann haut sie ab in die Küche und kehrt ein paar Minuten später mit einer Tasse Kamillentee und eine XXL-Packung Taschentücher zurück. Und wieder schießen mir die Tränen in die Augen, aber diesmal aus Rührung.
'Danke' schniefe ich, nehme einen großen Schluck und verbrenne mir daran prompt die Lippen.
'Süße, willst du mir nicht sagen was passiert ist?'
Und ich beginne zu erzählen. Zuerst ganz langsam, bis es nur mehr so aus mir heraussprudelt. Ich berichte ihr von unserem Jubiläum, von meiner kleinen Lüge um Ben zu überraschen, wie ich dann zu ihm bin und ihn erwischt habe. Unseren Streit danach auch und bei als bei der Tatsache angelangt bin, dass endgültig Schluss ist, heule ich erst so richtig los.
'Süße! Das ist ja schrecklich!', bricht es aus Marina hervor und sie nimmt mich in die Arme.'Mhmm!', schluchze ich, 'Aber ich vermiss in doch so sehr. Ich meine, wenn es ihm wirklich Leid tut…'
'Juli, so was darfst du nicht mal denken! Er hat dich eiskalt betrogen, du darfst ihm auf keinem Fall nachgeben, sonst wird er dich immer wieder hintergehen. Ich weiß, das tut jetzt weh, und es wird noch lange weh tun, aber du musst stark sein, dann wirst du ihn sicher vergessen!', unterbricht sie mich aufgebracht. 'Und, übrigens, Süße, ich bin stolz auf dich, dass du den Schlussstrich gezogen hast! Du bist viel zu gut für ihn, um dich so von ihm zu verletzen zu lassen!'
Ich weiß, sie meinte es nur gut, aber ich würde nie, nie, nie über Ben hinwegkommen, ich würde sicher nie mehr jemanden so lieben können, ich würde es nicht mal selbst zulassen. Die Gefahr wieder verletzt zu werden ist einfach zu groß.
Dessen bewusst, schluchze ich auf und Marina drückt mich noch fester zu sich heran.

Nach einer Ewigkeit habe ich mich endlich halbwegs beruhigt, dass ich es schaffe mich auf den Heimweg zu machen.
Zu Hause angekommen verkrieche ich mich im Bett, und schlafe ein.

Die letzten zwei Wochen Schule überlebe ich mehr schlecht als recht. Ich sitze nur mehr auf meinem Stuhl herum, starre Löcher in die Luft und überlege was falsch gelaufen ist. Vom Stoff bekomme ich sowieso nichts mit. Gut, dass die Zeugnisse bereits geschrieben wären, also könne ich es mir leisten, meint Martina dauernd zu mir, denn so wie ich im Moment drauf wäre, würde ich glatt noch meine guten Noten in Gefahr bringen.
Aber es interessiert mich nicht.
Mich interessiert nichts mehr. Ich würde am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen und von den schönen Stunden mit Ben träumen und nie mehr aufstehen.

Anfangs ist Ben jeden Tag vor meiner Haustür gestanden, als ich von der Schule zurückkam. Er hat mir Blumen gebracht und meine Lieblingsschokolade. Er hat mich angefleht ihm zu verzeihen, ihn wenigstens anzuhören. Er hat mich angefleht, etwas zu sagen, wie er es wieder gut machen könnte. Er würde alles tun.
Aber er hatte mich verletzt. Wie Marina schon sagte, ich müsse hart bleiben, er hätte mich nicht verdient.
Mir tat es weh ihn so zu sehen. Zu sehen wie er litt, oder mir wenigsten vorspielte zu leiden.Aber ich blieb hart. Und litt auch. Sicherlich noch mehr als er.
Schließlich stand er nur mehr jeden zweiten, dann jeden dritten Tag an der Haustür, bis er es schließlich ganz aufgab.

Am letzten Schultag bekommen wir die Zeugnisse. Ich bin Klassenbeste, alles 1er bis auf die 3 in Geschichte. Aber es ist mir egal.
Marina kann das nicht verstehen. Sie ist eine Durchschnittsschülerin, allerdings in Latein komplett verloren.
'Mensch Juli! Warum freust du dich den nicht? Du hast ein super Zeugnis, die Schule ist aus, es liegen sechs tolle Wochen Sommerferien und heiße Flirts vor uns!', versucht sie mich aufzumuntern.
Aber ich höre nicht mal richtig zu.
'Verdammt, ich bin es langsam leid! Du vergehst ja fast vor Selbstmitleid, das hilft dir auch nichts. Du MUSST Ben VERGESSEN! Hörst du!'
'Aber das kann ich nicht! Ich liebe ihn doch…', jammere ich als Antwort.
'Weißt du was, du kommst heute mit mir auf die Abschlussparty! Und wehe du willst dich davor drücken. Ich werde höchstpersönlich bei dir vorbeischauen, und wenn es sein muss, dich zwingen, mitzukommen! Du musst endlich mal wieder unter Leute und dich amüsieren, Süße!'
Ich sehe sie nur verzweifelt an und nehme mir fest vor, nicht auf das Fest unserer Schule mitzukommen.

Aber Marina macht ihre Drohung wahr. Um Punkt sechs Uhr steht sie in meinem Zimmer, zieht mich kopfschüttelnd aus dem Bett und bugsiert mich ins Badezimmer.
Irgendwie schafft sie es, dass ich mich dusche und mir dir Haare wasche. Dann beginnt sie, mich zu schminken und meine Haare zu stylen.
Am Ende erklärt sie mein Aussehen für passabel, führt mich willenloses Mädchen zur Tür hinaus, schreit meinem Vater zu, dass es spät werden würde und geht mit mir zur Schule.

In der Aula Magna dröhnt uns die rockige Musik unserer Schulband entgegen. Marina ist sofort Feuer und Flamme, zieht mich mit auf die Tanzfläche und beginnt zu wild zu tanzen.Sofort steht sie im Mittelpunkt aller Typen, die bewundernd pfeifen und ihr lechzend zusehen. Das ist immer so. Marina ist das Tanzgenie an unserer Schule. Sie hat ein ausgezeichnetes Rhythmusgefühl und eine tolle Körperbeherrschung. Wahrscheinlich hat sie deshalb auch schon zweimal den Deutschen Staatsmeistertitel in Hip Hop gewonnen.
Ich sehe ihr zu und vergesse für eine Weile meinen Liebeskummer wegen Ben.
Die Musik erfasst mich und auch ich beginne zu tanzen.

Als wir beide schließlich komplett ausgepowert sind, bestellen wir uns an der Theke was zu trinken. Marinas neuester Verehrer, ein gut aussehender Typ aus der 12. Klasse, hängt an ihren Lippen während sie aufgeregt von ihren Plänen für den Sommer erzählt.

Angeblich will sie ihr Zimmer neu einrichten, mit großen Topfpflanzen und die Wände neu streichen, am besten in gelborange. Dann hat sie vor, drei Wochen bei ihren Verwandten in Italien zu verbringen, sich am Ligurischen Meer in der Sonne zu entspannen und sich schön zu bräunen. Als ob sie nicht sowieso schon eine knackige Haufarbe hätte.
Belustigt mustere ich Marina und ihren Verehrer, der sie auf einmal gepackt und geküsst hat und die jetzt wie wild knutschen.

Da fällt mir wieder Ben. Wie schön es doch wäre wenn er hier und wir noch zusammen wären. Der Abend wäre wundervoll geworden.
Wir hätten gelacht. Wir hätten zusammen wild und dann ganz eng getanzt. Wir hätten uns geküsst. Und ich hätte jede Faser seines Körpers gespürt, und er jede Faser meines. Er hätte mir gesagt, wie verrückt ich ihn mache und dass er mich am liebsten ganz allein für sich hätte. Er hätte mir gesagt, wie sehr er mich liebe.
Aber Ben ist nicht da. Wahrscheinlich vergnügt er sich mit seiner neuen Bekanntschaft und denkt nicht einmal mehr an mich.
Ich spüre, wie meine alte Traurigkeit wieder in mir aufsteigt. Der Abend ist für mich gelaufen.
Leise verabschiede ich mich von Marina und schleiche nach Hause.

'Nur noch ins Bett', denke ich, während ich die Haustüre aufschließe.
Ich will gerade in mein Zimmer gehen, als ich merke, dass in unserem Wohnzimmer noch Licht brennt.
'Komisch, Paps ist ja gar nicht zu Hause!', fällt mir ein und will es ausschalten. Da sehe ich meinen Vater auf dem Sofa liegen und wild mit einer schwarzhaarigen Schönheit
herumknutschen.
Ich starre sie an und räuspere mich. Die beiden fahren erschrocken auseinander und glotzen mich ebenfalls an.
Auf einmal wird Paps knallrot und stottert: 'Juli…ähhm…bist du schon da? Ich dachte, du wärst auf dem Schulfest…'
Er bemerkt wie ich seine Bekanntschaft abschätzend mustere und beeilt sich zu erklären: 'Ähhm,…also, Juli… das ist Sylvia! Sie ist meine neue Freundin.'
Hilfesuchend sieht er sich nach Sylvia um und meint dann zu ihr: 'Ach ja, Sylviaschatz, das ist meine Tochter Juli. Na ja, eigentlich Juliana!'
'Nett, dich endlich kennen zu lernen!' sagt Sylvia und kommt lächelnd, mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
Ich starre zuerst sie an, dann auf ihre ausgestreckte Hand.
In mir arbeitet es. Warum hat Paps eine neue Freundin? Seit wann? Und was fällt ihm ein, mit dieser Frau einfach so bei uns aufzutauchen, ganz ohne Vorwarnung? Und was ist mit Mama? Hat er die schon aufgegeben? Ich dachte er will um sie kämpfen, er will sie zurückholen und mit ihr und mir wieder eine ganz normale Familie sein?
Plötzlich steigen mir Tränen in die Augen. Ich mache auf dem Absatz kehrt und renne in mein Zimmer. Dort werfe ich mich auf mein Bett und heule.
Mir kommt es vor, wie ein Dejavu-Erlebnis. Vor ca. drei Wochen habe ich schon mal das Gleiche durchgestanden. Nur habe ich da wegen Ben geweint.
Ach Paps! Wie kannst du mir das antun? Und Mama?
Auf die Männer ist einfach kein Verlass! Sie enttäuschen und verletzen mich einfach immer wieder.

'Hey Juli! Schläfst du schon?'
Ich spüre die Hand meines Vaters auf meinem Rücken, aber ich antworte nicht.
'Sie ist gegangen', meint er schließlich und beginnt zaghaft meinen Rücken zu streicheln.'Es…es tut mir Leid, dass du so von Sylvia erfahren hast! Ich…es war sicher eine große Überraschung für dich. Ich denke, ich hätte es dir schon eher sagen müssen. Aber…ich weiß nicht, warum ich es dir nie gesagt hab. Du warst einfach nicht mehr die Alte in letzter Zeit! Und…', er räuspert sich, 'ich glaube, ich liebe sie!'
Als ich das höre stockt mir der Atem.
'Sie ist wirklich sehr nett, musst du wissen.', fährt Paps fort. 'Sie ist witzig und schlagfertig und klug und unheimlich schön. Ich bin mir sicher, dass du dich gut mit ihr verstehen wirst. Es war nur heute ein ungünstiger Zeitpunkt. Sylvia hat so eine kleine Boutique in der Innenstadt. Der Laden wird dir sicher gefallen, wir können ja einmal gemeinsam reinschauen, wenn du willst. Und sie hat einen Sohn, er ist - glaube ich - gleich alt wie du und heißt Kevin.'
Ich höre ihm zu, ohne mich zu rühren und versuche das Gehörte erst einmal zu verarbeiten.'Und was ist mit Mama?', frage ich endlich leise.
Überrascht, dass ich doch nicht schlafe zuckt Paps zusammen. Dann wird er sich dem Inhalt meiner Frage bewusst und antwortet traurig und fast ebenso leise: 'Lisa hat sich ja mit dem anderen verlobt!'
Entsetzt starre ich ihn an.
'Wusstest du das etwa nicht??!! Sie hat es mir vor einem halben Jahr erzählt und mir versprochen es dir persönlich zu sagen. Siehst du mal, wie Verlass auf sie ist!', schimpft er.'Schau Juli, ich hab wirklich um sie gekämpft, aber sie wollte nicht mehr. Lisa hat sich für den anderen entschieden. Wir müssen das respektieren. Und ich bitte dich, verüble es mir nicht, wenn ich ihr nicht mehr länger nachlaufen will, es hat sowieso keinen Sinn mehr. Und Sylvia macht mich glücklich! Sie macht mich wirklich glücklich!'
Jetzt weine ich erst so richtig los und werfe mich meinem Vater in die Arme.
'Paps, ich will doch auch nur, dass du glücklich bist! Und wenn du mit Sylvia glücklich bist, dann macht mich das auch froh! Es tut mir wirklich leid, dass ich mich gerade eben so schrecklich benommen habe, aber es ist mir einfach zu viel geworden! Ben fehlt mir so, und Mama auch. Obwohl, die will sowieso nichts mehr von uns wissen. Sie hat ja schon ihren Typ!', breche ich mühsam hervor.
'Ach Unsinn, sie hat dich immer noch genauso fest lieb, wie vorher! Nur hat sie mich ersetzt.', meint Paps bitter und drückt mich noch fester an sich.
'Ist es mit Ben wirklich aus, keine Chance auf Versöhnung mehr?', fragt er dann zaghaft.Stumm schüttle ich den Kopf.
'Ach mein Mäuschen! Es ist wirklich nicht leicht für dich zurzeit, hm?', seufzt er.Arm in Arm sitzen wir da, geben uns gegenseitig Halt und schweigen. Jeder hängt den eigenen Gedanken nach, bis mein Vater mich schließlich auf die Stirn küsst und sanft ins Bett zurücklegt.
Er will gerade zu Tür hinaus, als ich noch flüstere: 'Wann gehen wir denn in Sylvias Laden? Du hast mich neugierig gemacht!'
Ich bin mir sicher, dass Paps mich vor Freude und Erleichterung anstrahlt, als er antwortet, wir könnten gehen, wann immer ich Lust und Zeit dafür habe.
Leise schließt er die Tür und ich falle augenblicklich in einen tiefen Schlaf.







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