Ermittlung in Sachen Liebe Teil 2

Autor: Akiko
veröffentlicht am: 31.08.2008




'Was soll das denn bitte heißen?!', schallte die wütende Stimme von Anwalt Reiner Jochim am Montagmorgen durch das Büro und Elisa zog den Kopf ein.
'Es war meine Schuld! Ich habe mich wie ein Anfänger benommen, nur deswegen konnte unsere einzige Spur verwischen.', gestand sie Schuldbewusst. Sean schaute sie verwirrt an, das hätte sie doch wirklich nicht tun müssen. Na gut, es war tatsächlich ihr Fehler gewesen, aber er hätte doch auch besser aufpassen können.
'Dann müsst ihr nächste Woche eben noch einmal ins Sunrise und wehe ich höre noch mal von solchen Patzern!', drohte der Anwalt und ließ seine geballte Hand auf seinen Ordner brausen.
'Natürlich. Außerdem stehen wir nicht ganz mit leeren Händen da, immerhin wissen wir nun, wer ihr Freund ist.', warf Sean mit ruhiger Stimme in die Runde.
'Ja, ein Mann um die dreißig mit blauen Haaren…ganz klasse', ergänzte Elisa ironisch.'…und langem Strafregister. Ein Kleinkrimineller aus der Weststadt. Schlägereien, Belästigungen, Diebstähle. Alles sein Fachgebiet. Ron, oder besser Ronald Lehmann, einunddreißig Jahre. Kropbacher Weg 5.', erzählte Sean so beiläufig, dass es Elisa kalt den Rücken runter lief. Herr Jochim jedoch lehnte sich endlich entspannt zurück. 'Was erschreckt ihr mich dann so?'

'Sag mal, Sean, spinnst du?!'
'Was ist denn jetzt schon wieder?', fragte er, während er sich eine Schachtel Zigaretten aus dem Automaten fischte. 'Mich so ins kalte Wasser fallen zu lassen! Du wusstest die ganze Zeit wer er ist!', Elisa platzte fast vor Wut. Ihr Magen litt eindeutig unter Hochspannung. Er sog den Rauch tief in seine Lunge, bevor er antwortete: 'Du hättest doch genauso nachsehen können. Die Computer heutzutage liefern eine schöne große Liste, nachdem man die drei Buchstaben R-O und N eingegeben hat. Nur noch nach richtigem Alter suchen, zufällig blaue Haare entdecken - und Volltreffer. Stell dich nicht so dumm, wozu können wir uns denn mit dem Strafregister der Polizei vernetzen, hm?'
Das leuchtete ihr ein. Daran hatte sie wirklich nicht gedacht. Aber sie wäre auch nie darauf gekommen, dass Ayse Freund vorbestraft sein könnte. Sean hatte wohl ein Auge für Kriminelle. Außerdem hatte Elisa das Wochenende bei ihren Eltern in Bayern verbracht. Sie war so frustriert gewesen, nachdem der Samstag wegen ihr ein so kurzes Ende genommen hatte, dass sie einfach hatte abschalten müssen.
'Soll ich dich bewässern, damit du dich besser mit dem Asphalt verwurzeln kannst?', machte sich Sean schon fast über sie lustig, als sie schon geschlagene zwei Minuten auf einer Stelle stand und auf den Boden starrte.
'Em, sehr nett, aber nein danke!', stolz trampelte sie an ihm vorbei zu ihrem Auto und öffnete dieses. 'Heute fahren wir mit meinem!', bestimmte sie, um sich ihren verlorenen Stolz zurück zu holen.
Sean verdrehte die Augen und setzte sich auf die Beifahrerseite. Er hasste es ein Beifahrer zu sein. Wesentlich lieber hatte er das Steuer in den Händen und bestimmte wo's lang geht. Außerdem besaß er einen silber-grauen Bmw, während Elisa einen kleinen quietschgrünen VW Lupo fuhr. 'Und mach deine Zigarette aus! Hier drin will ich den Gestank nicht haben.''Bleib mal locker! Du bekommst ja schon Falten.', kommentierte er sie gewohnt gelassen und schnipste seine Kippe weg.
'Tut mir Leid. Ich wollte dich vorhin nicht so anflaumen…', wurde Elisa ganz ruhig und ließ ihre Schultern hängen. Sean erkannte, dass ihre Hände, welche auf dem Steuer ruhten, leicht zitterten. Dazu ihr Blick aus den Augenwinkeln.
'Damit hast du mich auch schwer getroffen! Mein Herz hätte fast angefangen zu bluten.', erwiderte er scherzend. 'Wirklich? Oh, nein, Sean! Das tut mir so furchtbar leid! Bitte, es tut mir Leid. Ich-'
Sean kicherte leise. 'Elli, hör auf. Es ist alles in Ordnung, ja?'. Er legte seine Hand auf ihre und nickte ihr zu. Sofort schoss ihr die Schamesröte ins Gesicht. Nur schwer schaffte sie es, sich seinem Blick zu entziehen. 'Dann ist ja gut. Wollen w-wir mal los. Kropbacher Weg 4, hast du gesagt?', ihre Stimme zitterte ein wenig. Sean guckte nun aus dem Fenster. Hatte sich Elisa in ihn verliebt? Das war die einzige vernünftige Erklärung für ihn. Sie war dauernd nervös und unbeholfen. Vor drei Jahren hätte sie seinen kleinen Scherz niemals ernst genommen. Nein, das durfte einfach nicht sein. Sie durfte nicht in ihn verliebt sein. Langsam kam es ihm vor, wie ein Fluch. Ein schrecklicher Fluch. Gebrochene Herzen pflasterten seinen Weg durchs Leben. Er musste sich zwar zugestehen, dass er Spaß daran hatte, Frauen in seinen Bann zu ziehen, aber doch nicht Elisa! Dafür hatte er sie viel zu gern. Freundschaftlich versteht sich. Er könnte sich nie etwas mit ihr vorstellen. Sie hatte einen Kumpelstatus bei ihm eingenommen und sogar das war bei ihm eine Seltenheit. Für gewöhnlich war Sean ein Einzelgänger. Flüchtig blickte er zu ihr rüber, sie suchte krampfhaft nach der richtigen Hausnummer. Seine Pupillen wanderten von ihren schulterlangen straßenköterblonden Haaren zu den grauen Augen, über die leicht spitze Nase zu den schmalen Lippen. Dann weiter nach unten über ihren straffen Hals zu ihrem Dekollete. Ihr kleiner Busen verfloss förmlich mit ihrem flachen Bauch. Was sie keineswegs unattraktiv machte. Durch moderne, schöne Outfits holte sie das locker wieder raus, was ihr Oben rum fehlte. Schnell wendete Sean seinen Blick wieder ab. Er konnte sich sowohl rein körperlich als seelisch nichts mit ihr vorstellen. Das schwor er sich. Niemals würde er ihr wehtun.'Ist es das hier?', Elisa hielt unauffällig hinter einem großen Geländewagen an und zeigte auf ein Haus.
'Steht da etwa die Hausnummer 5?' 'Ich denke schon.' 'Dann wird das wohl das richtige sein.', schmunzelte er. 'Und jetzt?', fragte sie unbeholfen. 'Observieren.' 'Ja, gut. Okay!''Du klingst so motiviert? Dann leg ich mich etwas aufs Ohr, ja?', ohne ein negatives Argument zu erwarten brachte er den Sitz mit lautem Gequietsche in Liegeposition. 'Dein Auto müsste mal in die Werkstatt.', erwähnte er, als er die Geräusche wahrgenommen hatte. 'Wegen dem bisschen Geknarre?', ungläubig zog sie ihre Augenbrauen nach oben. 'Nein, dein rechter Scheinwerfer ist defekt, deine Reifen bräuchten mal etwas Luft, deine Scheibenwischer sollten auch mal erneuert werden. Und Grundreinigen könntest du auch mal wieder. Die Scheiben schreien ja lauthals nach Wasser! Ein kompletter Check würde dieser Seifenkiste mal ganz gut tun.', schon schloss er seine Augen. Elisa stieg aus und inspizierte ihren eigenen Wagen. Er hatte Recht. Ihr kleiner, niedlicher Lupo sah wirklich nicht mehr so gut aus. Aber er erfüllte doch seinen Zweck, was so Stress machen? Wahrscheinlich war Seans Auto das einzige, was bei ihm in einem Topzustand war, überlegte Elisa und kicherte in sich hinein. Wieder neben ihm sitzend, musste sie sich dermaßen konzentrieren, dass ihre Augen sich nicht selbständig machten und auf Seans unglaublich schönes Gesicht wanderten oder auf den perfekten Körper, der wirklich zum anbei- Elisa, benimm dich! Ermahnte sie sich selbst. Aber das war auch schwer! Die frühe Mittagssonne schien in sein Gesicht und legte sanfte Schatten auf ihm ab. Mit viel Anstrengung jedoch gelang es ihr allmählich sich wirklich auf das Haus zu konzentrieren.
Stunde um Stunde saß sie dort, doch nichts geschah. War überhaupt jemand zu Hause? Langsam wurden ihre Lider schwerer. Sie wollte sich jedoch keinen Fehler mehr erlauben. Zur Sicherheit rüttelte sie nach kurzem Zögern an Seans Arm, der daraufhin seine verschlafenen Augen öffnete und orientierungslos umherschaute. Er setzte sich wieder auf und streckte sich müde. Selbst überrascht, dass er hatte schlafen können, blickte er Elisa an: 'Ist etwas passiert?'
'Nichts! Ich hocke hier schon so lange und es tut sich einfach nichts!', beschwerte sie sich gleich. Sean tastete daraufhin in seiner Jackentasche, und drehte sich der offenen Wagentür zu. 'Ich werde mal nachsehen. Du gibst mir ein Zeichen, wenn jemand dazu kommt, ja?''Ja, schmiere Stehen, schon verstanden.'
'Gut.'
Unauffälligen Schrittes kam Sean dem Haus immer näher. Ein kleines Familienhaus mit minimalistischem Vorgarten. Die fordere Seite zeigte eine kalte nackte Wand. Erst durch einen dünnen Pfad kam man bei der Haustür an. Sean lief weiter ums Haus herum und fand schließlich eine Terrasse mit Garten und Glastüren, die den Einblick in ein modernes Zimmer erlaubten. In diesem Raum war jedoch niemand. Er schlich weiter auf leisen Sohlen über das Grundstück. Das nächste Fenster begann auf Brusthöhe und gehörte ganz offensichtlich zur Küche.
Zwei Gestalten befanden sich in diesem Raum, worauf Sean seine Gerätschaften aus der Tasche zog und an dem Fenster festmachte. Leise und professionell. Dann hockte er sich hin, steckte die Kopfhörer in seine Ohrmuscheln und betrachtete das Geschehen in einem kleinen Bildschirm.
Sean erkannte zwei Männer. Der eine war tatsächlich Ronald Lehmann. Der andere war jedoch nicht weniger auffällig, da er viele Piercings trug.
'Aber ich verstehe nicht, was dich daran so stört.', der Gepircte stopfte sich eine kleine Cocktailtomate zwischen die Zähne.
'Was mich daran stört?! Wenn Verena erfährt, dass ich ihr fremd gegangen bin, und nun auch noch Vater werde, trennt sie sich doch von mir!'
Ron strich sich nachdenklich durch das blaue Haar.
'Wenn man dich so hört, glaubt man gar nicht, was du alles schon angestellt hast! Verena hat ein Weichei aus dir gemacht! Bei Ayse bist du dann immer so wie früher. Ich sag dir, sie tut dir besser!'
Seans Aufmerksamkeit war nun voll und ganz bei der Sache. Alle Sinne geschärft. Sie kannten Ayse also wirklich!
'Ich liebe Verena und ich möchte das nicht aufs Spiel setzen!'
'Meine Güte! Dann leg Ayse unters Messer und lass das Bündel abtreiben. Danach wird sie dich hassen und deinen Kontakt meiden. Und Verena wird niemals was davon erfahren.''Ach ne!! Auf Abtreibung bin ich auch schon gekommen! Ich habe doch schon alles vorbereitet'
'Und das erfahr ich erst jetzt?! Weiß sie schon bescheid? Wo ist sie?!', der andere Mann war genauso überrascht wie Sean. Die Augenbrauen des jungen Ermittlers zogen sich wütend nach unten. Wie konnten sie nur?! Wie konnten sie Ayse zu einer Abtreibung zwingen wollen?!'Natürlich weiß Ayse nicht bescheid! Sie liebt Kinder und sie denkt immer noch ich würde sie lieben. Aber ich liebe Verena.', bekannte Ron ehrlich.
'Und was sollte das Theater mit ihr?'
'Ich konnte ihr nicht widerstehen. Ayse ist einfach wunderschön. Und du müsstest sie mal nackt sehn! Da beult jede Männerhose, sag ich dir!'
'Du hast deine Hormone echt nicht im Griff. Aber was meintest du mit alles vorbereitet?''Komm mit, ich zeigs dir! Ich zieh mich nur um, dann können wir losfahren.', die beiden Männer verließen die Küche. Sofort entfernte Sean Minikamera von der Scheibe und eilte zurück zu Elisa, die seelenruhig im Sitz eingeschlafen war. Sean nahm ihr das jedoch nicht übel schließlich hing sie schon den ganzen Morgen im Auto fest. Also öffnete er beide Autotüren, hob Elisa heraus und setzte sie sachte auf den Beifahrersitz. Danach klemmte er sich hinters Steuer.
Jetzt hieß es wohl Verfolgung aufnehmen. Irgendwo musste Ayse ja sein und die Beiden würden mit Sicherheit zu ihr fahren. Vielleicht hielten sie sie auch irgendwo gefangen. Wie aufs Stichwort verließen die beiden Männer das Haus. Mit der Hoffnung sie würden zu Ayse fahren, folgte Sean dem schwarzen Opel.
Auf einmal streckte sich Elisa neben ihm wieder. 'Oh, du bist ja wieder da. Was hast du raus gefunden?', war sie sofort wieder mit ihren Gedanken bei dem Fall. 'Ich folge grade Ron und seinem Freund. Sieh dir am Besten das Video an. Hier.', er reichte ihr mit dem Blick auf die Straße gerichtet seine Aufnahmen.
Elisa schaltete dies an und verfolgte aufmerksam den Film. Nach einigen Minuten schreckte sie auf.
'Die wollen Ayse…Boar, diese Schweine! Diese verdammten Drecksschweine! Die machen wir rund! Ich meine du! Du verkloppst-'
'Beruhig dich. Wir werden sie schon aufhalten.', sprach Sean mit leiserer, beruhigender Stimme und lächelte Elisa an.
'Okay, das klingt auch gut.', sie lehnte sich wieder zurück.
Ronald Lehmann fuhr ganz gezielt aus der Stadt raus und befand sich nun auf einer Landstraße. Hier war es gar nicht so einfach, unauffällig zu bleiben, wodurch Sean den Abstand etwas vergrößerte.
'Wo fahren sie nur hin?', Elisa holte ein Spiegel raus und schminkte sich nach.
'Ins Feld.'
'wie?!', sie senkte ihren Spiegel wieder. Der schwarze Opel war tatsächlich auf einem Feldweg abgebogen.
'Was willst du jetzt machen?! Hier können wir gar nicht unauffällig folgen.'
Sean hörte nicht und bog in den gleichen Weg ein, stellte den Wagen jedoch hinter einem Container ab und zog sein Fernglas.
'Oh, man, ich brauch wirklich Urlaub. Ich bin momentan zu nichts mehr zu gebrauchen! Ich bin dir doch nur ein Klotz am Bein.', frustriert seufzte Elisa, worauf Sean leise lachte: 'Ganz so würde ich das jetzt nicht ausdrücken. Ein charmanter Klotz, bist du auf jeden Fall.''Lieb!', grinste sie ihn ironisch an.
Schon konzentrierte er sich wieder auf die Sicht durch das Glas. Er konnte jedoch nichts erkennen. 'Wir müssen näher dran.', stellte er fest und blickte Elisa auffordernd an. 'Nein, ich bleibe lieber hier.'
'Warum? Du sitzt hier schon den lieben langen Tag.'
'Das ist auch besser so', ihre Augen ruhten auf ihren zittrigen Fingern. Sean fielen auf die Schnelle keine aufmunternden und trotzdem wahrheitsgetreuen Worte ein, also ließ er es ganz und stieg aus. Am Waldrand schlich er leise hinunter, bis er an eine kleine Holzhütte angelangt war. Verlassen und morsch. Ein unglaublich schlechter Zustand. Dazu wehte ein frischer, eisiger Herbstwind. Dicke, graue Wolken hingen bedrohlich über der Hütte. Ein Gruselhäuschen aus Kinderfilmen, fiel Sean spontan ein.
Gerade als Sean durch eines der Fenster sehen wollte, hörte er den Dielenboden aufknarren und versteckte sich hinter einem Stapel Holzscheiten. Drei Männer kamen herausspaziert. Herr Lehmann, sein bester Freund und ein Unbekannter. Sean richtete seine Digitalkamera auf den Unbekannten und machte schnell und unauffällig ein paar beweisende Aufnahmen. Was ging hier bloß vor?
Die Drei verließen zum Glück mit dem Opel das Gelände. Sean wartete noch eineWeile, bevor er zur Tür lief und mit seinem Werkzeug diese öffnete. Die alte, dicke Holztür knarrte laut auf. Als Sean dann den Innenraum zu Gesicht bekam, erschrak selbst er….







Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz