Verlorene Seelen

Autor: Darla
veröffentlicht am: 15.08.2008




Das ist meine erste wirklich ernsthaft angefangene Geschichte. Ich habe mich um größtmögliche Korrektheit der historischen Fakten bemüht. Die meisten in der Geschichte vorkommenden Charaktere hat es tatsächlich gegeben, was sie erlebt haben, ist allerdings meiner Phantasie entsprungen.

Die Geschichte handelt von mehreren verlorenen Seelen, es gibt also mehrere Handlungsstränge und Nebenpersonen. Letzlich hängt dann aber doch alles zusammen ;)

Ich würde mich freuen, wenn ich ein Feedback von Euch bekommen würde.

1.Kapitel

1877, Landgasthof 'Zur guten Stube' , einen Tagesritt vor Oldenburg

Verdammte Sonne! William zog sich die Decke über den Kopf. War denn schon wieder ein neuer Tag da? Wie es hasste... sollte er aufstehen und die Gardinen verschließen? Er fühlte sich schrecklich, so wie immer, sein Kopf ein einziger pochender Schmerz. Wieviel Uhr war es? Der Sonne nach sicher schon Mittag... Warum hatte er nur wieder soviel getrunken? Langsam, sich an der kargen Einrichtung abstützend, ging er bis zu der kleinen Kommode, auf der eine Waschschüssel und ein Spiegel standen. Herrje, wie er aussah. Die Schüssel war leer, die Kanne daneben voll mit klarem Wasser. Er schüttete es in die Schüssel und tauchte seinen Kopf in das kalte Nass. Ein Schmerz verdrängt den anderen und diese Schmerzen waren ihm alle lieber als die, die ihn in seinen Träumen heimsuchten. Sie musste hier gewesen sein während er schlief, sie hatte die Schüssel geleert und eine neue Kanne gebracht. Auf dem Tisch sah er das Frühstück, trockenes Brot, wie jeden Morgen, aber er war nicht hier um im Luxus zu leben, sondern um unentdeckt zu bleiben.

Er schämte sich, dass sie ihn so gesehen hatte, er wollte doch alleine leiden. Aber ein Mindestmaß an Kontakt mit anderen Menschen schien sich nicht vermeiden zu lassen. Immerhin schickte der Wirt seine Tochter und kam nicht selber. Sie schien nicht über ihn zu sprechen, sonst hätten sie ihn sicher schon längst rausgeworfen. Oder auch nicht, denn der Wirt schien ohnehin nur auf das Geld bedacht zu sein und solange dieses floss, hatte er hier sicher wenig zu befürchten.

Alles hier roch muffig, alt und abgestanden, ein Rest der starken Seifenlauge von gestern früh konnte er noch riechen und ihren Duft. Sie roch anders als die Frauen, die er aus England kannte. Sie roch nicht nach Parfum und Puder. Es war echt und nicht aufgesetzt, nicht die Falschheit, die er kannte. Aber was nutze ihm das. Spätestens nachdem sie ihn immer wieder so vor fand, standen seine Chancen sicher denkbar schlecht. Was war er auch für ein Anblick? Seine schulterlangen Haare waren strähnig, seine Augen glasig und rot, unter ihnen dunkle Schatten, seine Wangen eingefallen, die Kleidung schon tagelang getragen. Gott, wie lange er schon keine Seife mehr gesehen hatte. Aber es interessierte ihn auch einfach nicht mehr. Nur noch existieren und alles vergessen. Vergessen, was er gesehen hatte. Custers Lachen und die Schreie der Opfer aus seinem Kopf verbannen, das wollte er. Dazu gab es nur ein Mittel, nein, eigentlich zwei, er aber war zu gläubig und auch zu feige um dem Ganzen für immer ein Ende zu machen. Manchmal fragte er sich, ob er den Glauben nicht vorschob, um sich seine Feigheit nicht eingestehen zu müssen. Wie sehr er sie immer verabscheut hatte, diese Gestalten in Londons Straßen, die gleichgültig auf der Straße saßen und sich betäubten. Er hatte sie verachtet und bemitleidet und jetzt war er selber einer von ihnen. Nur, dass er nicht auf der Straße sitzen musste. Zumindest solange nicht, wie seine Vorräte reichten.

Keuchend schleppte Sophie den Eimer mit der kochend heißen Seifenlauge die Stiegen zu den Zimmern hinauf. Wie lange tat sie das schon jeden Tag? Sie konnte sich kaum mehr erinnern. Es müssten so etwa 15 Jahre sein, dachte sie verbittert. Jeden Tag dasselbe, schließlich gab es ja auch nur noch sie. Wie viel einfacher es wäre, wenn Hans doch nur eine zweite Kraft einstellen könnte. Aber dafür war er ja zu geizig, so wie für alles. Wenigstens war das Haus im Moment fast leer, so dass sie im Gasthof wohnen konnte, in einem der Gästezimmer. War das Haus voll, so war die einzige Alternative ein Schlafplatz in Hans' Haus auf dem Boden. Aber sie kam ja ohnehin nicht zum Schlafen. Grimmig versuchte sie das Brennen in ihren Muskeln zu verdrängen. Oben angekommen kniete sie sich nieder und tauchte die grobe Scheuerbürste den Eimer ein. Ihre Haut wurde rot, aber sie ertrug diesen Schmerz gerne, er war ihr lieber als die Schmerzen in ihrer Seele, wenn sie benutzt wurde. 'Warum das alles, was habe ich getan, um das hier zu verdienen?', murmelte sie leise. Es half ja doch nichts, dachte sie dann bei sich und fing an, jede Panele zu schrubben, bis sie alles um sich herum vergaß.

1857,Oldenburg, Schloss des Großherzogs von Oldenburg

' Fester, königliche Hoheit', raunte die Hebamme Elisabeth zu. Was für ein abgebrühtes Monster, dachte Elisabeth bei sich. Sie hat selber sicher noch nie ein Kind auf die Welt gebracht. Wenn sie die Schmerzen kennen würde... Hoffentlich ist es ein Junge, bitte lass es einen Jungen sein, flehte Elisabeth inständig. Es war nun schon ihre sechste Schwangerschaft und sie war nun schon 31. Viel zu alt für ein Kind und Nikolaus hatte immer noch keinen Thronfolger. Nur Totgeburten hatte sie bisher gehabt. Die Ärzte hatten ihr dringend abgeraten, es weiter zu versuchen, die letzte Geburt hatte sie fast ihr Leben gekostet. Nikolaus hatte sie jedoch bedrängt, bis sie ihm nachgab. Es musste klappen, er drohte mit Scheidung und das wollte sie um jeden Preis verhindern. Nicht nur der öffentlichen Schande wegen, nein, sie liebte ihn. Sie wollte nicht für immer mit der Enttäuschung und den stummen Vorwürfen in seinem Blick leben wollen.

Welche Ratschläge hatte sie nicht befolgt, sie war bei zahlreichen Wunderheilern gewesen, das war nun ihr letzter Versuch. 'Ich sehe einen Kopf, königliche Hoheit, presst weiter, es wird bald vorbei sein'. Elisabeth stockte der Atem. Eine Tochter würde sie nicht wollen, dann besser kein Kind. Es war Wahnsinn, denn eine Tochter wäre ja nicht der Untergang der Welt. Doch, das wäre es, es wäre der Untergang ihrer ganz persönlichen Welt. Eine Tochter könnte das Großherzogtum nicht übernehmen und müsste verheiratet werden. Sie hätte besser aufpassen sollen, damals bei ihrer Gouvernante, die sie lehren wollte über die Vererbung von Titeln und Ländereien, doch sie hatte andere Dinge immer interessanter gefunden. Sie wusste nur, dass es keine anderen Verwandten gab und dass das Kind, die letzte Chance wäre, das Großherzogtum in der Familie zu halten. Was sonst nach Nikolaus Tod passierte, sie wusste es nicht und hatte auch Angst, ihn zu fragen. Es wäre soviel einfacher mit einem Sohn. Nein, sie wollte keine Tochter. Wäre das Kind doch wenigstens tot, Nikolaus hätte zuviel Mitleid, um ihr dann noch eine Scheidung anzutun. Oder doch nicht...? Sie wusste es nicht...

' Königliche Hoheit, es ist geschafft! Ihr habt eine gesunde Tochter'. Nein, das war nicht wahr! Es konnte nicht sein! Doch... Sie hörte das Schreien, das Kind war am Leben. Was nun? Elisabeth wusste sich keinen Rat.

Nikolaus war außer Lande, er hatte es nicht rechtzeitig zur Geburt geschafft, obwohl er informiert worden war. Es war aber auch ein kalter Winter, der Schnee lag kniehoch und er hätte auch so mehrere Tagesritte gebraucht.

'Lasst mich bitte allein mit meinem Kind, und lasst nach Constanze schicken'. Constanze war ihre beste Freundin und Vertraute, obwohl sie einen deutlich niederen Stand als Elisabeth hatte und ihr als Kammerfrau gedient hatte. Constanze und sie waren fast zeitgleich schwanger geworden und hatten die schweren Zeiten gemeinsam durchgestanden. Sie war die einzige Person, mit der Elisabeth nun reden wollte, vielleicht wusste sie einen Rat.

Zwei Stunden später erschien Constanze, ganz in schwarz gekleidet und mit roten Augen. Elisabeth hätte sie gerne umarmt aber fühlte sich zu schwach um auch nur aufzustehen. 'Was ist denn, Constanze? Warum trägst Du Trauer?', fragte Elisabeth entsetzt. Sie hatte auf die starke, selbstbewusste Frau gehofft, die sie kannte, die immer Rat wusste. Vor sich sah sie jedoch nur ein Häufchen Elend, das mit Kräften versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken. Sie verbeugte sich vor Elisabeth. 'Schon gut, es ist niemand da. Steh wieder auf!', ermunterte sie Elisabeth. Sie hasste es, dass ihre Freundin vor ihr niederknien musste, aber so schrieb es die Etikette vor. Aber wenn kein anderer da war, sahen sie beide über Titel und Etikette hinweg. 'Sie ist tot! Elisabeth, sie ist tot!' Elisabeth durchzuckte ein tiefer Schmerz. ' Ich habe sie Elisabeth nennen wollen, nach Dir! Gott, wie schön sie war. Und jetzt ist sie tot!' Constanze brach hilflos zusammen, während das kleine Bündel Mensch in Elisabeths Armen ruhig schlief, nachdem es von ihrer Brust getrunken hatte. 'Verzeih, ich darf nicht so laut sein und ich hätte auch nicht so ausbrechen dürfen. Ich gratuliere, Hoheit, ein wirklich schönes Kind!', brachte sie unter Tränen hervor. Elisabeth war nun vollends verwirrt. Das war alles zuviel für sie. Unter all dem Tumult jedoch kristallisierte sich in ihrem Kopf eine Lösung. Im selben Moment kam sie sich dafür unglaublich schäbig und schlecht vor. Einen anderen Menschen für ihre Zwecke so auszunutzen. Es ging alles zu schnell.

Elisabeth ließ Constanze erzählen, bis diese sich beruhigt hatte. Die kleine Elisabeth war letzte Nacht verstorben, plötzlicher Kindstot, so etwas passierte immer wieder. 'Ich weiß, Constanze, ich bitte Dich um viel. Ich würde es verstehen wenn Du ablehnst und wisse, ich hasse mich selbst dafür. Aber ich weiß mir auch nicht zu helfen. Du weißt, dass ich dieses Mädchen hier nicht behalten kann. Nikolaus würde es mir niemals verzeihen. Aber ich kann sie auch nicht fortschaffen...', stammelte Elisabeth. Constanze lächelte schief. 'Ich weiß, was Dir vorschwebt, Elisabeth. Ich kenne Dich doch lange genug. Und Du weißt, dass ich ergeben genug bin, dass ich alles für Dich tun würde, oder? Es wäre in ihrem Sinne, wenn ihr Tod nicht umsonst war. Du willst sie vertauschen, oder? Ich soll Dir mein totes Kind bringen und dieses hier mitnehmen. Das willst Du doch, oder?', fragte Constanze vorsichtig, da sie nicht wusste, ob sie damit zu weit ging oder ob sie nicht falsch lag. Elisabeth seufzte und holte tief Luft. Sie hätte es wissen müssen, vor dieser Frau konnte sie nichts verheimlichen. ' Ja, das wäre meine Idee. Dieses Kind hier soll leben, aber nicht hier. Vielleicht ist es falsch was ich tue, nein, ich weiß, dass es nicht richtig ist, aber es soll nicht sein. Bitte hasse mich nicht, weil ich schwach bin, Constanze', flehte sie eindringlich. 'Du brauchst mir nichts zu erklären, ich werde sie fortschaffen und sie an einen Ort bringen, an dem sie ein bürgerliches Leben führt und wo sie nichts auf den Gedanken bringt, dass sie adliger Herkunft ist. Wenn sich die Dinge ändern sollten, können wir immer noch alles rückgängig machen. Nichts ist für die Ewigkeit, das weißt Du doch, oder?', sagte Constanze 'Ja, das sagst Du immer', gab Elisabeth matt zurück.

Nachdem Constanze gegangen war, wurden Mutter und Kind von der Dienerschaft betreut und umsorgt. Das Bett des Kindes stellte man auf Wunsch der Mutter in ihr Schlafgemach, sie wolle, dass das Kind bei ihr bliebe statt bei einer Amme, da sie es so lieb gewonnen habe. Sie ließ erneut nach Constanze schicken, da sie nicht schlafen könne und sich sehr unwohl fühle, sie bräuchte dringend die Gesellschaft ihrer Kammerfrau. Constanze kam spät abends ins Schloss, man stellte keine Fragen und ließ sie ein. Unter ihrem weiten Kleid trug sie die kleine Elisabeth. Es war ein furchtbares Gefühl, der kleine Körper leblos, starr und kalt. Aber es war nicht umsonst, so hatte es wenigstens einen Sinn, sagte Constanze sich immer wieder. Und so würde ihr Kind auch mit höchsten Ehren zu Grabe getragen werden. Es war nicht umsonst. Sie murmelte es wie eine Litanei. Sie kam in Elisabeths Schlafgemach, sie tauschten die Kinder, zum Glück schlief die kleine tief und sie beide beteten zum Herrn, dass es so bleiben möge. Bevor Constanze ging, bat Elisabeth sie, einen Moment zu warten. ' Sie heißt Sophie', sagte sie knapp und unter Tränen.

Constanze verließ spät nachts das Schloss und als sie außer Blickweite der Wachen war, lief sie den Weg bis nach Hause. Ihr Mann, Andreas, war eingeweiht. Obwohl die Hochzeit arrangiert war, liebten sie sich und führten eine glückliche Ehe, die von Verständnis für den anderen und unerschütterlichem Vertrauen geprägt war. Andreas hatte dem Plan aufmerksam zugehört und hatte seine Zustimmung gegeben. Der Pfarrer würde in den nächsten Tagen einen leeren Sarg beerdigen.

Im Schloss wurde die Dienerschaft von Elisabeths Schreien und Weinen geweckt. Das Kind in dem Bettchen war tot.

Am nächsten Morgen brachen Andreas und Constanze mit der kleinen Sophie auf. Constanze gab ihr von ihrer Milch und versorgte sie, so dass es ihr an nichts fehlte. Spät abends trafen sie an einem Landgasthof ein, den Andreas von einer früheren Reise kannte. 'Sie wird es gut hier haben! Hier wird sie ein normales Leben führen können', sagte Andreas. 'Vermutlich, wir können es nicht wissen. Aber wir laden diesen Leuten eine schwere Belastung auf. Aber wenigstens haben wir genug Geld beigelegt, so dass es ihr an nichts fehlen wird.', seufzte Constanze. Sie stellten das Körbchen mit Elisabeth vor der Tür der Landgasthofs ab. Er war gut besucht und sicher würde bald jemand rauskommen und das Kind finden. Sie gaben dem Kind einen letzten Kuss und stecken den Umschlag mit 100 000 Mark in den Korb. Auf dem Umschlag stand auch der Name des Kindes.

'Na, wer bist Du denn?', raunte einer der Gäste. Er stolperte aus der Türe und sah das kleine Bündel auf dem Boden liegen. 'Wollen mal sehen... Hm... ein Umschlag...'sagte sein Freund, der hinter ihm die Türe hinaus kam. Sie teilten das Geld durch zwei, ließen den leeren Umschlag bei dem Kind und brachten es ins Haus. 'He, Anna! Schau mal, was wir draußen gefunden haben!'

Sie hatte nun den kompletten Flur und alle Zimmer geschrubbt. Nur eines fehlte noch. Sie traute sich kaum, hineinzugehen. Dieser Mann machte ihr Angst. Er sah unendlich traurig und zerstört aus. Sie hörte ihn nachts schreien, da er das Zimmer neben ihrem hatte. ' Ich will es nicht, ich will das nicht tun', jede Nacht. Er war meist betrunken, sie hört es an seinen schwankenden Schritten. Wenn sie morgens kam um ihm das Frühstück zu bringen, schlief er fast immer. Selbst im Schlaf sah er unglücklich und rastlos aus. Sie atmete tief durch, als sie vor seiner Tür stand und klopfte mit fester Hand an. Sie hörte seine schlurfenden Schritte. Die Tür ging auf und sie bekam einen furchtbaren Schrecken. Er sah aus wie ein Monster und stank furchtbar. ' Entschuldigt bitte, mein Herr, aber ich muss das Zimmer säubern. Wenn es Euch stört, so kann ich auch später kommen', versuchte sie mit klarer Stimme zu sagen. Er durfte ihre Angst nicht merken. Sie konnte nicht später nochmal kommen, es würde ihren Zeitplan durcheinander bringen und ein anderer Gast hatte bei Hans besonderes Interesse an ihrer Gesellschaft angemeldet. Sie schluckte. Nein, daran würde sie noch früh genug denken müssen. Zunächst musste sie ihre normalen Pflichten erfüllen.

' Es wird schon in Ordnung sein. Kommt rein'. Jedes Wort war eine Qual. Er hielt sich den Kopf und schwankte zum Bett. Zum Glück redete sie nicht bei der Arbeit. Sie kniete sich hin, während er sich in die hinterste Ecke des Zimmers zurückzog und ihr zusah. Sie schien es nicht zu stören. Er betrachtete sie. Das Kleid, das sie trug war schon länger außer Mode, es hatte zwar einen langen weiten Rock, aber keine Krinoline. Die wäre zum Arbeiten aber auch unpraktisch gewesen, ebenso wie die hautengen Kleider, die jetzt immer mehr getragen wurden. Er fand sie scheußlich und freute sich, dass man hier auf dem Land immer ein paar Jahre hinterher war. Das Kleid war undefinierbar blaugrau und an den Stellen schmutzig, wo sie auf dem Boden gekniet hatte. Ihr blondes Haar trug sie hochgesteckt, allerdings nicht so kunstvoll, wie er es von seiner Mutter und den anderen Frauen bei Hofe kannte. Schmerz durchzuckte ihn... Mutter... er hatte sie nicht enttäuschen wollen. Es wäre besser, wenn sie dächte, dass er tot sei. Seine moralischen Motive wären sicher keine Entschuldigung. Er könnte diese Frau stundenlang betrachten. Er sah ihre Hände. Herr im Himmel, ihre Hände sahen grausig aus. Sie waren feuerrot und aufgequollen. Sie sollte sich nicht auch noch weiter quälen, indem sie sein Zimmer schrubbte. Er hatte doch ohnehin nichts zu tun. Immerhin wäre es eine Beschäftigung für ein wenige Stunden, wenn er es gründlich machen wollte. Er trat zu ihr ran.

'Wie heißt Ihr?' Sophie erschrak. Sie hatte ihn nicht kommen hören, obwohl das schwer war auf diesem Holzboden, der sonst jede Bewegung wiedergab. Vermutlich war sie aber auch nur zu verbissen in ihrer Arbeit vertieft gewesen. Wieder diese tiefe Stimme. So sanft und doch so traurig. Nein, sie sollte kein Mitgefühl haben, mit ihr hatte es schließlich auch niemand. Die Stimme wollte so gar nicht zum Rest seiner Erscheinung passen. Aber vielleicht war er ja früher mal hübsch gewesen. Sie war ihm eine Antwort schuldig, fiel ihr ein. 'Sophie, mein Herr. Seid Ihr nicht zufrieden mit meiner Arbeit?', fragte sie vorsichtig. Das konnte sie im Moment nicht auch noch gebrauchen. Hoffentlich keine Beschwerde, betete sie. 'Ihr könnt gehen. Lasst mir den Eimer da. Ich will es selbst machen.' ' Ihr seid doch unzufrieden! Ich bitte Euch, was kann ich Euch anbieten, damit ihr nicht zu Hans geht?'. Aus ihrer Stimme sprach die pure Verzweiflung. Zum Teil war sie echt, schließlich wusste sie, was ihr drohte, wenn sich ein Gast beschwerte und zum anderen war sie gespielt, da er Mitleid mit ihr haben sollte. 'Zum Teufel, NEIN!', brüllte er. 'Ich will es einfach nur selber machen und jetzt verschwindet aus meinem Zimmer!'

Das hatte er nicht gewollt. Er konnte sehen, wie sie mühsam versuchte, sich zu beherrschen. Er hatte sie nicht anschreien wollen, aber dieses unterwürfige, unsichere Kriechen war ihm zuwider. Er wollte sie so, wie sie ihn seinen Vorstellungen war. Schön und stark. Doch von Stärke ließ sie nicht viel erkennen. Wieder ein Traum, der ihm genommen wurde. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er solange keine Frau mehr hatte, fast 10 Jahre schon. Das war sicher der Grund, warum er immer wieder an die Kleine dachte. Aber sie hatte ihn enttäuscht, ohne ihr Wissen zwar, aber das war ihm egal. Er wollte allein sein. Die Tür hatte sie so leise geschlossen, dass er es in seiner Raserei gar nicht mitbekommen hatte. Der Eimer war noch da. Aber er wollte nicht mehr. Er wollte vergessen, vergessen, dass er wieder einmal feststellen musste, dass nichts so war, wie es schien. Er griff zur Flasche und nahm einen tiefen Schluck.

Oh bitte, lass es Hans nicht gehört haben. Nicht auch noch das. Sophie resignierte. Doch sie hörte ihn schon die Stufen hochpoltern. Wie konnte ein Mensch so grausam sein. Sie konnte doch nichts dafür, dass man sie bei ihm ausgesetzt hatte und das, ohne Geld hinterlassen zu haben. Jetzt bezahlte sie, schon seit Jahren. Seit sie klein war hatte er sie als Arbeitskraft ausgenutzt, die Betten hatte sie gemacht, geputzt, serviert und seit einigen Jahren auch den Herrn Gesellschaft geleistet, die Hans dafür viel Geld boten. Sie musste würgen, wenn sie daran auch nur dachte. Ich hasse ihn, oh, wie ich ihn hasse. ' Sophie', brüllte er ungehalten. 'was ist passiert?' 'Ich, hm, der Herr, er wollte, dass ich den Eimer stehen lasse und...'. Stammelte sie. 'Was redest Du für einen Blödsinn! Als ob er den Boden selber wischen würde! Du dummes Luder, jetzt muss ich mich bei ihm entschuldigen. Vielleicht will er eine Nacht umsonst mit Dir als Ausgleich. Hoffentlich stört er sich dann nicht an Deinem roten Po!'. Den letzten Satz zischte er ihr unheilvoll ins Ohr. Sie merkte, dass es ihr von Tag zu Tag weniger ausmachte. Sie fühlte immer weniger Hass und immer mehr gar nichts. Leere, Tod. Sie sah wie in Trance zu, wie Hans die Tür öffnete,

William fuhr zusammen. Er hatte zwar nicht alles mitbekommen, aber es reichte. Er hatte die Kleine durch sein Gebrüll nicht in Schwierigkeiten bringen wollen und genau das war passiert. Er konnte aber auch gar nichts richtig machen. Noch ein Schluck, dann wird es weniger schlimm. Die Tür wurde geöffnet und er sah den Gastwirt dort stehen. Ein untersetzter Mann, der seine besten Jahre wohl schon hinter sich hatte. Früher war er sicher mal ansehnlich gewesen, aber das war lange vorbei. Er war im Gesicht rot angelaufen und atmete schwer. William hob den Kopf und schaut ihn an. ' Entschuldigt, mein Herr, mein Zimmermädchen hat sich bei Euch völlig inakzeptabel verhalten, sie ist manchmal nicht bei klarem Verstand. Natürlich wird sie Euer Zimmer sogleich ordentlich schrubben. Sie kann einige Sachen jedoch deutlich besser als putzen, wenn Ihr versteht, was ich meine.' Er zwinkerte William zu und lachte schmutzig. ' Sie hat auch vernünftige Kleidung, Ihr würdet Euren Spaß haben, auf's Haus selbstverständlich. Denkt Ihr, dass wir damit diesen kleinen Zwischenfall vergessen könnten?' William war geschockt. Er hatte den Wirt zwar nicht als besonders freundlich eingestuft, aber dass er ihm Sophie anbot, als sei sie eine Ware, machte ihn sprachlos. Aber er konnte sich vor diesem komischen Kerl auch nicht die Blöße geben. Das hier war der einzige Gasthof, der nicht zu nobel und nicht zu heruntergekommen war und der ihn trotz seiner Trinkerei behalten hatte. Und diesem Kauz gehörte der Gasthof, er durfte es sich mit ihm nicht verscherzen. 'Mir ist gerade nicht danach, habt Dank. Ich bat Euer Mädchen, den Eimer stehen zu lassen, da ich mich ein wenig ablenken wollte...' 'Mit Weiberarbeit? Entschuldigt diese Bemerkung, aber der Wein und der Rum haben Euch wohl etwas die Sinne getrübt. Wenn Ihr Euch ablenken wollt, so könnt Ihr doch ausreiten. Wir werden ein Pferd für Euch auftreiben, die Landschaft ist herrlich hier....', fiel Hans ihm ins Wort. 'Habt Dank, aber ich wollte es so und es war schwer genug Euer Mädchen zu überreden...' 'Ihr müsst sie nicht in Schutz nehmen! Sie ist eine verzogene Göre, ihr tut das Putzen gut.', unterbrach Hans ihn erneut. 'Nun denn, ich kann Euch wohl nicht überzeugen, also nehme ich Euer Angebot einer Dienstleistung wahr. Ich würde gerne ein Bad nehmen und brauche saubere Kleidung. Und dann sprechen wir nicht mehr über diesen merkwürdigen Zwischenfall.' William sah ein, dass es wohl keinen Sinn hatte. Hans schien für Argumente und Fakten nicht zugänglich zu sein. Wüsste er, wer ich bin, würde er nicht so mit mir sprechen. Aber ich bin es nicht mehr, ermahnte er sich. Was ich bin ist das absolut niederste, dass ein Mensch auf Gottes Erde sein kann. Ich verdiene das Leben nicht mehr. Wie sie bei Hofe alle gekrochen waren... 'Sehr wohl, Königliche Hoheit. Wie Ihr wünscht, Königliche Hoheit.' Er hasste Kriecher. Aber er hasste auch diesen Mann hier. Hans plumpes Gepolter holte ihn zurück in die Gegenwart. 'Also gut, Sophie wird sich um Euer Bad kümmern und um saubere Kleidung. Es könnte allerdings etwas dauernd damit, es würde zunächst gebrauchte Kleidung sein, ich hoffe, dass es Euch nicht allzu sehr stört.' Ach, wenn Du wüsstest, was mich wirklich stört... William zwang sich, im Hier und Jetzt zu bleiben. Aber es war alles nicht wahr. Es war ein Traum, alles war ein einziger böser Traum. Alles wurde ihm zuviel, er wollte flüchten. 'ich danke Euch für Euer großzügiges Angebot. Und was Euer Mädchen angeht. Es war meine verrückte Idee, also bestraft sie nicht für etwas, das sie nicht getan hat. Sie wollte es mir nur recht machen.' Ihm war jedes Wort zu anstrengend, es half ja doch nichts. Hans würde nicht auf ihn hören und Sophie würde bestraft werden. Wenigstens hatte er ihr das Angedrohte ersparen können. Aber wenn dieser widerliche Mensch es ihm so schnell angeboten hatte, wie schnell war er dann wohl sonst damit? William unterdrückte den Gedanken. Nein, das konnte nicht sein. Er hätte es gemerkt, wenn das hier ein Bordell gewesen wäre. Oder auch nicht, dachte er bitter. Wie soll man etwas mitbekommen, wenn man nur säuft und schläft. William zog sich zurück, Hans sollte endlich gehen. ' Sie kommt nach dem Glockenschlag heute Abend um sechs Uhr. Sie wird Euch behilflich sein' Mit diesen Worten ging er, ohne dass William noch hinzufügen konnte, dass er das Bad auch alleine hätte nehmen können. Er musste hier weg.

Sophie war verwirrt. Warum musste dieser komische Fremde sich seinen Kopf so kaputt trinken? Erst diese komische Bitte und dann diese merkwürdigen Reaktionen auf Hans Fragen. Er hatte nur nach langem Zögern geantwortet und schien den Rest der Zeit völlig versunken in seine eigene Welt. Wäre er Hans doch nur bestimmt entgegengetreten und hätte sich für sie eingesetzt. Ja, und dann hätte sich am besten noch herausgestellt, dass er das Geld hat, um Dich aus diesem Loch zu holen, dachte sie verbittert. Was war sie doch für ein dummes, naives Mädchen. Wenn sie nachts in ihrem Bett lag, dachte sie an ihn. Dann war er der dunkle Prinz, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Die Schwärmerei hörte allerdings abrupt auf, wenn sie ihm in der Realität begegnete. Dann fühlte sie Angst, Ekel und Zorn auf sich selber, dass sie ihn so verklärte. Er war einfach nur ein Trinker, so wie die, die abends in den Gasthof an die Theke kamen. Nur schien er mehr Geld zu haben, sonst könnte er nicht schon seit einem Monat hier wohnen. Es wäre besser für alle, wenn sie nicht darüber nachdachte. Sie durfte sich auf keinen Fall verlieben. Er war es nicht wert. Hätte er das verdammte Geld nicht, er wäre schon längst weg und wäre ihr nicht im Weg mit seinen komischen Wünschen. Hans hatte recht, musste sie kleinlaut zugeben, ein Mann, der sich zur Ablenkung mit Frauenarbeit beschäftigen will, dem hat die Trinkerei schon übel zugesetzt. Sophie erledigte den Rest der anfallenden Aufgaben und richtete dann das Bad her. Wie gerne hätte sie selber eins genommen. Elender Bastard.

William betrat zögernd das Bad. Sophie wartete, mit gesengtem Kopf. Sie trug zwar ein anderes Kleid als beim Putzen, viel schöner war es jedoch nicht. Wie sie wohl ausgesehen hätte, in einem dieser verschwenderischen Roben, die sie bei Hofe trugen. Seite, Brokat, Atlas, in den schönsten Farben. Handschuhe, Fächer, Schirme. Er schüttelte sich. Es war vorbei. Er würde nicht nach England zurück gehen. Er würde nicht in Schimpf und Schande leben. Er war ein Feigling gewesen und musste nun mit den Konsequenzen leben. Er sah den Ekel in ihren Augen. Warum sollte es auch anders sein? Was ist denn von mir geblieben? Ich sehe aus, als käme ich direkt aus der Gosse. Sie wies stumm auf den Paravant, hinter dem vermutlich auch die Badewanne stand. Er konnte den aufsteigenden Wasserdampf sehen. Er nickte und ging hinter den Paravant. Es wäre sicherlich nicht schlecht, andere Kleidung zu tragen. Diese hier trug er schon seit fast einer Woche, Tag und Nacht. Aber wozu sich auch schick machen. Er wusste, dass die Selbstkasteiung, die er an sich verübte, nichts ändern würden. Er würde sich danach nicht besser fühlen. Nichts könnte rückgängig machen, was Custer und seine Leute, zu denen auch er gezählt hatte, angerichtet hatten. Aber es wäre besser so, als wenn er in London wäre, wo er nicht einmal den kleinen Finger hätte krümmen müssen. Er zog die durchgeschwitzte, schmutzige Kleidung aus und stieg in die Wanne. ' Ihr könnt kommen', rief er zu ihr. Sie selbst hätte sonst vermutlich bis zum Morgen an der gleichen Stelle ausgeharrt. Mit kleinen Schritten näherte sie sich der Wanne. 'Mein Herr, Ihr erlaubt, dass ich Euch behilflich bin?', fragte sie zaghaft. Er hatte sie noch nie so aus der Nähe gesehen. Sie war viel schöner, als er es bisher gesehen hatte. Nicht gerade das Gesicht einer Bürgerin, die Züge waren zu fein, ihre ganze Erscheinung war zerbrechlich und passte nicht zu jemandem der schon jahrelang harte körperliche Arbeit leisten musste. Oh ja, sie würde wundervoll in einer richtigen Robe aussehen. Sie war wie aus Glas, so schön und so leicht zu zerstören. Und als er in ihre Augen schaute, wie sie ihn ansah, so ging ihm auf, dass sie schon zerstört worden war. Sie schaute durch ihn hindurch, als wäre es alles unwirklich. Als wäre ihr alles egal. Was für eine merkwürdige Frau. Ja, eine Frau war sie sicher schon, an die zwanzig Sommer, schätzte er. Und trotz ihrer Schönheit nicht verheiratet und augenscheinlich nicht nur das Zimmermädchen in diesem Gasthof. William wurde neugierig. 'ja, ja, macht nur', antwortete er fahrig, da sie ihn immer noch fragend anschaute. Er spürte, wie das warme Wasser ihn umfing, ihn streichelte, fast wie eine warme Umarmung... er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sollte sie nur machen, ihm war es gleichgültig.

Sophie war sprachlos. Er konnte noch nicht lange trinken. Sein Körper sah eher aus wie der eines Kriegers aus alten Zeiten, seine Haut war gebräunt, als hätte er noch vor kurzem viel Zeit in der Sonne verbracht. Definitiv kein Prinz, dachte sie spöttisch und verachtete sich selbst dafür, dass sie es tief drinnen gehofft hatte. Er machte ihr das Leben nicht leichter, soviel stand fest. Sie tauchte den Schwamm in das warme Wasser und bat ihn, die Augen zu schließen. Die hatte er allerdings schon seit geraumer Zeit geschlossen, so, als wolle er das alles gar nicht mitbekommen. Als wäre er mal wieder an einem ganz anderen Ort. Sie fuhr ihm zärtlich über das Gesicht. Er hatte einen wundervollen Körper, wie sie feststellen musste. Ohne Schmutz und Schweiß war er wirklich ein sehr attraktiver Mann. Verwegen, dunkel und immer noch irgendwie Furcht einflößend. Sie hoffte, dass er die Augen auch wirklich geschlossen hatte und nicht gemerkt hatte, wie sie ihn anstarrte. Es war wirklich unschicklich, aber sie war ja auch sonst nie jemand, der sich um Schicklichkeit Sorgen machen musste. Sie war eine verdammte Hure. Und er war... nunja, sie wusste es nicht. Aber welche Mann würde sie schon haben wollen. Er wollte sie ja nichtmal als Hure und das, obwohl Hans sie umsonst angeboten hatte. Wie ein Stück Fleisch. Naja, war es jemals anders? Dachte sie bei sich.

Das muss die Faszination des Bösen sein, dachte William. Sie scheint gar nicht zu merken, dass meine Augen nicht fest verschlossen sind. Wie sie mich anstarrt. Wenigstens rieche ich jetzt nicht mehr wie ein Misthaufen. 'Wäret Ihr wohl so freundlich, mir das Rasierzeug zu bringen?', fragte er sie. Sie zuckte zusammen, da er auf einmal die Augen aufschlug und sie direkt anschaute.

Sie wusste nicht, was sie in diesem Blick lesen sollte. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Aus Angst vermutlich, beruhigte sie sich. Angst kannte sie, das konnte sie einschätzen. Ja, es musste die Angst vor diesem merkwürdigen Mann sein. Sie würde später Ordnung in ihre Gedanken und Gefühle bringen müssen. Vorerst beließ sie es dabei und stand rasch auf, um das Geforderte zu bringen. ' Ihr gestattet, dass Ich Eure neue Kleidung hole, während Ihr Euch rasiert, mein Herr? Natürlich werdet Ihr Eure eigene so bald wie möglich zurück bekommen.', sprach sie mit einer glockenklaren Stimme. Sie versucht zu überspielen, was sie ist, dachte William. Wäre sie so selbstbewusst, wie sie jetzt tut, wie könnte dieser Hans sie so bevormunden, nein, schlimmer, wie könnte er sie so ausnutzen? ' Ja, geht nur.'

Sophie war erstaunt als sie das Badezimmer betrat. Er sah umwerfend aus. Da sie ja die neue Kleidung erst mitgebracht hatte, hatte er nur das feine Tuch, das sie ihm zum Abtrocknen gelassen hatte, um. Wäre er ein Prinz, hätte er so etwas nie zugelassen. Ein weiterer Beweis, dachte sie ernüchtert. Aber er war überwältigend schön. An manchen Stellen glitzerten noch Wassertropfen auf seiner Haut. Er passte nicht hierher. Ein so schöner Mensch an einem so hässlichen Ort wie diesem hier. Nein, das konnte nicht sein. Er würde Dich niemals wollen, Du dummes, naives Ding!, dachte sie. Niemand will Dich. Schau nicht hin. Halte Abstand zu ihm. Lass Dich nicht darauf ein! Doch diese Stimmen in ihr verdrängte sie. Mit einem Knicks reichte sie ihm seine neue Kleidung und entfernte sich, damit er sie ungestört anziehen könnte. Er trat hinter dem Paravant hervor. Ein Engel. Ja, das musste er sein. Gott zeigte sich ja manchmal in den absonderlichsten Gestalten. 'Erzählt mir von Euch, Sophie!', forderte er sie auf. Was hatte sie schon zu






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