Liebe(skummer) und schachmatt Teil 3

Autor: key
veröffentlicht am: 15.08.2008




Freude?
Luftsprung?
Welt umarmen wollen?
Herzklopfen?
Atemprobleme?
Ohnmacht?
Am-liebsten-laut-'Ja'-schreien-wollen?
Vor-Freude-auf-und-ab-hüpfen-können?
Dämliches Dauergrinsen im Gesicht?
Glockenläuten in den Ohren?
Sollte ich nicht das alles jetzt haben?
Wo ich mein Ziel erreicht hatte?
Wo das, was ich mir seit 2 Jahren gewünscht hatte, eingetreten war?
Jetzt, wo er mir gestand, dass er genauso fühlte wie ich?
Dass aus uns mehr werden würde?
Ich denke, das sollte ich!
Tat ich aber nicht!
Um ehrlich zu sein (ich bin eben ein verdammt ehrlicher Mensch) waren da nur zwei Gefühle in mir:
WUT und VERWIRRUNG.
VERWIRRUNG und WUT.
Wut auf Pat (meinen besten männlichen Kumpel), weil er Aaron verraten hatte, dass ich 'auf ihn stand'.
Wut auf Aaron wie er das so locker flockig sagen konnte.
Und nicht zuletzt: Am meisten Wut auf mich selbst, weil ich seit mindestens einer halben Minute schwieg, anstatt 'JA, ICH WILL!' (Nein, nicht heiraten) zu sagen, Wut auf mich selbst, weil ich mich nicht so freute, wie ich wusste, dass ich mich eigentlich freuen sollte, Wut auf mich selbst, weil ich überhaupt gefragt hatte.
Und Verwirrung deswegen, weil ich nicht wusste, weswegen ich mich nicht so freute, wie ich sollte, Verwirrung, was mit mir los war, Verwirrung, was heute überhaupt hier los war, Verwirrung, weil ich nicht längst 'Ja und amen!' oder etwas ähnlich zustimmendes gesagt hatte, Verwirrung, weil ich mir meinen Gefühlen für Aaron plötzlich nicht mehr so sicher war, Verwirrung, weil ich auch gar nicht wusste, was ich ihm jetzt sagen sollte, Verwirrung, weil das Ganze eine verdammt blöde Situation war.
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was bitte an dieser Situation blöd sein sollte? Wenn einen der Traumtyp schlechthin gesteht, dass er in einen verliebt ist und mit einem zusammen sein möchte?
Nun ja, das ist ja nicht unbedingt das blöde an der Situation. Das ist der gute Teil, sag ich jetzt mal. Aber dieser Teil wäre umso besser, wenn ich mit absoluter, hundertprozentiger Gewissheit sagen könnte, dass mich die grünsten Augen der Welt und der dazugehörige Mensch nicht die Bohne interessierten, konnte ich aber nicht. Und das blöde an der Situation war jetzt eben folgendes: Ich war mir nicht sicher, ob alles in Ordnung war mit meinen Gefühlen für Aaron und warum ich mich für die grünen Augen anderer Leute so sehr interessierte, und ich wusste, wenn ich jetzt 'nein!' sagen würde, würde ich es in einer halben Stunde oder aller, aller spätestens morgen zutiefst bereuen, aber wenn ich jetzt 'ja' sagen würde, würde das bedeuten, dass ich immer, wenn sich der Blick von bestimmten grünen Augen in meinen Nacken bohren würden, ein schlechtes Gewissen bekommen würde, weil sich dann wieder dieses kribbelige Gefühl einstellen würde und ich mir dann irgendwie blöd vorkam, so als würde ich Aaron betrügen, was ich zwar nicht tat, aber es würde sich trotzdem so ähnlich anfühlen und außerdem, wenn ich jetzt 'ja' sagen würde, würde Aaron mit einer blendenden Laune in den Urlaub abdampfen und ich würde hier noch weitere dreieinhalb Tage mit Matthew verbringen, ohne jeglichen Kontakt zu Aaron (Er ging backpacking nach Australien) und ich wusste dann nicht, ob sich in dieser Zeit dann was zwischen mir und Matthew ergeben würde, möglich war nämlich alles bei dem smarten Grinsen, oder ob ich Stand halten konnte, und es wäre doch auch bescheuert, wenn ich Aaron dann, wenn er grade mit toller Laune aus dem Urlaub zurückkam und sich auf unser erstes Treffen als Pärchen freute, sagen müsste, dass ich während seiner Abwesenheit, ein paar Stunden nachdem wir zusammengekommen waren, den Reizen eines anderen Typen erlegen war, aber wenn ich jetzt 'Nein!' sagen würde, waren die letzten zwei Jahre der Vorbereitung ganz umsonst und - wie bereits gesagt/gedacht - ich würde es bereuen, wenn nicht heute, dann morgen, aber es war doch auch irgendwie falsch 'ja' zu sagen, wenn ich mir nicht ganz sicher war, denn eigentlich war es einer meiner Prinzipien seit dieser Tröst-Beziehung, nie wieder 'ja' zu irgendeiner Beziehung zu sagen, wenn ich mir nicht ganz sicher war, dass es außer dem Jungen, mit dem ich zusammen sein würde, keinen anderen gab, der mein Herz auch nur ein minimales bisschen schneller schlagen ließe, denn das würde nur mir und dem anderen Verdruss bringen. Andererseits weiß ja ich nicht, ob Matthew irgendwelche Anstalten machen würde, mir näher zu kommen, und wenn er es nicht tun würde, würde es mir hinterher umso mehr leid tun, 'nein' gesagt zu haben! Außerdem, wenn ich mir nicht sicher war, ob ich Stand halten würde können, könnte ich Matthew ja immer noch sagen 'Ich hab nen Freund!' und dann würde sich das Ganze bestimmt leichter gestalten. Vielleicht. Unter Umständen. Theoretisch. Möglicherweise. Tja, ist jetzt zu verstehen, warum die Situation blöd ist?'Hallo, Jolie, bist du noch dran? Was ist denn jetzt?', kam es aus dem Hörer.







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