Kribbeln unter der Haut

Autor: Yana
veröffentlicht am: 30.01.2010




Hey ihr Lieben!
Ich weiß, dass es mal wieder ewig gedauert hat mit dem Einsenden. Ich hab den Teil schon seit längerer Zeit fertig, aber irgendwie vergessen, ihn einzusenden. Tut mir unendlich leid, dass ich euch so lange habe warten lassen.
Keine Ahnung, ob euch der Teil, der vorerst wohl auch der letzte bleiben wird, gefällt. Ich persönlich habe allerlei daran auszusetzen. -g-

Trotzdem viel Spaß beim Lesen! :)

Kapitel 24
'Als du vor einigen Minuten zu mir in mein Zimmer kamst und mir sagtest, dass du von meiner verschwundenen Schwester weißt, wusste ich sofort, dass ich dir Rede und Antwort schuldig bin. Doch ich konnte und wollte nicht - genau wie jetzt. Doch was bleibt mir anderes übrig? Ich weiß, dass ich keine besonders gute Mutter bin. Doch ich habe Gefühle, Catherine, ich fühle mich schuldig, wenn ich die Wahrheit weiterhin vertusche. Du, genau wie dein Vater habe ein Recht darauf. Das ist mir schon seit langem klar. Aber dafür musste ich erst einmal meinen Stolz überwinden - und der ist groß... Nun, zurück zu dem eigentlichen.Meine Eltern, meine Schwester und ich lebten vor 16 Jahren hier, in diesem Haus. Das Zimmer hier, war auch mein Zimmer... Mein Vater war genau wie mein Ehemann ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er lud jährlich Kunden ein, arbeitete mit ihnen zusammen.Das eigentliche Chaos fing am 23. Dezember 1988 an. An dem Tag lernte ich deinen Vater kennen, Catherine. Genau an diesem Tag kam auch eine kleine Familie aus Nordamerika zu uns zu Besuch: Mathieu und sein Vater Matthäus. Dass ich deinen Vater kennenlernen durfte, war ein Wunder, eine glückliche Fügung. Die Gäste allerdings waren ein Verhängnis. Ein Verhängnis, das später vieles zerstörte.' Ihr Blick schweifte ab. Zum Fenster, zu meinem Gesicht. Ihr Blick war leer. 'Alles verlief ruhig. Dein Vater und ich trafen uns in unregelmäßigen Abständen. Wir waren gute Freunde, lernten uns näher kennen.Nur mit Mathieu kam ich nicht gut zurecht. Er war ein ekelhafter Mistkerl. Mit seinen gierigen Blicken zog er mich regelrecht aus. Ich war angewidert von ihm, konnte es jedoch nicht lassen, ihn zu reizen: Ich zog die engsten, kürzesten und die am weitest ausgeschnittenen Kleider an, die ich besaß, bewegte mich provozierend an ihm vorbei, wackelte mit dem Hintern und zwinkerte ihm schelmisch zu. Es war alles nur ein Spaß. Ich dachte mir nichts dabei. Ich war jung und unerfahren. Ich dachte immer, mir würde SOETWAS niemals passieren.
Meine Schwester warnte mich, dass ich aufhören sollte, sonst würde er mich irgendwann schnappen. Doch ich lachte sie nur aus, nannte sie Angsthase und machte weiter.Am 13. Januar, 1989 passierte es schließlich. Meine Eltern waren mit Matthäus essen. Irgendwo in der Stadt. Nur noch meine Schwester, Mathieu und ich waren zu Hause. Und dann kam er. In mein Zimmer. Als er dort plötzlich in meinem Türrahmen stand, fuhr mir es eiskalt den Rücken hinunter… Ich versuchte meine Angst zu verbergen, doch er merkte es. Sein Lachen war widerlich. Als er schließlich auf mich zutrat, wollte ich wegrennen. Doch er packte mich am Arm, zerrte mich aufs Bett und versuchte mich zu küssen. Ich wehrte mich mit allen Mitteln; kratzte und biss, trat und schlug um mich. Doch es half nichts. Er war stärker als ich. Mit einer Hand hielt er mich fest, mit der anderen riss er mir die Kleider vom Leib. Mit den Worten: 'Ich weiß, dass du es willst', nahm er mich.
Ich war erst 15 damals, hatte noch nie einen Freund gehabt und daher nahm ich nicht einmal die Pille. Es waren auch keine andere Verhütungsmittel in Gebrauch… Meine Eltern erzählte ich nichts von der Vergewaltigung. Ich schämte mich viel zu sehr, als dass ich hätte drüber reden können.' Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ich konnte nur dastehen, geschockt von ihren Erzählungen. 'Als ich merkte, dass ich schwanger war, ging ich zu meiner Schwester. Ich erzählte ihr von der Vergewaltigung und meiner Schwangerschaft. Zu Anfang schrie sie mich an, machte mich fertig. Doch dann nahm sie mich in den Arm und wir heckten einen Plan aus:
Ich sollte deinen Vater dazu bringen, mit mir zu schlafen. Ich würde ihm anschließend sagen, dass ich von ihm schwanger sei… ich, ich tat es. Verdammt, was blieb mir anderes übrig? Meine Schwester hatte doch recht! Jedes Kind braucht sowohl eine Mutter, als auch einen Vater. Und Mathieu… er hätte mich doch umgebracht, wenn er erfuhr, dass ich von ihm schwanger war!
Dein Vater… schluckte diese Lüge. Er war schockiert, doch er versprach mir, mir beizustehen. Er versprach mir, an meiner Seite zu sein, wenn das Kind zur Welt kommt und er würde mit mir zusammen wohnen, dich groß ziehen.
Ich war glücklich, denn ich liebte deinen Vater vom ersten Moment an. Die Schuldgefühle und das schlechte Gewissen versperrte ich hinter einer dicken Mauer. Ich konnte sie mir nicht leisten.
Irgendwann später verschwand dann schließlich meine Schwester. Ich wusste nicht, wo sie war. Zu erst dachte ich mir, sie wäre durchgebrannt mit ihrem Typen, mit dem sie damals zusammen war. Doch dann fand ich ihr Tagebuch. Sie hätte es niemals zurückgelassen. Mir blieb nichts anderes übrig, als darin zu lesen.
Der letzte Eintrag war folgender…', sie zog ein kleines, rotes Buch hervor und schlug es auf.'Liebes Tagebuch,
Heute ist ein besonderer Tag. Mein Freund will mich in einigen Stunden abholen und mich ausführen. Er sagt, er hätte eine Überraschung für mich. Ich glaube, er will mit mir schlafen. Und ich glaube, dass ich dafür bereit bin. Wir sind nun schon drei Monate zusammen, ich nehme die Pille und liebe ihn vom ganzen Herzen. Er ist alles, was ich brauche.
Vorher werden wir noch essen gehen. In ein schickes Restaurant, hat er mir preisgegeben. Ich bin schon fertig geschminkt und angezogen. Ich hoffe, ich werde ihm gefallen!!!
Im Moment bin ich alleine zu Hause. Meine Eltern sind mal wieder mit ihren beiden Gästen essen. Meine Schwester ist zurzeit bei ihrem 'Freund' und macht wahrscheinlich sonst was.Hach, ich bin ja so aufgeregt!!!
Ich höre Schritte. Wer das wohl sein mag? Vielleicht meine Schwester?
Nein, es ist Mathieu. Was macht er hier? Jetzt steht er in der Mitte meines Zimmers. Ich hasse diesen Blick, ich muss aufhören. Ich….
An dieser Stelle bricht der Eintrag ab. Ich weiß, was er meiner zierlichen Schwester angetan haben muss. Er hat sie vergewaltigt, solange gefickt bis sie starb. Sie hatte Asthma, meine arme Elisabeth.
Ihre Leiche hat er wohl irgendwo beseitigt. Ich… ich hatte nicht genug Beweise, war hilflos wie ein Fisch am Land. Ich erzählte alles meinen Eltern, gab ihnen das Tagebuch. Sie drehten vollkommen durch, schrien mich an, wieso ich nicht vorher mit ihnen geredet hatte. Sie gaben mir die Schuld an Elisabeths' verschwinden. Sie sagten, dass wenn ich vorher mit ihnen geredet hätte, alles nicht so gekommen wäre.
Heute weiß ich, dass sie Recht hatten. Heute bin ich schlauer, würde alles anders machen. Ich habe so vieles falsch gemacht, so viel gelogen und gehasst...
Meine Eltern wollten nicht mehr in diesem Haus wohnen. Sie kauften sich ein kleineres und überließen mir dieses. Dein Vater und ich zogen hier ein. Als ich 18 war, heirateten wir sogar. Er machte sich nie Gedanken über meine kurze Schwangerschaftszeit. Oder… vielleicht tat er das doch, oder er hat es gar nicht erst registriert.
Nach deiner Geburt brach der Kontakt zu meinen Eltern vollkommen ab. Alles was ich anschließend noch hatte war dein Vater, das Haus, ihr Tagebuch und die Erinnerungen an die Vergangenheit. Meine Schwester tauchte nie wieder auf. Ihr Verschwinden wurde vom ersten Tag an totgeschwiegen. Es war ein Fehler. Alles war ein Fehler.'
Als sie geendet hatte, hob sie den Kopf und starrte mich an. Als sie meinem Blick begegnete flüsterte sie: 'Es tut mir leid, Catherine.' Ich konnte sie nur anstarren. 'Es tut mir leid', wiederholte sie. Das war alles was sie sagte. Dann stand sie auf und verließ stürmisch mein Zimmer.
War das das normale Verhalten einer Mutter?!

Ich lag alleine in meinem Bett. Jerker hatte wohl geahnt, dass ich Zeit für mich brauchte. Zeit, um das alles zu verstehen, zu verarbeiten. Er hatte sich kurzerhand Ska geschnappt und war auf und davon.
Nun lag ich hier, den Kopf im Kissen vergraben und konnte kaum noch klar denken. Die ganze Geschichte, die mir meine Mutter aufgetischt hatte, klang wie ein einziger Alptraum. Doch ich wusste, dass es die pure Wahrheit war. Nicht mehr und nicht weniger.Das, was ich nicht fassen konnte… nicht wollte, war, dass ich das Ergebnis einer Vergewaltigung war. Nicht das Ergebnis einer intensiven Liebe!
Mein Verstand sagte mir, dass das nicht sein konnte. Warum sollte ausgerechnet meiner Familie so etwas passiert sein? Warum ausgerechnet mir? Das konnte doch nicht sein, oder?‚Genau diese Frage stellt sich jeder', flüsterte die innere Stimme in mir. Und ich wusste, dass sie recht hatte.
Doch wie konnte das passieren? Wie konnte meiner Mutter so etwas Grauenvolles passieren, wie konnte sie so grauenvoll handeln?
Dennoch war in diesem Moment der größte Schicksalsschlag, dass mein Vater gar nicht mein leiblicher Vater war. Er war irgendein Mann, dessen Blut nicht in meinen Adern floss.Nachdem ich mich etwas beruhig hatte, wanderten meine Gedanken dorthin, wohin sie wandern sollten. Ich stellte fest, dass das keine große Rolle zu spielen hat: Vater ist man nicht, in dem man ein Kind zeugt, sondern indem man es großzieht: mit viel Liebe, Zuneigung, Vertrauen.
Und genau das hat dieser Mann, mit dem ich seit meiner Geburt unter ein und demselben Dach wohnte, getan. Der Mann, der nicht mein Vater war, hatte den Namen 'Vater' mehr verdient, als dieses niederträchtige Schwein, das meine Mutter damals vergewaltigt hatte.Genau das redete ich mir ein, mit dem Wissen, dass es stimmte. Es sollte keine Rolle spielen, dass das Blut meines Erziehers nicht in meinen Adern floss. Doch genau das tat es. Mit dem Wissen, dass mein Erzeuger nur ein ekelerregender Vergewaltiger war, wurmte mich… - mehr als das. Es widerte mich an. Ich widerte mich an. Was war, wenn ich jetzt sogar Jerker anwiderte?
Panik stieg in mir auf. Mühsam schluckte ich sie hinunter, bevor ich hyperventilieren konnte und lenkte meine Gedanken ab. Ich stellte fest, dass genau diese Geschichte, die mir meine Mutter erzählt hat, ihr ganzen Verhalten mir gegenüber erklärte. Ich konnte sie sogar verstehen, was nicht hieß, dass ich sie bemitleidete.
Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich gefühlt haben musste: Sie hatte befürchtet, dass sich ihre Vergangenheit mit dem Besuch der Familie Fox wiederholen könnte - jedenfalls teilweise. Doch hätte sie nicht schon vorher mit mir reden können?
Kurz darauf wusste ich die Antwort: Nein, ihr Stolz war zu groß. Lieber hatte sie mich mies behandelt, als zuzugeben, was ihr damals angetan wurde, was SIE damals angerichtet hatte.Meine Mutter war und ist noch immer das egoistischste Wesen, das ich kannte. Sie hatte meinen Vater damals belogen. Bis heute. Ich konnte nämlich nicht glauben, dass sie ihm alles gebeichtet hatte. Niemals. Nie und nimmer. Nicht in hunderten von Jahren.
Ich schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen. Tief im Inneren hoffte ich, dass es nur ein mieser Alptraum war. Doch das war es natürlich nicht. Dafür war alles viel zu real.
'Verdammte Scheiße', murmelte ich und vergrub das Gesicht in dem weichen Kissen. Ich wollte weinen, den Schmerz in Form einer Träne verbannen. Doch es ging nicht. Ich war viel zu aufgelöst, verletzt, um auch nur eine Träne hervorzubringen.
Doch alles hat seine Vor- und Nachteil: Ich hasste Selbstmitleid. Landete man erst einmal in der Pfütze seiner Bemitleidung, ertrank man darin. Jedenfalls für eine gewisse Zeit.Und das war nicht das, was ich wollte. Jerker war hier. Ich sollte mich freuen, das Leben so nehmen wie es war und mir vor allem nicht so viele Gedanken über die verfluchte Vergangenheit machen. Es war so wie es war. Ich konnte nicht ändern, dass ich das Blut eines Dreckskerls in mir hatte. Ich konnte nicht einmal was dafür. Und mir den Kopf darüber zu zerbrechen war hirnrissig. Ich sollte mich wichtigerem zuwenden.
Leichter gesagt als getan. Trotz diesen Gedanken fiel es mir schwer, nicht daran zu denken.

Ich musste wohl eingedöst sein, denn als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, hörte ich den regelmäßigen Atem einer zweiten Person genau neben mir. Ich drehte mich auf die Seite und entdeckte Jerker einige Zentimeter von mir entfernt.
'Du schläfst gar nicht', stellte er fest. Ich zuckte zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er wach war.
'Nein', antwortete ich leise.
'Wie geht es dir?', fragte er ernst. Ich spürte seinen intensiven Blick auf mir.
'Ich weiß es nicht. Das alles ist etwas schwer zu verdauen.'
Ich sah ihn nicken. Er hob die Hand, um mich zu berühren. Meine darauffolgende Reaktion überrascht selbst mich: Ich zuckte vor ihm zurück. Er ließ sie sinken und starrte mich durchdringend an.
'Ich…', begann ich, doch er unterbrach mich sanft.
'Schon okay, Kleine.' Nach einem kurzen, aufmunternden Lächeln wurde sein Gesicht wieder ernst. 'Du bist ein toller Mensch, Catherine, egal wessen Blut in deinen Adern fließt. Du bist und bleibst für mich derselbe Mensch, den ich von Anfang an kennenlernte. Nur weil dein leiblicher Vater ein mieser Dreckskerl und Vergewaltiger war, macht es dich nicht gleich zu einem schlechteren Menschen. Egal was kommt: Du wirst für mich immer meine wundervolle Catherine sein - wie kitschig das auch klingen mag.' Er musste lächeln. Doch in mir blieb immer noch diese dämliche Unsicherheit, ob er es auch wirklich so meinte. 'Ich wäre nicht mehr hier, wenn sich für mich etwas geändert hätte', murmelte er. Um seinen Worten noch etwas mehr Gewicht zu verleihen, ließ er seine Hand auf meinen Arm sinken. Ich spürte seine Wärme auf meiner nackten Haut und wurde etwas ruhiger. Er hatte keinen Grund mich anzulügen. Würde ich ihn anwidern, würde er sich sicherlich nicht die Mühe machen, mich zu überzeugen. Niemals.

Wir lagen noch lange schweigend nebeneinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Auch Ska schien nicht in der Laune zu sein, zu spielen, denn er lag nur friedlich schlafend in seiner Ecke. Ich weiß nicht mehr, wie ich es schaffte, schließlich wieder einzuschlafen, doch als ich wieder aufwachte, war es 7 Uhr morgens.
Müde wälzte ich mich auf die Seite und musterte Jerkers friedliches Gesicht. Und dann wurde mir eines klar: ich musste mit diesem Kapitel so bald wie möglich abschließen. Und das konnte ich nur, indem ich die restlichen Fragen beantwortete: War mein leiblicher Vater wirklich Elisabeths Mörder? Wo hat er sie begraben? Stimmte wirklich die Theorie meiner Mutter, dass sie wegen ihrem Asthma gestorben ist?
Es gab nur eine Möglichkeit die Wahrheit herauszufinden: Das Spiel.
Vorsichtig krabbelte ich über Jerker hinweg und sprang leise auf den Boden. Sofort kam mir Ska entgegen gehüpft und begrüßte mich stürmisch. Lächelnd bückte ich mich und hob den Fellknäul zu mir hoch. 'Na, hast wenigstens du gut geschlafen?', flüsterte ich und drückte meine Nase gegen die seine. Als antwortet schlug er sanft mit seiner Pfote nach mir.Liebevoll drückte ich ihn an mich und ging zu meinem Kleiderschrank. Dort stand die Pappe mit der Aufzeichnung des Spieles. Zögernd blieb ich davor stehen. Sollte ich wirklich...? Entschlossen nickte ich und hob es vom Boden auf. Anschließend legte ich es mitten in meinem Zimmer auf den hölzernen Boden, schnappte mir das Glas von meinem Schreibtisch und stellte es auf. Danach kamen die Kerzen dran. Eine nach der anderen zündete ich sie an. Ich merkte, wie meine Hände anfingen zu zittern. Eigentlich schwachsinnig, denn ich wusste ja, was passieren würde.
Oder würde sich der Geist nicht mehr melden? Was war, wenn er nicht antworten wollte?Kopfschüttelnd über mich selbst, setzte ich mich vor das Brett. Ich sollte aufhören so viel zu denken und einfach anfangen, das Spiel zu spielen. Doch bevor ich starten konnte, musste ich warten, bis Jerker aufwachte. Alleine ging es nicht, - da war ich mir sicher.
Ungeduldig strich ich über Skas Fell. Er spürte wohl mein inneres Unbehagen, denn er peitschte unruhig mit dem Schwanz und tigerte nervös auf meinem Schoß hin und her.Sollte ich Jerker einfach wecken?
Diese Frage beantwortete sich keine zwei Minuten später.
'Du willst das Spiel wirklich noch mal spielen?', hörte ich seine Stimme hinter mir. Plötzlich vollkommen ruhig, nickte ich.
'Für was?', fragte er.
'Ich will wissen, wer ihr Mörder ist.'
'Wissen wir das nicht schon längst?'
'Nein', antwortete ich entschlossen. 'Meine Mutter sagte selbst, dass sie sich nicht sicher ist, ob es wegen Elisabeths Asthma war... jedenfalls indirekt.'
'Es ist aber sehr wahrscheinlich, Catherine. Wer sollte sie sonst umgebracht haben? Ihr Freund?!'
'Warum nicht?', entgegnete ich und wandte ihm mein Gesicht zu. 'Weißt du was mich so nachdenklich macht, Jerker?'
'Nein', meinte er und setzte sich auf. 'Aber du wirst es mir sicher gleich verraten.'Ich erwiderte sein keckes Grinsen mit einer schiefen Grimasse. 'Als wir das Spiel das letzte mal spielten, sagte man uns, dass er, wer immer es auch ist, beim schwimmen umgebracht hat. Und nicht beim...'
Er schnitt mir das Wort ab. 'Es ist gut möglich, dass er gelogen hat.'
'Wieso sollte er? Er wollte, dass wir die Wahrheit herausfinden, sonst hätte er sich wohl kaum bei uns gemeldet.'
Jerker zögerte mit seiner Antwort. 'Ich weiß nicht...' Die schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, als er sich nachdenklich über die Stirn rieb und dabei den Kopf etwas sinken ließ. 'Vielleicht will er uns mit dieser Aussage einfach nur verwirren...'
'Komm schon Jerker, das glaubst du doch selbst nicht!'
Zweifelnd hob er den Blick und starrte in mein wildentschlossenes Gesicht. 'Na gut', meinte er schließlich und erhob sich. 'Dann lass uns noch eine Runde spielen.'
Fast lautlos ließ er sich mir gegenüber nieder.
'Ich hoffe nur, dass es funktioniert...', murmelte ich.
Ohne länger darüber nachzudenken, legten wir die Finger auf das Glas. Unsere Blicke verhakten sich noch kurz miteinander, dann senkten wir die Lider. Als nur noch unser ruhiger, gleichmäßiger Atem zu hören war, fragte ich wie das letzte Mal: 'Bist - du - da?'







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