Kribbeln unter der Haut Teil 16

Autor: Yana
veröffentlicht am: 04.01.2009




Kapitel 15

Leise und aufmerksam schlich ich die Treppe hinunter, immer Wachsam, um meinen Eltern nicht zu begegnen. Die Stufen knackten verr?terisch, doch meine Mutter tauchte nirgends auf. Zum Gl?ck. Schlie?lich rannte ich unbemerkt nach drau?en, in die warme Sonne.
Schon von weiten sah ich die beiden Jungs am Swimming-Pool sitzen.
Als ich bei ihnen ankam, pfiff Jerker leise bewundernd durch die Z?hne. 'Schick, schick. F?r wen hast du dich denn so raus geputzt? F?r ihn', sein Blick huschte pr?fend zu William, 'oder f?r mich?' Ich verdrehte die Augen und ging zu Will.
'Hey.' Wir umarmten uns. 'Tut mir leid dass du warten musstest.'
'Kein Problem. Verschlafen kann jeder einmal.', antwortete er mir und grinste mich an. 'Obwohl ich das ja nicht ganz verstehe, schlie?lich hast du gestern gemeint, dass du gar keine Langschl?ferin seist.'
Ich lachte - beziehungsweise versuchte es - und sagte: 'Jeder kann sich mal irren, oder?'
'Was wollen wir unternehmen?', mischte sich Jerker ein und stellte sich neben mich. 'Einen Ausritt an den See oder doch lieber hier bleiben und ein Kaffeekr?nzchen abhalten?'
'Das ist mir so ziemlich schnuppe?' Williams Blick huschte zwischen Jerker und mir hin und her.
'Wir k?nnen auch in die Stadt', schlug ich vor.
Auch wenn es albern klang: Ich wollte nicht mit William an den Platz, an dem Jerker und ich uns zum ersten Mal gek?sst hatten.
Doch hier bleiben, wollte ich auch nicht.
Und zu meiner ?berraschung stimmte Jerker mir zu.

'Los, entscheid dich mal!', dr?ngelte mich Jerker, der die Kellnerin, die gerade auf uns zu lief, be?ugte.
'Jaja, schon gut. Ich nehm einen gro?en Schokoeisbecher mit Sahne.', antwortete ich und klappte die Karte zu. 'Aber bitte ohne die Schokoladenso?e und mit Waffeln.'
'Vielleicht noch ohne Schokoladeneis?', Jerker warf mir einen belustigten Blick zu.
Ich dagegen verdrehte nur die Augen und wartete, bis die junge Kellnerin vor unserem Tisch stehen blieb und ihren Block z?ckte. 'Was darf es sein?', fragte sie mit heller, hoher Stimme.'Einen Cappuccino, einen Nussbecher und einen Schokoeisbecher mit Sahne und Waffeln, aber ohne Schokoladenso?e, bitte.' Die Kellnerin schrieb William's Bestellung rasch auf und verschwand wieder ins Innere des Caf?s.
'Am ersten Wochenende nach den Ferien schmei? ich eine Party. Habt ihr vielleicht Lust zu kom-men?', nahm William das Gespr?ch auf und lehnte sich in seinem Stuhl zur?ck.Ich z?gerte. Wer wei?, ob ich am Wochenende ?berhaupt das Internat verlassen durfte. Wahrscheinlich nicht. So wie ich meine Mutter kannte, hatte sie eines ausgesucht, wo man nur einmal im Jahr nach Haue durfte. Und wahrscheinlich lag es hunderte von Kilometer von hier entfernt und wurde von Nonnen unterrichtet. Mir wurde schlecht bei diesem Gedanken. Nicht, dass ich etwas gegen Nonnen hatte, doch so wie mir eine ehemalige Freundin, die eine M?dchenschule besuchte, erz?hlt hatte, waren die Nonnen dort ziemlich streng und achteten energisch darauf, dass niemand die Regeln oder gar die Schulordnung missachteten.
Au?erdem verabscheuten sie das Kichern der M?dchen. Egal ob im Unterricht oder in den Pausen.
'Ich bin mir sicher, dass ich nicht kommen kann. Schlie?lich wohne ich nur noch bis zu dem Ende der Ferien hier', antwortete Jerker und zuckte mit den Schultern. 'Tut mir leid.'
Irgendwie hatte ich das Gef?hl, dass es ihm ganz und gar nicht leid tat.
'Aber du kommst doch, Cat, oder?', erkundigte sich Will bei mir und schaute zu mir r?ber. Ich z?gerte. 'Ich? ich wei? noch nicht. Ich glaube nicht, dass meine Eltern mir das erlauben w?rden.'
'Warum sollten sie es dir nicht erlauben?'
Doch bevor ich antworten konnte, kam die Kellnerin und brachte uns unser Eis, sodass ich ihm eine Antwort schuldig blieb.

Den restlichen Tag verbrachten wir in der Stadt. Wir lachten viel und plauderten unbeschwert ?ber Gott und die Welt. Zum Abschied gingen wir zusammen ins Kino und schauten uns einen Horrorfilm an. Jedenfalls hatten wir das vor. Doch mitten im Film sprang ich auf und rannte nach drau?en. Das ganze Blut und Gemetzel schlug mir geh?rig auf den Magen.Vor dem Kinosaal lie? ich mich auf die gelbe Couch fallen, die neben dem Ausgang stand und vergrub das Gesicht in die H?nde. Ein paar Minuten sp?ter kam William und be?ugte mich besorgt. 'Alles okay, Cat?'
'Jaja, geht schon. Geh ruhig wieder in den Film, ich komm gleich nach.'
Unschl?ssig blieb er stehen.
'Los, geh schon', ermunterte ich ihn.
'Eigentlich wollte ich mal mit dir reden.'
'Aber das haben wir doch den ganzen Tag gemacht?!'
'Ich meinte unter vier Augen.', erkl?rte er mir geduldig. '?ber etwas Bestimmtes.'
'Na dann, schie? los!', sagte ich nichts ahnend. Ich konnte mir nicht vorstellen, was er mit mir zu besprechen haben k?nnte.
*Schlimmer wie 'Ich liebe dich' wird es wohl nicht sein*, bei diesem Gedanken musste ich kichern. Was w?re das nur f?r eine Katastrophe!
'Was ist denn so lustig?', fragte er mich interessiert.
Ich sch?ttelte hastig den Kopf. 'Nichts, nichts. ?ber was wolltest du nun mit mir reden?'
'Ich? ich? wollte eigentlich?', er fing an zu stottern. 'Eigentlich hatte ich es dir schon an deiner Geburtstagsfeier sagen wollen.'
Ein ungutes Gef?hl keimte in mir auf. 'Nun sag schon', dr?ngelte ich ihn.
Er holte noch einmal tief Luft und sagte: 'Ich liebe dich.'
Vor Entsetzen klappte mir die Kinnlade runter. Diese drei Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Mein Magen zog sich zusammen und mir wurde ?bel. Ich war unf?hig mich zu bewegen.
'Schon als ich dich in der Schule auf der Bank sitzen sah, hab ich mich in dich verliebt. Du warst so anders wie die anderen M?dchen, die ich kannte.' Er griff nach meiner Hand und fuhr fort. 'Am Anfang war ich mir nicht sicher, ?ber meine Gef?hle. Doch auf deiner Party? da war es dann endg?ltig um mich geschehen. Du sahst so hinreisend aus?''Bitte h?r auf', fl?sterte ich.
'Was?', fragte er irritiert und h?rte auf, mit dem Daumen ?ber meinen Handr?cken zu streicheln.
'Bitte h?r auf', wiederholte ich genau so leise, wie zuvor. Es war mir unm?glich lauter zu reden. Doch diesmal hatte er mich verstanden. Schweigend musterte er mich.
'Ich kann es verstehen, wenn du Zeit brauchst', sagte er schlie?lich. 'Ich lass dir so viel, wie du brauchst. Ich dr?ng dich zu nichts?'
Mit einem Ruck sprang ich auf. 'Es geht nicht', platzte es aus mir heraus. Meine Stimme war immer noch nicht mehr, die ein Fl?stern. 'Meine beste Freundin liebt dich', gab ich zur Erkl?rung und starrte h?chst konzentriert auf den Boden. Nicht, dass das der einzige Grund war. Doch ich hatte nicht den Mut, ihm ins Gesicht zu sagen, dass ich wen anders liebte.'Sie wird es verstehen.'
'Wird sie nicht', beharrte ich.
'Doch. Wenn sie wirklich deine beste Freundin ist, wird sie dir verzeihen.'
'Ich will sie nicht verletzen!' Die Verzweiflung lie? mich fast wahnsinnig werden. Konnte er das nicht einfach akzeptieren? Scheinbar nicht.
'Wenn du willst, rede ich mit ihr dar?ber. Sie wird es verstehen.'
'NEIN!', schrie ich hysterisch. 'KAPIER ES!', ich entzog ihm meine Hand.
Erschrocken zuckte er vor mir zur?ck. 'Dann rede du mit ihr.'
'NEIN!' Ich merkte nicht, als mir die Tr?nen der Wut und Niedergeschlagenheit die Wange hinunter liefen. Zitternd dr?ckte ich mich an ihm vorbei und stolperte auf den Ausgang zu.'Cat, warte doch!', rief er mir nach.
Ich sch?ttelte den Kopf und lief weiter. 'Cat! Bitte! Ich liebe dich?'
'Lass mich in Ruhe, bitte!' Ich schluchzte. Die Verzweiflung h?mmerte gegen meinen Magen.
'Warum?' Ich h?rte, wie er mir folgte.
Abrupt blieb ich stehen, wirbelte herum und br?llte ihm die Wahrheit mitten ins Gesicht:
'ICH LIEBE JEMAND ANDRES!'
Als ich weiter lief, wusste ich, dass er mir nicht mehr folgte.
Schlimmer hatte es nicht kommen k?nnen.
Warum musste die Liebe immer die Freundschaft zerst?ren? Warum musste er sich unbedingt in mich verlieben? Warum brach er damit meiner Freundin das Herz? Wie sollte ich es ihr ?berhaupt erkl?ren? Sollte ich es ihr ?berhaupt sagen? Und Jerker? W?rde er sauer sein? Auf mich? Auf Wil-liam?
Doch am meisten machte ich mir Sorgen um Miriam. Wut stieg in mir auf und brannte sich wie S?ure in mein Gehirn. Wut auf William, Wut auf die Liebe, Wut auf das Leben, Wut auf die Welt.
Als ich endlich stehen blieb, brauchte ich erst einmal ein paar Minuten, um mich zu Orientieren. Als ich einmal um meine eigene Achsel gewirbelt war, entdeckte ich auf der anderen Stra?enseite ein gro?es Schild, das mein Interesse weckte. In gro?en, braunen Druckbuchstaben konnte ich das Wort ZEITUNGSARCHIV entziffern. Ich ging auf das alte Geb?ude, an dem das Schild hing, zu, um die ?ffnungszeiten lesen zu k?nnen. 10 Uhr bis 22 Uhr. Ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass das Zeitungsarchiv erst in vier Stunden schlie?en w?rde. Perfekt.
Entschlossen dr?ckte ich die T?rklinge hinunter und schob die schwere Holzt?r auf. Warme, trockene Luft, die nach Holz roch, schlug mir entgegen und f?llte meine Lunge. Mein Blick huschte durch den Raum.
'Kann ich Ihnen helfen?' Wie aus dem Nichts tauchte eine kleine, schrumpelige Frau mit silbrigen, kurzgeschnitten Haaren und eine Nickelbrille auf der Nase vor dem h?lzernen Schreibtisch, der gegen?ber der Eingangst?r an der Wand stand, auf. Sie hatte die H?nde auf dem R?cken verschr?nkt und den Kopf leicht nach vorne geneigt, um ?ber den Brillenrand schauen zu k?nnen. Sie trug eine wei?e Bluse, deren Kragen sie ganz geschlossen hatte und die H?lfte ihres spindeld?rren Halses verdeckte, aus dem deutlich die Adern hervortraten. ?ber der Bluse trug sie eine lila altmodische Weste, mit drei gro?en, schwarzen Kn?pfen. Ihre Haut war ?bers?et mit Alters- und Leberflecken. Ihre Haselnussfarbene Augen, das einzig h?bsche an ihr, musterten mich interessiert, aber streng. Die Haut hing schlaff von ihren stark heraustretenden Wangenknochen.
Irritiert runzelte ich die Stirn. '?hm? ja. Ich w?rde gerne ein paar Recherchen ?ber ein? vergange-nes Geschehen? machen.'
'Aber nat?rlich. Kommen Sie nur herein.'
Z?gerlich setzte ich einen Fu? ?ber die Holzschwelle und schloss schlie?lich die T?r.
Langsam folgte ich der alten Dame, die mich in ein kleines Nebenzimmer f?hrte.
Das Zimmer war bis auf einen kleinen Holztisch, auf dem ein PC und ein Drucker stand, und einem Stuhl fast leer. Nur an den Holzw?nden hingen noch paar vereinzelte Bilder. Der Boden war nicht mehr, als ein dunkelgr?ner Teppich.
'Wir haben alle Artikel in den Computern gesichert. Komm, ich zeige Ihnen, wie das Funktioniert.' Schweigend stellte ich mich neben sie und starrte auf den schwarzen Bildschirm. Als die Frau an der PC-Maus wackelte, erschien ein gro?es Fenster.
'Das ist eigentlich ganz einfach.' Schnell hatte sie alles Erkl?rt.
'Und was kostet das?'
Sie lachte. 'Nichts.'
'Es ist kostenlos??'
'Nat?rlich.' Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer.
Schulter zuckend setzte ich mich auf den Stuhl. Umso besser. Ungeduldig machte ich mich an die Arbeit. Als erstes musste ich Stichw?rter angeben, um f?r mich uninteressante F?lle raus zu filtern. Daf?r musste ich verschiedene Felder ausf?llen.
1. Was?
Zur Auswahl waren verschiedene Kategorien angegeben, wie Verkehrsunfall, Mord oder Entf?hrung.
Da ich nicht wusste, ob das M?dchen nur als verschwunden oder als tot gemeldet wurde, gab ich zwei angaben an: Entf?hrung, Mord.
2. Ungef?hre Zeitzur?cklage des Geschehens
Da ich mir immer noch sicher war, dass der Mord noch vor meiner Geburt stattgefunden haben musste, aber auch sicher war, dass es nicht schon ewig her war, gab ich eine Zeitspanne von 16 bis 50 Jahren an.
3. Wo? Stadt, Land oder genaue Adresse des Opfers/Beteiligten
Nach kurzem z?gern, gab ich die Stadt, in der ich wohnte, an.
4. Wer war das Opfer des Geschehens? Geschlecht, Alter.
Weiblich, 16.
Kurz darauf klickte ich auf das Feld, mit der Aufschrift SUCHEN. Schon ein paar Minuten sp?ter, hatte die Suchmaschine die Suche beendet. Z?gernd starrte ich auf die vier gefundenen F?lle.
1. Fall, 1965 - Verschwinden eines 16 J?hrigen M?dchens, nach Besuch bei ihrem 15 Jahre ?lteren Freund.
2. Fall, 1978 - 34 J?hriger begeht Mord an einem 16 J?hrigen M?dchen nach Vergewaltigung.3. Fall, 1989 - 16 J?hriges M?dchen ohne Spuren verschwunden
4. Fall 2005 - Autounfall oder Mord? 16 J?hriges M?dchen schon an Ort und Stelle gestorben.
Als erstes ?ffnete ich den ersten Fall und las ihn mir desinteressiert durch.

Am Samstagabend des 24. Januars 1965 besuchte nach Zeugenaussagen die 16 J?hrige Janine ihren um 15 Jahren ?lteren Freund und wurde danach nicht wieder gesehen. Ihr Freund, Charlie B., wurde von der Polizei verh?rt, allerdings nach 48 Stunden, wegen mangel an Beweisen, entlassen. Wir bitten Sie sich sofort an die Polizei zu wenden, wenn Sie dieses M?dchen gesehen haben: Blondes, schulterlanges, stufiges Haar, blaue Augen, sehr schmales Gesicht mit stark heraustretenden Wangenknochen, breite Stirn, schlanker K?rperbau. - J.K.

Es war zwar nicht unm?glich, doch irgendwie sagte mir mein Bauch, dass das nicht der richtige Fall war.
Schnell las ich mir den zweiten Fall durch, brach jedoch schon noch einigen Zeilen ab, da gleich am Anfang berichtet wurde, dass der M?rder geschnappt und das tote M?dchen gefunden wurde.
Der dritte Fall allerdings, war interessant:

Vor drei Tagen, am 04.04.1989, wurde das 16 J?hrige M?dchen Elisabeth, von ihrer Familie als ver-misst gemeldet.
Familie Braun hatten ihre Tochter schon seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Allerdings fanden sie das nicht weiter verwunderlich, denn es kam dem ?fteren vor, dass sich ihre Tochter Tage in ihrem Zimmer einschloss. Allerdings stellten sie nach vier Tagen fest, dass sich Elisabeth nicht in ihrem Zimmer befand. Nach einem weiteren Tag, den sie verstreichen lie?en, meldeten sie sie schlie?lich als vermisst.
Bis jetzt hat die Polizei noch keine Spuren von dem M?dchen, deshalb bitten wir sie, die Augen und Ohren offen zu halten. - J.K.

Ich scrollte noch ein wenig nach unten und entdeckte ein kleines schwarzwei?es Foto von einem M?dchen. Sie hatte lange, helle Haare, dunkle Augen, lange Wimpern und ein schmales Gesicht. Man konnte nicht sagen, dass sie h?sslich war, doch h?bsch war sich auch nicht besonders. Irgendwie hatten ihre Gesichtsz?ge etwas Hartes. Ihre Haltung wirkte schon fast herablassend, arrogant.
Entschlossen dr?ckte ich auf den Drucker-Butten und ?ffnete nochmals den ersten Fall, um diesen vorsichtshalber auch auszudrucken. Man wusste ja nie.
Anschlie?end ?ffnete ich den letzten Fall und schnappte nach Luft.

Am 10.10.2005 starb ein 16 J?hriges, schwangeres M?dchen bei einem Verkehrsunfall, als sie auf dem Gep?cktr?ger eines alten Damenfahrrads, von einem Freund ihres Ex-Freundes zum Krankenhaus wegen starken Wehen transportiert wurde. Als der 15 J?hrige Jerker F. die Autobahn ?berqueren wollte, ?bersah ihn ein Auto. Das M?dchen starb schon an Ort und Stelle. Der Junge musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Man ermittelte gegen ihn wegen Fahrl?ssiger T?tung und wegen dem Verdacht, einen f?r das M?dchen t?dlichen Unfall mit Absicht erzeugt zu haben, um das Baby umzubringen. Als Begr?ndung f?r diesen Verdacht meldete die Polizei, dass Jerker F. der beste Freund des Vaters des Babys, David B., sei, und da David dieses Baby nie wollte, habe Jerker F. seinem besten Freund den Gefallen erwiesen, das Baby zu t?ten.
Allerdings mussten die Ermittlungen wegen Mangel an Beweisen eingestellt werden. - J.K.

Schockiert lehnte ich mich zur?ck und starrte auf die Buchstaben, die vor meinen Augen anfingen zu verschwimmen. War es das, wor?ber Jerker hatte nie mit mir reden wollen?'Wollen Sie einen Kaffee?' Erschrocken zuckte ich zusammen, als die alte Frau neben mir auftauchte. Sie warf einen interessierten Blick auf den Bericht.
'Danke, nein', antwortete ich mit zitternder Stimme.
'Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen sehr blass aus.' Die Stimme der Frau klang ehrlich besorgt.
Hastig sch?ttelte ich den Kopf und versuchte mich zu beruhigen. 'Ja, ja. Alles bestens.'
'Wenn Sie meinen', sie warf noch einen weiteren Blick auf den Bildschirm, verschwand dann aller-dings ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
Eilig druckte ich auch diesen Artikel aus und beendete meine Suche. Kopf?ber verlie? ich das Geb?ude. Wieso hatte er mir davon nichts erz?hlt?
Doch diese Frage war nur halb so wichtig wie die, die mir drohte, durch den Kopf zu schwirren. Ich sch?ttelte mich, in der Hoffnung, den Gedanken abzusch?tteln und dachte krampfhaft an etwas anderes, doch die Frage schwirrte mir wie eine bedrohlich wirkende Boa durch den Kopf: War Jerker ein M?rder?
Wie sehr ich Jerker auch vertraute und liebte, ich konnte nicht aufh?ren, daran zu zweifeln, dass er es nicht war. Was war, wenn er wirklich, mit voller Absicht, so ein Unfall verursacht hatte? Konnte ich ihn dann ?berhaupt noch lieben?
Sollte ich ihn ?berhaupt danach Fragen? Oder sollte ich versuchen, zu vergessen?
In diesem Moment klingelte mein Handy. Mit zittrigen Fingern durchw?hlte ich meine Tasche und starrte schlie?lich auf das Display. Es war Jerker. Ich wollte nicht dran gehen, doch ich wusste, dass ich abheben musste, damit er sich keine Sorgen machte. Au?erdem musste ich irgendwie nach Hause kommen.
'Ja?', ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme d?nn und gebrechlich klang.
'Catherine? Wo bist du? Geht es dir gut? William hat es mir? gesagt. Soll ich dich irgendwo abholen oder willst du alleine sein und sp?ter mit dem Bus fahren?'
'Mir geht es gut, keine Sorge.' Was f?r eine L?ge! 'Kannst du mich vielleicht abholen? Ich glaube um diese Uhrzeit f?hrt kein Bus mehr.' Ich w?re viel lieber mit dem Bus gefahren, um noch etwas nachzudenken. 'Ich bin in der?' Ich warf einen Blick auf das Stra?enschild, 'Brucknerstra?e. Meinst du, du findest das?' Was f?r eine l?cherliche Schauspielerin ich doch war. Ob er es merkte, dass ich nur so tat, als w?re alles in Ordnung?
'Ich denk schon. R?hr dich nicht vom Fleck.' Ich h?rte, wie er den Motor seines Autos startete und los fuhr.
'Okay, ich leg jetzt auf', murmelte ich und dr?ckte, bevor er noch etwas erwidern konnte, auf die rote Taste meines Handys. Hoffentlich fand er die Stra?e nicht sofort.
Doch meine Gebete wurden nicht erh?rt, denn schon nach f?nf Minuten sah ich den roten Porsche um die Ecke biegen. Wie sollte ich mich verhalten? Sollte ich ihn danach fragen? Oder so tun als w?re alles in Ordnung?
Vielleicht war das das Beste. Wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal bemerkt, dass etwas nicht Ok war. Ich w?rde einfach weiter Schauspielerin spielen und so tun, als w?r das hier die heile Welt. Schlie?lich machte es wenig Sinn in alten Geschichten herumzustochern und alte Wunden oder ?hnliches erneut aufzurei?en.
Jerker hielt mitten auf der Stra?e und wartete geduldig, bis ich die Beifahrert?r ge?ffnet und mich gesetzt hatte. Als die T?r wieder geschlossen war, dr?ckte er auf den Knopf f?r das Verriegeln aller T?ren und schaltete den Motor ab.
'Und nun erz?hl, was los ist. Es ist doch nicht nur wegen William, oder?', er warf einen Blick auf das Zeitungsarchiv. 'Ist es wegen? dem Mord? Hast du etwas gefunden?'
Ich schwieg beharrlich.
'Komm schon, Cat. Ich kenn dich viel zu gut, um nicht zu bemerken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Du bist eine schlechte Schauspielerin.'
Schweigen.
'Gut, ich habe Zeit. Solange du nicht mit mir redest, bleiben wir hier stehen.' Hinter uns hupte ungeduldig ein Auto.
Seufzend gab ich auf und lie? den Bericht auf seinen Scho? flattern, ohne meinen Blick von der Fensterscheibe zu wenden.







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