Kribbeln unter der Haut Teil 10

Autor: Yana
veröffentlicht am: 14.09.2008




Kapitel 9
Die nächsten paar Tage mied ich die Nähe meiner Eltern. Nur beim Abendessen und manchmal beim Frühstück konnte ich nicht verhindern, ihnen zu begegnen. Meine Mutter hatte eingesehen, dass sie mich nicht einsper-ren konnte, da ich ihr Arrest so oder so umgangen wäre, also hatte sie beschlossen, mich und meine Regelbre-chungen zu ignorieren.Und nun war der Tag meines Geburtstages gekommen. Um acht Uhr morgens lag ich in meinem Bett. Mir war klar, dass ich von meinen Eltern nichts zu erwarten hatte. Meine Mutter hatte mir glas klar gemacht, dass sie mir nicht helfen würde.
Doch sie hatte nicht ausdrücklich gesagt, dass ich überhaupt keine Party machen durfte.Ich würde sie einfach selbst organisieren. Was sicherlich nicht schwer werden würde, da Jerker, unser Buttler, die Küchenmägde und noch andere Bedienstete mir helfen würden. Das hatten sie mir schon am vorigen Tag versprochen.
Manchmal war es wundervoll, wenn man reiche Eltern hatte.
Es klopfte an der Tür.
'Darf ich rein kommen?'
'Klar.', antwortete ich und setzte mich in meinem Bett auf. Es war Jerker. Er hatte die Hände hinter dem Rücken versteckt und grinste mich an.
'Guten Morgen, Catherine.' Er war einer der wenigen, der Catherine zu mir sagte. Aus seinem Mund hörte sich mein Name an wie Gesang. Wie ein Kompliment.
'Alles Gute zum Geburtstag.' Er kam auf mich zu, beugte sich zu mir runter und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Anschließend reichte er mir ein kleines Päckchen.
'Oh, danke.', sagte ich verlegen. 'Du hättest mir nichts schenken müssen.'
Er lachte kurz auf. 'Was ist schon ein Geburtstag ohne Geschenke?' Ich zuckte mit den Schultern. 'Los mach auf.' Er grinste mich auffordernd an.
Gehorsam riss ich das Blau-rot gestreifte Geschenkpapier auf. Unter dem Papier befand sich eine kleine, Holzschatulle. Vorsichtig hob ich den Deckel ab. Zwischen schützenden Wattebausche lag ein Schmuckstück. Es war ein weißer Bergkristall in runder Form, gehalten von einer silbernen Fassung, die die Form eines Herzen hatte. Auf den ersten Blick schien es so, als würde der Stein von unsichtbaren Fäden in dem Herz gehalten. Schnell, aber vorsichtig befreite ich ihn von der Watte und hielt ihn an der Fassung haltend in das Licht meiner Nachtischlampe. Das Licht brach sich in tausend verschiedenen Farben und verstreute sich in alle Richtungen. Und plötzlich schien der Stein nicht mehr leer zu sein, es schien, als würde der Bergkristall die Farben in sich sammeln. Dieser Anblick, diese SCHÖNHEIT, war nur schwer zu beschreiben.
'Und?' Ich riss meinen Blick von dem Farbenspiel los und schaute in Jerkers unsicheres Gesicht. Ich lächelte ihn gerührt an. 'Er ist wundervoll!'
'Es ist ein Anhänger. Du kannst ihn auf eine Silberkette auffädeln und dir um den Hals hängen.', erklärte er mir.
'Warte.' Ich sprang auf und holte aus dem Bad meine Silberkette, die mir mein Vater einst geschenkt hatte.
Anschließend fädelte ich mein Geschenk auf und stellte mich vor den großen Wandspiegel, um mir die Kette umzulegen.
'Warte, ich helf dir.', murmelte Jerker und stand schon hinter mir, um den Verschluss der Kette zu schließen.
'Er passt zu dir.', meinte er. Ich musterte mich schweigend im Spiegel und musste Jerker zustimmen. Der weiße Kristall mit der silbernen Fassung war ein schöner Kontrast zu meiner leicht angebräunten Haut.
'Ja.', sagte ich mit belegter Stimme und schaute Jerkers Spiegelbild in die Augen. 'Aber sag mir… wie wird der Stein in der Fassung gehalten?'
'Durch winzig kleine Magnete, die im Silber angebracht wurden.'
'Also könnte ich den Stein ganz leicht aus der Fassung holen?'
Er schüttelte den Kopf. 'Ich habe es selbst mal versucht. Die Magnete scheinen ziemlich stark zu sein.'
'Hm.' Mit dem rechten Zeigefinger strich ich über den Stein. Er war warm. Schon fast heiß. Verwundert runzelte ich die Stirn. 'Sag mir… von wo hast du den Anhänger?'
Ich merkte Jerkers zögern, obwohl ich ihn nicht anschaute. 'Gekauft.'
'In welchem Laden denn?'
'Nicht hier. In der Stadt, wo ich wohne, gibt es ein kleines Geschäft für Antiquitäten. Ich hatte ihn eigentlich für meine Mutter vorgesehen - sie hat in einer Woche Geburtstag - doch ich fand, als ich dich sah, dass er viel besser zu dir passen würde.'
'Oh… dann war er doch ziemlich teuer?'
'Ist das nicht egal?'
'Nein…' Ich biss mir auf die Lippen. Auf keinem Fall wollte ich jetzt mit ihm streiten. 'Aber trotzdem danke.' Ich lächelte ihn im Spiegel an und strich noch einmal über den Kristall. Er war so HEISS…
'Ich hatte schon befürchtet, dass er dir nicht gefallen könnte.'
'Ich glaube jedem Mädchen würde das hier gefallen.'
Er betrachtete uns im Spiegel. Ich versuchte an seiner Miene abzulesen, was er dachte. Doch ich erkannte nur eine gewisse Zufriedenheit.
'Komm, wir gehen etwas frühstücken.' Er packte von hinten meine Hand. Ich drehte mich zu ihm um und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seit dem Tag, an dem wir zusammen am See gewesen waren, waren wir sehr gute Freunde geworden. Freunde, die sich berühren konnten, ohne in Verlegenheit zu geraten. Es war einfach das Normalste der Welt.

Hand in Hand mit Jerker wollte ich in die Küche gehen, doch Jerker zog mich nach draußen in den Garten.
'Was soll das?', fragte ich ihn überrascht.
'Warte ab.'
Schon nach einigen Metern wurde mir klar, dass er mich in Richtung Pool zog. Doch bevor er in Blickweite kam, hielt Jerker inne, zog ein Tuch aus der Tasche und band es mir - ich protestierte, doch es half nichts - um die Augen.
'Nicht spitzeln.', flüsterte er mir ins Ohr.
'Jerker was soll das?' Ich hasste Überraschungen.
Er lachte leise und führte mich weiter. Schon nach einigen Metern hörte ich ein aufgeregtes Quieken. 'Caaaaaaaaaaaat!!! ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!!' Ich hörte das Stampfen eines rennenden Menschen. Jemand fiel mir stürmisch um den Hals. Dieses Parfüm war unverkennbar: Miri.
'Mensch, Miriam. Jetzt hast du den ganzen Überraschungseffekt zerstört!', jammerte Jerker.'Ach und wenn schon!', zwitscherte sie. 'Cat mag eh keine Überraschungen, nicht wahr?' Sie riss mir das Tuch von den Augen. Von der Sonne geblendet blinzelte ich und nickte.Ich hörte Jerker etwas Unverständliches murmeln. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das helle Licht. Freude stieg in mir auf. 'Oh, Miri! Ich freu mich ja so, dass du da bist!' Ich fiel ihr um den Hals. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich sie schon Jahre nicht mehr gesehen.'Und ich mich erst, Cat!' Sie befreite sich aus meiner Umarmung und strahlte mich an. 'War doch eine tolle Idee von Jerker, mich zu beauftragen einen Kuchen für dich zu backen und hier her zu kommen, nicht?'
'Kuchen?', fragte ich - mal wieder - überrascht.
'Jaha, Kuchen! Komm mit.' Sie packte meine Hand und zerrte mich hinter ihr her. 'Habe ich selbst gebacken!'
Stolz zeigte Miri auf eine gewaltige Schokoladentorte. 'Los, setz dich, dann können wir endlich was essen. Ich bin am verhungern!' Sie pflanzte sich auf einen Stuhl und wartete, bis Jerker und ich uns ebenfalls gesetzt hatten.
'Soll ich anschneiden?' Sie sah uns fragend an.
'Klar.', antwortete Jerker.
Miri nahm das Messer zur Hand und schnitt den Kuchen in zwei Hälften. Als jeder von uns Kuchen auf den Tellern hatten, fing Miri schon an zu labern.
'Weißt du… ich habe dir doch gerade gesagt, dass Jerker mich angerufen hat, um mich wegen dem Kuchen zu beauftragen, nicht? Weißt du auch, von wo er meine Telefonnummer hat?' Sie wartete erst gar nicht meine Antwort ab. 'Er war heimlich an deinem Handy!' Sie quiekte auf. 'Ich muss schon sagen, dass dein Freund ziemlich unerzogen ist.' Ich wollte ihr erklären, dass Jerker und ich doch gar nicht zusammen waren, doch sie redete schon weiter. Auffällig starrte ich zu Jerker rüber. Was hatte er Miri über uns erzählt?
'Ich bin schon seit einer Stunde da. Jerker und ich haben schon darüber gesprochen, was wir heute alles auf deiner Party machen könnten. Wir haben schon alles geplant, jetzt müssen wir nur noch alles in die Tat umsetzen.'
'Und ich hab da kein Wort mitzureden, oder was?', fragte ich belustigt.
'Nee überhaupt nicht!', gackerte sie. 'Aber mach dir keine Sorgen, Cat. Ich kenn dich nun schon sooo lange, ich weiß was dir gefällt und was nicht.
Ich muss aber auch sagen, dass dein Freund…'
'Er heißt Jerker.', unterbrach ich sie beiläufig.
'…ziemlich gute Ideen hat. Am besten fangen wir gleich nach dem Frühstück mit allem an. Schließlich müssen wir bis heute Abend fertig sein.'
'Hoffentlich machen meine Eltern da mit.'
'Sei unbesorgt, Cat! Um deine Mutter kümmer ich mich schon.' Miri zwinkerte mir zu. Sie wusste, dass meine Mutter sie sehr mochte.
Ich schob mir das letzte Stück Kuchen in den Mund. Sofort schoss Miri in die Höhe und stapelte in Rekords Schnelle die Teller aufeinander. Wie ein Wirbelsturm wischte sie mit einer Serviette den Tisch sauber.
Baff starrten Jerker und ich sie an. 'Du bist heute wohl etwas hyperaktiv, was?', fragte ich sie und kicherte.
'Ich freu mich sooo auf heute Abend!!!', quiekte Miri und schaute einen Moment schwärmerisch in die Luft.
'Hat das vielleicht einen bestimmten Grund?', fragte ich sie und verkniff mir ein Lachen. Ich hatte ihr einen Tag zuvor, als wir kurz miteinander telefoniert hatten, gestanden, dass ich Will zu meiner Party an meinem Geburtstag eingeladen hatte.
'Nö. Was sollte das schon für einen Grund haben?' Die Ironie war nicht zu überhören.'Habe ich irgendetwas verpasst?', fragte Jerker, erwartete jedoch keine Antwort. Er erhob sich ebenfalls von seinen Stuhl. 'Lasst uns jetzt am besten anfangen, alles zu organisieren. Ich glaube, wir haben noch ziemlich viel zu tun.'
'Mit was fangen wir an?', fragte Miri unternehmungslustig.
'Am besten mit den Speisen. Wir müssen uns überlegen, was es alles zum Essen geben soll.', ant-wortete Jerker.
'Auf jeden Fall ein Büfett.', sagte ich prompt.
'Das haben Miri und ich uns auch schon überlegt. Aber mit was für Speisen?'
'Ich wäre für einfache Sachen. Spaghetti mit Tomatensoße, Salate, Fleisch- und Gemüsespieße, Obst und dann vielleicht noch ein extra Büfett für das Dessert: Obst, Kuchen, Kekse.', zählte Miri auf.
Ich nickte bedächtig. 'Ich finde wir sollten auf jeden Fall noch Suppen servieren.'
'Okay. Das reicht aber, oder?', fragte Miri.
'Wie wäre es noch mit Sandwiches?', fügte Jerker hinzu.
'Wird das nicht ein wenig zu viel?' Unsicher kratzte sich Miri an der Schläfe.
'Noch die Sandwiches und das reicht. Ich gehe hoch und erklär es den Küchenmägde. Schließlich müssen sie noch alles einkaufen gehen.' Ich stand auf. 'Treffen wir uns dann in meinem Zimmer?', fragte ich und strich mir das Haar aus der Stirn.
'Ja. Bis gleich.'

Zehn Minuten später hatte ich den Mägden alles erklärt und lief die Treppe zu meinem Zimmer.
Dort hatte sich Jerker auf mein Bett fallen lassen und Miri tummelte sich auf meinem Schreibtisch-stuhl.
'Okay. Das Essen haben wir. Was ist mit den Getränken?' Ich ließ mich neben Jerker fallen. 'Alkohol werden deine Eltern sicher nicht erlauben, oder?', fragte Jerker.
'Nein. Viele meiner Freunde sind leider noch nicht 16.'
'Also können die Mägde kein Alkohol besorgen.', bemerkte Miri und drehte sich auf dem Stuhl.
'Wir können Freunde fragen, ob sie etwas mitbringen können.' Fragend schaute ich Miri an.'Und welche Freunde? Die meisten aus unserer Klasse sind doch noch nicht einmal 16. Nur Freddy, Joe und Kirby. Und die sind gemeinsam im Urlaub.'
'Ich frag Will.' Zwar kannte ich ihn gerade einmal zehn Minuten - wenn überhaupt - doch wer an-ders fiel mir auf der Stelle nicht ein.
'Und wie willst du ihn erreichen? Du hast doch nicht einmal seine Telefonnummer.'
'Er ist Oberstufensprecher. Im Internet auf der Seite unserer Schule ist er glaube ich eingetragen.'
'Okay, dann wäre das Problem gelöst.'
'Wollt ihr nur Alkohol trinken?', Jerker musterte uns argwöhnisch.
'Nee. Wir haben noch andere Getränke da. Fanta, Cola, Wasser, Kaffee, Tee… alles was das Herz begehrt.' Ich schnitt eine Grimasse.
'Vielleicht können die Mägde eine alkoholfreie Bohle zubereiten? Fanta und Cola sind so langweilig.' Fragend schaute Miri zu uns rüber.
'Gute Idee. Am besten schreiben wir alles auf, sonst vergessen wir die Hälfte wieder.' Ich sprang auf und riss die Schubblade meines Schreibtisches auf. 'Wo ist bloß dieser verdammte Block?!' Ich durchwühlte die ganzen Blätter, die sich in dem Fach befanden.
'Hier, Cat.' Miri reichte mir das gesuchte Objekt.
'Oh danke.' Ich griff nach einem Stift und schmiss mich wieder auf das Bett. 'Also: Fanta, Cola, Bohle, andere Getränke… Und was ist mit der Unterhaltung?', fragend schaute ich auf.'Wir dachten an eine Band. Für die Musik. Wir können eine Art Bühne aufbauen und eine Tanzfläche errichten.' Er strich sich die Haare aus dem Gesicht.
'Und wie stellt ihr euch das vor?'
'Die Tanzfläche ist kein Problem. Wir tragen einfach die Stühle und Tische am Pool weg. Dann haben wir genug Platz. Und für die Bühne brauchen wir einfach eine kleine Erhöhung.' Miriam fing an mit dem Fuß zu wippen. 'Ich dachte, dass wir Marc und seine Freunde fragen, ob sie auf deiner Party spielen können beziehungsweise wollen. Schließlich sind sie die Band unserer Schule.'
'Gute Idee.' Ich machte mir Stichpunkte, wen ich alles anrufen musste. 'Und wie wollen wir unsere Gäste noch unterhalten?'
'Wir brauchen auf jeden Fall noch Sitzgelegenheiten und vielleicht ein paar Orte, um sich zurückzie-hen zu können.', berichtete Luk.
'Wir dachten, dass wir einfach ein paar Bänke in eurem Garten verteilen.' Sie kicherte. 'Mit kleinen Tischen und Kerzen, Rosenblätter…'
'Wie romantisch.' Ich gluckste. Typisch Miri: Der total romantische Typ. 'Was habt ihr noch für Ideen?', fragte ich die Beiden.
'Es wird einfach eine typische Poolparty, Eure Freunde sollen einfach ihre Schwimmsachen mitbrin-gen. Gen Abend, wenn es zu kalt zum schwimmen wird, könnten wir ein Lagerfeuer machen.' Hastig notierter ich mir Jerkers Ideen.
'Ist das nicht ein bisschen wenig?'
'Cat! Unsere Freunde sind keine kleinen Kinder mehr! Sie können sich auch alleine beschäftigen!'
Ich ignorierte Miris Einwurf. 'Ich mein… es soll schon etwas Besonderes werden.'
'Ich finde Miriam hat Recht.'
'Ich hab's!' Eifrig stand ich auf und eilte zu meinem Bücherregal. Wo war dieses verdammte Buch? Ah, da. Ich zerrte es raus und blätterte zum Inhaltsverzeichnis. Vorwort, Hexen, Mythen, Mitternacht, Geister… Geisterbeschwörung. Seite 345.
'Hier.' Ich hielt das Buch so, dass Miri und Jerker die Überschrift lesen konnten.
'Geisterbeschwörung?', fragte Miri überrascht. Ich nickte.
'Ist das nicht etwas zu… kindisch?' Jerker überflog skeptisch den Artikel.
'Und wenn schon!', kicherte ich. 'Ich hab es zwar noch nicht probiert, ob es funktioniert, aber das wäre doch der Hit! Wir können ein Zelt aufbauen, gruselig schmücken…'
'Manchmal bist du echt kindisch, Cat.', murmelte Miri und musterte mich stirnrunzelnd.'Und wenn schon. Ich wette mit euch, dass das Spiel total gut ankommt.'
'Wette angenommen.' Jerker stand lachend auf. 'Ich kümmer mich am besten erst einmal um die Bühne und um das Holz für das Lagerfeuer. Die restliche Arbeit könnt ihr ja unter euch aufteilen.' Als er das Zimmer verließ, wurde sein Körper von Lachanfällen geschüttelt. Kopfschüttelnd sah ich ihm nach.
Was war bitte an mei8ner Idee so verdammt witzig?
'Um was soll ich mich kümmern?', fragte Miri.
'Ähm… kümmer du dich um die romantischen Plätze unter den Bäumen. Ich glaube, dass du das am Besten kannst.' Ich liebte es, Miri aufzuziehen.
'Sehr witzig Cat. Du kannst von Glück reden, dass du heute Geburtstag hast, sonst hätte ich eine schnippische und gemeine Antwort nicht verhindern können.' Ich streckte ihr die Zunge raus und scheuchte sie zur Tür.
'Wenn du fertig bist komm hoch in mein Zimmer.'

Als erstes suchte ich die Telefonnummer von William raus und rief bei ihm an. Erst nach dem zehnten klingeln, nahm jemand ab.
'Ja?' Obwohl seine Stimme tiefer klang, als in real, wusste ich sofort, dass er es war, der am anderen Ende der Leitung saß - oder stand, oder lag.
'Hey, ich bin's Cat.'
'Oh hey! Was gibt's? Findet deine Party heute doch nicht statt?'
'Doch, doch. Ich wollte dich nur um einen Gefallen bitten…' Mir war unbehaglich zu Mute, Will um etwas zu bitten, obwohl ich ihn gerade mal 10 Minuten - wenn überhaupt - kannte.'Um was geht's?'
'Ich habe keine Chance Alkohol zu besorgen und da wollte ich fragen, ob nicht du vielleicht etwas mitbringen könntest?'
Auf der anderen Leitung blieb es still. 'Das Geld gebe ich dir natürlich dann zurück.', fügte ich vor-sichtshalber hinzu.
Ein glockenhelles Lachen ertönte. 'Das Geld ist für mich kein Problem, Cat. Ich musste nur darüber nachdenken, dass ich mich strafbar mache, wenn ich 14 oder 15 Jährigen Alkohol besorge.'
Ich kaute auf den Lippen. 'Keine Sorge, es wird unter uns bleiben. Wenn jemand bemerkt, dass wir Alkohol hatten, werde ich sagen, dass ich es besorgt habe.'
'Für wie viele Leute soll ich denn besorgen?'
Erleichtert seufzte ich. Ich hatte schon befürchtet, dass er mir nicht helfen würde. 'Ich rechne mit höchstens 50 Freunden.'

Nach einer Stunde hatte ich all meine Freunde eingeladen. Ich hatte jedem gesagt, dass er/sie noch andere Freunde mitbringen könnte, wenn er/sie wolle.
Als nächstes machte ich mich daran, das Geisterbeschwörungsspiel vorzubereiten. Ich zeichnete, wie es in der Anleitung stand, einen großen Kreis auf Pappe. An den Rand des Kreises schrieb ich die Buchstaben A-Z und die Zahlen von null bis neun. Anschließend malte ich ins Kreisinnere vier kleine Kreise mit den Inschriften JA, NEIN, ICH WEISS NICHT, ICH WILL NICHT.
'So, fertig.' Murmelte ich und erhob mich vom Boden.
'Und du meinst, dass das funktioniert?' Erschrocken zuckte ich zusammen und wirbelte zur Tür herum. 'Oh, tut mir leid.' Grinsend kam Jerker auf mich zu und warf einen Blick auf meine Zeichnung. 'Sieht ja echt spannend aus.' Immer diese Ironie!
Verbissen schwieg ich.
'Hey, was ist los? Bist du sauer auf mich?' Hätte er das im Ernst gefragt, hätte ich ihm vielleicht sogar geantwortet. Doch da er sich scheinbar immer noch lustig über mich machte, wandte ich mich von ihm ab und holte zwei Kerzen aus einer kleinen Kiste unter meinem Bett hervor.
'Ach komm schon, Catherine, sei doch nicht immer beleidigt, wenn ich mich mal ein wenig lustig über etwas mache.'
'Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Jerker: Du machst dich STÄNDIG über mich lustig oder über das was ich mache oder sage. Und im Übrigen bin ich nicht beleidigt, sondern genervt von deinen kindischen, blöden Kommentare!'
Da ich mich immer noch von ihm abgewandt hatte, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Doch sein leises, trauriges Seufzen war kaum zu überhören. 'Okay. Tut mir leid. Ich werde mir Mühe geben und mir jegliche gemeine Bemerkungen über dich verkneifen.''Du sollst aufhören, sie zu DENKEN, Jerker. Wenn du sie denkst oder sagst… das macht doch gar keinen Unterschied.'
'So?'
'Ja-ha.', sagte ich gedehnt und klemmte mir die Kerzen unter den Arm. 'Aber nun
Themawechsel: Bist du schon fertig mit der Bühne?'
'Klar. Ich hab sogar schon das Zelt für dein Spiel aufgebaut.'
'Als Dank verzeihe ich dir deine ironische Bemerkung von vorhin.'
'Wie gnädig du bist!' Lachend hielt er mir die Zimmertür auf.

Es war 17.21 Uhr. In ca. 9 Minuten würde Will und seine Freunde eintrudeln, da ich ihn eine halbe Stunde früher bestellt hatte, damit wir den Alkohol noch in harmlose Cola- und Fantaflaschen um-schütten konnten.
'Jetzt bleib doch mal ruhig sitzen, Cat! Wie soll ich dir eine ordentliche Frisur machen, wenn du so rumzappelst?' Jammernd robbte Miri mit dem Kamm durch meine Haare. 'Um Halb kommt Will und du bist noch nicht einmal fertig!', meckerte sie weiter und werkelte an meiner Frisur weiter.
'Ist doch egal.'
'CAT! Jetzt halt doch endlich mal still!!!' Aufgebracht legte sie ihre Hände an meine Wangen und brachte meinen Kopf in eine andere Position. 'Ich sag dir: Das nächste Mal gehst du zu einem Fri-seur! Das mach ich nicht noch einmal mit.'
Ich kicherte mit vor dem Mund gehaltene Hand. 'Tutu mir ja leid, Miri. Aber vor Vorfreude kann ich einfach nicht mehr ruhig sitzen!'
'Jaja. Dir tut es doch kein bisschen Leid. Geb es zu.' Grob löste sie einen Knoten aus meinen Haaren. 'Nur noch fünf Minuten, Cat, dann bin ich fertig. Also bitte noch ein wenig still!''Okay, okay. Ich werde mir Mühe geben.'
Jemand klopfte an der Tür und trat unaufgefordert ein. 'Na ihr?' Ich erkannte Jerker im Spiegel, vor dem ich saß.
Hysterisch krisch Miri auf. 'Raus hier! Die Party hat noch nicht angefangen, also darfst du Cat noch nicht sehen! Und mich auch nicht!'
'Miri! Das hier wird doch keine Hochzeit!' Lachend kniff ich die Lippen aufeinander.'Ach, trotzdem!'
'Da ich euch beiden jetzt sowieso gesehen habe, kann ich doch auch hier bleiben, oder?''Nein!', fauchte Miri gespielt sauer.







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