Kribbeln unter der Haut Teil 3

Autor: Yana
veröffentlicht am: 09.08.2008




Kapitel 2

Die Sonne kitzelte meine Nase, als ich aufwachte. Mein Blick huschte zu dem kleinen Wecker neben meinem Bett. Ich schnappte nach Luft und sprang mit einem Satz aus dem Bett.
'7.30 Uhr! Verdammt, verdammt, verdammt!' Hektisch zerrte ich ein paar Kleider aus dem Schrank und zog sie ?ber. In zwei Minuten w?rde mein Schulbus kommen. Und ich w?rde ihn verpassen. 'Schei? Wecker!' W?tend riss ich ihn von meinem Nachttisch, der neben meinem Bett stand und schleuderte ihn in die hinterste Ecke meines Zimmers. Ich beschloss, bei der n?chstbesten Gelegenheit einen neuen zu kaufen.
Da ich den Schulbus so oder so verpassen w?rde, schnappte ich mir meine Schultasche und ging in die K?che, um etwas zu essen. Dort traf ich zu meinem Leidwesen auf meine Mutter.'Catherine Swap! Du bist ja immer noch hier! Du verpasst deinen Schulbus!' Sie starrte mich w?tend an.
'Mum, ich hab verschlafen! Der schei? Wecker hat nicht funktioniert!'
'Solche Ausdr?cke will ich nicht h?ren, Catherine!'
'Tut mir leid, Mum.', sagte ich mit hohler Stimme.
'Jetzt verpasst du deinen Bus!'
Missgelaunt schnappte ich mir einen Apfel und biss hinein. 'Stell dir vor, Mum, das habe ich auch schon gemerkt!' Blitzschnell hob sie die Hand und gab mir eine Ohrfeige. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich meine Mutter an. Sie hatte mich noch nie geschlagen.'Sehe zu, dass du hier weg kommst, Fr?ulein. Wenn du nur eine Minute von dem heutigen Unterricht verpasst, dann kannst du was erleben!' Sie st?rmte aus dem Zimmer.
Verzweifelt und traurig sank ich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in die H?nde. Meine Wange brannte und wurde sicher schon rot. Wie konnte sie das nur machen? Ihre eigene Tochter schlagen? Bedeutete ich ihr wirklich so wenig? Hasste sie mich?
Verzweifelt ?berlegte ich, was eine RICHTIGE Mutter in so einer Situation getan h?tte. Wahrschein-lich h?tte sie ihrer Tochter einen neuen Wecker versprochen und sie in die Schule kutschiert. Warum konnte meine Mutter nicht auch so sein?
'Ich kann dich fahren, wenn du m?chtest.' ?berrascht schaute ich auf und blickte in Jerker's Gesicht.
'Du hast schon wieder gelauscht.', stellte ich fest.
Er l?chelte. 'Ja. Also? Soll ich dich in die Schule fahren? Ich kann das Auto meines Dad's nehmen. Er hat sicher nichts dagegen, wenn ich John's REIZENDE Tochter damit zur Schule fahre.'
Dankend nahm ich sein Angebot an.

F?nf Minuten vor Acht hielt der Wagen vor meiner Schule. Es war ein grauer, farbloser Steinglotz mit einigen kleinen Fenstern.
Einen Moment blieb ich noch sitzen und schenkte Jerker ein freundliches, neutrales L?cheln. 'Danke, Jerker. Ich glaube, du warst die Rettung in letzter Sekunde. Wer wei?, was f?r Strafen meine Mum mir aufgebrummt h?tte, wenn du mich nicht hier her gebracht h?ttest!''Findest du meine Entschuldigung von gestern nun glaubw?rdig?', fragte er hoffnungsvoll.Ich kicherte. 'Vielleicht.' Schnell sprang ich aus dem Wagen und rannte auf das Schulgeb?ude zu. Ich sp?rte seinen Blick noch einige Zeit auf mir.
Hastig lief ich die G?nge entlang zu meinem Klassenraum und schaffte es noch rechtzeitig vor meiner Deutsch- und Klassenlehrerin durch die T?r zu schl?pfen. Seufzend setzte ich mich auf den Platz neben meiner Freundin und starrte an die gr?ne Tafel, die an einer gelben Wand befestigt war.
'Ist der Typ, der dich hier her chauffiert hatte, dein Freund? Der sieht ja richtig hei? aus!', fl?sterte sie mir zu.
Ich verdrehte die Augen. 'Nein, ist er nicht. Er ist der Sohn von einem Gesch?ftspartner meines Dad's. Sie wohnen f?r ein paar Wochen bei uns.'
'Und warum hat er dich dann hier her gebracht?'
'Ich habe verschlafen und den Bus verpasst!'
'Verschlafen? Das ist dir ja noch nie passiert!'
'Mein Wecker ist am Arsch. Ich glaube, ich muss mir nach der Schule einen neuen kaufen. Meine Mum wird es sicher nicht dulden, wenn ich noch ?fters verschlafen w?rde.'
'Warum hat dich denn deine Mum nicht gefahren? Hatte sie keine Zeit?'
'Catherine und Miriam! K?nntet ihr eure privaten Gespr?che bitte auf die Pause verlegen und eure Aufmerksamkeit dem Unterricht widmen?' Zum Gl?ck unterbrach Frau Kronbach unser Gespr?ch, sodass ich Miriam eine Antwort schuldig blieb. Unsere Klassenlehrerin stand vor unserem Tisch und hatte die H?nde in die H?fte gestemmt.
'Jawohl, Frau Kronbach. Zu Befehl!', zwitscherte ich und l?chelte sie an. Sie warf mir einen missmu-tigen Blick zu und ging zur?ck an die Tafel.
'Schlagt euer Buch auf Seite 127 auf. Wir werden das Thema 'Kinder in Afrika' heute und auch in den folgenden Stunden etwas genauer bearbeiten. Nach den Ferien schreiben wir einen Aufsatz dar?ber, also passt gut auf!'
Gelangweilt brachte ich die Schulstunden hinter mich und fuhr anschlie?end mit dem Bus in die Stadt. Hektisch kaufte ich mir einen neuen Wecker und fuhr nach Hause.

'Catherine! Wo verdammt noch mal hast du so lange gesteckt?' Meine Mutter erwartete mich schon im Garten.
'Mum, ich hab dir doch gesagt, dass mein Wecker am a? ?hm? nicht mehr funktioniert. Ich musste mir einen neuen kaufen!'
'Du bel?gst mich auch nicht, Fr?ulein?'
'Nein Mum! Niemals!' Schnell zeigte ich ihr den neuen Wecker und die dazugeh?rende Rechnung.
'Okay, ich glaube dir. Geh jetzt auf dein Zimmer und lern!'
Auf Einen kleinen Snack in der K?che verzichtete ich und hastete schnell die Stufen zu meinem Zimmer empor. Warum musste meine Mum immer so misstrauisch sein?Mit einem Ruck ?ffnete ich die Zimmert?r und schleuderte die Schultasche unter meinen Schreib-tisch. Da es nur noch ein paar Tage bis zu den Ferien waren, verzichtete ich darauf, mich f?r den Unterricht vorzubereiten, geschweige denn Hausaufgaben zu machen. Die konnte ich am n?chsten Tag bei Freunden abschreiben.
M?de lie? ich mich auf mein Bett fallen. Mir graute es jetzt schon vor dem gemeinsamen Abendes-sen mit unseren G?sten. Warum musste ich dieses ganze Tam-Tam immer mitmachen?

An diesem Abend hatte ich ein Rotfarbenes Kleid ausgew?hlt (ohne Ausschnitt!!!) und mir die Haare hochgesteckt. Au?erdem trug ich die silberne Uhr, die ich von meiner Gro?mutter geerbt hatte mit den dazugeh?rigen, ebenfalls silbernen, Ohrringen.
Als ich auf meinem Stuhl Platz nahm (jeden Abend war es dieselbe Sitzordnung), entfuhr Fett-Bierbauch mal wieder ein 'Reizend, reizend, die Kleine'. Dabei hatte er versucht einen Blick auf mein Hinterteil zu erhaschen (aber da ich schon sa?, war es ihm nicht gelungen). Dieser gl?nzende Fettkloos war wirklich widerlich.
Als die Vorspeise - fein geschnittener Schinken mit geraspelten K?se und edlem ?l - serviert wurde, erhob mein Vater sein Glas und l?chelte in die Runde. 'Auf die n?chsten f?nf Wochen und auf dass wir gut miteinander klar kommen!'
F?nf Wochen, F?nf Wochen, F?nf Wochen? nur langsam verhallten seine Worte in meinem Kopf. F?nf Wochen? Das war eine verdammt lange Zeit. Noch 35-mal Abendessen mit Fett-Bierbauch und seiner Familie. Wie sollte ich das blo? ?berleben?
Erst jetzt bemerkte ich, dass alle darauf warteten, dass ich mein Glas ebenfalls erhob. Rasch griff ich nach meinem Wasserglas und prostete ihnen zu. F?nf Wochen?
'Ich bin so gl?cklich, dass ihr l?nger als ein paar Tagen bleibt! Endlich einmal Abwechslung in diesem Haus!', zwitscherte meine Mutter und schenkte jedem, au?er mir, ein charmantes l?cheln. Dann kicherte sie. 'Vielleicht k?nnten wir mal etwas zusammen unternehmen? Zum Beispiel einen netten Ausritt zum See oder?'
Mein Vater unterbrach sie grob. 'Wie du wahrscheinlich wei?t, meine Liebe, sind unsere G?ste nicht hier her gekommen, um sich zu am?sieren, sondern um gesch?ftliche Angelegenheiten zu regeln. Ich glaube kaum, dass sich Zeit finden wird, um freizeitliche Aktivit?ten nach zu gehen.'
Meine Mum tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab. 'Nat?rlich, Schatz. Du hast recht? es war nur so eine Idee. Ich dachte, vielleicht? naja?' Sie fing an zu stottern. Fett-Bierbauch's Frau ergriff das Wort. 'Aber das ist doch eine Wunderbare Idee! Schlie?lich muss mein Mann auch mal frische Luft schnappen. Ein paar freie Stunden werden sich sicherlich finden, nicht wahr Liebling?' Ihre Smaragdaugen starrten beschw?rend in die Froschaugen ihres Mannes. Er beeilte sich zu nicken und f?gte hinzu. 'Das ist wird sicher wundervoll!'
Schnell wandte ich meinen Blick von den rattengrauen Augen dieses Widerlings, als er zu mir schau-te. Ich wurde das Gef?hl nicht los, dass er irgendwelche scheu?liche Gedanken hatte. Irgendwelche Vorstellungen, die sicherlich mit mir oder einem anderen weiblichen Wesen zu tun hatten.
'Schmeckt es dir nicht, Cat mein Schatz?' Mein Dad schaute mich besorgt an.
'Doch, Dad.' Wie um meine Worte zu best?tigen, stopfte ich mir eine riesen Portion des Schinkens in den Mund, wof?r ich einen ver?chtlichen Blick meiner Mutter erntete. Doch das st?rte mich nicht im Geringsten.
Mein Dad lachte kurz auf. 'Dann ist es ja gut.'
Nach eineinhalb Stunden hatte ich die zweite Vorspeise, eine italienische Suppe und den Hauptgang hinter mich gebracht. Auf den Nachtisch verzichtete ich, indem ich mich wegen Kopfschmerzen entschuldigte.
In meinem Zimmer schaltete ich die Stereoanlage an. 'There you are, in a darkened Room, you are all alone, looking out the Window. Your heart is cold and lost the Will to Love. Like a broken arrow, you are stand in the Shadow. Come to me, come to me, Can't you see that? Nobody wants to be lonely, nobody wants to cry?' Meine T?r wurde grob aufgerissen und Jerker trat ein. Schnell schaltete ich die Musik aus. 'Was willst du? Kann ich nicht einmal meine Ruhe haben?' ?rgerlich richtete ich mich in meinem Bett auf.
Jerker gab sich keine M?he, auf meine Frage zu antworten. 'Warum l?sst du die Musik nicht an?'
'Weil sie st?rt, wenn man sich unterhaltet.'
'Unterhalten wir uns denn?'
Ich hob eine Augenbraue. 'Schweigen tun wie auf jeden Fall nicht.'
'Nein. Auf keinen Fall.' Er l?chelte nachdenklich und schloss die T?r hinter sich.
'Warum bist du hier?'
'Was ist mit meiner Entschuldigung? Glaubst du mir?'
'Bist du nur deswegen gekommen?'
Er lachte leise. 'Nein, eher nicht. Aber ich dachte, wenn ich schon einmal hier bin, kann ich dich fragen.'
'Und warum bist du urspr?nglich gekommen?'
'Einfach so.'
'Einfach so?'
'Ja. Ist das denn verboten?'
'Nein. Aber irgendein Hintergedanke muss dieser Besuch doch haben?'
'Ich wollte dich einfach sehen, okay?! Und au?erdem wollte ich mit dir reden.' Seine Stimme klang ernst.
'Wor?ber?'
'?ber meinen Dad. Du solltest dich von ihm fern halten.'
Ich schnaubte. 'Keine Sorge, das hatte ich so oder so vor.'
'So?'
'Ich will dich nicht verletzen, Jerker, aber dein Vater ist mir nicht geheuer. Er macht mir? Angst. Und der Gedanke, dass er mich ber?hren k?nnte?' Ich brach ab und kaute auf meiner Unterlippe.
'Und der Gedanke, dass er dich ber?hren k?nnte ist f?r dich ekelerregend.', beendete er meinen Satz. 'Keine Sorge, Catherine, du verletzt mich und meinen Stolz nicht, wenn du so etwas sagst. Ich kann es gut verstehen. Er ist ein Dreckskerl. Nicht immer, aber meistens.''Warum?', fragte ich.
'Was, warum?'
'Warum du denkst, dass er ein Dreckskerl ist? Was ist passiert, dass du so von ihm denkst?' Er wich meinem Blick aus. Ich sp?rte sein Unbehagen ?berdeutlich. 'Keine Sorge. Wenn du jetzt nicht dar?ber reden willst, werde ich es akzeptieren. Schlie?lich geht es mich nichts an.'Eine Weile sagte keiner von uns Beiden etwas. Doch dann hielt er anscheinend das Schweigen nicht mehr aus. 'Jetzt, wo wir schweigen, kannst du doch die Musik weiter laufen lassen, oder?'
M?de dr?ckte ich die Starttaste, und Ricky Martin's stimme dr?hnte weiter durch mein Zimmer. 'My Body's longing to hold you, so bad it hurts inside. Time is precious and it's slipping away and I've been waiting for you all of my live. Nobody wants to be lonely so why? why don't you let me love you?' Ich unterbrach noch einmal die Musik. 'Ich hab dir noch gar nicht auf deine Frage, ob ich deine Entschuldigung annehme, geantwortet.', sagte ich.
'Ja?', er klang neugierig.
'Ich verzeihe dir.' Ich sah, wie er l?chelte und sich auf den Boden setzte und lie? die Musik weiter laufen.
'Can you hear my voice? Do you hear my song? It's a serenade, so your heart can find me. And suddenly you're flying down the stairs, into my arms Baby. And before I start going crazy, run to me, run to me, 'cause I'm dying?'

Ich musste eine Weile eingeschlafen sein, denn als ich die Augen aufschlug, lief ein anderes Lied. Erschrocken bemerkte ich, dass Jerker neben mir auf meinem Bett sa? und ich mich beobachtete. Verlegen setzte ich mich auf. 'Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.''Warum?' Warum musste er immer so viel fragen?
'Ich bin m?de und muss morgen fr?h aufstehen?'
'Hm.' Er r?hrte sich immer noch nicht vom Fleck.
Ich r?usperte mich und sprang hastig auf. 'Ich geh jetzt ins Bad. Wenn ich wieder komme, bist du verschwunden.', sagte ich entschlossen und packte mein Nachtkleid.
Als ich frischgeduscht wieder in mein Zimmer trat, stellte ich halt erleichtert und halb entt?uscht fest, dass Jerker wirklich verschwunden war.







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