Kribbeln unter der Haut Teil 2

Autor: Yana
veröffentlicht am: 07.08.2008




Kapitel 1
'Mum, bitte!', flehte ich und lief hinter ihr die Treppe hinunter.
'Nein! Auf keinen Fall! Du hast die Pferde drau?en im Stall, um die du dich k?mmern kannst. Ein Hund kommt mir nicht ins Haus! Der macht nur unn?tigen Dreck.'
'Mum! Du wei?t ganz genau, dass sich nur der Stallbursche um die Pferde k?mmert! Ich darf nicht mal unter der Woche auf ihnen reiten, weil ich f?r die Schule pauken muss!'
Meine Mum hielt inne und drehte sich zu mir um. Sie musterte mich scharf. 'Das ist auch gut so. Schlie?ich sollst du sp?ter das Gesch?ft deines Vater's ?bernehmen.'
'Bitte!' Ich schaute sie bittend an. Bitte, bitte, bitte.
'Nein, nein, nein und nochmals nein! F?r was brauchst du einen Hund? Der macht nur Dreck und stinkt!'
?Damit ich nicht so einsam bin', dachte ich, wagte jedoch nicht, es auszusprechen. Sie h?tte es eh nicht verstanden. 'Sei doch nicht so grausam, Mum! Du hattest noch nie einen Hund. Wie willst du wissen, dass sie stinken?'
'Hunde gibt's sooft wie Urlauber am Meer. Alle Viecher, die mir bisher ?ber den Weg gelaufen sind, haben gestunken.'
'Das hei?t ?Sand am Strand', Mum, und nicht ?Urlauber am Meer'.'
Sie runzelte die Stirn und starrte mich nieder. 'Werde ja nicht frech, Fr?ulein!'
'Tut mir leid, Mum.', sagte ich gehorsam.
'Das sollte es dir auch! Und nun geh in dein Zimmer und lern f?r Morgen! Und wag es ja nicht, dieses Thema nochmals anzusprechen.' Mit diesen Worten lief sie elegant weiter.Ich hasse meine Mum. Sie versteht gar nichts. Nichts, nichts, nichts! Verzweifelt rammte ich meine H?nde in die Hosentasche und trampelte die Treppe hoch, in mein Zimmer. Mit einem lauten Knall schloss ich die T?r und drehte den Schl?ssel zweimal im Schloss um. Langsam schossen mir die Tr?-nen in die Augen. Nicht, weil ich nicht meinen Willen bekommen habe, sondern, weil meine Mum so kalt zu mir ist und ich ihr scheinbar schei? egal war.Als es an meiner T?r klopfte, wischte ich mir energisch die Tr?nen aus dem Gesicht.'Catherine? Ziehst du dir bitte ein h?bsches Kleid an? Denk dran, wir bekommen in einer Stunde besuch!' Nur meine Mum nannte mich Catherine. Aus ihrem Mund klang der Name wie ein Fluch. Ich h?rte, wie die Schritte sich wieder entfernten. Ich lie? mich auf mein Bett fallen und dachte nach. Mein Dad hatte schon vor einigen Wochen angek?ndigt, dass ein Gesch?ftspartner von ihm mit seiner Frau und seinem Sohn f?r einige Tage hier her ziehen w?rden. Es war zwar nichts neues, dass mein Dad Freunde zu uns nach Hause einl?dt, und sie l?nger blieben. Jedoch war es noch nie vorgekommen, dass sie einen Sohn mitbringen w?rden. Wie er wohl aussah? Ich sprang auf und ging in mein eigenes, kleines Bad und warf einen Blick in den Spiegel. Meine schwarzen Haare lockten sich leicht um mein schmales, blasses Gesicht und fielen mir locker ?ber die Schultern. Meine Lippen waren voll und meine Augen hatten eine intensiv blaue Farbe. Seufzend fing ich an, mich zu schminken, um die dunklen R?nder unter meinen Augen zu ?berdecken. Mit etwas Wimperntusche gab ich meinen Wimpern mehr Volumen. Anschlie?en zog ich ein Bodenlanges Kleid, mit leichtem V-Ausschnitt an. Ich h?tte gern ein freil?ufigeres Kleid angezogen. Meine Mum jedoch wollte nicht, dass ich mich unseren G?sten zu sehr pr?sentierte. Ich warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und stellte fest, dass es schon dunkel wurde. In einer dreiviertel Stunde w?rden die G?ste kommen.
Um meine Langeweile zu vertreiben, setzte ich mich an meinen PC und lockte mich ins Internet ein. Ich recherchierte etwas f?r meine Geschichts-Hausaufgaben und rief anschlie?end meine E-Mails ab. Mal wieder keine neue Nachricht. Von wem auch?

Punkt 20 Uhr kamen unsere G?ste. Geschminkt und zu Recht gemacht stand ich neben meiner Mum, die neben meinem Dad stand und seine Hand hielt.
'Ich verlass mich auf dich, Cat, dass du dich um den Jungen k?mmerst. Zeig ihm nach dem Essen, wo er schlafen wird und erkl?re ihm den Tagesablauf.', fl?sterte mein Dad mir noch schnell zu, bevor unsere G?ste vor uns stehen blieben. ?Ja, Sir', dachte ich und musterte den Gesch?ftspartner meines Vater's. Es war ein gro?er, st?mmiger Mann, mit viel zu viel Fett auf den Knochen. Er hatte einen mordsm??igen Bierbauch ?ber seine viel zu eng geschn?rte Cordhose h?ngen. 'Wenn der zu nahe am Stra?enrand steht, und ein Auto kommt, wird ihm sicher sein Bauch abgefahren', ?berlegte ich kichernd. Ich wusste, dass man nicht ?ber das ?u?ere eines Menschen richten sollte, jedoch konnte ich mir solche Gedanken nicht verhindern.
'Vielen Dank f?r deine Einladung, John.' Total begeistert packte er die Hand meines Vater's und sch?ttelte sie wild, w?hrend er weiter sprach. 'Du hast wirklich ein gro?artiges Haus.' Mit einen Blick auf meine Mum f?gte er hinzu: 'Und eine wundersch?ne, junge Frau.' Er packte Mum's Hand und k?sste sie charmant auf den Handr?cken. An ihrer Stelle h?tte ich sie angewidert zur?ckgezogen.
Schnell wandte ich meinen Blick von ihnen ab und musterte die junge Frau. Was mir auf den ersten Blick an ihr auffiel war, dass sie viel zu schade f?r den Fettbauch (ihren Mann) war. Sie war klein und zierlich, fast schon mager. Sie hatte gro?e, wundersch?n gr?ne Augen mit langen Wimpern. Wahrscheinlich brauchte sie nicht einmal Wimperntusche. Ich beneidete sie jetzt schon, um ihr wundersch?nes, ebenes Gesicht. Wie konnte Frau derma?en sch?n aussehen?
Nun musterte ich das dritte Familienmitglied dieser Familie. Der Junge musste etwa 18 Jahre alt sein und sah einfach? sexy aus. ?Wenn meine Mutter wissen w?rd, was ich denke, w?rde sie mir Jahrelangen Hausarrest aufbrummen'. Innerlich musste ich l?cheln. Bis auf das Aussehen, hatte ich nichts von meiner Mum geerbt. Sie war stets vornehmen, wusste sich gew?hlt auszudr?cken und versuchte meist die G?ste durch fr?hliches Geschwafel zu beeindrucken. Alle, die bisher schon mit meiner Mum zu tun gehabt hatten, wussten, dass sie eine Sprudelflasche neben ihrem Bett stehen hatte, damit sie nachts etwas zum trinken hatte, und alle wussten in- und auswendig, was f?r Schminke sie an den verschiedenen Wochentagen benutzte (Jeden Tag eine andere Marke).
Ich dagegen beantworte meist nur wenn n?tig die Fragen, die mir gestellt werden und halte mich stets im Hintergrund. Ich hasste es, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.Interessiert lie? ich meinen Blick nochmals ?ber den Jungen schweifen. Er sah aus wie seine Mutter - nur m?nnlicher. Er hatte dieselben, gr?nen Augen, ein blasses, wundersch?nes Gesicht, ein freundliches L?cheln, und - das konnte ich durch das enganliegende T-Shirt deutlich erkennen - einen durchtrainierten K?rper. Vater und Sohn waren das krasse Gegenteil voneinander - jedenfalls ?u?erlich.
'Das ist meine Tochter Catherine.' Mein Vater deutete mit der Hand auf mich und ich beeilte mich einen kleinen Knicks zu machen, wie es mir meine Mum schon vor Jahren beigebracht hatte.
'Reizend, reizend!', meinte der Fettbauch und grinste mich d?mlich an. Ich beschloss, ihn nicht zu m?gen. 'Darf ich nun meinen Sohn vorstellen? Das ist Jerker.' Stolz blickte er zu dem Jungen hin?-ber, der meinem Vater und meiner Mutter die Hand reichte. Mich schien er gar nicht zu beachten. ?Ignorantes Arschloch', dachte ich und unterdr?ckte die aufsteigende Wut.
Der Fett-Bierbrauch grinst weiter und musterte mich wieder ausf?hrlich. Trotzig erwiderte ich seinen Blick. Er hatte h?ssliche, mausgraue Froschaugen. Au?erdem gl?nzte seine Haut speckig. Egelerregender Fett-Bierbauch. Hoffentlich blieben die nicht solange.
'Kommt, setzen wir uns doch hin.' Mein Dad wies jedem einen Platz zu. Ich sa? gegen?ber von Jerker und meine Mum neben ihm. Mein Vater selbst sa? am obersten Kopfende des Tisches und sein Gesch?ftspartner am Unteren. Magrit, seine Frau, sa? neben mir und hatte die H?nde im Scho? zusammen gefaltet. Sie war die einzig mir sympathische.
Zu Essen gab es Rehfleisch mit Nudeln und Dosenbirnen mit frischen Preiselbeeren. Eine Delikatesse. Behauptet jedenfalls meine Mum. Ich hatte Rehfleisch noch nie gegessen und hatte es eigentlich auch nicht vorgehabt. Bevor ich mir das Reh, welches jetzt auf meinem Teller lag, lebend und gl?cklich in der freien Wildbahn vorstellen konnte, schaufelte ich schnell das Fleisch in meinen Mund und w?rgte es hastig runter. Das Gespr?ch der Erwachsenen blendete ich erfolgreich aus, so wie ich es immer tat, wenn wir G?ste hatten.Das einzige, was ich an diesem Abend gefragt wurde, war, ob ich ihnen mal das Salz reichen k?nnte.
Als endlich das ?briggebliebene Reh vom Tisch abgetragen wurde, seufzte ich erleichtert auf. Nie-mand hatte es geh?rt, beziehungswei?e haben es alle ignoriert, nur meine Mutter starrte mich nieder. Zum zweiten Mal an diesem Tag.
Nach mehreren Gl?sern Sekt mit Zitroneneis schaute mich mein Dad auffordernd an. Anscheinend sollte ich dem ignoranten Arschloch sein Zimmer zeigen. Ich gluckste kurz auf. Meine Mum w?rde mich f?r meine Gedanken umbringen!
Ich wandte mich Jerker zu. 'Sicher bist du m?de von der langen Reise.', begann ich h?flich und schielte zu meiner Mum hin. Ich hatte das Gef?hl, dass sie mich beobachtete. 'Ich m?chte dir dein Zimmer zeigen.' Ich hatte meine Worte genau ausgew?hlt, damit es nicht wie eine Frage klang.
'Meinetwegen.' Das klang ja total begeistert. Jerker erhob sich von seinem Stuhl und schaute auf-fordernd auf mich hinunter. Schnell stand ich auf und machte ihm ein Zeichen, damit er mir folgte. Schweigend f?hrte ich ihn in den Westteil des Hauses, eine Treppe hoch, den Gang geradeaus. Schlie?lich blieb ich vor der letzten T?r des Ganges stehen und ?ffnete sie.'Hier wirst du wohnen. Das Bad ist gleich neben an. Morgens gibt es um neun Uhr Fr?hst?ck. Abends um neunzehn Uhr. Mittags kann man, wenn man hunger bekommt, die K?che fragen, ob sie Kaviarh?ppchen bereit haben, was meistens der Fall ist. Zu trinken bekommst du zu jeder Tag- und Nachtzeit.' Ich leierte den kurzen Tagesablauf ohne Punkt und Komma runter. 'Hinter dem Haus ist ein Stall. Du kannst den Stallburschen gerne fragen, ob er dir ein Pferd sattelt. Ich selbst habe noch diese Woche Schule, aber wenn du willst k?nnen wir ja ?bern?chste Woche etwas zusammen unternehmen.' Ich bezweifelte stark, dass das der Fall sein w?rde. 'Wenn du Fragen hast, kannst du dich jeder Zeit an mich oder an andere Angestellten wenden. Wenn du im Moment Fragen hast, stell sie jetzt.'
Jerker hatte sich an die Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschr?nkt und musterte mich aus-druckslos.
'Was ist?', fragte ich ?rgerlich.
'Redest du immer so viel?'
Ich schnaubte w?tend. 'Meinst du ich mach das hier freiwillig? Dieses ganze Affentheater?''Ja.', sagte er todernst. 'Weil du auf mich stehst.'
Mir blieb der Mund vor erstaunen offen stehen. Eingebildetes, ignorantes Arschloch. Ich atmete kurz ein und wieder aus, um meine Wut zu z?geln. Meine Mum und auch mein Dad w?rden es sicher nicht gut hei?en, wenn ich Jerker jetzt heftige Beleidigungen an den Kopf werfen w?rde.
'Ich muss zugeben, dass du richtig scharf aussiehst, jedoch kommt die wahre Sch?nheit von Innen. Und von der, ist bei dir reichlich wenig vorhanden.'
'Danke. Ich habe wenigstens ?u?erliche Sch?nheit, aber du?' Sein blick huschte ?ber meinen K?rper und ?ber mein Gesicht. 'Aber du bist ?u?erlich so h?sslich wie innerlich.''Von wegen! Ich wei? genau, wie ich auf M?nner wirke. Da kannst du sagen was du willst. Deine Worte z?hlen f?r mich nicht.' Ich wusste, dass es eingebildet geklungen haben musste. Es war mir jedoch reichlich egal. Sollte das eingebildete, ignorante Arschloch doch denken was er wollte.
'Wie es scheint hast du keine weiteren Fragen mehr.', sagte ich, als er nichts mehr geantwortet hatte. Ich schob mich an ihm vorbei aus dem Zimmer und stolzierte den Gang hinunter.
'Eine Frage h?tte ich noch. Wie schaffst du es, deinen Fettarsch in Jeans oder andere Hosen zu quetschen?', br?llte er mir hinterher.
Ich rollte die Augen und warf ihm einen ver?chtlichen Blick ?ber die Schulter zu.
Unerzogenes, eingebildetes, ignorantes Arschloch.

Am n?chsten Morgen stand ich um halb sieben Uhr auf. M?de schleppte ich mich unter die Dusche und zog Jeans und T-Shirt f?r die Schule an. Da ich noch ein wenig Pauken musste, verzichtete ich auf das Fr?hst?ck.
Ganze neun Stunden sp?ter lie? ich mich ersch?pft auf eine Liege am Pool fallen. Zum Gl?ck w?rde ich bald drei Wochen Ferien haben. Zwar konnte ich Ferien nicht sonderlich ausstehen, denn das hie?, dass ich den ganzen Tag zu Hause war und meine Eltern dulden musste, doch der Gedanke ans lange Schlafen war ein Lichtblick.'Und? Wie war die Schule?' Meine Mum stellte sich vor mich und verdeckte mit ihrem K?rper die Sonne. 'Hast du eine Arbeit geschrieben?'
'Ja, in Geschichte.', antwortete ich gelangweilt.
'Wie ist es gelaufen?'
'Mum! Du stehst im Weg! Ich will mich SONNEN!', maulte ich und setzte mich auf.Sie schaute mich streng an. 'Sei mal nicht so respektlos, Fr?ulein! Ich habe dich etwas gefragt!'Gereizt sprang ich auf. 'Es ist super gelaufen. Ich habe alle Antworten gewusst. Au?erdem habe ich eine eins in der Englischarbeit und eine zwei Plus im Biotest.'
'Was? Wieso nur eine zwei Plus? Hast du nicht gelernt gehabt?'
'Doch, Mum. Aber der Lehrer hat richtig gemeine Fragen gestellt. Es gab keine 1 in dem Test. Ich war die beste aus der Klasse.'
Ich beobachtete sie, w?hrend sie ?berlegte. Warum konnte sich meine Mum nicht mit einer 2+ zufrieden geben? 'Ach so. Dann ist es okay. Ich hoffe jedoch, dass der n?chste Test wieder besser ausf?llt!' Sie schenkte mir ein L?cheln - jawohl, sie l?chelt mich ab und zu an! - und wandte sich ab. 'In drei Stunden gibt es essen. Zieh dir etwas Nettes an, Catherine.''Jaja!', antwortete ich genervt. Sie warf mir noch einen absch?tzenden Blick ?ber ihre Schulter zu, und sagte: 'Aber nicht das Kleid von gestern. Das war viel zu freiz?gig. Man konnte dir in den Aus-schnitt schauen.'
'Dann guck doch nicht hin, wenn es dich st?rt!', zischte ich und biss mir sogleich auf die Lippen. Ich hatte die Gabe, es mir mit meiner Mutter immer zu verderben. Obwohl, eigentlich war sie doch daran Schuld, oder?
'Pass auf was du sagst, Fr?ulein! Noch so eine Bemerkung und du hast die n?chste Woche Hausar-rest!' Mit diesen Worten lie? sie mich zur?ck.
Seufzend legte ich mich wieder hin und schloss die Augen. Ich schwor mir, dass ich, sobald ich das Abi in der Tasche hatte, hier ausziehen w?rde. Irgendwo weit weg. Am besten in eine WG oder sonst wo hin. Hoffentlich w?rde ich die drei Jahre bis da hin ?berleben! Oder meine Mum stirbt schnell, dann k?nnte ich hier wohnen bleiben, denn eigentlich wollte ich hier gar nicht weg. ?Cat, Cat, Cat! Es ist deine Mum! Was denkst du nur f?r Sachen'? Ja nat?rlich. Sie war meine Mum, aber so kam es mir nicht vor. F?r mich war sie ein Feind, jemand, der mir ?berlegen war und von mir Respekt verlangte. 'Deine Mum hat gesagt, du sollst dich jetzt sofort umziehen gehen.' Ein Schatten verdeckte die Sonne. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte in das Gesicht unseres Dieners. Konnte man hier nicht mal in Ruhe gelassen werden?
'Richte ihr aus, dass ich ein Teufel tun werde, l?nger als n?tig diese verdammt engen und luftab-schn?renden Kleider zu tragen. Bei der Hitze!' Ich schnaubte. 'Manchmal glaube ich, sie hat ?ber-haupt kein Hirn in ihrem Kopf!'
'Soll ich ihr das auch ausrichten?'
'Oh mein Gott, NEIN! Sag ihr, dass ich mich sofort auf den Weg machen werde, um ihrem Befehl auszuf?hren.'
'Wie du w?nschst.' Er verschwand.

An diesem Abend hatten unsere K?che ein kleines Men? hergestellt. Zuerst gab es einen delizi?sen Salat und als zweite Vorspeise eine w?rzige Zwiebelsuppe mit kleinen Kl??chen. Als Hauptgang gab es hauchd?nn geschnittenes Fleisch, mit perfekten Bratkartoffeln und gekochtem Gem?se. Die Nachspeise bestand aus k?stlichem Tiramisu.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich Fett-Bierbauch mit einem seufzen in seinem Stuhl zur?ck lehnte. Anschlie?end h?rte ich ihn sagen: 'Ein gro?es Lob an eure K?che! Das war wirklich ausge-zeichnet. K?nnte ich vielleicht noch etwas Tiramisu bekommen? Es war so gut und an diesem Zeug k?nnte ich mich einfach tot essen?' ?Mach es doch, dann m?ssen wir dich nicht mehr aushalten', dachte ich. Nur meiner guten Erziehung hatten es meine Eltern zu verdanken, dass ich es nicht laut ausgesprochen hatte.
'Catherine, Liebes, w?rdest du vielleicht in die K?che gehen und der K?chin bescheid sagen, dass sie noch etwas Nachspeise bringen soll? Jim (unser Diener) hat schon Feierabend!', zwitscherte meine Mum und trank noch ein Schluck Sekt.
?Mach es doch selbst', dachte ich und erhob mich gehorsam von meinem Platz. 'Aber nat?rlich, Mumilein. Es gibt nichts, was ich lieber tun w?rde!' Bevor ich ins Haus ging, sp?rte ich den stechenden Blick meiner Mutter im Nacken und konnte noch h?ren, wie Fett-Bierbauch sagte: 'Eine sehr reizende Tochter habt ihr da! Da k?nnte Man(n) schon fast neidisch werden!'
Ich sagte rasch in der K?che bescheid und ging wieder zur?ck zu meiner TOLLEN Familie. Dort machte ich einen Knicks und sagte freundlich gute Nacht. Jerker war anscheinend auch schon zu Bett gegangen, denn er sa? nicht mehr auf seinem Platz.
Pfeifend lief ich die Treppen hoch in mein Zimmer. Nicht, dass ich gute Laune hatte, jedoch war ich erleichtert, meiner Mum bis Morgen Mittag nicht mehr begegnen zu m?ssen. Vor meiner Zimmert?r blieb ich kurz stehen und lauschte. War da nicht ein Ger?usch gewesen? Vorsichtig ?ffnete ich sie einen Spalt und lugte ins Innere. Rasch riss ich sie ganz auf und funkelte Jerker, der auf meinem Bett sa?, w?tend an.
'Was machst du hier?'
'Hier schl?fst du also. Sch?nes Zimmer, das muss ich schon sagen.'
'Raus!', zischte ich und starrten ihn nieder. Jedenfalls versuchte ich es.
Jerker zog kurz einen Schmollmund, dann stand er auf. 'Du, Catherine? Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen. Ich hab mich echt d?mlich benommen.'
'Selbsterkenntnis ist ein guter Weg zur Besserung.', sagte ich kalt. Ich wusste nicht, warum ich ihn so behandelte, doch irgendetwas lie? mich vor ihm zur?ckschrecken. Wahrscheinlich war er nicht einmal so ?bel, wie er sich gab. Wer wei?, wer wei? schlie?lich kannte ich ihn erst knappe vierundzwanzig Stunden. Obwohl? ?kennen' ist wohl zu viel gesagt.
Ich sah, dass seine Mundwinkel kurz nach unten zuckten, doch im Nachhinein glaubte ich, dass ich es mir nur eingebildet hatte. 'Es tut mir ehrlich leid. Normal benehme ich mich anders? und sage nicht so miese Dinge?'
'Hast du aber getan.'
Nun wurde er langsam ?rgerlich. 'Aber sie scheinen dich nicht sonderlich verletzt zu haben!''Die ?u?ere Maske zeigt meist nicht das, was man f?hlt. Merk dir das und verschwinde aus meinem Zimmer!'
Erstaunt sah er mich an. 'Sag blo?, dein Selbstbewusstsein hat durch meine Worte gelitten?'Mein Blick bohrte sich in seine gr?nen Augen. 'Nein, im Gegenteil. Es war nur ein weiterer Beweis daf?r, wie wenig Geschmack du hast.'
'Ein weiterer Beweis? Was ist denn noch ein Beweis f?r meinen miserablen Geschmack?'Ich deutete auf seine K?rper. 'Schau dir mal an, was f?r Kleidung du tr?gst. Ein pinkfarbenes Hemd und braune Cordhosen! So was von geschmacklos!'
Er sch?rzte seine Lippen ?bereinander und folgte meinem Blick. 'Das war meine Mum.''Deine Mutter sch?tze ich nicht so ein, dass sie einen schlechten Geschmack hat. Im Gegensatz zu dir ist sie immer au?ergew?hnlich schick gekleidet.'
'Was M?nner und M?nnerkleidung angeht, hat sie eben ihre Probleme. Schau dir doch meinen Dad an! W?rdest du so etwas heiraten?'
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wie redete er denn ?ber seinen Vater? Zwar hatte ich ebenfalls grausame Gedanken ?ber meine Mutter, doch ich sprach sie nie aus.
'Denk jetzt ja nicht, ich h?tte keinen Respekt vor meinem Dad! Er ist einfach so? ich wei? auch nicht. Er ist widerlich. Ich frag mich, warum meine Mum ihn geheiratet hat.'
'Warum erz?hlst du mir das? Mir, als Fremde? Mich geht das alles gar nichts an!'
Er ?berlegte kurz. 'Vielleicht weil wir dasselbe Schicksal teilen. Ich wei?, wie du ?ber deine Mutter denkst.'
'So? Wie denn?'
'Dir geht es geh?rig auf den Sack, dass sie nicht einmal spontan sein kann. Du sehnst dich nach einer Mutter, die dich in den Arm nimmt und versteht, was du meinst, eine, die dich nicht anschreit, wenn du nur eine 2+ in Biologie hast?'
'Von wo wei?t du das?'
'Was?'
'Na? das mit der 2+'
'Okay, du hast mich erwischt. Ich habe gelauscht.'
Langsam wurde mir der Junge sympathischer. 'Gelauscht?'
'Ja. Ich sa? auf dem Baum neben dem Pool.'
'AUF dem Baum?'
Er nickte und grinste. 'Ich klettere f?r mein Leben gern. Und du reitest gerne, nicht?' Seine Augen blitzten schelmisch auf. Misstrauisch behielt ich ihn im Auge. 'Wenn du willst, kannst du mich? ?hm ich meinte, k?nnen wir ja zusammen mal ausreiten. Das w?re toll.' Er unterdr?ckte ein kichern, das sah ich genau.
'Du willst doch nur meine Beine spreizen. Darauf verzichte ich gerne. Deshalb bevorzuge ich lieber die Einsamkeit, als mit dir irgendetwas zu unternehmen. Wer wei?, am Ende kannst du dich nicht mehr beherrschen.'
Er lachte laut auf, wobei er mich genau im Auge behielt. Ich ging an dem B?cherregal vorbei und strich dabei z?rtlich ?ber das zarte Holz, ohne meinen Blick von ihm zu wenden.'Oh, beherrschen kann ich mich immer. Au?er, wenn du mich zu sehr reizt. Dann drehe ich durch.'
Pl?tzlich hielt ich inne. 'Du solltest jetzt besser gehen.'
'Wieso?'
'Das wird mir etwas zu? hei?. Wir kennen uns erst seit gestern und ich halte dich immer noch f?r ein unerzogenes, eingebildetes, ignorantes Arschloch. Zwar f?ngt diese Feststellung, dass du ein Arschloch bist, langsam zu br?ckeln an, doch ich halte mich immer noch an ihr fest. Und so leicht werde ich nicht los lassen.'
'Ich habe mich schon wegen gestern entschuldigt!'
'Ich glaube dir aber nicht. Die Entschuldigung klingt sehr unglaubw?rdig.'
'Wieso?'
'Das was du mir gestern an den Kopf geworfen hast, war hart.'
'Es tut mir leid.', wiederholte er geduldig.
'Tu was, damit ich dir glaube, aber nur, wenn dir eine Freundschaft mit mir wichtig ist.'
'Und was?'
'Lass dir was einfallen. Und nun geh.'
Nachdem er sich immer noch nicht von der Stelle ger?hrt hatte, ging ich zur T?r und hielt sie ihm auf. Seufzend durchquerte er den Raum, um ihn zu verlassen. Als er sich an mir vorbei dr?ngte, streifte seine Hand meine H?fte.







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