Ein Frühlingstraum

Autor: Roland Heidler
veröffentlicht am: 00.00.0000




Es war ein wunderbarer Frühlingstag, an dem sich alles in ihm sträubte, irgendetwas anderes zu tun, als die Sonne zu genießen. Sein PC schien ihn nur dumm anzuglotzen und selbst seine Lieblingsmusik klang ausgesprochen müde. So beschloss er, Arbeit Arbeit sein zu lassen und stattdessen in der Stadt über die Fußgängerzone zu bummeln und ein Eis zu essen.


Er stieg also in sein Auto, ließ alle Fenster herunter und gab sich ganz dem Gefühl des Fahrtwindes hin. In der Stadt stellte er das Auto in ein Parkhaus und begann, gemütlich durch die Fußgängerzone zu schlendern. Er ließ sich die Sonne auf den Pelz brennen, während er den hektisch an ihm vorbeiströmenden Menschen zusah, ab und zu ein Schaufenster bestaunte und so ganz allmählich seinem Ziel näher kam. Besonders angetan hatte es ihm ein Spielwarenladen, in dessen Schaufenster einige Puzzles mit besonders schönen Bildern ausgestellt lagen. Er konnte nicht anders: Er ging hinein in den Laden und kam mit zwei Puzzles wieder heraus. Das eine hatte als Motiv ein altes Landhaus zwischen Bäumen und in einem Meer aus Blumen, das andere zeigte eine der atemberaubenden Landschaften der Rocky Mountains. An beiden würde er bestimmt lange zu sitzen haben. In Hochstimmung kam er schließlich bei seiner Eisdiele an, suchte sich einen Platz in der Sonne und setzte sich.


Es herrschte schon reger Besuch und so hatte er Gelegenheit, der ausgesprochen hübschen Bedienung bei ihrer Arbeit zuzuschauen und ihre atemberaubenden Rundungen zu bewundern. Schließlich kam sie auch an seinen Tisch. Er sah, wie ihr Blick kurz auf den beiden Puzzles verweilte, bevor sie sich nach meinen Wünschen erkundigte. „Einen Schwarzwaldbecher, bitte“ sagte er fröhlich und „Gefallen sie ihnen?“. „Oh, sie haben es bemerkt?“ ließ sie ihn in ihrer Stimme baden. „Helfen Sie mir, sie zusammenzusetzen?“ hörte er sich fragen und staunte ein wenig über seinen Mut. „Vielleicht“ antwortete sie und entschwebte.


Während er nun genüsslich sein Eis schleckte, schaute er ihr weiter zu. Das Eis war köstlich, die Luft mild und er gab sich dem ganz hin.


Irgendwann kam die Bedienung wieder zu ihm. „Ich habe jetzt gleich Feierabend. Darf ich bei ihnen gerade kassieren?“ fragte sie ihn und setzte ein bezauberndes Lächeln auf. Er gab ein großzügiges Trinkgeld, nahm allen Mut zusammen und fragte dann: „Und? Haben sie es sich überlegt? Ein Puzzle mit so herrlichen Blumen kann doch nur von einer zarten Frauenhand richtig zusammengesetzt werden.“ Sie schaute ihn spitzbübisch an und meinte dann leichthin: „Wir machen beide Puzzles und wer zuerst fertig ist, hat einen Wunsch frei.“ Sein Herz machte einen Luftsprung. Und als sie die Eisdiele verließ, hatte sie einen Begleiter mit zwei Puzzles.


Da sie zu Fuß war, gingen beide zu seinem Auto. Er verstaute die Puzzles auf dem Rücksitz und dann verließen sie das Parkhaus, nachdem sie ihm das Fahrtziel genannt hatte. Er legte eine Kuschelrock - CD ein. Schon nach zehn Minuten bog er in ihre Straße ein. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals bei dem Gedanken, dass sie ihn so ohne Weiteres mit zu sich nehmen wollte, obwohl sie ihn doch überhaupt nicht kannte. Er parkte schräg gegenüber einem hübschen Zweifamilienhaus. Sie stiegen aus, packten die Puzzles ein und gingen hinüber. Ihre Wohnung lag im Erdgeschoss. Die Wohnung hatte vier Zimmer und war sehr geschmackvoll eingerichtet. An den Wänden fand er einige Reproduktionen alter Meister, aber auch Urlaubsmitbringsel, die sie anscheinend in Afrika gesammelt hatte. Und alles war umrankt von Kletterpflanzen, während das große Wohnzimmer von etlichen Urwaldpflanzen wie Bambus und einigen Palmen unterteilt wurde. Hier kann man sich wohlfühlen, stellte er fest. Während sie sich umkleiden wollte, setzte er sich aufdie einladend dastehende Couch. Und sogleich taten die Sonne, die wohlige Luft und das Eis ihre Wirkung. Noch bevor sie mit einigen frisch belegten Broten und eine großen Karaffe Eistee aus der Küche kam, war er eingeschlafen.


Sie rüttelte ihn leicht am Arm und er begann wieder aufzuwachen. Aber was war das? Wo war die Wohnung hin? Und wo war seine Angebetete? Er saß auf einem leidlich bequemen Drahtstuhl, blinzelte in die Sonne und eine ältere Frau mit einer weißen Schürze lächelte ihn an. „Na, sind sie eingeschlafen?“ Er schaute verständnislos auf sie. Dann begriff er und ärgerte sich.


Als er am nächsten Tag zur gleichen Zeit wieder in die Eisdiele kam, wurde ihm erklärt, dass Nina Studentin sei und gestern ihr Letzter Arbeitstag war und wo sie wohne dürfe man ihm leider nicht sagen.


ENDE

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