Die Gabe Teil 4

Autor: Kathi (2)
veröffentlicht am: 22.11.2008




Cornell saß an seinem Schreibtisch in dem Haus seines Onkels in Frankreich. Sein Onkel war wohnhabend genug um sich ein Landhaus außerhalb der Stadt zu erlauben und eine kleine Schar von Bediensteten zu halten.
Viele waren gutaussehende junge Frauen, die nun Cornell und Isolde dienten. Eigentlich ja nur Cornell, Isolde hatte er auf halben Weg nach Frankreich einfach in einem Dorf zurückgelassen in dem sie übernachtet hatten. Er hatte ihr nur so viel Geld da gelassen wie das Zimmer für die Nacht gekostet hatte. So stand sie mittellos da und würde weder auf die Idee kommen nach Hause zu fahren noch nach Frankreich um ihn zu suchen.
'Du hast mich gerufen?', ihre Stimme ließ ihn aufblicken. Ihre Haare trug sie offen und das Kleid war das einer Hure. Aber es störte ihn nicht.
Er wusste nicht, ob er diese Frau liebte, aber das war auch egal. Er wollte sie nur fürs Bett, da spielte es für ihn keine Rolle, ob es nun Liebe war oder nicht.
Er musterte sie und schmunzelte. 'Ich will, dass du alles für unseren Besucher fertig machst. Du bist die Frau im Haus, Adelheid!'
Adelheid lachte, sie ging langsam in den Raum und stellte sich hinter Cornell. Massierte seine Schultern.
Sie war es leid von Alexander wie ein Ding behandelt zu werden, was nichts wert war und man das einfach abstellen konnte, wenn man es nicht mehr brauchte.
Cornell zeigte ihr dagegen, dass sie begehrenswert war.
Sie war überzeugt, dass er sie liebte und nur deshalb nach Frankreich nach geholt hatte. Sie wusste ja nicht, dass mit ihr noch was ganz anderes geplant war.
Cornell sah wie Adelheid sich langsam wieder von ihm löste und gehen sollte. 'Ist dein Besuch ein Mann oder eine Frau?', sie schaute ihn noch mal an, als sie die Tür erreichte.Er dachte nach, wie weit konnte er dieser Frau vertrauen? 'Eine Frau, mehr musst du nicht wissen!', seine Stimme klang barsch um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte.
Adelheid nickte und ging. Sie war eifersüchtig auf die Frau dessen Ankunft Cornell so unglaublich wichtig war und für die soviel hergerichtet werden musste.
Alle Fenster in den Räumen mussten Abgedunkelt werden, es mussten viele Kerzen gekauft werden, alle in spezieller Form oder Farbe, was kaum möglich war und sehr teuer. In einem Raum wurden sicher 100 Spiegel angebracht, aber in den anderen Räumen durfte nicht ein Spiegel enthalten. Es war merkwürdig, aber Cornell sagte nicht was es auf sich hatte.Die Spiegel in dem Raum wurden mit schwarzen Tüchern aus Tüll und dünner Seide abgedeckt. So dass das Spiegelbild nur leicht durchschimmerte.
Adelheid wies eine Magd an, die ihr über den Weg lief, Cornell Essen ins Arbeitszimmer zu bringen und dass sie nachher den Koch und zwei Diener in ihrem Zimmer sehen sollte, damit sie mit diesen alles besprechen konnte.

Er massierte sich die Schläfen. Er wusste nicht wann sein Besuch kommen würde, aber er würde bald kommen. Und dann würde es nicht mehr lange dauern und er würde auf dem Thron sitzen und das ohne, das er sich die Finger schmutzig machen musste oder er irgendwelche Leute gegen seinen einst so geliebten Freund aufhetzten müsste. Er müsste ihn noch nicht mal umbringen.
Wenn Cornell ehrlich zu sich war, hatte er Alexander immer beneidet. Er bekam immer alles was er wollte, er konnte Menschen schnell für sich gewinnen und viele Frauen himmelten ihn an. Anders als Cornell, er war schmächtig, kein Schönling und konnte mit Gefühlen und Menschen nichts anfangen. Er hatte nie Frauen gehabt die ihn Anhimmelten. Weder Isolde noch Adelheid waren wegen seiner Fähigkeiten oder wegen seinem Aussehen zu ihm gekommen. Isolde wollte ihn nur, weil er einer der Revolutionsführer war und Adelheid, weil Alexander jetzt dieses Mädchen hatte.
Aber es war ihm nur recht. Denn Adelheid würde ihm sicher noch einige Dienste leisten können.
Es war schon dunkel, als man draußen Pferde hörte. Hufe die auf die Steine schlugen und das Gewirr von mächtigen Pferden, die einen langen Weg hinter sich hatten.
Die Pferde waren schwarz und größer als die normalen Pferde. Aus ihren Nüstern qualmte es leicht. Es roch leicht verbrannt.
Die Bediensteten waren verängstigt aber gleichzeitig fasziniert über die Pferde aber auch über die schwarze Kutsche, die von den riesigen Tieren gezogen worden waren.
Der Kutscher trug eine schwarze Kluft. Sein Gesicht konnte man durch den hochgezogenen Kragen nicht sehen, auch ein Hut versperrte die Sicht.
Die Tür der Kutsche ging wie von selbst auf und eine alte Frau trat hervor. Ihr Kleid war aus schwarzer Seide und einem dunklem Grün.
Ihre Haare waren hochgesteckt und sie wirkte trotz ihres Alters noch sehr attraktiv. Sie hatte kaum Falten, nur ihre grauen Haare waren ein Beweis ihres Alters.
Doch die Spiegel zeigten ihr wahres Gesicht. Auch bestimmte Menschen konnten das Trugbild erkennen und sahen die alt und faltig diese Frau schon war.
Sie schaute in die Runde von Bediensteten, die sich vor der Tür des Hauses versammelt hatten.
Sie zog einen Stab hervor und schlug den Fuß des Stabs auf den Boden. 'Habt ihr nichts Besseres zu tun, als Maulaffenfeil zu halten? Auspeitschen sollte man euch. Nun, holt mein Gepäck, zwei von euch Bauerntrampeln werden mir Met und Fisch und Fleisch bringen. Und einer wird euren Herrn Bescheid geben, dass die Gräfin von Hausen angekommen ist. Wird's bald?', ihre Stimme donnerte über den Hof und alle liefen kreuz und quer.
Der Stab donnerte noch mal auf den Boden und alle waren still, es dauerte einen Moment bis sie sich aufgeteilt hatten und jeder ging gesittet an seine Arbeit.

Cornell wurde bescheid gegeben, dass die Gräfin von Hausen angekommen wäre. Ohne sich noch einmal um Adelheid um zu drehen, zog er sich an und verließ das Gemach seiner Gespielin. Diese wickelte sich in Lacken und ging zum Fenster. Sie wollte wissen, wie ihre Rivalin aussah.
Cornell eilte unterdessen nach unten und ahnte schon wer die Gräfin sein würde.Es überraschte ihn nicht, dass sie erst jetzt in der Dunkelheit kam, da sie am Tage von der Sonne sehr geblendet wurde und sie aus dem Licht verbannt wurde. Schon vor Jahrhunderten.'Schön Euch zu sehen Damen!', er lächelte die Frau an, bei der er wusste, dass ihr Aussehen nur schein war, aber es war ihm egal, sie war doch nur dafür da ihm zu helfen.'Sind alle meine Wünsche erfüllt worden?', sie ging einen Schritt auf Cornell zu vor ihr stehen geblieben war. Er hatte einen Abstand gelassen, da er immer noch ein wenig Misstrauen gegen diese Frau heckte.
Natürlich war sie stärker als er, dass wusste er. Er nickte und führte sie durch die Räume zeigte ihr alles was sie wissen wollte und dann folgte das Spiegelzimmer. Die Frau schaute sich um. 'Mehr Spiegel hat das Haus nicht zu bieten? Sind auch wirklich alle Spiegel aus jedem Raum hier?', sie stand mit dem Rücken zu ihm mitten im Raum.
'Ich habe alle Räume genau absuchen lassen. Es sind genau 58 Spiegel. Wenn Ihr weitere wünscht, werde ich morgen früh einen Angestellten losschicken um welche zu besorgen. Nur sagt mir bitte, wieso Ihr so viele Spiegel braucht. Vor allem wenn sie doch eh abgedeckt werden!', Cornell merkte selbst, dass er etwas schroff klang. Aber sie ging nicht drauf ein.Entweder war es ihr nicht aufgefallen oder ihr war es in dem Moment egal. Sie schloss die Augen und breitete die Arme aus und die Flammen der Kerzen erhellten den Raum.Sie schaute sich die Spiegel an. Alle waren wie sie es wollte bedeckt. Nur wenig spiegelte sich so in den Spiegeln. Sie zog zwei Zeichnungen hervor. 'Diesen Spiegel los man aus schwarzen Holz herstellen!', sie warf einen der Zettel auf den Boden.
Er hob den Zettel auf und sah sich den Spiegel genau an, der da auf dem Zettel skizziert war.Der Spiegel war sicher 2 Meter hoch, wenn man die Verzierungen mit rechnete. Es waren Rosen und Hände drauf zu sehen. Einige Gesichter von Kindern.
Alles an diesem Spiegel war verspielt, aber es wirkliche auf ihm so bedrohlich.Die Kinder weinten und hatten verletzte Gesichtsausdrücke. Die Rosen sahen welk aus und die Dornen traten mehr ins Auge als die Blüten.
Die Hände die den Spiegel zu halten schienen, hatten lange gefährlich wirkende Fingernägel. Es waren genaue Masse angegeben und auch welches Holz sie verlangte. 'Ich werde sofort einen Bediensteten los schicken und den Zettel zum Zimmermann bringen lassen. Es könnte nur einige Tage dauern bis der Spiegel fertig ist, wenn Ihr alles so genau haben wollt, wie auf der Zeichnung!', Cornell wusste, dass sie alles genau haben wollte, sonst wäre es sicher nicht so genau beschrieben. Aber er wollte nur sicherstellen, dass sie sich keine falschen Hoffnungen macht und dachte, dass der Spiegel morgen schon hier stand.
'Er hat 3 Tage!', sie klang bestimmend und duldete keine Wiederworte.
Cornell nickte und ging. 3 Tage. Das war bei Gott nicht viel Zeit, die sie ihm gab.
Was sie genau vor hatte, hatte sie ihm nie gesagt.

Alexander saß im Thronsaal. Er hatte sich einen Stuhl besorgt und starrte schon seit Stunden dieses Bild an. Das Bild auf dem das kleine Mädchen war, welches er einst gerettet hatte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es Anna sein sollte.
Das Mädchen war niedlich und lieb gewesen. Doch Anna war eine Kratzbürste. Jeden Tag ging sie ein wenig mehr ein. Sie redete nicht mit ihm und wollte auch sonst nichts mit ihm zu tun haben. Was er ja auch irgendwie verstehen konnte, aber was bitte hatte sie davon, wenn sie sich so kindisch benahm? Er würde sie heiraten. So oder so und da nutzte auch ihr kindisches Verhalten nichts.
Er seufzte. Diese Frau würde ihn noch umbringen. Er wollte ja gar nicht gemein zu ihr sein, sie einsperren oder sonst was tun. Aber sie ließ ihm kam eine Wahl, sie haute ab, war stur und gab nur wiederrede. Er wollte doch nur, dass sie miteinander klar kamen. Anna musste ihn ja nicht lieben. Das verlangte er a gar nicht. Sondern einfach nur, dass man ganz normal miteinander reden konnte.
Doch wenn sich Anna weiter so benahm wie jetzt, würde er nicht mehr so lieb sein können. Er musste hart bleiben und wenn es sein musste, sie bestrafen, wenn sie nochmal versuchte zu verschwinden. Doch das war nicht mehr so einfach. Er hatte sie in einem Zimmer eingesperrt welches keine Geheimgänge hatte. Er ließ auch kaum jemanden zu ihr und hatte die Wachen in dem Gang verstärkt.
Eigentlich wollte er Anna nicht einsperren. Aber es blieb ihm keine andere Wahl mehr. Sie wollte es nicht anderes verstehen.

Anna lag auf ihrem Bett und richtete sich langsam auf. Sie musste eingeschlafen sein. Ein Tablett mit Essen und Tee stand auf dem Tisch am anderen Ende des Raums.
Ihr Blick wanderte langsam an sich herunter. Sie hatte noch alles an, also musste sie wirklich eingeschlafen sein. Nur langsam stand sie auf und öffnete die Fenster. Schaute hinaus. Herbst. In einigen Monaten würde es anfangen zu schneien. Sie lächelte bei dem Gedanken. Sie liebte den Schnee und die Zeit, bei der man mehr zusammen war. Langsam ging sie in Richtung des Tischchens und schaute sich das kalte Essen an. Mittagessen. Ja, es wurde langsam dunkel. Das hieß, bald würde jemand kommen und das Mittagsessen mit dem Abendessen austauschen. Sie hatte kaum Hunger, daher nahm sie sich nur das Brot was auf einem Brettchen lang. Und nahm den kalten Tee.
Langsam aß sie etwas von dem trocknen Brot und setzte sich ans Fenster. Die Vögel flogen nach Süden und die Blätter wurden vereinzelt schon gelb. Es war ein schöner Anblick.Der Tee schmeckte bitter. Anna schaute sich um und kippte die Flüssigkeit einfach aus dem Fenster.
Sie zuckte zusammen, als sie einen Schrei hörte und dann das Schimpfen eines Mannes. Schnell schaute sie aus dem Fenster und sah wie Alexander unten mit einem anderen Mann stand. Sie kannte ihn nicht. Doch er sah aus der Entfernung schon älter aus.
Und genau diesen Mann hatte sie mit dem Tee getroffen.
Sie schluckte, natürlich schauten die beiden Männer hoch. Schnell versteckte sich Anna und hoffte, dass die beiden sie nicht gesehen hatten.
Aber wie das Schicksal so spielte, hatten sie sie natürlich doch gesehen und keine 10 Minuten später kam eine Magd zu Anna und sollte ihr von Alexander ausrichten dass sie Besuch hatten und sie ihr beim Umziehen helfen sollte.
Anna war nicht begeistert, aber da sie sich vor Besuch nicht schlecht benehmen wollte ließ sie sich wie eine Barbiepuppe in ein enges Kleid zwängen was stramm zugeschnürt wurde und folgte dann der Magd, die sie bis zum Arbeitszimmer ihres Onkels begleitete.
Die Magd klopfte und öffnete auch für Anna die Tür.
Anna trat rein und machte einen Knicks. Auch wenn sie sich innerlich sträubte, sollte niemand von ihr oder ihrer Familie denken, dass sie keinen Anstand gelernt hatte.'Richard das ist Anna. Ich habe dir ja bereits von ihr erzählt.' Beide Männer schauten das Mädchen einen Moment an. 'Anna setz dich zu uns. Ich würde dir gerne einen guten Freund von mir vorstellen - Richard van Wall. Er ist aus den Niederlanden und besitzt dort mehrere Firmen und stammt aus einer Adelsfamilie.' Anna musterte den Mann kurz und setzte sich auf einen Stuhl der ein wenig abseits stand.
Es war ihr lieber alles aus der Entfernung zu beobachten, da sie nicht sicher war, ob es vielleicht Ärger gab, wegen dem Tee.
'Sehr angenehm Sie kennen zu lernen, Eure Hoheit, obwohl ich sagen muss, dass ich lieber im Haus und mit Wasser bade als mit Tee und im Freien.' Richard lächelte die junge Frau an. Sie war hübsch, jetzt verstand auch Richard was Alexander meinte. Auch wenn er schon viele schöne Frauen in seinem Leben gesehen hatte, hatte sie etwas Besonderes an sich.'Es tut mir leid, es wart nicht Ihr, denn ich zu treffen versuchte.' Anna schaute böse zu Alexander. Auch wenn sie niemanden hatte treffen wollte, hätte es er doch eher verdient, als ein Gast.
Doch Alexander überging einfach den Blick, der tödlich wäre, wenn es nur gehen würde, und erklärte, dass Richard jetzt bis zur Hochzeit bleiben würde. Richard musterte die Beiden und er wusste, dass er alles tun musste, damit sich Alexander nicht in das Mädchen verliebte.

Die Gräfin die schon seit 3 Tagen als Gast bei Cornell war, beunruhigte Adelheid. Cornell hatte keine Zeit mehr für sie und war immer mit der Gräfin unterwegs.
Gestern beim Abendbrot saßen alle drei zusammen am Tisch. Es war das erste Mal, dass Adelheid diese Frau länger als 2 Minuten sah.
Doch diese Gräfin machte sich nur lustig über sie, als Adelheid mit Cornell versuchte zu reden. 'Das ist also deine Gespielin, lächerlich dieses Kleid, sogar die Dorfhuren haben einen besseren Geschmack. Und diese Stimme. Sie sollte öfter den Mund halten, damit man die Männer von ihrer Schönheit betört werden und nicht von ihrer Stimme vergrault.', nie aber auch nie, hatte sich diese Frau an Adelheid selbst gewannt, sondern nur mit Cornell. Auch als Adelheid ging, um ins Bett zu gehen, musste sie sich einen Spruch anhören, dass sie besser bei den Mägden schlafen sollte, damit sie sich schon mal dran gewöhnen kann, wie das ist.Adelheid saß draußen auf einer Bank und schaute den Bauern, die in weiter Ferne arbeiteten, zu.
Sie seufzte. Eigentlich hatte sie sich alles ganz anders vorgestellt. Und jetzt? Jetzt war diese Frau da und zerstörte alle ihre Hoffnungen einen Mann zu bekommen, der irgendwann adlig sein würde.
Natürlich hatte sie mit Problemen gerechnet. Aber dass sie hier nur als Gouvernante für die Bediensteten spielen sollte, war nicht das was sie wollte.
Wieso hatte Cornell sie überhaupt hier her geholt? Um sie vor dieser Frau vor zu führen? Um ihr zu zeigen, dass sie nichts wert war? Das nur die Männer in der Revolution, die etwas bewirkt hatten, etwas wert waren?
'Madam, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich Sie draußen gesehen und mir erlaubt Ihnen einen Tee und eine Decke zu bringen!', der Chef der Angestellten stand auf einmal neben ihr. Adelheid war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, dass es kälter geworden ist.
'Danke', murmelte sie und ließ sich die Decke um die Schultern legen. 'Ich weiß, meine Bemerkung ist unhöflich, aber Ihr solltet bald rein gehen, da ihr sonst krank werdet.' Der Mann, der locker ihr Vater sein konnte, lächelte sie an und zog sich dann zurück.
Adelheid wusste nicht wieso, aber die Angestellten hier waren viel netter zu ihr und ziehen nicht so wie zuhause über sie zu lästern.
Vielleicht waren sie nur besser erzogen und taten es hinter ihrem Rücken. Vielleicht waren sie aber auch wirklich so und waren so nett zu ihr, weil sie sie nicht kannten.
Adelheid wusste es nicht und wenn sie ehrlich war, wollte sie es auch nicht wissen. Sie war froh, dass man sie so behandelte.
Aber jeden Tag die Neugierde, was sie da in dem Zimmer machten und wofür die ganzen Spiegel gut waren. Seitdem diese Gräfin da war, durfte niemand mehr das Zimmer betreten außer Cornell und natürlich sie selbst.
Daher entschloss sie sich, nachher wenn alle schliefen einfach mal nach zu schauen. Sie wollte endlich wissen, was die beiden da für ein Spielchen trieben und wollte auch alles daran setzten, die Gräfin zu vertreiben.
Heute erst wurde ein riesiger Spiegel geliefert, der jedem Angst machte und es schien als würde er alles was er zeigte verzerren und in sich aufsaugen.
Sie hatte das Gefühl, auch wenn sie nicht in den Spiegel sah war es, als würde sie beobachtet. Wenn sie sich nicht bewegte, als würde ihr Spiegelbild sich bewegen. Es war ein merkwürdiges Gefühl was sie frösteln ließ immer wenn sie an dem Zimmer vorbei ging.

Nur mühsam kamen die Pferde voran, als Alexander mit seinem Freund und Anna zum Jagen aus ritt.
Es hatte die Nacht über gestürmt und viele Bäume waren umgekippt, dicke Äste lagen auf den Wegen und aus den kleinen Rinnsalen, die etwas tiefer im Wald immer mehr zu kleinen Bächen würden, waren große Bäche geworden. Einige hatten sich schon kurz nach ihren Quellen zusammen geschlossen, da alle an einem Abhang anfingen. Ein kleiner Bach der zum Moor führte war nun gut einen Meter breit und ließ sich nicht überqueren.
Also entschlossen sich die Drei, erst mal Richtung Moor zu reiten, da dort die meisten Hasen und Vögel waren, weil nur da die Wiesen lagen, mit großen Büschen, die ihnen Schutz boten.Anna hätte Alexander mitgenommen, weil er wusste, dass sie die Natur liebte und er ihr eine Freude machen wollte. Er hatte ihr extra ein Pferd gegeben, was nicht besonders schnell war, damit er sie zur Not wieder einfangen konnte.
Anna jedoch war wütend. Sie wollte nicht mit. Sie hasste jagen. Was sollte sie hier auch tun? Denn beiden applaudieren, wenn sie mal etwas gefangen hatten?
Sie wollte nicht sehen, wie die armen Tiere starben und hinterher diese dann auf ihrem Teller vorfinden. Dann mochte sie diese nicht mehr essen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken als sie daran dachte.
'Ist Euch kalt?', Richard hatte gesehen, wie sich Anna leicht schüttel musste bei dem Gedanken. 'Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Danke!', sie lächelte Richard an, der sie besorgt musterte.
Alexander hatte es mitbekommen, aber da er sich so schuldig ihr gegenüber fühlte, wollte er sie nicht fragen.
Er stieg vom Pferd als sie die Wiese erreichten. Viele Tiere waren noch nicht zu sehen. Der Tau oder das Regentropfen, er war sich da nicht so sicher, an den Gräsern und Blättern glitzerten in der Morgensonne.
Und zum ersten Mal seit Tagen lächelte Anna, sie strahlte in diesem Moment so eine Fröhlichkeit aus, dass es Alexander fast das Herz brach. Wieso konnte sie ihn nur nicht so anlächeln? Wie sehr er sich das doch wünschte!
'Ich schlage vor die Pferde binden wir hier an den Baum und Anna kann ja die Decke mit auf den Hochsitz nehmen und sich die Natur anschauen!', Alexander klang wieder so schroff wie eh und je. Auch wenn er es nicht wollte, aber irgendwas ließ ihn Anna gegenüber immer so sein.
Anna reagierte darauf nicht und auch Richard verkniff sich eine Bemerkung. Er war froh, dass Anna Alexander anscheinend nicht besonders mochte, so hatte er ein Problem weniger. Jetzt musste er nur noch versuchen, dass Alexander sich von ihr löste. Sich nicht verliebte und sie anfing zu hassen. Es war einfacher für beide.
Richard nahm Anna freundlich die Decke ab und auch den kleinen Korb denn man ihnen fertig gemacht hatten, da sie sicher hier ein paar Stunden aufhalten würde. Richard verstand nicht, wieso Anna mitsollte. Er hielt nichts davon, einer Frau eine Waffe zu geben und es hatte auch seinen ganzen schönen Plan zu Nichte gemacht.

Anna legte die Arme auf das feuchte Holz. Darauf legte sie dann ihren Kopf und schaute hin zum Moor. Es war als würden tausend Stimmen nach ihr rufen, sie anflehen zu ihnen zu kommen. Sie versuchte sie zu ignorieren, da sie wusste, dass das nur Einbildung war.Aber wieso fühlte sich das so echt an? So schmerzhaft? Ihr Blick wanderte kurz zu den beiden Männern, die immer noch auf das geeignete Tier warteten. Sie schienen die Rufe nicht zu hören. Oder verdrängten sie die Stimmen nur? Anna war verunsichert und zuckte zusammen als auf einmal ein Ast auf dem Boden unter ihnen bedrohlich knackte. 'Graf van Wall! Es wurde dieses Schreiben für Sie abgegeben und euer Tante. Sie sagte es sei dringend! Ich bin sofort los geritten um Euch das Schreiben zu bringen!', ein Stallbursche, der gerne auch mal früher Wettrennen mit Anna geritten war, stieg die steile Leiter hoch. Er war ganz außer Atem und seine Finger zitterten, so dass der ganze Brief vibrierte.
Richard war verwirrt. Er wusste von wem der Brief kam, aber was wollte sie?
Schnell nahm er dem Jungen den Brief ab und öffnete den Umschlag. Es war ein kleines Stück Papier auf dem nur 'Sie haben sie. Heute Abend ist es so weit', stand. Es war ein merkwürdiges Gefühl was in ihm aufkeimte und langsam durch jede Ader seines Körpers floss. Seine Fingerkuppen kribbelten. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Es ging viel zu schnell. Er brauchte noch Zeit. Aber wenn das andere Mädchen weg war mussten sie schnell handeln.
Nachdenklich fragte er nur, ob seine Tante noch da sei und als der Stallbusche dies bejahte, entschuldigte sich Richard bei seinem Freund. 'Ich wusste nicht, dass meine Tante da ist, aber sicher würde Anna es bei ihr besser gefallen, als sich hier langweilen zu müssen. Was meint Ihr, Hoheit?', Richard lächelte das junge Mädchen an und man könnte den Schmerz in seinen Augen sehen, da er wusste, wie ihre Zukunft aussehen würde, wenn er nicht handelte.Annas Augen glitzerten vor Freude, da sie sich wirklich langweilte und sie gerne seine Tante kennen lernen wollte. 'Es wäre mir ein Vergnügen sie kennen zu lernen. Sicher ist sie genau so nett wie Ihr, Richard.' Anna lächelte den Mann an. Sie verbarg das beklemmende Gefühl in seiner Gegenwart, da sie ja selbst nicht wusste wieso sie so fühlte. Aber irgendetwas an diesem Mann ließ sie misstrauisch werden, es war als hätte sie ihn schon mal gesehen. Aber dieses Gefühl beschlich sie erst seit heute Morgen, als sie gesehen hatte wie liebevoll er mit seinem Pferd umgegangen war und er sie während des Rittes, da er sie immer so merkwürdig musterte. Sie kannte diese Augen. Sie hatte sie schon einmal gesehen. Diesen besorgten Blick. Aber wo und wann konnte sie nicht sagen. Vielleicht irrte sie sich auch und ein anderer Mann hatte sie schon mal so angeschaut. Vielleicht wollte sie auch nur ihren Vater in Richard sehen, da er ihm doch ähnelte. Vielleicht war es ja auch das.
Ja genau, ihr Vater hatte sie sicher mal so angesehen und daher kam ihr der Blick so bekannt vor. So musste es sein.
'Gut, dann werde ich jetzt mit Anna zurück reiten und ihr meine Tante vorstellen. Danach komme ich wieder hier hin, was hältst du davon Alexander?', Richards Nerven waren bis zum Reisen gespannt. Er hoffe, dass es gehen würde und sich so sein Problem gelöst hätte ohne, dass er jemanden wirklich weh tun müsste.
Alexander überlegte es sich sehr genau. Eigentlich wollte er nicht, dass Anna alleine mit Richard weg ritt. Nicht das er ihm nicht vertraute, aber er war sich nicht sicher, was Anna machen würde. Ob sie wirklich begeistert war oder nur wieder abhauen wollte.
Außerdem kannte er Richards Tante nicht. So weit er wusste, hatte Richard auch keine Verwandten mehr. Aber er wollte nicht unhöflich sein und willigte ein. Ein wenig Ruhe und Alleinsein würde ihm auch sicher gut tun und so schaute er den Dreien nach, die wieder Richtung Schloss ritten.

Richard atmete tief durch und konnte seine Erleichterung kaum verbergen. Anna jedoch wurde immer misstrauischer und die Zweifel, dass sie in ihm wirklich nur ihren Vater sah wurden größer und größer. Nagten förmlich an ihr und beherrschten ihre Gedanken. Sie wusste nicht, was sie ihn fragen sollte. Ob sie seine Tante wirklich kennen lernen wollte und sollte.
Aber nun waren sie auf den Weg zu ihr und vielleicht würde sie durch seine Tante Antworten finden, die ihr halfen das ganze zu verstehen.

Richards Tante saß in einem kleinen Empfangszimmer in dem immer die unerwarteten Gäste bugsiert wurden, die adelig waren oder zumindest danach aussahen.
Sie saß auf einem wunderschönen Ohrensessel, den Annas Tante speziell anfertigen ließ für Annas Onkel, der sich seit Jahren über Rückenschmerzen beklagte und kaum noch auf einen Stuhl sitzen konnte.
Die Frau war schon etwas älter. Sie trug ein Kleid was im Sonnenlicht, das durch die geöffneten Fenster fiel, glitzerte wie tausend Sterne. Es hatte einem hellen Blau-Ton und war mit Silberfäden bestickt worden. Die Haare waren hoch gesteckt und sie trug einen kleinen Hut an dem ein schwarzer kurzer Schleier befestigt war. Anna konnte ihr Gesicht unter dem Schleier nicht sehen.
Irgendwie war diese Frau unheimlich. Auch Anna das Gefühl hatte als würde diese Frau eine Art Zauber über alle verhängen die sie sahen. Ein Zauber, der einem warm ums Herz werden ließ und einen magisch anzog.
Die Frau blieb sitzen und beobachtete Anna nur. 'Anna, dass ist meine Tante!', Richard wusste selbst nicht wie er sie nennen sollte. Seine Tante. Er war unsicher ob er ihren richtigen Namen sagen durfte oder nicht. Daher überließ er es ihr und verabschiedete sich einfach, nachdem er Anna vorgestellt hatte.
Er hoffe inständig, dass alles sich jetzt zum Guten wenden würde.
Mit einem kleinen aufkeimenden Gefühl der Hoffnung ritt er zurück um sich um Alexander zu kümmern.

'Es freut mich euch kennen zu lernen, Hoheit. Wie lange habe ich auf den Tag des Wiedersehens gewartet und gehofft, dass es vielleicht auch nie wieder dazu kommen wird', die Frau sprach für Anna in Rätseln und daher erwiderte sie nichts auf das was sie sprach. Langsam hob die Frau den Schleier an und nahm den Hut ab. Löste die Haare und Anna erschrak. 'Sie?'







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