Die Gr?fin und der Anwalt Teil 3

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 27.06.2008




Nachdem ich Etienne also mit Peitschen und Trompeten aus meiner Wohnung gejagt hatte, machte ich mich an den Abwasch und ?berlegte, was ich zum Abend anziehen sollte. Echt, das ist schlimm mit mir, ich steh dann immer drei Stunden vor meinem Schrank und hab null Peilung, was ich anziehen soll. Kennt das vielleicht jemand??? Haha!! Ich glaube das geht vielen Frauen so, also bin ich da mal keine Ausnahme. Eigentlich h?tte ich mich jetzt fragen sollen, was Etienne und Jean so treiben, aber daf?r hatte ich nun echt keinen Nerv. Vielleicht sollte ich aber eine Partnervermittlungsb?rse er?ffnen. ?Finden Sie Ihren Traumpartner, mit Feodora von Brunnenstein!'. Ich lach mich tot! Verkupple meine halbe Verwandtschaft und Bekanntschaft und habe selber immer noch keinen Ehemann, noch nicht mal einen Verlobten, ja, noch nicht einmal mehr einen Freund! Naja gut, mal so im Nachhinein betrachtet bin ich froh Peter los zu sein. Aber trotzdem.
Mal wieder ganz in Gedanken ?berh?rte ich fast, dass meine Telefon schrillte. Als ich dann zum Apparat hechtete schmiss ich noch halb meine Kommode in der Flurgarderobe um und stie? mir die H?fte am T?rrahmen. Fluchend kreischte ich dann auch ein atemloses: 'Ja?!' in Telefon.
'Was ist denn mit dir los? Machst du Dauerlauf, oder warum klingst du so atemlos?'
Jean, wer sonst?!
'Nein! Ich bin gegen die T?r gerannt, habe halb meinen Schrank umgehauen und stehe hier mit triefend nassen H?nden, weil ich beim Abwaschen war.'
'Ach so.' Wie bitte, seit wann denn so einsilbig?!
'Und warum rufst du nun an? Schon wieder zur?ck aus der H?hle des L?wen? Hat er dich nicht gefressen?'
'Nein, ich hab eine Gnadenfrist bekommen. Ich soll sp?testens ?bermorgen wieder unten in Ligurien sein und die Vertr?ge abschlie?en. Danach darf ich mir dann einen Monat Urlaub nehmen und mir eine gute Ausrede einfallen lassen, warum ich zwischen den Verhandlungen wieder nach Hause geflogen bin.' erkl?rte mir Jean.
'Sag doch einfach, du hattest ein paar kleinen famili?re Probleme?'
'Und was soll ich denen sagen? Ich bin zwischenzeitlich schwul geworden und musste das mal eben schnell meiner Schwester sagen? Sie kann es ?brigens bezeugen, also wenn Sie sie befragen wollen, tun Sie sich keinen Zwang an?!'
'Na w?r doch schon mal was.'
'Och menno Ivana! Bleib doch bitte einmal ernst!' meinte Jean genervt.
'Ich bin ernst. So und wo bist du jetzt?' fragte ich, schlie?lich w?rde ich Etienne ja noch ?ber Jeans Verbleib informieren m?ssen.
'Zu Hause, wo sonst?' fragte Jean irritiert zur?ck.
'Ach nur so. Wann f?hrst du denn wieder runter?'
'Na morgen Abend wahrscheinlich. Wenn ich einen Flieger so schnell kriege, aber ich glaube das d?rfte kein Problem sein.'
'Okay, kann ich dich dann Morgen noch mal zum Mittagessen einladen?'
'Ja, kannst du. Aber lass uns doch morgen noch mal deswegen telefonieren.'
'Okay. Tsch?ssi, f?hl dich umarmt.'
'Zerquetscht meinst zu wohl eher.' l?sterte Jean.
'Hey! So schlimm bin ich gar nicht!' protestierte ich.
'Nein, schlimmer!'
'Idiot!'
'Ich dich auch!'
Typisch Jean, immer muss er auf mir rumhacken! Aber keine Angst, dass ist praktisch unser normaler Umgangston. Wir haben uns halt ganz besonders dolle lieb.
Grinsend und tropfend stand ich in der Eingangshalle und ?berlegte wie bescheuert ich jetzt wohl auf Au?enstehende wirken musste. Aber Gott sei Dank konnte mich ja in dem Moment niemand sehen.
Flugs tippte ich Etienne's Nummer ein und wartete, bis er den H?rer abhob. Das kann bei Etienne wohlgemerkt schon mal ne halbe Stunde dauern und der gute Herr hielt es ja auch nicht f?r notwendig einen Anrufbeantworter einzurichten. So kann man gut und gerne drei Tage lang erfolglos versuchen ihn zu erreichen und am vierten Tag ruft er an un fragt warum man sich so lange nicht gemeldet hat. Echt, manchmal geht mir da der Hutnagel hoch und ich knall den H?rer einfach wieder auf die Gabel, sollte ich aber auch nicht immer machen, weil einen hab ich dadurch schon verschrottet, dank Etienne!
Diesmal ist er aber so freundlich und nimmt gleich ab.
'Hallo?'
'Hey, Etienne, mein Sorgenkind. Wie geht's dir? Gut zu Hause angekommen?' fragte ich ihn, h?flich wie ich bin.
'Wieso Sorgenkind? Nat?rlich bin ich zu Hause angekommen, und wieso fragst du, wie es mir geht? Wie soll es mir denn schon gehen? Ich bin ungl?cklich und hoffnungslos verliebt!''Ach Etienne, nun steck doch den Sand nicht gleich in den Kopf! H?r mal, ich hab grad mit Jean telefoniert. Er ist gerade in seiner Wohnung angekommen und ich glaube ein bisschen Gesellschaft w?rde ihm jetzt ganz gut tun.'
'Warum gehst du dann nicht hin?' fragte er zickig. Ist der spontan irre geworden?! Ich kriege heute vielleicht mal Besuch von meinem Traummann, soll ich da etwa meinen Bruder tr?sten, wenn der viel lieber von meinem besten Freund in den Arm genommen werden m?chte?!'Weil Janosch heute zum Essen kommt?' frage ich leicht genervt.
'Na aber doch erst abends, da kannst du doch jetzt noch hingehen.' Ich glaube wirklich, der hat sein Gehirn am Empfang abgegeben. Ich mein, so bl?d kann man doch gar nicht sein, oder?!
'Vielleicht muss ich noch das Essen kochen und mich duschen und anziehen und wei? der Kuckuck was machen?' blaffe ich ihn nun an. Manchmal hat er diesen Ton einfach bitter n?tig. 'Au?erdem bin ich der Meinung, dass du ganz dringend zu ihm gehen solltest und ihm deine Gef?hle gestehen solltest. Vielleicht bist du von seiner Reaktion ja positiv ?berrascht!' keife ich in den H?rer und knalle diesen abschlie?end auf die Gabel. Idiot!, fluchte ich innerlich. Gott sei Dank, ist der H?rer ganz geblieben, ansonsten w?rde ich jetzt im Dreieck h?pfen vor Wut. Ich liebe Etienne ja wirklich, einen besseren besten Freund gibt es auf der Welt nicht, aber manchmal bringt er mich echt zur Wei?glut und heute ist definitiv einer dieser Tage an denen er das mit Freude zu tun scheint!
Rauchend vor Zorn stapfte ich in die K?che zur?ck und ?berlegte mir, wie ich Etienne bei n?chster Gelegenheit am besten umbringen w?rde. Erschlagen vielleicht, aber womit?Okay, ich lasse es besser sein, gibt am Ende nur h?ssliche Flecken auf meinem sch?nen Boden und die kann ich nicht gebrauchen, wenn bald Besuch kommt.
Ach du Schande, mein Besuch!
Wie von Wildschweinen gejagt, raste ich durch die K?che und zauberte im Handumdrehen ein k?stliches Essen zusammen. Nach einigem Hin und Her hatten Etienne und ich uns auf dem Weg zu mir f?r einen indischen Schichtkuchen mit Kokosnuss zum Dessert entschieden, welcher jetzt im Ofen seine letzte Runde drehte.
Nachdem ich die K?che geputzt hatte, das Wohnzimmer gebohnert und gewienert war und auch der Tisch ansehnlich gedeckt war, verschwand ich im Badezimmer um mir ein hei?es Bad einzulassen. W?hrend das Wasser lustig in die Wanne pl?tscherte stand ich vor meinem Kleiderschrank und ?berlegte fieberhaft, was ich denn nun anziehen k?nnte.
Weil ich 20 Minuten sp?ter immer noch zu keinem befriedigendem Ergebnis gekommen war, verschob ich die Entscheidung um eine Stunde und stieg in die mittlerweile vollgelaufene Badewanne. Zu leiser Klaviermusik entspannte ich mich allm?hlich und d?mmerte halb weg.Zu meinem gro?en Gl?ck hatte ich vor dem Bad meinen Wecker gestellt. Ich kenne mich schlie?lich und wei?, dass ich bei einem hei?en Bad gerne mal einschlafe. Um dann nicht im Handtuch meinem Gast gegen?ber treten zu m?ssen, hatte ich also den Wecker gestellt. Dieser schrillte munter weiter, w?hrend ich aus der Wanne sprang und tropfend auf die Suche nach dem kleinen Mistdingens ging.
Shit, wo hab ich den nur hingestellt?, schoss es mir durch den Kopf. Wenig sp?ter entdeckte ich ihn auf dem Fensterbrett meines Bades und mit einem Hechtsprung enterte ich dieses um das nervt?tende Pfeifen in die ewigen Jagdgr?nde zu verbannen. Leider nur f?r unbestimmte Zeit.
Anschlie?end suchte ich mein Handtuch und wickelte mich, nachdem ich mich abgetrocknet hatte, erst einmal in dieses ein. W?hrend mein Badewasser abfloss, enterte ich erneut meinen Kleiderschrank und diesmal stach mir ein Kleidungsst?ck sofort ins Auge. Ein
wundersch?nes knielanges sommerliches Kleid. In der Hoffnung es w?rde mir noch passen holte ich es aus dem Schrank und ging zur?ck ins Bad um mir meine Haare zu f?hnen.Als ich meine M?hne zumindest halbwegs geb?ndigt hatte, probierte ich das Kleid an und, oh Wunder, es passte tats?chlich noch. Zuletzt hatte ich es vor drei Jahren getragen, als meine Eltern ihre Silberhochzeit gefeiert hatten, seitdem hing es in meinem Schrank und wartete auf den n?chsten Anlass, zur Schau gestellt zu werden.
Das Prachtst?ck war knielang, aus feinster franz?sischer Seide und Spitze. Das Oberteil war mit Triangeltr?gern und mit Perlen bestickt. Der Rock eher schlicht fiel in sch?nen Falten etwas weiter hinab und flog beim Tanzen wunderbar herum. Das dunkle rot der Seide und die helle cremefarbene Spitze schmeichelten nicht nur meinem hellen Teint sondern betonten auch noch meine giftgr?nen Augen. Doch, mit diesem Kleid hatte ich eine gute Wahl getroffen, f?r den heutigen Abend.
Ich kam gerade fertig gestriegelt wieder die Treppe nach unten, als mein Telefon schrillte.'Ja?' meldete ich mich.
'Feodora?' t?nte mir die angenehme dunkle Stimme von Janosch entgegen und lie? mein Herz augenblicklich h?her schlagen.
'Ja, Janosch?'
'?h, du hast mir gar nicht gesagt, wo du wohnst.'
'Du hast aber auch nicht danach gefragt.' Leise l?chelte ich vor mich hin.
'Hm, gut, stimmt auch wieder. Also, wo soll ich denn nun hinkommen?' fragte er.
'Na zu mir?' stellte ich mich absichtlich dumm.
'Und wo ist bei dir?' fragte er.
'Die gro?e Villa am Karlsplatz. Kadettenweg, Ecke Ringstra?e.' Erkl?rte ich. Ich h?tte ihm auch einfach die Hausnummer nennen k?nnen, doch ich liebe R?tsel nun mal. Sollte er sich ruhig ein bisschen anstrengen das Haus zu identifizieren.
'Noch genauer geht's wohl nicht, was?' fragte er belustigt zur?ck.
'Nein. Geht es leider nicht' grinste ich in den Telefonh?rer, sagte: 'Bis sp?ter!' und legte auf.Gerade ?berlegte ich, ob dann nicht auffliegen w?rde, dass ich adlig war, als das Telefon schon wieder klingelte und mir einfiel, dass mein richtiger Name ja gar nicht am T?rschild stand. Lediglich, Feodora Bruhnstein. Eine Abwandlung meines Namens, die ich mir hatte einfallen lassen, als ich von zu Hause auszog, weil ich nicht wollte, dass jeder gleich wei?, wer ich bin. Bis heute ist es mir auch erfolgreich gelungen mich von der Presse fernzuhalten, wenn es hie?, Fotos machen f?r die Zeitung. Es wei? zwar jeder, dass die von Brunnensteins auch eine Tochter haben, doch wei? niemand, wie diese aussieht und auch meinen vollen Namen wei? dort niemand. Meine Eltern hatten mich und meinen Bruder immer aus dem Werberummel heraushalten wollen. Und das war ihnen auch hervorragend gelungen und ich kann mich nicht dar?ber beschweren, mir gef?llt das n?mlich.
Etwas genervt nahm ich nun erneut den H?rer ab. So langsam kam ich mir vor wie auf einem Bahnhof. St?ndig wollte irgendjemand was von mir und die Leute spazierten hier ein und aus!'Ja?'
'Na aber, warum denn so griesgr?mig? Ist doch ein sch?ner Tag heute!'
'Wolltest du nicht morgen erst wieder anrufen?' fragte ich brummig.
'Freust du dich denn gar nicht, wenn dein Lieblingsbruder mal anruft?'
'Ich hab doch nur einen. Da kann ich doch nicht wissen, ob du auch noch mein
Lieblingsbruder bist. Hab doch nichts zum vergleichen!' scherzte ich.
'Hast du mich also gar nicht lieb?' fragte er und schmollte schon wieder.
'Doch mein herzallerliebster Lieblingsbruder, weil einzigster, aber was ist denn nun los? Wie kommt es denn, dass du so pl?tzlich wieder gute Laune hast? Das liegt nicht zuf?llig an einer ganz bestimmten Person? Wie geht es Etienne denn?' fragte ich zuckers??.
'Oh doch! Etienne ist gerade da und du glaubst ja gar nicht... Moment mal, woher wei?t du...?' irritiert brach er ab.
'Ach Jean, das freut mich aber. Was hat er denn gesagt?' Neugierig bin ich ja gar nicht.'Er hat mir gerade... Sag mal, woher wei?t du eigentlich, dass Etienne da ist?' fragte er immer noch verwirrt.
'Wei? ich das denn?'
'Na du hast doch gerade gefragt, wie es ihm geht?'
'Ach Jean! Du stehst echt mal wieder komplett auf der Leitung! Ich hab ihn doch zu dir geschickt! Und nun sag mir endlich, was er zu dir gesagt hat, damit du jetzt so gute Laune hast!' dr?ngte ich ihn.
'Wie? Du hast ihn..? Hast du ihm etwa..?!'
'Nein hab ich nicht. Er hat mir etwas erz?hlt und da meinte ich, er solle zu dir gehen und es dir auch sagen. So, und nun sag mir endlich, was er dir nun gesagt hat!'
'Na wenn er es dir schon gesagt hat, dann brauch ich es ja nicht noch mal zu wiederholen.' meinte Jean pl?tzlich und ich konnte sein diabolisches L?cheln f?rmlich vor mir sehen.'Och menno! Du bist gemein, wei?t du das eigentlich?!'
'Nicht besser oder schlechter als du!'
'Jetzt sag schon endlich!' dr?ngte ich ihn.
'Okay. Also so viel gibt es da nicht zu erz?hlen. Etienne stand vor einer Stunde vor meiner T?r und wir haben uns ein wenig unterhalten.'
'Mein Gott noch mal, nun mach es doch nicht so spannend! Erz?hl schon!'
'Also wir haben ?ber unsere Gef?hle zueinander gesprochen und sind uns einig geworden.''Und das soll hei?en?'
'Naja, ich denke, dass wir jetzt zusammen sind.'
'Juchu! Na das ist doch prima!' jubelte ich laut los. 'Wei?t du was? Ich lad euch beide morgen zum Mittagessen ins ?Venice' ein. Das m?ssen wir unbedingt feiern!'
'Okay. Um 12 dann, ja?'
'Genau. Ich muss jetzt aber auch Schluss machen, Janosch kommt gleich.'
'Okay, dann w?nsch ich dir viel Gl?ck bei deinem Date, Schwesterlein!'
'Ja, danke. Und ich w?nsch euch auch ganz viel Gl?ck und gr?? Etienne von mir! Bis Morgen!' verabschiedete ich mich. Dann flitzte ich noch einmal hoch in mein Badezimmer und h?llte mich in eine dichte Wolke aus Haarspray, Deo und Parfum.
Punkt 19:00 Uhr klingelte es an der T?r und ich musste mich wirklich zusammen rei?en um nicht nach vorne zu st?rzen, sondern wie es sich f?r eine Dame geziemt, langsamen Schrittes voran zu schreiten.
Als ich die T?r ?ffnete, blieb mir beinahe der Atem weg. Janosch sah einfach nur atemberaubend aus.
Er trug einen schlichten aber ganz bestimmt wahnsinnig teuren dunkelblauen Armanianzug, ein cremefarbenes kurz?rmeliges Hemd und schwarze elegante Schuhe, ob die auch von Armani waren, konnte ich nicht sagen, aber ich vermutete es.
Einen krassen Knotrast zu diesem adretten Anzug bildeten seine ordentlich unordentlich verwuschelten schwarzen Haare, was ihm einen verwegenen Touch gab und unglaublich sexy aussah. Und noch dazu diese wundersch?nen strahlend blauen Augen! Da konnte Frau direkt ins Schw?rmen geraten, was ich wohl gerade auch ausgiebig tat.
Belustigt blickte er mich an und fragte schlie?lich: 'M?chtest du mich nicht hineinbitten? Oder speisen wir vor deiner T?r?'
'?h, nein. Komm doch rein. Du siehst gut aus, der Anzug steht dir echt verdammt gut!' musste ich jetzt einfach mal sagen. Zwar h?tte ich mir schon wenige Sekunden sp?ter am liebsten die Zunge abgebissen, aber Janosch' sanftes L?cheln lie? die Schmetterlinge in meinem Bauch schon wieder Salsa tanzen.
'Du siehst allerdings auch mal wieder hinrei?end aus!' bemerkte er mit pl?tzlich rauer Stimme und einem weiteren L?cheln, welches diesmal anerkennend ?ber meinen K?rper glitt. Seine Blicke schienen f?rmlich verlangend ?ber mich zu gleiten und mir wurde verdammt hei? in dem kurzen Kleid. So wie er mich ansah kam ich mir vor wie die Hauptdarstellerin in einem Pornofilm, allerdings war das Gef?hl nicht unbedingt unangenehm. Vielmehr genoss ich es, ihn mit meinem K?rper beeindrucken zu k?nnen und ihm schien ?beraus zu gefallen was er sah. Ging mir bei ihm aber auch nicht anders.

An diesen Abend erinnere ich mich heute noch so, als sei er erst gestern gewesen. Vielleicht auch deswegen, weil es der Abend war, an dem wir uns das erste Mal k?ssten. Es war einfach wundervoll und w?hrend ich hier zwischen feiernden Menschen sitze, mir laute Musik anh?re und einen Cocktail nach dem anderen hinunter st?rze, kullern mir kleine Tr?nen die Wangen hinunter. Der Abend war perfekt gewesen. Janosch war der perfekte Mann f?r mich, davon war ich ?berzeugt, mit ihm wollte ich mein Leben verbringen. An seiner Seite wollte ich durch die Welt reisen. Ich wollte pl?tzlich Kinder haben und ein gesittetes Leben f?hren, ohne laute feuchtfr?hliche Partys bis in die fr?hen Morgenstunden. Ich wollte einen festen Platz im Leben haben. Ich wollte endlich zu Hause ankommen. Doch auch dieser Traum sollte bald darauf wie eine Seifenblase zerplatzen.
An jenem Abend hatten wir beschlossen, es miteinander zu versuchen. Wir wollten es langsam angehen, obwohl wir am liebsten sofort ?bereinander hergefallen w?ren. Wir gingen aus, ins Kino, in Bars und Restaurants. Wir gingen abends im Mondschein spazieren und es war noch so sch?n. Leider bleibt es nie so und auch unser erste Streit war nicht weit davon entfernt.
Die Musik wird lauter, die Menschen ausgelassener, doch ich nehme das alles gar nicht mehr war. Ich versinke wieder in meinen Erinnerungen an unseren ersten grauenvollen Streit.

Ganze drei Wochen waren wir nun schon ein Paar und ich wollte ihm endlich meinen Bruder vorstellen. Leider verga? ich dabei nur ganz, dass die beiden sich ja schon kannten. Wir hatten ausgemacht uns im ?Venice' zu treffen, in welches ich vor Wochen schon Jean und Etienne geschleppt hatte. Wir hatten schlie?lich ihre Zueinanderfindung betrinken m?ssen! Die beiden gaben einecht verdammt s??es Paar ab und ich h?tte echt neidisch werden k?nnen, als ich sah, wie die beiden sich verliebt in die Augen blickten, aber ich war ja seit gestern mit Janosch, dem Traum meiner schlaflosen N?chte, liiert und mindestens genauso verliebt, wenn nicht sogar noch mehr.
Jean und ich standen also p?nktlich 12:00 Uhr mittags vor dem Eingang zum Nobelrestaurant schlechthin und warteten auf meinen Angebeteten.
'Sag mal, bist du dir eigentlich wirklich sicher?' fragte Jean mich pl?tzlich.
'?h, wie meinen?' verwirrt sah ich ihn an. Was meinte mein Bruder denn jetzt mit dieser kruden Frage?
'Bist du dir wirklich sicher, dass du ihn mir heute schon vorstellen m?chtest?'
'Wann denn dann, wenn nicht heute?' Immer noch ratlos, starrte ich ihn an.
'Ich wei? nicht. Zu einem sp?teren Zeitpunkt vielleicht?' schlug er vor.
'Was passt dir denn am heutigen Tag nicht?' Was wollte er denn nur von mir?!
'Es ist alles okay mit dem heutigen Tag.'
'Ja und warum machst du dann so einen Aufstand deswegen?' Kann der mir bitte endlich mal sagen, was er eigentlich von mir will? Also wirklich, die Liebe zu meinem Bruder in allen Ehren, aber diese Geheimnistuerei geht mir auf die Nerven!
'Mach ich doch gar nicht. Ich meine nur, wenn du mir deinen Angebeteten heute vorstellst, dann sieht das irgendwie so offiziell aus. So, als ob du es wirklich ernst mit ihm meinst und bald die Hochzeitsglocken l?uten.' f?gte er noch hinzu, nachdem ich ihn zuerst angesehen h?tte, als sei er ein Au?erirdischer vom Planeten der ?berfahrenen Eichh?rnchen.'Ich meine es ja auch ernst mit ihm, aber von diesem Standpunkt hab ich es noch nicht wirklich betrachtet. Trotzdem m?chte ich, dass ihr euch kennenlernt.' gab ich achselzuckend zu.
'Ich glaube wir kennen uns schon.' ert?nte pl?tzlich eine leicht missgelaunt Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und blickte direkt in die sch?nsten eisblauen Augen der Welt, die mich jetzt gerade ausgesprochen grimmig musterten.
'?h...?' machte ich mal wieder ausgesprochen intelligent. Warum mach ich mich eigentlich jedes Mal zum L?ffel, wenn er vor mir steht? Der muss doch langsam schon denken ich bin ein bisschen minderbemittelt!
'Stimmt.' stellte mein Bruder mit seinem messerscharfen Verstand mal wieder ?beraus clever fest. 'Wir kennen uns tats?chlich schon.'
Ja, ach nee, das h?tt ich ja jetzt nicht gedacht! Shit, nat?rlich kannten sich die beiden schon. Hatte mir Jean nicht schon vor ?ber drei Wochen gesagt, er habe Janosch auf seiner Reise nach Ligurien kennengelernt? Ich Hirsch! Das hatte ich mal wieder komplett verplant!'Graf von Brunnenstein, wenn ich nicht irre?' fragte Janosch meinen Bruder.
'Sie irren nicht, Mr. Brooklyn, wenn ich mich recht entsinne.' Was ist denn jetzt kaputt?! Kann mir bitte mal einer sagen, warum die sich jetzt so merkw?rdig auff?hren? Sind die vielleicht auf Drogen?
'Sie entsinnen sich recht und dann bist du wohl Gr?fin Feodora von Brunnenstein, hab ich recht?' Das war jetzt an mich gerichtet.
'Also richtig muss es hei?en: Gr?fin Feodora Gabriella Ivana von ....., ?h- ja, es ist korrekt.''Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?' fragte Janosch, noch immer dieses w?tende Funkeln in den sch?nen Augen.
'Ich wei? es nicht.' gestand ich leise. 'Oder vielleicht doch. Bisher waren die meisten M?nner immer nur nach meinem Geld her. Zuerst nach meinem K?rper, doch sobald sie meinen Namen wussten, waren sie nur noch pausenlos dabei sich mein nicht gerade kleines Verm?gen unter den Nagel zu rei?en.' Nebenbei, es ist verdammt frustrierend, wenn einem so etwas immer und immer wieder passiert.
'Sch?tzt du mich wirklich so materiell ein?' fragte er mich mit einem seltsamen Unterton in der Stimme und da ging mir auf, dass ich ihn wohl gerade ziemlich verletzt haben musste. Hatte ich ihm doch schlie?lich ungewollt unterstellt, dass auch er hinter meinem Geld her sein k?nnte, sobald er meinen wahren Namen w?sste.
'Nein, ich- es tut mir leid. Ich wollte das nicht so sagen, ich hatte nur Angst es k?nnte so sein... nein, das ist falsch. Ich, nun ja, ich wollte dich eigentlich nicht bel?gen, aber.. ich wei? nicht, was mich geritten hat, aber ich hatte einfach Angst, du w?rdest dich vielleicht von mir abwenden, weil du ja nicht gerade ... naja, wie soll ich sagen? Du klangst eben nicht gerade sonderlich begeistert vom deutschen Adel, oder dem Adel ?berhaupt. Ich bef?rchtete einfach du w?rdest gehen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, wenn du w?sstest, dass ich auch zu dieser snobistischen, geldgeilen Oberschicht geh?re und noch bevor ich mir ?berhaupt richtig Gedanken dar?ber machen konnte, war die L?ge schon ?ber meine Lippen gekommen.' stammelte ich in dem verzweifelten Versuch ihm alles zu erkl?ren.
'Warum hast du mir dann sp?ter nicht einfach gesagt was Sache ist? Du musst doch bemerkt haben, dass ich an deinem Geld kein St?ck interessiert bin. Du bist mir wichtig und nur du!' sagte er und sah mir eindringlich in die Augen.
'Naja, ich wollte nicht als L?gnerin dastehen...' Was ich jetzt nat?rlich sowieso tat, also hatte ich mir mal wieder ein klassisches Eigentor geschossen. Wenn irgendwann in ferner Zukunft mal das Eigentorschie?en olympisch wird, dann werde ich darin ganz bestimmt Weltmeisterin!
'Ach Feodora, das h?ttest du mir doch sagen k?nnen! Schlie?lich war ich ja auch nicht ganz ehrlich zu dir. Immerhin habe ich dir gesagt, ich w?rde keinen aus der Adelsschicht kennen, obwohl ich noch kaum zwei Wochen zuvor deinen Bruder kennengelernt hatte!'
Da hat er nat?rlich recht. By the way, wo ist Jean eigentlich? Wie ich mich so umsah bemerkte ich, dass mein Bruder sich klammheimlich davon geschlichen hatte, wahrscheinlich um uns ein bisschen Privatsph?re und Ruhe zu g?nnen, bei unserer Aussprache. Den selben Gedanken schien Janosch wohl auch gehabt zu haben, denn in eben jenem Moment sagte er: 'Dein Bruder hat wohl mal wieder weiter gedacht, als wir.'
'Scheint so...' murmelte ich geistesabwesend.
'Feodora?' riss Janosch mir sanft aus meinen Gr?beleien.
'Nenn mich doch bitte Ivana. Das sagen praktisch alle, die mir nahe stehen und wenn du es jetzt eh wei?t. Dann sag doch bitte auch Ivana zu mir!' forderte ich ihn auf. Ivana klingt immerhin besser als Feodora, das erinnert mich immerzu an die Pralinen und dann komm ich mir immer so komisch vor. Manchmal k?nnt ich meine Eltern deswegen auch echt erw?rgen, ich meine, welcher normale Mensch kommt denn auf die Idee sein Kind nach einer Pralinensorte zu benennen?!
'Okay, dann Ivana?'
'Hm...' murmelte ich schon wieder abwesend mit meinen Gedanken.
'Ivana? Sieh mich mal bitte an!' forderte er mich sanft, aber fest auf und legte seinen Finger unter mein Kinn um meinen Kopf zart anzuheben, so dass ich ihm in die Augen sehen musste. In denen ich unendliche Zuneigung und Liebe erblickte und v?llig ?berw?ltigt war.'Ja?' fragte ich erstickt und auch ?berrumpelt von soviel Offenheit seinerseits.
'Ivana, ich liebe dich. Egal was ist. Ob du jetzt eine Adlige von hohem Stand bist oder arm wie eine Kirchenmaus. Ich habe mich schon im ersten Augenblick in dich verliebt und bin deinem Charme mit Haut und Haar verfallen. Ivana, ich kann nicht mehr ohne dich leben! Ich liebe dich!' sagte er und sah mich dabei wieder so liebvoll und eindringlich an.
Mir schn?rte es schier den Atem ab. So etwas sch?nes hatte mir bisher noch nie ein Mann gesagt und ich sp?rte bei ihm sofort, dass er es mehr als nur ernst meinte.
Dann neigte er seinen Kopf und nach einer halben Ewigkeit ber?hrten seine Lippen sanft die meinigen. Mir war als w?rde tief in meinem Inneren ein Feuerwerk explodieren und ich meinte in seinen Armen vergehen zu m?ssen. Jeder Kuss mit ihm war atemberaubend, aber diesmal war es nicht nur Leidenschaft und Liebe, die ich sp?rte, nein, es war viel mehr als das. Es war wie ein Versprechen. Dass er immer f?r mich da w?re, mich niemals allein lassen w?rde, mir niemals wehtuen w?rde. Ich gab mich ihm ganz hin, ?ffnete zum ersten Mal in meinem Leben mein Herz ganz f?r ihn und dr?ckte mich heftig an ihn. Der Kuss, der so federleicht und zart begonnen hatte wurde immer leidenschaftlicher, immer mehr von Lust, denn von Sanftheit gesteuert pressten wir unsere Leiber aneinander und ich sp?rte deutlich, dass nicht nur ich erregt war.







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