Ich bin schwanger Teil 2

Autor: Alynne
veröffentlicht am: 05.07.2008




Ich laufe durch die Strasse, und halte vor einem kleinen Laden der 'Baby an Bord' heißt, schon seit Jahren gehe ich mit Freundinnen am Schaufenster vorbei und betrachte die winzigen Schuhe, oder die kleinen Mützchen, und schon immer wollte ich da drinnen mal einkaufen gehen. Es sind jetzt schon zwei Monate vergangen seitdem ich es Vince gesagt habe ,ich bin also etwa im vierten Monat, und man sieht noch nicht wirklich einen richtigen Baby-Bauch, aber ich selber merke es immer deutlicher, vielleicht realisiere ich es nur langsam und deshalb glaube ich etwas zu spüren. Um mir selber zu zeigen dass ich ein Baby bekomme, betrete ich also langsam den Laden. Eine Verkäuferin kommt auf mich zu, sie ist jung und sieht nett aus. 'Bist du sicher dass du hier richtig bist?' fragt sie mich zögernd. Verlegen sehe ich auf meine Füße, eigentlich müsste ich stolz das Kinn heben und verkünden dass ich ein Kind in mir trage, aber ich bin noch nicht soweit, deshalb sage ich nur leise 'Ja.' Die Verkäuferin lächelt. 'Dann ist es dein erstes, vermute ich.' Ich nickte nur und starrte immer noch nur auf den Boden. 'Ich hab auch grade mein Erstes bekommen, ich kann dir also fachmännisch helfen.' Gott sei dank, endlich jemand der gut damit umgeht, denke ich. Während Erika, so hat sie sich vorgestellt, und ich durch die Gänge laufen stöbern wir zusammen etwas in den Regalen. Sie plappert fröhlich drauf los. Erzählt dass sie ein Kind mit 20 bekommen hat, und sich gut vorstellen kann wie es mir grade geht, sie fragt nach dem Vater und ob wir uns auf das Kind freuen. Ich denke kurz an Vince, der es noch am selben Abend seinen Eltern gesagt hatte. Die nächsten Tage war er noch wie erstarrt wenn er mich gesehen hat, doch er hat sich Mühe gegeben normal mit mir umzugehen. Jetzt erwische ich ihn manchmal wie er nachts die Hand auf meinen Bauch legt und nachdenklich schaut. Nicht unruhig, nur in Gedanken versunken. Eine Weile lang haben wir nicht darüber geredet, aber einmal hatte ich es nicht ausgehalten und es war aus mir herausgeplatzt. 'Willst du einen Jungen oder ein Mädchen?' er hatte mich erst geschockt angesehen, und dann lächelnd geantwortet, er wolle nur ein Kind das aussehe wie ich.
Also nicke ich eifrig auf ihr Frage. 'Das ist gut' antwortet sie 'zu viele Jugendliche zerstören ihr eigenes Leben, indem sie sich die Schuld am Tod ihres Kindes aufbürgen. Ich glaube nämlich es gibt viele junge Mädchen die eher mit einem Kind zurecht kämen als damit es wegmachen zu lassen. Sie werfen es sich vor und fragen sich immer, was wäre wenn sie es anders getan hätten…sie kommen mit der Schuld nicht klar.' Kurz glaube ich einen traurigen Schimmer in ihren Augen zu sehen, doch es war so kurz, dass es wohl nur Einbildung war.Letzten Endes kaufe ich nichts, denn es ist noch zu früh, aber Erika und ich tauschen unsere Nummern aus, und trinken noch einen Tee zusammen, Kaffee trinkt sie nicht, und mir rät sie davon ab. Ich bin froh jemanden zu haben der mich versteht und mir Tipps geben kann, meine Mum… na ja sie kommt noch nicht so damit klar und war auch mit mir damals schon überfordert, da will ich sie nicht so mit reinziehen, auch wenn ich zu ihr zurückgezogen bin, um ihre Hilfe zu bekommen. Sie kommt schlechter damit klar Oma zu werden als ich damit Mutter zu werden. Immer wieder fragt sie mich wie ich für das Kind sorgen will, und immer antworte ich dasselbe 'Vince und ich werden das schon schaffen.' Erika nickt und erzählt mir dass ihre Mutter sie damals auch eher schlecht als recht unterstützt hatte, weil Erika noch nicht verheiratet war. Sie war bis jetzt nur verlobt, und möchte warten bis das Kind alt genug ist um nicht als Grund für die Hochzeit zu gelten. 'Ich möchte meinen Freund nicht wegen unserem Kind heiraten' erklärt sie mir, sie will warten um zu wissen ob er der Richtige ist. Ich denke an Vince und daran ob ich ihn heiraten könnte. Bei dem Gedanken muss ich lächeln, ich sehe uns nämlich im geistigen Auge bereits mit Bierbauch, Lockenwicklern und Bademantel vor dem Fernseher sitzen. Meinen Eltern übrigens zum verwechseln ähnlich. Aber wenn ich Erika betrachte, sie ist jung und schön und frisch, ja sie ist eine tolle junge Braut, sogar jetzt in Jeans und Bluse. Bevor es Zeit für mich ist zu gehen, drückt sie mich und sagt ich solle sie anrufen oder gleich besuchen wenn es zu viel wird. Zwar weiß ich noch nicht was 'zu viel' ist, werde mich aber sicher dran erinnern wenn es soweit ist.

Ich atme zweimal tief durch und öffne dann die Tür zur Praxis. Frage Regine wo der Chef ist, und sie nickt nur in Richtung Behandlungszimmer, ihr Blick verrät mir dass der Chef schlecht drauf ist. Na toll. Ich betrete den Raum. 'Herr Eichinger?' Ich hasse es das zu tun. Nachdem er mich sehr kühl hereingebeten hat und ich ihm die Lage geschildert habe. Sieht er mich aus zugekniffenen Schweinsaugen an. 'Nun ja, ich dachte mir schon dass so etwas bei ihnen kommen würde' WAS sollte das nun wieder heißen?! 'Ich erwarte ihre Kündigung Montag im Briefkasten.' Ich nicke nur, verlasse erhobenen Hauptes den Raum und pralle mit Regina zusammen. Sie zwinkert mir zu und sagt 'Wenn du willst mach ich dir gleich jetzt Ultraschallbilder.' Achja, meine liebe Kollegin Regina, bei ihr und diesem Idioten machte ich bis dahin eine Ausbildung zur Arzthelferin, doch aus der Traum. Um Reginas Charakter zu verstehen sollte man nur eins wissen, sie schämt sich nicht mal, beim Lauschen erwischt worden zu sein, sie grinst nur frech und zieht mich in den anderen Behandlungsraum. Ich bin jetzt fast im sechsten Monat und auf einmal habe ich einen für mich riesigen Bauch.Ich starre auf die Bilder und bin erschrocken, man erkannt ja schon einen Menschen in mir, beim letzten Mal war es noch nicht so ausgeprägt, und seitdem war ich nicht mehr. Ich bitte Regina um die Bilder und rahme sie zuhause ein. Ich klaue mir einen Pulli meiner Mutter der nicht ganz nach alter Frau aussieht, denn meine passen nicht mehr, da schaut unten immer ein stück Bauch heraus, und Erika hatte gesagt dass das Baby immer warm haben sollte. Also Pulli meiner Mum. Ich ziehe ihn mir über und laufe schnell die Treppe runter um das Bild Vince zu bringen. Immerhin habe ich meine Energie noch nicht verloren, ich hab gehört manche Mütter verbringen drei Viertel der Schwangerschaft im liegen weil sie so schnell fertig sind. Zum glück habe so was und andere schlimmen Symptome einer Schwangerschaft wie zum Beispiel aufgebläht sein und Übelkeit nicht. Ich genieße jeden Tag inzwischen, ich freue mich auf den September denn am 2. ist der erwartete Geburtstag meines Kindes. Regina wollte mir sagen was es wird, doch ich wollte es mit Vince zusammen auf dem Ultraschall herausfinden, ich konnte das zum Glück sehen, praktisch so eine Ausbildung, denke ich. Nein, eigentlich habe ich in allem furchtbar viel Glück, denke ich. Glück im Unglück. Ich werde misstrauisch, so viel auf einmal ist für mich nicht mehr normal.







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