Watkins - Leidenschaft eines Piraten Teil 3

Autor: Angel of Summer
veröffentlicht am: 12.07.2009




Nairima knallte die massive Holzt?r hinter sich zu und lie? sich an dieser entlang auf den Boden sinken. Sie sch?mte sich zu tiefst. Erst hatte sie so zuversichtlich geredet und jetzt war sie kurz davor gewesen sich in seinen Ber?hrungen zu verlieren. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren H?nden und seufzte. Schlie?lich nahm sie sich das Tagebuch, eine Feder mit Tinte - sie liebte es, dass es in ihrem Zimmer alles gab - und begann neben dem Bett sitzend alles aufzuschreiben, was sie belastete.

'1859
Ich wei? gar nicht, welches Datum wir genau haben. Aber ich bef?rchte, dass ich die Nachfolgerin dieser armen Frau bin. Wie konnte mir das passieren? Ich habe keine Ahnung woran sie gestorben ist, hat Watkins sie tats?chlich umgebracht? Was mache ich dann hier eigentlich? Warum lasse ich mich trotzdem von ihm so?wie soll ich es sagen? Ich will nicht sein Beth?schen sein.'

'Betth?schen wird mit zwei ?T' geschrieben.', erschreckte Watkins sie von hinten, der auf dem Bett lag und grinsend ?ber ihre Schulter sah. Nairima dr?ckte verschreckt das Tagebuch an ihre Brust. 'Hab doch schon alles gelesen.', er spielte mit dem Zahnstocher zwischen seinen Lippen, 'ist das mit diesem Buch da ein Frauentick oder so?'
Von seinen Haaren tropfte noch die N?sse auf ihre Bettdecke herunter. Besch?mt stierte sie auf den Boden. Diese Gef?hlsschwankungen, die sie in den paar Stunden auf diesem Schiff erlebt hatte, machten ihr schwer zu schaffen. 'Nairima, ich muss mit dir reden.', er stieg vom Bett herunter und hockte sich vor sie, 'Ich will nicht, dass du dich hier unwohl f?hlst. Du hast auch keinen Grund dazu. Du brauchst keine Angst haben. Ich besch?tze dich doch. Sieh mich an.', er hob ihr Gesicht an, sodass sie direkt in seine Augen sah, 'was muss ich tun, damit du dich wohl f?hlst?'
'Da fragst du noch?!', verst?rt entzog sie sich seiner Hand und schaute ihm fest in die Augen, 'Du h?ltst mich auf diesem Schiff fest, gegen meinen Willen. Startest dauernd solche perversen Ann?herungsversuche und glaubst, dass ich mich wohl f?hle?! Verdammt, lass mich einfach gehen.'
Sie wurde mit jedem Wort lauter und war schlie?lich vor lauter Zorn aufgestanden. Watkins folgte ihr zu einem graden Stand, verlie? dabei ihre Augen jedoch nicht. 'So siehst du das also? Ich finde nicht, dass du auf diesem Anwesen von Sir, wie hie? er doch gleich, gl?cklich aussahst, nur damit du es wei?t. Und noch was: spring doch von der Rehling, es wird dich niemand aufhalten.', er blieb merkw?rdig ruhig und wendete sich zum Fenster, 'die Haie w?rden sich freuen.'
'Geh.', murmelte Nairima und lie? sich steif aufs Bett fallen, 'Geh einfach.'Der Captain atmete laut aus und setzte sich schlie?lich neben sie: 'M?ssen wir uns immer streiten?'
Sie richtete ihren Kopf wieder zu ihm und sch?ttelte ihn zugleich. Ein kleines L?cheln huschte durch sein Gesicht und er strich ihr ?ber ihr sch?nes Haar: 'Wenn du es wirklich so schrecklich hier findest, dann legen wir Morgen an und du kannst gehen. Willst du das?'Sie nickte. Diese Reaktion kr?nkte ihn, auch wenn er es sich nicht anmerken lie?: 'Gut, also dann.'
'Ja', blieb sie stark und verschr?nkte ihre Arme. Watkins verlie? augenblicklich das Zimmer ohne ein weiteres Wort. Nairima seufzte. Sie wusste dann wieder nicht wohin mit sich. Das einfachste w?re wirklich seinem Vorschlag zu folgen und von der Rehling zu springen. Es war das kl?gste, doch irgendwas hielt sie davon ab, sie wusste nur nicht was. Eigentlich wollte sie nur dahin, wo sie urspr?nglich hin geh?rte.
Sie lief zum Fenster und sah nach drau?en. Der Meergang war unruhig und aufgebraust.Nairima verlie? das Zimmer. Alles war ruhig. Das gewohnte, laute M?nnergebl?ke war nicht zu h?ren. Skeptisch stieg sie aufs Deck und blickte sich um. Die Piraten arbeiteten in stiller Sorgfalt. Irgendwas stimmte nicht, irgendwas war anders als sonst. Als sie weiter in die Mitte des Schiffes trat, drehte sich jeder einzelne Kopf zu ihr und reum?tige Blicke wurden ihr zu Teil. Nairima zog ein k?hler Schauer ?ber den R?cken und eine G?nsehaut legte sich auf ihre Arme. Ihre Haare wehten im Wind, ihr Kleid schlug gewohnte Wellen. Sie eilte zum Steuerrad. Watkins stand dort. Nicht wie gewohnt. Ihn umgab ein leuchtender Schleier in Form von blauem, leuchtendem Feuer. Dieses Feuer schien jedoch nicht von dieser Welt. Es blendete ihre Augen. Es war weder das Blau des Himmels, noch des Wassers. Es war ein Gemisch aus Sonne und unnat?rlichem blauem Glanz. Nairima versteckte sich ?ngstlich hinter einem Balken und beobachtete ihn weiter. Die Wolken ?ber ihnen wurden zunehmend dunkler, drehten sich wie in einer Spirale zusammen, bis sie wie schwarze Decken bedrohlich herunterzukommen schienen. Der Wind wurde heftiger, das Meer wilder. Mit ruhigen Bewegungen steuerte Watkins weiter. 'Was ist hier los?!', kreischte Nairima den alten Steuermann an, der sich neben sie stellte und sie an den Schultern abhalten wollte, n?her zum Captain zu gehen. 'Was passiert mit ihm?!'
Der Wei?b?rtige sch?ttelte den Kopf und zog sie mit sich. Er gab ihr zu verstehen unters Deck zu gehen und folgte ihr. 'Bleib hier drinnen.', hustete er schwach. Seine Augen waren eingefallen, sein Gesicht legte sich in noch tiefere Falten als gew?hnlich. 'Ich will eine Erkl?rung!', blieb sie fest und hielt den Alten am Arm fest. 'Bitte! Bin ich daran Schuld?'Er sch?ttelte erneut den Kopf. 'Nein.'
Er l?chelte ihr Mut machend zu. 'Aber was??', in Nairimas Augen stiegen Tr?nen auf, die sie nicht verstand. Es war die Unsicherheit und die Angst. 'Ich springe von der Rehling. Ich will nach Hause.', weinte sie laut los. Der Mann nahm sie tr?stend in den Arm und streichelte ?ber ihren R?cken. 'Nicht jetzt.'
Das Schiff wurde durch einen hellen Blitz erhellt und im Einklang mit einem lauten Donner umschlossen. 'Dieses Schiff ist verflucht!', jammerte sie kl?glich. 'Nicht!', er dr?ckte sie fester, hielt ihre Ohren zu. Doch was sollte das? Warum sagte er ihr nicht einfach, was los war? Warum war er ?berhaupt pl?tzlich so f?rsorglich? Nairima hatte gedacht, er k?nne sie nicht leiden, doch nun war er der Einzige, der f?r sie da war. Schwer atmend nahm sie seine Umarmung an. 'Du brauchst wirklich keine Angst haben. Egal wie merkw?rdig dir alles vorkommt, dir wird nichts passieren. Darauf kannst du hundert Prozent vertrauen.''Woher wei?t du, das nichts schlimmes passiert?'
'Shhht.', er streichelte ihr vorsichtig ?bers Haar. Nairima dr?ckte sich an ihn. Sie bef?rchtete, dass sich das Schiff den Wellen ergeben k?nnte. Der alte Greis war auch nicht der Mann, der gro?e St?rke ausstrahlen konnte, doch seine warmen, f?rsorglichen H?nde konnten tr?sten, das stand fest.

Nairima ?ffnete ihre Augen und stellte verwirrt fest, dass sie in ihrem Bett lag. War sie in den Armen des Alten eingeschlafen? War sie unm?chtig geworden? Sie wusste es nicht. Als sie sich aufsetzen wollte, jagten schreckliche Schmerzen durch ihren Kopf und sie sank ganz langsam wieder in ihre Kissen. Sie hielt sich ihre Stirn und st?hnte wimmernd auf. Solche Kopfschmerzen hatte sie noch nie gehabt. Sie starrte an die Decke. Sie sah Watkins mit seinem blauen Nebel vor sich. Irgendetwas stimmte mit diesem Mann einfach nicht. Nairima war sich nicht sicher, ob sie herausfinden wollte, was das gewesen war. Ob sie ihm je wieder n?her kommen wollte. Ob sie sich je wieder mit ihm unterhalten w?rde. Es hatte ihr Angst gemacht, gro?e Angst. Er machte ihr Angst.
'Fr?ulein, das Schiff legt in wenigen Minuten an, dann kannst du verschwinden.', steckte einer der Piraten den Kopf zwischen die T?r. Als er sie auf dem R?cken liegen sah mit Schmerz verzehrtem Gesicht, trat er ein. Es war Brad. 'Alles in Ordnung?', fragte dieser besorgt. 'Ja, ich habe irgendwie Kopfschmerzen, aber das geht schon.'
'Ist normal, keine Sorge das vergeht wieder. Sp?testens Morgen bist du wieder fit.'
Nairima setzte sich erneut vorsichtig auf, um Brad verwirrt in seine Haselnussaugen zusehen. 'Wie meinst du das? Woher willst du das wissen?'
'Weil es allen so geht, die diese ungeheure Strahlung zum ersten Mal sehen. Du hast deine Augen zu sehr angestrengt. Sie kannten so ein Licht noch nicht.'
'Aber mir tun nicht die Augen weh, sondern der Kopf.', zickte sie kopfsch?ttelnd.Brad seufzte und setzte sich auf die Bettkante. Nairima nahm seinen Geruch wahr. Ein Gemisch aus Anstrengung und Schwei?.
'Akzeptiere es einfach. Also, machst du dich fertig? Ich merke, Freedom wird schon langsamer, wir scheinen da zu sein.'
Er legte seine raue Hand auf ihre Schulter, nickte und verschwand wieder. Nairima stand auf und hielt sich ein letztes Mal den schmerzenden Kopf, um sich daraufhin anzuziehen. Sie zog absichtlich das Kleid an, mit dem sie das Schiff betreten hatte, um Watkins nichts schuldig zu bleiben.
Etwas unschl?ssig lief sie oben aufs Deck. Vor ihr war eine karibische Insel zu sehen. Palmen ragten in wildem Wuchs ?bereinander. Wei?er Sand, so rein und sauber, unber?hrt. Nairima bewunderte dieses sch?ne Werk der Mutter Natur.
'Dein neues zu Hause.', lachte Brad ?u?erst geh?ssig, dabei wusste er nicht, dass Nairima sich dort sehr wohl f?hlen w?rde. Sie verstand immer noch nicht, warum sie nicht einfach von der Rehling gesprungen war. Es w?re doch auf das selbe hinaus gekommen.
'So Sch?nheit. Wir w?nschen eine sch?ne Zeit im Exil.', lachte jemand, den Nairima zwischen der Piratenmeute nicht sehen konnte. Sie schaute sich noch einmal nach Watkins um, doch er schien sich nicht daf?r zu interessieren, dass sie nun das Schiff verlie?.
Kaum war der Steg aufgestellt, bewegte sie sich mit langsamen Schritten auf den Weg in ein neues Leben. Ein freies Leben, ohne Gefangenschaft und Bevormundung.
Watkins stand neben dem Steuer hinter einem Balken und beobachtete, wie das junge, h?bsche M?dchen ohne eine Tr?ne des Abschiedes ihren Weg antrat. Watkins war sich sicher, dass sie auf dieser Insel nicht ?berleben konnte. Sie w?rde entweder Eingeborenen, Tieren oder dem Hunger zum Opfer fallen.
Er wendete sich ab und starrte in den klaren Morgenhimmel. Er war selbst ?berrascht wie kaltherzig er geworden war. Die erste Frau, die nicht aus eigenen Mitteln den Tod aufgesucht hatte, eines solchen auszusetzen.
Kaum hatte sie die Freedom verlassen, setzte diese sich wieder in Bewegung. Anmutig stand Watkins da, ohne sich anmerken zu lassen, wie viel Schmerz ihn dieser Abschied nach einer solchen kurzen Bekanntschaft bereitete.







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