Eyes like yours Teil 24

Autor: Fullmoon
veröffentlicht am: 02.08.2007




Wie konnte man nur so blöd sein? Natürlich, jetzt wusste er wo sie wohnte!
Ian lachte über seine eigene Dummheit. Er hatte einfach im Telefonbuch nachgesehen und jetzt hatte er die Adresse auf einen Zettel in der Hosentasche versteckt.
Jetzt musste er nur den Kindergarten finden, in den Jeamie ging.
Was wirklich nicht einfach war. Er klapperte alle Kindergärten im Umkreis von 30 Kilometern ab und nach dem sechsten, hatte er die Hoffnung beinahe aufgegeben, als ihm einfiel, dass er einen vergessen hatte.

Es war gerade Mittag, als er den Kindergarten von Angelsent betrat. Einige Kinder saßen an bunten Tischen, malten oder aßen etwas.
Überall drang Kinderlachen an sein Ohr und alles war mit familiärer Atmosphäre gefüllt.Er fragte eine Erzieherin im mittleren Alter nach Jeamie, die ihm, überrascht von seinem Auftauchen, den Weg zeigte.
Jeamie saß in einem sogenannten Kuschelsessel und sah verträumt aus dem Fenster.Bei ihrem Anblick regte sich etwas in Ian, doch er ignorierte es.
Tatsächlich, erinnerte sie ihn sehr an Lil.
Ein paar Kinder hörten mit ihren Aktivitäten auf, als er den Raum betrat und starrten ihn schweigend an. Eine andere Erzieherin, eine junge, mollige Frau, kam auf ihn zu.'Entschuldigen Sie, Sir, kann ich Ihnen helfen?'
'Er wollte zu Jeamie.' sagte die Dame, die ihn hergeführt hatte. 'Ich gehe dann wieder. Bis dann.'
Ian bedankte sich noch einmal bei ihr.
Die junge, mollige Frau hatte in der Zwischenzeit Jeamie informiert und fragte sie mit Misstrauen, ob sie den Mann kenne.
Erst jetzt wandte sich Jeamie ihn zu und ihre Gesichtszüge erhellten sich sofort.'Ian!' rief sie und rannte zu ihm.
Ian, der von seiner Reaktion verwundert war, nahm sie in den Arm und küsste sie auf ihre Stirn.
'Hallo, Prinzessin. Wie geht es dir?'
'Gut. Aber mir ist langweilig und ich möchte nach Hause.' antwortete Jeamie und seufzte. Dann sah sie ihn mit einem kummervollen Blick an. 'Bringst du mich nach Hause?''Nach Hause?' wiederholte er.
Er wusste ja selbst nicht einmal, warum er hierher gekommen war.
Warum hatte er die ganzen Kindergärten in der Gegend abgeklappert? Das war doch eindeutig verrückt. Anders konnte er es sich nicht erklären.
'Also gut.'
Jeamies Lächeln war ihm Dank genug.
'Tracy, Ian bringt mich nach Hause!' rief sie ihrer Betreuerin zu.
Diese sah Ian skeptisch an. 'Ich weiß nicht...'
'Tracy, ich mag Ian!' sagte Jeamie schnell, weil sie Angst hatte, dass Tracy ihr verbot mit Ian mitzugehen.
'Ja, natürlich, es ist nur so, dass...'
'Und meine Mummy mag Ian auch!' fügte Jeamie hinzu und schlang die Arme um Ians Hals.'Jeamie...' fing Tracy an.
'Hören Sie...' unterbrach Ian sie. 'Das geht schon in Ordnung, wirklich. Oder sehe ich wie ein Kinderschänder aus?'
'Nein, das nicht, aber ich trage die Verantwortung für Jeamie.'
'Wenn Miss Joyce Jeamie abholt, dann sagen Sie ihr, dass ich mit ihr zu dem Haus am See gegangen bin. Dort kann sie ihre Tochter abholen.'
Jeamie nickte bekräftigend. 'Ja, da kann Mummy mich abholen!'
Nach einigem hin und her willigte die Erzieherin schlechten Gewissens ein.
Ian trug Jeamie aus dem Kindergarten und es kam ihm wie die natürlichste Sache der Welt vor, dass sie bei ihm war.

Wutentbrannt verließ Liliane wieder den Kindergarten.
Nachdem sie die Erzieherin angemeckert hatte, dass man nicht einfach ein Kind in die Arme eines dahergelaufenen, gutaussehenden Mannes geben sollte und diese ihr Ians Nachricht mitgeteilt hatte, hatte sie das unendliche Bedürfnis jemanden umzubringen.
Das Haus am See.
Natürlich wusste sie welches Haus er meinte. Er schleppte ihre Tochter zu diesem gottverdammten Haus!
Sie stieg zurück ins Auto und knallte die Tür zu.
Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, damit sie sich nicht an Tracys Hals vergriffen, und als sie die Fäuste langsam auflöste, sah sie wie sie zitterte.
Nicht nur an den Händen, sie zitterte am ganzen Körper.
Sie drehte den Autoschlüssel herum und raste die paar Meter zu dem Haus am See.
Diese blöde Formulierung ärgerte sie noch mehr, als das Zittern.v'Na, warte Ian Heyden...' murmelte sie und klingelte an. Durch das Küchenfenster konnte sie ins Wohnzimmer sehen, wo Jeamie und Ian auf der Couch saßen und irgendeinen Film guckten. Als Ian sich zu Jeamie herunterbeugte und sie zärtlich küsste, bevor er aufstand, um die Tür zu öffnen, erstarrte sie innerlich.
Sie spielte die Szene noch einmal ab und jedes Mal fühlte sie wie das Loch in ihrem Bauch größer wurde.
Wie Vater und Tochter.
Nach dem Blick, mit dem sie sich ansahen, schienen sie sich zu lieben. Für Außenstehende zumindest. Und sie war im Moment ein Außenstehender.
Ian öffnete die Tür, doch sie bekam es fast nicht mit.
Sie sollte sich zusammenreißen. Sie fühlte sich wie eine schwache Person, die beschützt werden musste. Wie jemand, der bei jeder Kleinigkeit gleich sentimental wurde.Sie war doch stark.
'Hallo, komm rein.' Ian trat einen Schritt zur Seite.
Langsam betrat sie das Haus.
Sie konnte nicht anders. Es gab hier zu viele Erinnerungen.
Es war noch so wie sie es sich vorgestellt hatte. Genau so.
Ian blieb im Flur stehen und sah sie an. 'Also, fang an.'
Verwirrt wandte sie sich ihm zu. 'Was? Womit?'
'Na, mit dem Ausschimpfen. Du bist doch bestimmt wütend.'
'Ja.' sagte sie weniger überzeugend.
Ians Stirn kräuselte sich. 'Alles in Ordnung?'
'Was soll sein?' entgegnete sie und ging zu Jeamie. 'Hallo, Liebling.'
'Mummy, schau, da ist Cinderella!'
Jeamie deutete auf den Bildschirm, wo Cinderella gerade mit ihrem Prinzen tanzte.'Ja, du hast Recht.'
'Darf ich das noch zuende gucken?' fragte Jeamie, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. 'Es ist auch gleich zuende. Bitte, bitte!'
'Jeamie...'
'Komm, lass sie doch noch eben die fünfzehn Minuten gucken.' mischte sich Ian ein. 'Möchtest du etwas trinken, Liliane?' sagte er dann, bevor sie etwas erwidern konnte.Er ging in die Küche und sie folgte ihm schweigend.
'Wir haben nicht viel zur Auswahl.' sagte er, nachdem er einen Blick in den Kühlschrank geworfen hatte. 'Nur Saft.'
'Ich möchte nichts, danke.' Liliane trat an das Fenster und schwieg. Sie hatte schon einmal hier rausgesehen.
Nachdem er sich mit Jass geprügelt hat.
Ihre Finger strichen gedankenverloren über die Anrichte.
Wir haben uns geküsst. Irgendwo hier.
Liliane atmete tief durch.
'Seit wann bist du hier?' fragte sie Ian.
'Eine Stunde, vielleicht.'
'Aha.' sagte sie. 'Entschuldige mich kurz.'
Lily vergewisserte sich, dass Ian ihr nicht folgte, bevor sie die Treppe hoch ging.
Ich bin hier hoch gerannt. Oder hoch getragen worden. An meinem Geburtstag. Und an einem warmen Frühlingstag im April.
Sie besah sich die Möbel, als wäre sie nie hier gewesen und als wäre alles völlig neu für sie.Liliane sah geradeaus.
Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen blickte sie auf die Tür rechts von ihr und mit Sehnsucht in den Augen sah sie auf die Linke.
Als sie mit Jane und Matt hier gewesen war, hatte sie das Zimmer rechts von ihr bezogen und Ian war in dem Zimmer gegenüber gewesen.
Eigentlich sollte sie nicht hier sein und über alte Zeiten nachdenken.
Liliane drückte die Klinke herunter und betrat Ians Schlafzimmer, wenn er in Angelsent war.Der Kamin, die Sessel... alle standen noch so wie in ihrer Erinnerung.
Und das Himmelbett...
Sie bemerkte, dass die Bettdecke die Gleiche war, wie an jenem Apriltag.
Mit einem Finger strich sie über den seidigen Bezug und es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich.
Wir haben uns hier geliebt.
Tränen sammelten sich hinter ihren Augen zusammen, doch sie ließ nicht zu, dass sie heraustropften.
Abrupt wandte sie sich ab und wollte zurückgehen, als sie Ian an der Tür stehen sah. Sie zuckte zusammen.
'Lil...'
'Ich...' Liliane schluckte. 'Ich muss gehen.'
'Geh noch nicht.' erwiderte er. 'Bitte.'
Ian ging auf sie zu, während sie wie festgefroren auf der Stelle blieb.
'Ich habe dir noch gar nicht gedankt.'
'Wofür?' entgegnete sie.
'Dafür, dass du dich um mich gekümmert hast.'
'Doch, natürlich hast du dich bei mir bedankt.'
'Ja, aber ich würde dich trotzdem gerne ausführen.'
'Ian...' Sie schüttelte den Kopf. 'Das geht nicht.'
'Hör zu.' Ian griff nach ihren Händen und hielt sie fest. 'Es ist sehr wichtig für mich. Bitte.'Liliane versuchte ihre Hände wegzuziehen, doch er verstärkte den Griff, bis sie es aufgab.'Lil, bitte.' wiederholte er. 'Wir müssen uns unterhalten.'
Sie seufzte. 'Also gut.'
'Morgen?'
'Hm. Ich rufe dich an.'
'Okay.'
Er lächelte sie an und ihr Puls beschleunigte sich.
'Kannst du meine Hände jetzt loslassen?'
'Nein.'
Ian zog sie zu sich heran und drückte sie sanft an sich.
'Was tust du da?' Liliane wollte ihn von sich wegschubsen, doch wie immer war er der Stärkere. 'Ian, das ist nicht lustig, also-'
'Warum bist du hierhin gegangen, Lil?' fragte er leise und sie fühlte seine Lippen auf ihrem Haar.
'Das geht dich nichts an.' versetzte sie.
'Es geht mich sehr wohl was an, denn es ist ja schließlich mein Haus.'
'Ja, aber es sind meine Gefühle.'
'Warum so gereizt?'
'Ich bin nicht gereizt!' verteidigte sie sich. 'Du bist nur zu neugierig! Weißt du, dass zu viel Neugierde nicht gut ist? Ich meine, die Leute wollen ja auch Dinge für sich behalten, aber wenn du sie so ausquetschst können sie das nicht mehr und das wäre ja nicht gut für sie, denn sie wollen es dir ja nicht sagen und-'
'Hey...' flüsterte er und entfernte sich gerade so weit, dass er sie ansehen konnte. 'Es ist schon gut.'
'Was?' fragte sie schwach und ihre Stimme zitterte.
Ian legte eine Hand auf ihre Wange. 'Ich will dir nichts. Wirklich nichts.'
'Hör damit auf.' wisperte sie. 'Du musst nicht mit mir flirten...' Denn ich liebe dich auch so.Ian hob ihr Kinn ein wenig an und beugte sich herunter, um sie zu küssen.
Ein einziger zärtlicher Kuss, der alles über seine Gefühle sagte.
Verwirrt trat Liliane einen Schritt zurück.
'Ich muss jetzt wirklich gehen.'
Er nickte unmerklich.
Sie biss sich auf die Unterlippe und rauschte aus dem Zimmer.

Sonntagmittag saß Liliane mit Jeamie bei Liz, der Mutter von Elaine und Jass, die aber von allen nur Grannie genannt wurde. Der Tisch war fertig gedeckt und in der Mitte stand ein großer Topf mit Kartoffelsuppe.
Da Grannie sehr religiös war, mussten sich alle die Hände geben und dem lieben Gott für alles Erdenkliche danken, bevor sie endlich ihre knurrenden Mägen stillen konnten.
Jass saß Liliane gegenüber und es kam ihr komisch vor seinen Blick zu spüren, obwohl er sie schon so oft angeschaut hatte.
Charlene saß neben Jass und jetzt im Alter von 13 war sie ihm gegenüber nicht mehr so feindselig, was daran liegen könnte, dass sie das gute Aussehen ihres Onkels ausnutzen konnte. (Worunter sie verstand, dass sie fremden Jungen, die sie nicht ausstehen konnte, erzählte, er sei ihr Freund, was Jass natürlich nicht wusste und den glotzenden Jungs fröhlich zuwinkte.) Elaine und Grannie saßen am jeweiligen Kopfende des Tisches und diskutierten über das, vor ihnen stehende, Essen.
'Weißt du, ich habe jetzt ein bisschen mehr Fleisch rein getan.' erläuterte Grannie Liz.'Das ist wirklich wunderbar, Mutter, aber könnten wir nicht anfangen zu essen?' sagte Elaine. 'Ich habe nämlich Hunger und ich glaube den anderen hier am Tisch geht es nicht anders.'
'Ist es denn nicht wichtig erst zu wissen was ihr esst? Ich finde das sehr wichtig, denn ich könnte euch auch irgendeinen Fraß hinstellen-'
'-und wir würden ihn trotzdem essen.' beendete Elaine ihren Satz.
'Amen.' mischte sich Jass in das Gespräch ein und nahm sich den Suppenlöffel.'Jason!' rief Liz empört. 'Wo sind deine Manieren?'
'Im Bauch, Ma.'
Liz seufzte. 'Liliane und Jeamie essen zwar nicht das erste Mal hier, aber es wäre höflicher sie anfangen zu lassen, da sie immer noch unsere Gäste sind.'
'Nein, nein, Grannie, das ist schon okay.' beschwichtigte Liliane sie. 'Wirklich. Nimm dir etwas Suppe, Jass.'
'Nein, Jass.'
Jason gab es auf und reichte Liliane den Löffel. 'Bitte, lieber Gast, du hast die Ehre anzufangen.' Seine Augen funkelten sie belustigt an und sie spürte, wie sie leicht errötete, obwohl sie nicht wusste warum.
'Äh... ja. Danke.' murmelte sie und schöpfte sich und Jeamie Suppe auf den Teller.
Das Essen verlief relativ ruhig, obwohl Grannie noch ein wenig schmollte.
Charlene legte den Löffel beiseite. 'Jeamie, möchtest du mit mir auf den Spielplatz gehen?'Jeamie, die die ganze Zeit in ihrem Essen herumgestochert hatte, lächelte Charlene glücklich an. 'Oh ja!'
'Darf sie mit mir mitgehen, Lily?' fragte Charlene.
Liliane nickte. 'Aber bitte seid in einer Dreiviertelstunde wieder da.'
'Klar. Komm, Jeamie.'
Beide verließen den Tisch und Elaine schüttelte den Kopf.
'Seid wann hat sie Kinder so gern? Mir erzählt sie immer, dass sie die Jüngeren total ätzend findet.'
Lily grinste. 'Das kommt noch.'
'Gut, seid ihr alle fertig?' fragte Grannie Liz. Sie bejahten im Chor und begannen gemeinsam den Tisch abzuräumen.
Später saßen sie, mit Ausnahme von Grannie, die sich in ihr Nähzimmer verzogen hatte, zusammen im Wohnzimmer und erholten sich von den zu viel gegessenen Portionen.'Wie läuft's in der Praxis, Elaine?' erkundigte sich Liliane.
'Ach, ganz gut. Dr. Dreymond ist ein netter Mensch und wir verstehen uns, also gibt's nie Streit oder so.'
'Aha.' meinte Lily und zog die Augenbrauen hoch. 'Ist da etwas was ich wissen sollte?''Kann sein.'
'Ach, klar, wenn Liliane fragt, dann erzählst du's ihr, aber bei mir kriegst du den Mund nicht auf.' beschwerte sich Jass.
'Weißt du, Bruderherz, ich habe schon meine Gründe.' Zu Liliane gewandt sagte sie: 'Wir sind ein paar Mal ausgegangen.'
'Oh.' machte Lily. 'So, so. Ist es beim Ausgehen geblieben?'Elaine lächelte verlegen. 'Ehrlich gesagt... nein. Wir sind uns schon näher gekommen.''Sex?' fragte Jass.
'Jass.' ermahnte Liliane ihn.
'Was denn?' fragte er unschuldig und seine grauen Augen blickten sie intensiv an.'Nur damit du's weißt, Jason, nein, wir haben nicht miteinander geschlafen.'
'Ja dann.' sagte Jass und lehnte sich im Sofa zurück. 'Mehr wollte ich doch gar nicht wissen.'
'Manchmal ist er wirklich ein Mistkerl.' sagte Elaine zu Liliane.
Diese lächelte gemein. 'Manchmal?'
'Hey!' rief Jass und die beiden fingen an zu kichern. Spielerisch zog er einen Schmollmund und setzte einen Hundeblick auf. 'Ich fühle mich hier so allein.'
'Selbst Schuld.' erwiderte Elaine. 'Könntest du mal nach Charlene und Jeamie schauen?'Jass erhob sich. 'Versteh schon, Frauengespräche.'
'Intelligenzbolzen. Und Danke.'
Elaine wartete bis sie das Schlagen der Wohnungstür hörte, bevor sie Liliane in die Augen sah. Diese schaute sie erwartungsvoll an.
'Ja?'
Ihre Freundin wirkte nervös, konnte ihr aber nicht sagen warum.
'Was ist los, Elaine? Hat es was mit Jass zu tun?'
'Nein, nein, Jass ist in Ordnung.'
'Charlene?'
'Das Übliche.'
Liliane überlegte. 'Dr. Dreymond?'
Als Elaine nicht antwortete, wusste sie, dass er der Grund für ihre Nervosität war.'Er heißt John.' sagte Elaine nach einiger Zeit und wurde etwas rot.
Lily beobachtete diese Reaktion mit Erstaunen. 'Oh, Elaine...' begann sie schließlich atemlos. 'Du... du liebst ihn doch nicht etwa?'
Elaine nickte.
'Oh.' machte sie wieder. 'Das ist doch... gut oder?'
'Ich glaube schon. Er hat mir schon lange gesagt, dass er mich liebt, aber ich war mir noch nicht sicher... und auch wegen Charlene... ich meine, wie sie das aufnimmt...'
Dieses Problem kam Liliane nur allzu bekannt vor. Elaine hatte nur den Vorteil, dass sie wenigstens wusste, dass Dr. Dreymond, pardon, John, sie liebte, wo hingegen sie keinen blassen Schimmer von Ians Gefühlen hatte. Ihr reichte dieses ‚Ich empfinde etwas ganz starkes dir gegenüber' nicht. Sie brauchte mehr. Sie brauchte Sicherheit und kein Drahtseil auf dem sie sich bewegte.
'Liliane? Alles okay?'
Liliane wischte den Gedanken an Ian beiseite. 'Ich war nur kurz in Gedanken, tut mir leid... wie geht John denn mit Charlene um?' fragte sie, um von sich abzulenken.
'Wunderbar.' seufzte Elaine. 'Er ist so locker und lässig mit ihr und... ach keine Ahnung. Sie mag ihn, aber ich glaube nicht, dass sie erwarten wird, dass wir zusammen sind.'
Unwillkürlich musste Liliane wieder an Ian denken.
Sie hatte ihn gestern angerufen und ihm gesagt, dass sie sich heute Abend mit ihm treffen könnte und er hatte vorgeschlagen sie abzuholen, doch sie hatte verneint, da sie dann am Ende des abends, von ihm nach Hause gebracht werden musste und wer weiß, was sich da alles noch abspielen konnte. Sie hatte Angst vor dem Ausgang ihres Dates. Date? War das überhaupt ein Date?
Jeamie würde sie dann einem Babysitter überlassen.
'Hallooo? Erde an Liliane!' Elaine fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, bis Liliane sie erschreckt ansah.
'Was?'
'Was beschäftigt dich so?'
'Mich? Nichts.' antwortete sie etwas zu schnell.
Elaine kniff misstrauisch die Augen zusammen. 'Ach ja? Denkst du, dass ich blöd bin?'Sie gab es auf. 'Na schön. Da ist schon etwas...'
'Hat es etwas damit zu tun, dass du Ian wieder getroffen hast?' fragte Elaine scharfsinnig.'Mh.' machte sie vorsichtig.
'Aha, da hab ich ja mal wieder was verpasst.' kommentierte ihre Freundin.
Lily stieß einen tiefen Seufzer aus.
'Ach herrje, sag mir jetzt nicht, dass du wieder was mit ihm angefangen hast.'
Steht das etwa in meinem Gesicht geschrieben, oder warum weiß das jeder, ohne, dass ich es ihm sage?
Ihr Schweigen verriet sie und Elaine stöhnte. 'Oh Gott, Süße, das kann ja wohl nicht wahr sein!'
'Es ist nicht mehr so wie früher.'
'Wie ist es denn dann?'
Liliane starrte auf den Boden. 'Es ist einfach anders. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühle es.'
'Aber das ist IAN.'
'Ich weiß, wer er ist. Und du als Verliebte, müsstest eigentlich wissen wie ich mich fühle, oder nicht?'
'Du liebst ihn immer noch?'
'Es fällt mir schwer es nicht zu tun, wenn ich doch seine Tochter schon so liebe.'
'Das hat nichts mit Jeamie zu tun. Wichtig sind deine Gefühle gegenüber Ian und nicht eurem Kind.'
'Mit meinen Gefühlen sieht es nicht anders aus.'
'Ich versteh dich einfach nicht. Nach allem, was er dir angetan hat.' sagte Elaine und lehnte sich zurück.
Als Liliane an seine Rede in ihrer Dusche dachte, musste sie leicht lächeln. 'Er hat es mir gesagt. Er hat mir gesagt, dass er sich geändert hat.'
'Und das kaufst du ihm ab?'
'Ja, ich glaube ihm.'
'Wenn man dich so reden hört, dann könnte man denken, du wärst... ach, ich sag's lieber nicht, nachher schmollst du nachher wie Mom.'
'Ich wäre was? Reif für die Klapse?'
'Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.'
'Herzlichen Dank.'
Besänftigend berührte Elaine Lilianes Arm. 'Tut mir leid, das war ein bisschen zu extrem ausgedrückt, aber... das ist einfach... ich weiß nicht... komisch.'
'Komisch-komisch oder komisch?'
'Nicht lustig-komisch, sondern komisch-komisch.'
'Ah ja, ich verstehe. Eigentlich habe ich auf deine Unterstützung gehofft und auf einen guten Rat, weil ich heute mit ihm verabredet bin.'
'Du bist WAS?'
Liliane schloss die Augen und rieb sich die Stirn. 'Ach, Elaine, es ist ganz harmlos.'
'Harmlos?' Elaine lachte. 'Nichts an diesem Date ist harmlos!'
'Das ist kein Date.'
'Ha, und ob es das ist! Was soll ich dir für einen Rat geben? Lass dich bloß nicht von ihm vögeln.'
'Elaine.'
'Das war ernst gemeint. Ach, scheiße, Liliane, was machst du nur für Sachen?'
'Er hat gesagt, dass er mit mir reden möchte. Du warst nicht dabei, du konntest nicht sehen, dass...' Sie unterbrach sich. 'Er hat es ernst gemeint.'
Elaine sah sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Mitgefühl an. 'Also, gut, ich versuche dir zu helfen.'
'Danke.' murmelte Liliane müde.
'Hast du Jeamie untergebracht?'
'Babysitter.'
'Gut. Zieh nichts Aufreizendes an. Am besten irgendetwas Konservatives. Nicht zu viel Make-up, sonst denkt er noch, dass du dich wegen ihm schön machst. Bleib kühl und gelassen, wenn ihr euch unterhaltet. Lach über seine Witze, aber schau ihm nicht zu lange in die Augen.
Vermeide Kontakt. Wenn er dir über den Arm streichen will, was auch immer, dann geh einen Schritt zurück. Wenn er fragt, was los ist, dann antwortest du einfach nicht. Kein Sex.''Wie soll ich mir das alles nur merken?'
'Merk dir das was ich als letztes gesagt habe.'
'Ich soll nicht antworten, wenn er mich fragt was los ist?'
'Kein Sex.'
'Okay.'
Großer Gott, sie benahm sich wie ein durchgeknallter Teenager!
Liliane atmete tief ein und aus.
Die Tür ging auf und Jeamie und Charlene, gefolgt von Jass, kamen ins Wohnzimmer.'Na, habt ihr euch gut amüsiert?' fragte Liliane lächelnd und nahm ihre Tochter in den Arm.'Klar.' antwortete Charlene. 'Wenn ich erwachsen bin, will ich auch so ein süßes Kind.''Find du erst einmal einen Mann, der bereit für ein Kind mit dir ist.' höhnte Jass und Charlene boxte ihm empört in den Bauch.
'Mom, Onkel Jass ärgert mich!'
'Charlene stell dich nicht so an, Jass hör damit auf.'
'Aye, Ma'am!' rief er und salutierte.
Liliane stand auf. 'So, ich glaube, es ist Zeit zu gehen.'
'Was jetzt schon? Du bist doch erst gerade gekommen.'
'Ach, Jass, es ist wirklich spät.'
'Hast es wohl eilig wie?'
'Klappe, du Idiot!' mischte sich Elaine ein. Zu Liliane gewandt sagte sie: 'Okay, mach's gut, Süße und denk dran, was ich gesagt habe.'
'Ich versuche es. Äh, klar, ich schreib's mir hinter die Ohren.' fügte sie schnell hinzu, als sich Elaines Augen verengten.
'So ist's gut.'
Als sie sich umarmten, flüsterte sie ihr noch etwas leise ins Ohr.
'Ich hoffe, du wirst irgendwann wieder glücklich, Liliane.'







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