Eyes like yours Teil 16

Autor: Fullmoon
veröffentlicht am: 18.07.2007




Der fünfzehnte Mai brach mit Sonnenschein und strahlendem blauen Himmel an.Es war bereits halb elf und Liliane erwartete die ersten Verwandten, die von einem, von Matt bestellten Großbus, jeden Moment eintreffen könnten, während Jane noch beim Friseur saß und sich in aller Ruhe schminken ließ und Matt noch kurz mit dem Pfarrer über den Gottesdienst sprach. Flora hatte ihr die Blumen persönlich vorbeigebracht, um sich gleich von ihr zu verabschieden. Danach musste sie sich komplett neu schminken und stand wieder ohne gerötete Augen auf der Terrasse. Sie trug ein weißes Kleid, das dünne Spaghettiträger hatte. Der V-Ausschnitt betonte ihren ‚normalen' Busen und der weiße Stoff war an Bauch und Hüftgegend enger, bis er schließlich weit auseinander ging. Als Jane und Matt sie in dem Kleid sahen und sogar noch mit hochgesteckter Frisur, die mit einer perlenbesetzten Spange verschönert wurde, hatten sie beide im Chor 'Süüüüüß!' gejauchzt.
Liliane war so gespannt auf das Hochzeitskleid ihrer großen Schwester, dass Jane sich mit ihren Freundinnen ausgesucht hatte, denn sie hatte es weder ihr, noch Ian oder Matt gezeigt.Lily sah einen Bus die Straße hochfahren und ging auf ihren weißen Sandalen klackernd die Verandatreppe herunter. Die Autotür öffnete sich und ihre Tanten und Onkel, leider auch Cousinen, stiegen überglücklich aus dem Bus und sahen sich gleich nach der Braut um.Sie entdeckten Liliane und umarmten sie stürmisch. Tante Emma, Tante Lisa, Onkel Peter und Onkel Tom und Rieke und Kristin, ihre noch erträglichen Cousinen. Liliane erklärte ihnen, wo der Park sei und sofort machten sie sich auf den Weg, ohne auf das letzte Familienmitglied zu warten.
Als letztes stieg eine schlanke Frau aus dem Wagen. Gefolgt von noch jemandem. Das Lächeln verschwand aus Lilys Gesicht. Sie hatte ja gewusst, dass Patricia kommen würde. Aber doch nicht…
Patricia hatte braungefärbte Haare mit vereinzelten blonden Strähnen, ihre großen blauen Augen blinzelten immer schuldbewusst und sie wusste mit ihren Reizen zu prahlen, denn sie hatte auch etwas zum Angeben. Sie sah fast perfekt aus, wäre da nicht der etwas zu breite Mund und das hässliche bonbonfarbene Kostüm, das ihr zwar stand, aber womit sie, nach Lilianes Meinung, erst recht wie eine Puppe aussah. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus, als sie den gutaussehenden Mann dahinter sah.
Thorsten trug einen maßgeschneiderten Anzug, der den Körper versteckte, den sie fast in sich gespürt hatte und den nun Patricia nach belieben ansehen konnte. Ihre Cousine gab ihr einen schmatzenden Luftkuss und lächelte sie zuckersüß an.
'Liliane, meine Süße!' sagte sie mit übertriebener Freundlichkeit. 'Du erinnerst dich noch an Thorsten, oder?'
Thorsten sah verlegen zur Seite.
Mit einer komischen Mischung aus Wut und Grimmigkeit stellte Liliane fest, dass Ian viel, viel besser aussah, als dieser... dieser... braunhaarige, volllippige... braunäugige...
Am liebsten hätte sie ihm die Zunge herausgestreckt und gerufen, dass jemand anderes das Glück hatte sein bestes Stück in sie rein zu stecken. Thorsten sah durch und durch wie ein Mann aus. Erwachsen, ein wenig markant und mit den Muskeln an der richtigen Stelle.Liliane beschloss Patricia den Spaß zu verderben, nur war das ein wenig schwer, obwohl ihre Trennung doch schon eine Weile her war.
'Hi, schön euch zu sehen.' brachte sie schließlich hervor und ärgerte sich über Patricias zufriedene Miene, als sie Thorstens Arm mit sich riss und in Richtung Park ging.'Bis später, meine Liebe, wir wissen schon wo der Park ist. Komm, Liebling.'
'Schlampe!' zischte Liliane, als sie sicher war, dass die beiden sie nicht hören konnten.Sie sah den beiden nach und wünschte sich ein Messer zur Hand. Oder ein Maschinengewehr.Wo war nur Ian?
Das ist mal wieder typisch für den Idioten, dachte sie und war völlig außer sich. Lange konnte sie die freundliche Miene nicht mehr aufsetzen und wenn er nicht bald erschien, würde das ein zweiter Teil von ‚Eine Hochzeit und ein Todesfall'.
Sie seufzte genervt, als Patricia ihr von dem erstklassigen Flug vorschwärmte, wobei sie die Sache übersah, dass Liliane wohl auch so gut geflogen war.
Mit einer lahmen Ausrede schaffte Lily es sich aus dem Staub zu machen.
Sie trottete zu ihren kleinen Freunden herüber, die sie gleich aufgeregt anschnatterten.'Brot ist auf dem Büffet, aber lasst mich erst mal in Ruhe. Ich bin völlig fertig von dieser dummen...' Sie behielt das letzte Wort für sich und kniete sich hin, wobei sie achtete, dass ihr Kleid nicht den Boden berührte.
Hatte Jane gewusst, dass Thorsten mitfliegen würde? Oder hatte es ihre Cousine extra nicht erwähnt, damit sie Liliane eins auswischen konnte? Eigentlich hatte sie wirklich keinen Grund sich darüber aufzuregen, aber es war nicht gerade die Tatsache, dass Thorsten hier war. Es war mehr Patricia, die so tun musste, als wäre Liliane eine Verliererin, eine Art Zurückgebliebene, die keinen anständigen Typen bekam oder behalten konnte.Liliane versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie wollte nicht, dass Janes Hochzeit wegen ihr ein totales Desaster wurde und nur weil sie in ihrem Stolz verletzt war.Also schön, dachte sie entschlossen. Egal, was sie sagt, ich werde sie nicht mit einem Messer erstechen.
Sie warf einen verstohlenen Blick auf Patricia, die Thorsten gerade abschleckte, damit es ja auch alle sehen konnten. Schnaubend sah sie wieder auf den Teich. Sie hörte, wie ein paar neue Gäste ankamen, doch sie stand nicht auf, um sie zu begrüßen.
Patricia hingegen löste sich von ihrem Freund und begrüßte Matts Eltern auf Englisch und lächelte so künstlich, dass sie gleich eine Maschine hätte sein können.
'Mrs. Taylor, Mr. Taylor, wie schön Sie kennen zu lernen.' flötete sie und schüttelte ihnen die Hand. 'Mein Name ist Patricia. Einfach nur Patricia.'
'Guten Tag, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.' sagten die Taylors höflich und eilten rüber zu ihren Sohn, den sie um einiges herzlicher begrüßten.
Leicht beleidigt sah Patricia dem Ehepaar nach, bis ihr Blick auf den unglaublich sexy Neuling fiel, der gerade in einem schicken Anzug den Park betrat.
Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf und beobachtete ihn, wie er alle begrüßte, allen voran Matt. Als er schließlich bei Patricia und Thorsten ankam, schüttelte er ihnen die Hände.'Hi, ich bin Ian.' sagte er.
'Patricia. Ich bin Lilianes Cousine.'
Ians Blick fiel auf Thorsten, den er distanziert und sorgfältig musterte. Das war also der Typ der sie mit dieser Maschine betrogen hatte. Was für ein Trottel.
'Haben Sie Lil gesehen?'
'Lil?' wiederholte Patricia und lachte. Ian verzog keine Miene und sie hörte damit auf. 'Also, ich denke, dass sie in diese Richtung gegangen ist.' antwortete sie schließlich und zeigte auf den Teich.
Es war fast wie ein Déjà-Vu. Nur dass sie viel traumhafter aussah als sonst.
Sofort stieg ihm das Bild in dem Kopf, als sie nackt auf dem weißen Laken lag und er sie beobachtet hatte. Fast entsetzt sah Patricia, dass sich Ians Lippen zu einem zärtlichen Lächeln zogen. Sie verfolgte seine Blickrichtung und stellte noch entsetzter fest, dass er Liliane ansah.Sein Blick traf sie fast wie ein leichter elektrischer Schlag. Sie entschuldigte sich bei den Enten und sagte sie würde später noch mal vorbeischauen. Sie spürte ihn, sie wusste, dass er da war. Langsam stand sie auf und drehte sich um.
Sie lächelte und ging auf ihn zu. Patricias Augen waren nunmehr nur noch schmale Schlitze.Einen Meter blieb Lily vor Ian stehen, damit er sie in Ruhe ansehen konnte.
Mit einem Schritt war er bei ihr und zog sie in seine Arme.
'Du siehst umwerfend aus.' sagte er leise und aus seinen Augen sprühten Funken.'Wirklich?' fragte sie und sah ihn so glücklich an, dass sein Herz sich erwärmte.
'Wirklich.' bestätigte er. Nach einer kurzen Pause sah er sie mit großem Verlangen an. 'Darf ich die Prinzessin auch küssen?'
Sie schüttelte den Kopf und er senkte grinsend seinen Kopf. 'Danke, Prinzessin.'
Ihre Lippen berührten sich. Sie schmolz und schmolz. Ihre Liebe strömte durch jeden Winkel ihres Körpers.
'Ich will vergessen, was die letzten Tage passiert ist. Lass es uns vergessen, ja?' flüsterte sie an seinen Lippen.
'Ich schwöre dir, Lil, wenn hier nicht so viele Leute wären, dann würde ich dich sofort...'Sie hörten jemanden räuspern und schreckten wie zwei Teenager auf.
Patricia lächelte sie unschuldig an. 'Liliane, bitte, du vergisst, dass hier auch noch andere Leute sind.'
Irritiert sah Lily ihre Cousine an. 'Was?'
Ian antwortete für sie und strahlte Patricia an, deren Wut plötzlich verraucht war. 'Ich habe so viel von Ihnen gehört.'
'Ach ja?' Sie wurde rot und Thorsten warf Ian einen bösen Blick zu.
'Nein.' sagte Ian und lächelte sie an.
Lily stieß ihn alarmierend an, aber er griff nur nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend, als wolle er sagen, dass er wüsste was er tat.
Patricia sah völlig verdattert aus. Liliane verkniff sich das Grinsen.
'Ich wollte nur höflich sein.' erklärte Ian, immer noch sexy lächelnd, wobei man ihm schon wieder fast vergeben könnte. Er sah gespielt zerknirscht zu Liliane. 'Darling, habe ich etwas falsch gemacht?' Er wandte sich wieder Thorsten und ihrer Cousine zu, ehe sie ein Wort herausbringen konnte. 'Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass man doch zeigen kann, wenn Zuneigung einem Menschen gegenüber empfindet, oder? Schönen Tag noch.'
Er zog Liliane von den beiden Snobs weg. 'Du bist ein Idiot.' sagte sie grinsend.
'Hab ich doch gut gemacht, findest du nicht?'
Liliane sah über ihre Schulter. Patricia und Thorsten kochten vor Wut. Sie sah Ian an und sie fingen beide an zu lachen.

Als Jane mit Matts Vater den Park betrat, hatte die Musik schon eingesetzt. Alle Gäste saßen erwartungsvoll auf ihren Plätzen, links und rechts vom breiten Weg, den Matts Nichten mit rosa Rosenblättern bewarfen. Liliane und Ian standen beide neben Matt, der seine Braut mit feuchten Augen betrachtete.
Janes Haare waren hochgesteckt, nur ein paar einzelne Strähnen fielen ihr verspielt ins Gesicht. Ihr Hochzeitskleid war schlicht, aber elegant, so wie Jane es mochte.Es war aus weißer Seide und ab den Hüften fiel der Stoff weit auseinander. Jane hielt einen Brautstrauß mit weißen Rosen und Lilien. Matts Vater sah sehr stolz aus, während er seine Schwiegertochter auf dem Weg zum ‚Altar' begleitete.
Der Mann, der Jane und Matt traute war nicht nur Pfarrer, sondern auch von der Stadtverwaltung, so dass sie nicht noch vor dem Standesamt heiraten mussten.Er war im Rentenalter, väterlich und erfahren. Jeder aus der Gegend nannten ihn Reverend Camwell. Wie es sich für eine Trauung eignete, trug er sein Pfarrerkostüm.
Die Blumenkinder waren an dem Traubogen angekommen, während Jane ihn gerade betrat.Sie lächelte alle Gäste an, bis sie sich wieder Matt zuwandte. Innerlich seufzte Liliane, als sie die grenzenlose Liebe ihrer Schwester zu ihm erkannte.
Jane blieb vor Matt stehen. Matts Vater setzte sich in die erste Reihe.
Matt trat einen Schritt auf sie zu und blinzelte seine Tränen zurück. 'Darling... du siehst... du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe...'
Jane lächelte.
'Werte Anwesende...' begann Reverend Camwell seine Rede. 'Wir haben uns hier zusammengefunden, um den heiligen Bund der Liebe zwischen Jane Joyce und Matt Taylors zu zelebrieren.' Er machte eine Pause und sah in die Runde. 'So fängt doch fast jede Rede eines Pfarrers an, finden Sie nicht?' Einige Mundwinkel zuckten. 'Und jede Rede dauert fast eine halbe Stunde oder länger. Aber ich stehe nicht hier, um lange rumzuschwafeln, damit meine Zeit um ist. Nein, ich möchte Ihnen ein wenig Wissen zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass dieses Paar hier vor mir das Glück hat, die wahre Liebe kennen zu lernen, wie auch viele andere vor ihnen. Doch was ist Liebe eigentlich? Jeder Mensch empfindet sie anders, das ist wahr. Aber ich möchte Ihnen sagen, wie ich sie erlebt habe, bei allen Paaren, die ich getraut habe.
Liebe ist uns von Gott gegeben worden. Es ist eines der schönsten Geschenke, das er uns geben konnte und ich persönlich bin ihm unendlich dankbar dafür.
Liebe macht glücklich, auch wenn die Probleme, die man im Moment hat, einen zu erdrücken scheinen. Liebe lässt uns Vergessen. Wir vergessen die ganzen schlechten Dinge auf dieser Welt, wenn wir uns im Arm unseres Geliebten befinden. Wenn wir die Augen dabei schließen, fühlen wir uns wunderbar geborgen. Wenn es eiskalt um uns herum ist, haben wir aber das Gefühl zu verbrennen.
Liebe heilt unsere Schmerzen. Liebe verändert den Menschen positiv. Aber das sind alles nur Aufzählungen. Wie lässt sich Liebe beschreiben? Ich habe Ihnen die Dinge genannt, die sie mit uns anstellt. Aber wie genau definiert man das? Wie fühlt sich Liebe an?' Reverend Camwell lächelte Jane und Matt an. 'Wie ich erfahren habe, ist Liebe ein Gefühl der Verbundenheit. Die Seelen der Liebenden sind miteinander verbunden, sozusagen miteinander verschmolzen. Man weiß, wann es dem anderen gut oder schlecht geht, man weiß was er jetzt braucht, man weiß, dass er hier und jetzt in diesem Raum ist, auch wenn man ihn nicht sieht.' Liliane zuckte innerlich zusammen. 'Liebe macht aus einem Menschen eins. Man kann Liebe nicht nur seelisch erfahren, man erfährt sie auch körperlich. Aber woher weiß man, dass sich zwei Menschen wirklich nahe sind und sich auch körperlich lieben? Wie fühlt man den anderen genau? Oder fühlt man ihn überhaupt?
Jemand, der mir sehr nahe stand, sagte einmal zu mir... ‚Wir sind eins geworden'. Daraufhin fragte ich ihn, woher er das so genau wisse. Der Jemand lächelte und antwortete: ‚Ich habe es gespürt'.'
Eine Träne rann an Lilianes Auge herunter. Es folgten weitere. Sie zitterte, obwohl sie die ganze Zeit versucht hatte es zu unterdrücken. Jane und Matt bekamen davon zum Glück nichts mit, denn sie taten nichts anderes als sich oder den Pfarrer anzuschauen. Aber Ian bemerkte es. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich.'Verstehen Sie, was ich Ihnen mit seiner Aussage sagen wollte?' fuhr der Reverend fort. 'Man spürt, fühlt, merkt, was auch immer, die Liebe. Auch wenn man sie zunächst nicht erkennt, weil man einfach blind sein wollte und sich dagegen wehrte, irgendwann trifft einen die Erkenntnis wie ein Schlag auf den Kopf. Es kann Minuten, Stunden, Tage oder sogar Jahre dauern, aber das Gefühl lässt einen nicht los, bis man es endlich erkannt hat. Irgendwann fühlt man sie durch den ganzen Körper strömen.' Liliane schluchzte leise.'Ich möchte meine Rede jetzt mit meiner eigenen Meinung beenden. Vielleicht denken Sie genauso. Liebe hat wahrlich viele Tücken und Fallen, aber wenn man diese erst einmal überwunden hat, ist sie das schönste auf Erden. Jane und Matt haben all diese Tücken und Fallen überwunden und sie werden vielleicht noch weitere überwinden müssen, doch dennoch haben sie zusammen eine schöne Zeit, das haben sie mir gesagt.' Der Pfarrer wandte sich an Jane. 'Jane Joyce... willst du Matt Taylors zu deinen Angetrauten nehmen, ihn schätzen und ehren, ihm zur Seite zu stehen, was auch immer passiert, bis der Tod euch scheidet?''Ich will.' sagte Jane.
'Und du, Matt Taylors...' Reverend Camwell wandte sich an Matt. 'Willst du Jane Joyce zu deiner Angetrauten nehmen und sie schätzen und ehren, ihr immer zur Seite stehen, in guten wie in schweren Tagen, bis der Tod euch scheidet?'
'Ich will.' antwortete Matt und lächelte Jane an.
'Gott begleitet und segnet euch auf eurem Weg.' Camwell machte ein Zeichen.
Ian holte die Ringe aus seiner Tasche und übergab sie Matt.
Es wurden viele Fotos beim Ringwechsel geschossen und der Pfarrer wartete, bis sich das Geknipse gelegt hatte.
'Diese Ringe sind das äußere Zeichen eurer Liebe. Sie zeigen anderen, dass ihr fähig seid zu lieben und sie geben anderen einen Hauch von Wissen, wie grenzenlos eure Liebe ist. Matt, wenn du möchtest, darfst du deine Braut jetzt küssen.'
'Ich möchte.' murmelte Matt und zog Jane zu sich. Er sah ihr tief in die Augen. 'Ich liebe dich. Ich schwöre vor Gott, dass ich dich immer lieben werde.'
Jane sah ihn glücklich an. 'Oh Matt. Ich liebe dich auch.'
Matt senkte den Kopf und küsste sie.
In diesem Moment standen die anderen Gäste auf und klatschten begeistert Beifall.
Die Band fing an ein Liebeslied zu spielen.
'So, ihr vier müsst nur noch ein Blatt unterschreiben, damit die Stadt auch weiß, dass es jetzt eine Jane Taylors gibt.' sagte Camwell. 'Aber ich glaube, das machen wir nachher.'Jane nahm Matts Hand und sie gingen zusammen den Weg zurück, um die Hochzeitstorte auf dem Büffet anzuschneiden.
Liliane und Ian folgten ihnen im Schlepptau.
'Es war eine schöne Trauung.' sagte Ian. 'Sehr traditionell und klassisch.'
'Ja.' sagte Liliane leise.
Die Worte des Pfarrers gingen ihr nicht aus dem Kopf.
Liebe ist auch Schmerz, dachte sie. Liebe ist manchmal hoffnungslos und eigenartig.'Entschuldige mich bitte kurz.' sagte sie zu Ian und zog ihre Hand aus seiner.
'Wohin willst du?'
'Ich muss mal kurz auf die Toilette.'
Sie ging nicht zu den Toiletten.
Lily verließ den Park und ging die Straße herunter.
Ich habe es gefühlt.
Dieses Gefühl des Eins-Werdens.
Es gab verschieden Gründe, warum sie geweint hatte. Eigentlich weinte sie immer bei solchen Veranstaltungen und bei solchen tiefgründigen Reden. Nur warum trafen diese ganzen Dinge auf sie zu?
Sie konnte lieben, doch ihre Liebe war nicht für die Unendlichkeit bestimmt.
Sie hatte Thorsten geliebt. Sie hatte ihn geliebt, weil er Geduld gezeigt hatte, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nicht mit ihm schlafen könnte. Noch nicht.
Sie hatte ihn geliebt, weil sie nicht nur sexuelle Dinge getan hatten. Aber wie es sich herausstellte, hatte er diese die ganze Zeit mit Patricia getan.
Als sie das herausfand machte sie Schluss, aber ihn schien das nicht sonderlich zu interessieren. Sie hasste seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck und das unschuldige Gesicht Patricias. Aber bei Ian war es nicht so. Er hatte nur sie und er betrog sie auch nicht.Damals dachte sie, dass ihr Schmerz sie bald umbringen würde, aber den Schmerz den sie jetzt empfand, war nahezu unmenschlich.
Liliane kehrte wieder um und sah zu ihrem Entsetzen Thorsten. Sie kamen einander entgegen, aber sie war nicht sicher, ob er überhaupt zu ihr wollte, nur etwas holen wollte oder ob ihm einfach nach einem Spaziergang war. Sie wollte an ihm vorbei, aber er packte ihren Arm.'Lass mich los, Thorsten.' sagte sie.
Er ließ sie los, aber nicht in Ruhe. 'Ist das die Art, wie wir uns die nächsten Stunden behandeln werden, Liliane?'
Früher hatte sie ihn wegen seines erwachsenen Benehmens geliebt, aber jetzt behandelte er sie wie ein Kind. Sie war kein Kind. Sie war, verdammt noch mal, erwachsen.
Dazu sollte man sagen, dass er fast zehn Jahre älter war als sie.
'Es ist mir egal. Ich habe dich nur gebeten mich loszulassen.'
'Patricia wollte unbedingt, dass ich mitkomme. Sie hat mich solange gedrängt, bis ich zugesagt habe.'
'Ich habe dich nicht danach gefragt.'
'Ich weiß. Aber ich fand, dass ich dir eine Erklärung schuldig war.'
'Mir ist inzwischen egal, dass du hier bist. Und warum, auch.'
'Du siehst hübsch aus.'
'Ich sehe verheult aus.'
'Überhaupt nicht.' entgegnete er.
'Ich werde jetzt gehen.' sagte sie langsam.
Thorsten trat einen Schritt auf sie zu. 'Bitte, geh noch nicht.' sagte er bittend.
Verwirrt sah sie ihn an. 'Ich muss.'
'Nein, bitte warte!'
Sie sollte gehen, weil es nicht gut für sie war noch länger hier zu stehen. Es war ein komisches Gefühl. Doch sie blieb.
'Ich... ich habe dich vermisst, Liliane.'
Liliane erkannte, dass es ein Fehler war, zu bleiben. 'Für so eine Unterhaltung ist es zu spät, Thorsten.' sagte sie.
'Für so eine Unterhaltung ist es nie zu spät.'
'Es ist aus. Du bist mit meiner Cousine zusammen. Das ist okay. Wirklich. Du musst dich nicht in irgendeiner Weise schuldig fühlen, aber ich hoffe du tust es trotzdem.'
Sie ging.
Ihre letzten Worte waren gemein, das wusste sie, aber im Moment war ihr das egal. So wie vieles ihr im Moment egal war.
Ian fing sie ab, als sie wieder im Park ankam. Er schien wütend zu sein.
'Das nennt man also ‚Toilette'.' brummte er, während sie zurück zu den Gästen gingen, die gerade die Hochzeitstorte verspeisten.
'Was?' fragte Lily.
'Sich mit dem Ex unterhalten... pff! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?'
'Ich weiß nicht, was du von mir willst.' sagte sie und sah ihn fragend an.
'Du hättest mir auch gleich sagen können, dass du dich mit... Tobey? Toto?'
'Thorsten.'
'Ja, genau! Dass du dich mit dem Typen triffst.'
'Ich hab mich doch gar nicht mit ihm getroffen.' sagte Liliane.
Ian warf ihr einen Blick zu. 'Denkst du, dass ich blöd bin?'
Der Schalk saß ihr im Nacken und sie grinste. 'Willst du eine ehrliche Antwort?'
'Das ist nicht lustig, Lil!'
'Doch, das ist sogar sehr lustig.'
'Was, zum Teufel, ist daran lustig? Mach das bloß nicht noch mal!'
'Was denn?' fragte sie unschuldig.
Er gab es auf. 'Du weichst mir heute nicht von der Seite. Der Typ ist mir nicht geheuer.'
'Er wird mich bestimmt entführen!' warf Liliane ein.
'Oder dich vergewaltigen!'
'Ja, wie wäre es mit ertränken?'
'Hör auf Witze darüber zu machen!'
Liliane lachte. 'Bist du etwa eifersüchtig?'
'Hast du nicht gesehen, wie gut der aussieht?'
'Hast du ihn schon mal mit Jass verglichen?'
'Du bist ziemlich frech zu mir, weißt du das?' Jetzt lächelte er sie an.
Sie grinste. 'Ich liebe es dich zu ärgern.'
'Und ich liebe es...'
'Wetten, dass du jetzt pervers wirst?'
Er flüsterte es ihr ins Ohr und sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
'Das ist ja regelrecht obszön!'
Zu ihrer Überraschung senkte Ian seinen Kopf und küsste sie.
'Es läuft grad ein Walzer. Lass uns doch mal die alten Leute hier von der Tanzfläche kicken.''Du kannst auch gleich sagen, dass du mit mir tanzen willst.'
'Das war mir zu kompliziert.'
'Hab ich mir schon fast gedacht.'
Ian fing mit dem Grundschritt an. 'Wir haben Glück mit dem Wetter, findest du nicht auch?'Liliane blinzelte, weil die Sonne gerade mitten in ihr Gesicht schien. 'Mh.'
Sie tanzten die Promenade, danach die Rechtsdrehung.
'Wusstest du, dass ich dein Parfüm rieche, wenn wir uns ein bisschen drehen?'
'Ist das jetzt gut oder schlecht?'
'Also, ich finde das gut.' Er senkte seinen Kopf und roch an ihrer Halsbeuge. 'Riecht auch gut.' murmelte er direkt an ihrer Haut.
'Danke.' sagte sie fast atemlos.
'Und schmeckt auch gut.' sagte er, als er an ihr knabberte.
Sie unterdrückte ein leises Stöhnen. 'Wir wollten tanzen, hast du vergessen?'
'Wir tanzen doch.' widersprach er.
'Ja, aber-'
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und drückte sie fester an sich. Die Finger ihrer Hand, die er immer noch festhielt, klammerten sich hilflos um seine Hand.
'Das schmeckt auch.' sagte er heiser. 'Und ich wüsste noch ein paar andere Stellen.'
'Tanz.' wisperte sie schwach.
Sie begannen von neuem. Dieses mal vergaßen sie Tanzschritte und Tanzhaltung und lehnten sich nur aneinander, während sie im Takt der Musik wiegten, bis das Lied zuende war.Jane winkte sie zu sich ran und sie gingen zu ihr hin.
'Bitte, bleibt hier stehen. Matt und ich haben noch was zu sagen.' sagte sie aufgeregt.Ian starrte auf ihren Bauch. 'Mensch, du hast ja zugenommen.'
Liliane sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. 'Das sagt man doch nicht zu einer Braut!'
'Welche Regel war das noch mal im Höflichkeitsbuch der Miss Joyce?' fragte er lächelnd.'Äh... bis gleich.' verabschiedete sich Jane und ging in Richtung Bühne.
Matt half seiner Frau hoch und klopfte ein paar Mal auf das Mikro, um sicherzustellen, dass es an war. Die Gäste versammelten sich in der Nähe der Bühne und warteten gespannt ab, was jetzt kommen würde.
Matt ging näher an das Mikrofon. 'Erst einmal möchte ich mich bei allen anwesenden Gästen bedanken, dass sie sich die Zeit genommen haben, zu Janes und meiner Hochzeit zu erscheinen. Also... vielen Dank.' Jane nickte zustimmend. 'Unser spezieller Dank gilt Liliane Joyce, die diesen Park so wunderbar und liebevoll gestaltet hat und Ian Heyden, der netterweise das Büffet bezahlt.'
Liliane warf Ian einen Blick zu. 'Du bezahlst das ganze Essen?'
Er erwiderte ihren Blick amüsiert. 'Ist was dabei?'
'Ach ja, du bist ja reich, ich vergaß.' sagte sie.
'Eifersüchtig?' scherzte er.
'Nein, ich kann ganz gut damit leben, dass ich arm bin und auf der Straße schlafen muss.''Wenn man deine Sturheit in Dollars messen könnte, wäre ich Milliardär.'
'Ich wäre noch reicher, wenn ich dein Aussehen in Dollars bezahlen lassen würde.'
'Das war aber ein Kompliment.'
Sie tat, als sei sie überrascht. 'Oh. Das tut mir leid.'
Er lachte leise.
'Mist, jetzt haben wir Matts Rede verpasst!' rief sie, als alle Leute anfingen zu klatschen und sie beide natürlich keinen Schimmer hatten warum, aber trotzdem improvisierend mitklatschten.
'Willst du jetzt mir die Schuld geben?' fragte Ian vorwurfsvoll.
'Nein, jetzt halt die Klappe, damit ich wenigstens verstehe was Jane sagt.' zischte sie.Jane lächelte alle breit an und ihre Wangen bekamen ein wenig Röte, als sie anfing zu sprechen.
'Wissen Sie, Ian meinte gerade zu mir ich hätte zugenommen.' Alle Köpfe drehten sich zu dem Schuldigen um. Ian starrte in die Luft, als sei er nicht gemeint. 'Aber das ist auch richtig, ich habe wirklich zugenommen.' fuhr Jane fort. 'Aber ich muss auch mehr essen, weil mich erstens, Matt dazu zwingt...' Matt sah sie schuldbewusst an. 'Und zweitens...' Jane griff nach Matts Hand und sah Liliane und Ian an. '... weil ich ein Baby bekomme.'

Lilianes Unterkiefer klappte herunter.'OhmeinGottohmeinGottohmeinGott!' murmelte sie, als sie sich an den Gästen
vorbeidrängelte, um zu Jane zu gelangen. 'Großer Gott, großer Gott...''Es wird ein Junge.' sprach Jane weiter, als Liliane schon auf die Bühne geklettert war.
Jane wandte sich an Liliane und ein unsicheres Lächeln umspielte ihre Lippen.
'Ich bekomme einen Neffen.' flüsterte Liliane.
'Ja.' lachte Jane und umarmte ihre Schwester glücklich. 'Du bekommst einen Neffen.'Liliane umarmte auch Matt, während sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten.'Wag es bloß nicht, wieder zu heulen!' sagte Matt streng.
'Tu ich doch gar nicht.' Sie wischte sie sich weg. 'Siehst du?'
Matt grinste zufrieden und umarmte Ian, der Liliane ebenfalls gefolgt war.
'Du Arschloch!' sagte Ian freundschaftlich. 'Du hast es mir solange verheimlicht!''Wir wollten es erst heute sagen, weil es uns passend schien.' erklärte Matt.Es regnete noch viele Glückwünsche und die Band fing wieder an zu spielen.
Matt schnappte sich seine Schwägerin, währen Jane mit Ian tanzte.
Sie unterschrieben das Formular, damit die Stadt wusste, dass sie geheiratet haben und noch hatte Liliane keine Ahnung was sie an diesem Tag alles noch erwarten würde.

Am Himmel funkelten schon ein paar Sterne, als Liliane sich neben Ian auf die Mauer setzte, wo er sich niedergelassen hatte, um noch ein wenig vom abendlichen Büffet zu essen.Sie selbst hatte sich noch einen Teller Nachtisch geholt und bedachte ihn nur mit einem Blick, der ihm sagte, dass er bloß seine Klappe halten sollte.
Genüsslich schob sie sich einen Löffel Grütze mit Vanillesoße in den Mund.
Ihr fiel auf, dass Thorsten zu ihr hinübersah, aber als sich ihre Blicke trafen, wandte er sich ab und unterhielt sich mit ihrer Tante.
Irritiert aß sie weiter. Sie wusste nicht was sie von seinem merkwürdigen Verhalten denken sollte. Warum schien er wieder an ihr interessiert? Sie liebte ihn längst nicht mehr, das war ein Kapitel, das sie endgültig abgeschlossen hatte. Und sie wollte es nicht wieder anfangen.Ian legte seinen Teller beiseite.
'An was denkst du gerade?' wollte er wissen.
'An nichts.'
'Du siehst nachdenklich aus.'
Sie löffelte ihre Dessertschale leer. 'Wirklich?' fragte sie und leckte den Löffel ab.
Er sah ihr dabei zu. 'Lass das.'
'Was?' sie hielt inne.
'Na... das abschlecken.'
Sie grinste ihn süffisant an. 'Ach... kriegen wir etwa ein kleines Problem?' Ihr Blick wanderte zu seiner Hose.
'Ausnahmsweise noch nicht.'
Auch sie stellte die Schale beiseite und schaukelte ein wenig mit ihren Beinen.
'Guck mal, wir haben Vollmond.' sagte sie. 'Meine Mutter hat immer gesagt...' Sie hörte plötzlich auf zu sprechen. Ihr fiel ein Mann auf, der gerade in den Park gekommen war und der sich gerade mit Jane und Matt unterhielt. Sie legte den Kopf etwas schief und musterte ihn.
Ian folgte ihrem Blick.
Graues Haar, aber wachsamer Blick. Muskulöser Körper und noble Haltung.
Jane wirkte etwas nervös.
Liliane sprang von der Mauer, als der Mann sich unsicher, aber dennoch entschlossen näherte.Ian tat es ihr gleich. Etwas an diesem Mann war komisch. Er wusste nicht was, aber es lag ihm auf der Zunge. Etwas an diesem Mann kam ihm so bekannt vor. Nicht das Aussehen, aber...
Liliane hatte nicht aufgehört ihn zu mustern. Als er nur noch wenige Meter vor ihr stand, wurde es eisig kalt, so kam es ihr vor. Ihre Eingeweide schienen zu erfrieren und eine kalte Hand legte sich um ihr Herz. Sie zitterte und wich einen Schritt zurück.

Es fiel Ian wie Schuppen von den Augen. Der Gesichtsausdruck. Er kannte ihn. Liliane hatte ihn auch schon einmal so angesehen, als sie sich in Angelsent gestritten hatten. Dort wo sie ihm in den Garten gefolgt war, nachdem er sie so brutal und wild geküsst hatte.'Hallo Liliane.'
'Bill...' sagte sie erstickt.
'Das ‚Dad' hast du dir also schon abgewohnt, was?' sagte er und es klang fast verbittert.'Was...'
'Bist du überrascht mich zu sehen? Hat Jane dir nichts erzählt?'
'Jane?' wiederholte Liliane fassungslos und ihre Augen suchten ihre Schwester. 'Jane hat dich... eingeladen?'
Bill antwortete ihr nicht. Was für eine dumme Frage. Stattdessen wandte er sich an Ian.'Ich bin Bill Joyce, Lilianes Vater, von dem sie nichts mehr wissen will.'
'Ian Heyden.'
'Ja, ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Sie sind der Anwalt von Cassandra Jenkins.''Richtig.'
'Hör sofort damit auf, Bill!' sagte Liliane laut.
Bill sah in Lilianes Richtung. 'Womit?' fragte er langsam.
'Denkst du, dass du einfach so auftauchen und so tun kannst, als wäre nichts passiert?! Denkst du damit sind vierzehn Jahre einfach weggewischt? Denkst du, dass wir jetzt die ganzen schrecklichen Jahre vergessen, nur weil du plötzlich auftauchst und wieder die Rolle als... Vater... spielen willst?' stieß sie erhitzt hervor.
'Lil...!' Ian griff beschwichtigend nach ihrer Hand.
'Jane und ich haben seit mehreren Jahren wieder Kontakt.' sagte er, ohne auf ihre Vorwürfe einzugehen. 'Ich habe ihr erklärt, warum ich gegangen bin und sie hat es mittlerweile verstanden und akzeptiert. Ich dachte, du würdest es genauso tun.'
Liliane biss sich auf die Unterlippe. Jane hatte seit mehreren Jahren Kontakt mit ihrem Vater? Warum hatte sie nie etwas gesagt? Warum hatte sie es ihr verschwiegen?
Einen Moment lang, spürte sie eine ungeheure Wut ihrer Schwester gegenüber. Als ihr dieses Gefühl bewusst wurde, schämte sie sich dafür. Es war doch ihre Hochzeit. Es wäre nicht fair von ihr, Liliane, Jane gerade in diesem Moment sauer zu sein.
Sie vergrub ihre Zähne in ihren Lippen.
'Warum hast du uns verlassen?' fragte sie wütend. 'Ich will einen vernünftigen Grund, hast du gehört, und nicht irgendeinen Seelenschwachsinn!'
Bill schüttelte innerlich den Kopf. Von wem hatte sie nur das Temperament geerbt?
Er hatte gewusst, dass es nicht ein Friede-Freude-Eierkuchen-Wiedersehen werden würde. Als er antwortete, sprach er mit langsamer Stimme.
'Eigentlich... warst du der Grund, Liliane.''Was?' wiederholte sie leise.
Er sah ihr in die Augen und hatte das Gefühl in Katrins Augen zu sehen.
'Nach dem Tod deiner Mutter hat sich vieles in unserer Familie verändert. Ich wurde wie ein Aussätziger behandelt. Wie ich von den Verwandten behandelt wurde, war mir egal. Aber meine eigene Familie verabscheute mich. Du und Jane. Meine einzigen Kinder. Das tat mir weh.' erklärte er und machte eine Pause, um einen tiefen Seufzer auszustoßen. Es tat ihm leid, was er getan hatte, doch er wusste, dass seine Tochter mehr als nachtragend war. Wie nur sollte er ihr seine ganze Geschichte an




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