Bis in die Ewigkeit

Autor: Sonntagskind
veröffentlicht am: 08.05.2008




Ich dachte, ich schicke mal eine Kurzgeschichte ein! Diese soll eine moderne Fassung von 'Romeo&Julia' sein. Viel Spaß beim Lesen ;-)

An einer reich befahrenen Straße in Berlin - Tiergarten begegneten sich zwei Teenager mitten auf dem Bürgersteig. Sie kannten sich nicht, bis - 'Hey, dein Rucksack ist auf, du hast etwas verloren!' Der Junge, etwa 18 Jahre alt, hob die Bücher des Mädchens auf und reichte sie ihr. 'Oh, vielen Dank, habe ich gar nicht bemerkt!' und sie lächelte ihn schüchtern an. Das darauffolgende Schweigen dauerte an, doch wurde es von einem 'Darf ich dich zu einem Cappuccino einladen?' unterbrochen. 'Ich heiße übrigens Ron, und du?' 'Justine, ich heiße Justine! Ja, gerne.' Ein paar Schweigeminuten später saßen sie in einem gemütlich eingerichteten, in braun-orangenen Tönen gehaltenem Café und gaben die Bestellung auf.Erst jetzt fielen Ron Justines grüne Augen auf, die wunderbar zu ihren hellen Haaren passten. Diese Augen schauten ihn gerade an - und jetzt sprachen sie sogar! Was die alles können! Ah, 'Nein', schalt sich Ron und merkte, dass sie aufgehört haben zu sprechen. 'Nein, nicht gut, dass du es gemerkt hast und mir meine Bücher aufgehoben hast? Wäre es dir lieber gewesen, sie dort liegen zu lassen?' Justine schaute ihr Gegenüber belustigt an, doch Ron brauchte zum Glück nicht zu antworten, da er seine Verlegenheit schnell in den Cappuccino - Schaum seines Getränkes tauchte, das in dem Moment serviert worden ist. Justine tat es ihm gleich. Doch mit der Temperatur ihrer warmen Getränke, schien auch das Eis zwischen ihnen langsam dahinzuschmelzen und bald waren sie in ein lockeres Gespräch vertieft. Als sie sich zwei Kaffees, einem Kuchen und einer Imbiss-Platte später voneinander verabschiedeten, fiel es beiden schwer, sich voneinander zu trennen und beschlossen, sich weiter zu treffen.

Es folgten weitere Verabredungen und Unternehmungen, wobei beide merkten, dass bei ihnen längst schon mehr war, als ‚normale' Freundschaft. So kam es also, dass Ron Justine zum Abendbrot bei sich Zuhause einlud, um sie auch seinen Eltern vorzustellen. Die Reaktion dieser ließ Ron stutzig werden, als seine Eltern Justine begrüßten. Waren sie vor ihres Kommens in freudiger Erwartung und voller Neugier, so waren sie nun gegensätzlich: verkrampft. Das Abendessen verlief keineswegs so, wie es sich Ron vorgestellt hatte: Justin bemühte sich immer wieder, ein Gespräch zu beginnen und Ron lachte hin und wieder gekünstelt, doch eine familiäre Stimmung wollte einfach nicht aufkommen. Nach einer Verabschiedung Justines, die sehr kurz ausfiel, stellte Ron seine Eltern zu Rede. 'Warum wart ihr so uninteressiert und unterkühlt Justine gegenüber? Das habe ich als nicht sehr solidarisch empfunden. Sie ist hier hergekommen, um mit meiner Familie einen schönen Abend zu verbringen..' - 'so, genug gemeckert? Das Mädchen ist eine von DENEN!', fügte sein Vater bedeutungsschwer zu und verstummte. 'Was?', keuchte Ron. Wenn er etwas von dem leckeren Hühnchen noch im Mund gehabt hätte, so hätte er sich jetzt mit Sicherheit verschluckt. 'Nein, da irrst du dich, das kann nicht sein!', flüsterte Ron fassungslos. Das wunderbare Mädchen eine von, von DENEN? 'Doch!', antwortete seine Mutter. 'Aber wie kommt es, dass ich sie dann nicht kenne?' 'Du warst noch so klein. Ihr habt bei der Beerdigung miteinander gespielt. Du kannst dich nur nicht mehr an sie erinnern.. .'

Mit diesen Worten im Ohr verließ Ron das Wohnzimmer und stapfte die Treppe zu seinem Zimmer hoch und legte sich ins Bett und schloss die Augen. Vor langer Zeit, vor etwa 14 Jahren, war seine leibliche Mutter bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben gekommen. Doch sie fanden heraus, dass einer der Familie Bringston seine Mutter getötet haben musste und es wie einen Autounfall hat aussehen lassen. Doch die Schuld des Mörders konnte nicht bewiesen werden und somit wurde der Verdächtige wieder freigelassen. Es war einer von der Familie Bringston, der Bruder des Vaters 'von Justine! Oh mein Gott!' Ron drehte sich auf die andere Seite und ließ die letzten Wochen Revue passieren: Die Verabredungen mit Justine, die schönsten Tage seines bisherigen Lebens. Ich kann sie doch nicht einfach vergessen, murmelte Ron verzweifelt. Er beschloss, diesen Tag für sich zu beenden. Er hatte ihm genug Schreckliches bereitet. Also legte er sich hin, um zu schlafen. Doch bis er das tat, trockneten noch viele Tränen.

Am nächsten Nachmittag rief er bei Justin mit einem gefassten Entschluss an, ums ich mit ihr zu treffen. Sie trafen sich an der Eisdiele und beim warmen Kakao schnitt Ron das schwierige Thema an.: 'Schön, dass du gekommen bist!' ‚Super, das war ja mal ein prima Anfang', grummelte er in sich hinein. Justine lächelte ihn zart an und strich ihm über seine Hand. 'Raus mit der Sprache, ich weiß doch, dass dir eine Laus über die Leber getippelt ist', flüsterte sie. ‚Mist, sie kannte ihn einfach schon zu gut', dachte sich Ron und blickte sie verzweifelt an. 'Nein, keine Laust ist getippelt, sondern ein Elefantenclan regelrecht gestampft! '...Heißt dein Onkel Maximilian?' 'Ja, warum?' 'Maximilian Bringston?' 'Ja, Hergott nochmal, warum denn?' Obwohl er es hatte verhindern wollen, stiegen ihm die Tränen in die Augen. 'Oh Ron, was ist mir dir?' Mitfühlend streichelte Justine seine verkrampfte Faust und stand dann auf und schlang ihre Arme um ihn. 'Meine Mutter ist nicht meine leibliche Mutter. Diese ist vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben kommen.' Mit erstickter Stimme erzählte Ron seiner Liebsten von dem tragischen Schicksal, das vor Jahren seine Familie ereilt hatte. 'Oh mein Gott, Ron, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…' Justine hockte mit ausdrucksloser Miene neben Ron, der noch immer auf dem Cafestuhl saß. Lange Zeit verharrten sie, bis Ron antwortete: ''Du kannst da aber nichts für, falls du dir gerade Vorwürfe machen solltest!'! Justine lächelte ihn traurig an. 'Komm, lass uns in den Stadtpark gehen', raffte Ron sich auf.

Dort angekommen , gingen sie langsam nebeneinander her. 'Oh Gott, deine Mutter hätte noch leben können. Nach sehen können, wie wunderbar ihr Sohn ist.' Schluchzend warf sie sich in Rons Arme, der sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. 'Hey, hey, du darfst dich damit so belasten, es war dein Onkel, nicht du!' 'Ich liebe dich!' 'Ich lieb dich doch auch!' Die Tage vergingen. Rons Offenbarung hatte seins und Justines Leben verändert. Seine Mutter stand allem voran. Selbst der Schule und Verpflichtungen. Rons Eltern wollten dies nicht länger mitansehen und stellten ihren Sohn vor die Wahl: entweder würde er wieder seinen Pflichten nachkommen oder er müsse sich von Justine fernhalten. Verzweifelt wandte sich Ron an seine Freundin. Diese ganze Situation machte ihnen sehr schwer zu schaffen, vorallem noch, dass Ron vor diese Entscheidung gestellt worden war. 'Ich kann und werde mich niemals von dir trennen!', sagte Ron, als er bei Justine auf dem Bett neben ihr saß. 'Ich ebenso wenig. Dei werden uns nicht auseinanderbringen, und wenn es das letzte ist, was ich tun werde!' Zu dem Zeitpunkt wusste Justine noch nicht, dass ihr Versprechen wirklich unter Beweis gestellt werden würde.

Da sich Ron und Jstine nach einer Woche immer noch nicht getrennt hatten, wurden seine Eltern sauer und weil er immer noch keine Entscheidung getroffen hatte, taten sie es für ihn. 'Ron, kommst du mal bitte?', rief sein Vater aus dem Wohnzimmer. 'Moment, ich bin sofort da!' 'Nein, komm bitte jetzt.' 'Jaa, was ist denn?' 'Also, da du dich nicht dazu bewegen konntest, eine Entscheidung zu treffen, haben wir es eben für dich getan', er blickte seine Frau an, die ihm aufmunternd zunickte, 'wir wollen nicht mehr, dass du dich mit Justine triffst!' 'Was, ihr wollte mir verbieten, die Person, die ich am meisten liebe, zu sehen?', schrie Ron und stand so erbos t auf, dass der Tisch wackelte. 'Komm, beruhige dich. Es ist das Beste für euch. Für DICH!' 'Wage es ja nicht, mir zu sagen, was das Beste für mich ist! Es ist das Schlimmste! Was wisst ihr denn schon, was das Beste für mich ist?' schrie Ron seinen Vater an und rannte aus dem Zimmer, hinaus auf die Straße. So schnell er konnte, lief er zu Justine und überbrachte ihr die schlechte Nachricht. 'Oh nein, wie hat sich das jetzt nur alles entwickelt? Es ist so schlimm für mich!' 'Ja, für mich doch auch!' 'Ich will mich nicht von dir fernhalten müssen! Das wäre das Schrecklichste für mich!' 'Ich empfinde genauso für dich..' Lange sagte keiner von ihnen Wort, bis es an der Tür klingelte. 'Ich gehe schon', murmelte Ron und ging zur Tür. Als er sie öffnete, bereute er dies sofort. 'Ron, da bist du ja! Ich habe mir gedacht, dich hier zu finden' Komm sofort nach Hause!' 'Ich denke ja gar nicht daran, mir von dir vorschreiben zu lassen, was ich zu tun und lassen habe! Mein Leben hat seit Mamas Tod sowieso an Farbe und Freunde verloren. Durch Justine wurde es wieder heller und das willst du mir jetzt nehmen?' 'So komm doch endlich zu Vernunft! Ich habe dir alles im Leben ermöglicht' - 'außer genügend Liebe gegeben, das meine ich. Justine tut dies aber! Es ist mein Leben, versteh das endlich!' Damit knallte er die Tür seinem Vater vor der Nase zu und ging erschöpft zu Justine zurück. Doch diese saß nicht mehr auf dem Sessel. Statt ihrer lag dort ein weißer kleiner Zettel:
‚Ich danke dir für deine Liebe. Vergiss mich nicht. Sei mir nicht böse, ich kann nicht anders, als an den Ort unseres Ursprunges zurückzukehren Sei mir nicht böse. Ich liebe dich.'‚Oh nein', dachte Ron. ‚Der Ort ihres Ursprunges': damit meinte sie den Büttmersee. Als sie eines schönen Tages dort gewesen waren, hatten sie darüber philosophiert, wo der Mensch seinen Ursprung haben müsste. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass dies nur die Tiefen der Gewässer sein könnten. So wurde der Büttmersee zu ‚ihrem' Ursprung. 'Scheiße!' rief Ron und rannte los. Er rannte nicht nur um sein eigenes Leben, sondern auch um das Justines. Seine Lunge drohte zu bersten, doch er lief weiter. Jetzt war der traumhaft schöne See mit seinen Tiefen in der orange-roten Abendsonne zu sehen. Die Libellen flogen sanft, dicht an der Wasseroberfläche, in der Hoffnung, kleine Fliegen zu finden, entlang. Ron geriet in Panik: Wo mochte Justine sein? Saß sie noch am Ufer oder war sie schon gesprungen? Dann sah er sie.

Sie stand, den Kopf hoch erhoben gen Himmel, am Ufer. In ihren Händen hielt sie einen Sack mit Steinen und einem Seil. Nun trat sie ins noch seichte Wasser. Ron würde keine Zeit zum Umrunden des Sees haben, um sie zu erreichen. Also entscheid er sich für einen Sprung ins kalte Waser. Er schwamm so schnell er konnte, da Justine schon bis zum Hals im Wasser war. Er würde es nicht mehr schaffen. Sie würde sterben. Er könne nichts mehr ausrichten. Er sah zu, wie seine Liebste das Seil an den Sack und dann um ihre Hände knotete. Geräuschlos glitt sich langsam hinab, den Tiefen des Untergrundes entgegen. Nicht jedoch, ohne Ron noch einmal mit dem schönsten Lächeln anzuschauen. 'Nein! Warte auf mich!', schrie er dann und tauchte unter. Er erreichte Justine und band sich ebenfalls am Seil fest. Justine machte die Augen auf und verstand, was Ron mit den seinen sagte: Nun werden wir immer zusammen sein. Durch den Ursprung bis auf ewig vereint.









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