Du bist tabu! Teil 2

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veröffentlicht am: 17.05.2008




/Ich könnte sie knutschen? Oh, peinlich! Was ich für komisches Zeug von mir gebe…aber er sieht so verdammt sexy und männlich aus. Gar kein Vergleich zu meinen bisherigen Beziehungen./

Am nächsten Morgen stand sie schon eine Stunde früher auf und setzte ihr Make-up extra gründlich auf. Danach riss sie die Türen ihres Schrankes auf. Sie zog ein hellblaues Top heraus, um es kurzer Hand auf den Boden fallen zu lassen. Dann ein gelbes, was ganz unten im Stapel lag, so fielen die ganzen Oberteile heraus. Sie wühlte den Klamottenhaufen durch und kramte schließlich ihr freizügiges, fliederfarbenes heraus. Dazu eine weiße, enge Röhrenjeans.

Ihre Haare Band sie zu einem Zopf zusammen, der dank der Länge ihrer Haare, über den halben Rücken hing. Nur zwei Strähnen ließ sie gelockt an ihrem Gesicht runter laufen. /Gut das meine Parents noch schlafen./, kicherte Ria in sich hinein und ging in die Küche um ihr Frühstück zu machen. Ein letzter Blick auf ihre Nägel und schon konnte es los gehen. Pünktlich bekam sie ihren Bus und steckte ihre Waffe gegen die nervigen Fünftklässler, I-Pod, in ihre Ohren und stellte auf volle Lautstärke.

Die Schulstunden bis zur Mittagspause vergingen wie im Flug, da sie weder Mathe noch sonst eines ihrer Hassfächer zu ertragen hatte. Nach ihrer Nachhilfestunde würde sie nur noch zwei Stunden Englisch haben, dann könnte sie endlich nach Hause.
'Ria, kommst du mit? Wir möchten die Freistunde in die Stadt gehen.', rüttelte Katherine an ihrem Handgelenk.
'Nein, ich gehe lernen.', antwortete Ria mit von Stolz angeschwollener Brust, sonst war sie nämlich die letzte, die ihre freie Zeit mit etwas schulischem verbrachte. Daher bekam Jan so einen Lachkrampf, bis ihm die Tränen kamen.
'Ich meins ernst.', Ria stolzierte einfach an ihnen vorbei in die Cafeteria. Herr Proud saß schon an einem Tisch und hing über irgendwelchem Schulkram.
/Aha, er isst ein Schokoüberzogenen Donat. Interessant….Oh er sieht so zum dahin schmelzen aus. Er ist so muskulös, stattlich, sexy und ung…./
'Ach, Ria, da sind Sie ja.', unterbrach er ihre Gedanken. Von ungewohnter und plötzlicher Schüchternheit getrieben setzte sie sich zwei Plätze von ihm weg.
'Na, was soll das? So kann ich Ihnen aber nichts erklären.'
Sie nickte und setzte sich neben ihn. 'Könnten Sie mich nicht für die Nachhilfestunden duzen? Dieses Sie geht mir ganz gehörig auf den Sack!'
'Ihnen geht das auf den Sack? Auf den imaginären nehme ich mal an.', begann er zu lachen, fing sich aber schnell wieder, 'Also gut, dann duzt du mich aber auch. Ich bin Joe.', er packte seine anderen Sachen weg und schlürfte an seinem Kaffe. Ria schmiss ihre Mathesachen unsanft auf den Tisch und schielte gleichzeitig auf Joes kaum angerührten Donat.'Hast du Hunger?'
'Au ja und wie!'
Brüderlich teilte er den Donat in zwei und reichte ihr eine Hälfte. 'Aber nicht, dass das zur Gewohnheit wird.'
'Werden wir ja nosch sehn.', krümelte sich Ria auf die Hose, was mal wieder zeigte, dass ihr Outfit und ihr Typ nicht aufeinander passten.
/Er ist privat ganz anders. Total süß. Jetzt passt sein freundliches Aussehen zu ihm. Sag bloß der zieht vor unserer Klasse immer ne Show ab?/
'Dann wollen wir mal, was hast du denn nicht verstanden?'
'Na, alles ab fünfte Klasse, so ungefähr.'
'Das ist doch jetzt nicht dein ernst?! Komm sag. Wo hast du denn die meisten Probleme?'
'Ach, ich peil Sinus und Kosinus einfach net. Voll dämlich das Zeug.'
Herr Proud atmete tief durch und kramte etwas aus seiner Tasche. 'Dann fangen wir eben bei Sinus und Kosinus zehnte Klasse an. Wenn du das erstmal drauf hast, was übrigens Bestand der nächsten Klausur sein wird, können wir ja mal sehen, was dir sonst noch an Grundlagen fehlt.'
Er schlug sein Mathebuch zehnte Klasse auf und suchte die passende Seite.
Ria verschränkte ihre Arme und lehnte sich zurück.
'Was ist?'
'Ich hab jetzt doch keinen Bock zum lernen. Ist doch eh Bullshit. Da ist es selbst interessanter, wenn sich jemand seinen Fußpilz kratzt.'
'Du hast aber merkwürdige Vergleiche. Wir sollten jetzt trotzdem anfangen.'
'Ne. Ich hol mir ein Eis!', schon sprang sie auf und lief zum Kiosk. Joe schlug sich die Handfläche gegen seine Stirn und seufzte. Er hatte sich das ganze deutlich einfacher vorgestellt.
'Oh, Herr Proud, was machen Sie denn hier? Sie haben mittwochs doch lediglich fünf Stunden?'
'Ja, ich nutze den Vormittag hier in der Schule dennoch sinnvoll.', erwiderte Joe lächelnd und entdeckte Ria an ihrem Eis schlabbernd hinter dem Direktor stehen, der sich wieder umdrehte und ging.
'Du bist nur wegen mir hier geblieben?'
'Ja, aber brüll nicht so, muss ja nicht jeder hören, dass du mich duzen darfst.'
'Oh ja klar. Aber wenn das so ist, dann sollten wir jetzt anfangen.'
'Warum nicht gleich so. Ich glaub ich habe auch eine tolle Idee, wie wir das ganze interessanter für dich gestalten können.'
'Jetzt bin ich aber gespannt.', Ria zog ihre Beine hoch auf den Stuhl und beobachtete Herrn Proud gespannt.
'Pass auf, wir konstruieren unser Traumhaus, was hältst du davon?'
'Au ja! Ich liebe so was! Am besten eines am Strand.'
'Wie du meinst.', er nahm sich ein weißes Blatt Din A3, 'wie soll es denn aussehen?'Ria verstand zwar nicht den Sinn dieser Übung, freute sich aber umso mehr drauf.'Also hier der Eingangsbereich, und da ein Balkon, hier ein Blumenbeet…', mit genauen Vorstellungen kritzelte sie auf dem Papier herum. Joe schaute gespannt zu und holte Luft, als sie ihre Zeichnung kurze Zeit später fertig hatte. Er besserte hier und da noch was aus und hielt es hoch.
'Gefällt es dir so?'
'Und wie.', Ria strahlte übers ganze Gesicht. Dieser Lehrer war doch viel besser, als sie gedacht hatte.
'Dann machen wir uns jetzt an das Bauen. Hier wollen wir doch Fliesen oder? Dann lass uns mal ausrechnen wie viele wir brauchen, wenn eine Platte 50x20cm2 groß ist.'
Rias Mundwinkel zogen sich wieder ein wenig nach unten, darum ging es also.
'Was ist los? Du wolltest doch wissen, wozu man die Berechnung von Dreiecken braucht.''Ja, hast ja schon recht. O.K. ist ja für unser Traumhaus.', motiviert begann sie zu rechnen.'So fertig!'
Joe betrachtete ihr Geschmiere und runzelte seine Stirn. 'Nicht ganz also pass auf…', beide lehnten sich über ihre Rechnung, wobei sie seinen angenehmen Duft wahrnahm. Sie sah zur Seite und blickte sein Gesicht an. Verwundert drehte er seinen Kopf ebenfalls zur Seite. Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Gesichter. Ria hatte den Drang, ihre Lippen gegen seine zu drücken. Er jedoch wendete sich unbeeindruckt wieder ihrem Zettel zu.
'Hier das musst du mit dem Sinus von Alpha ausrechnen. Und wie lautet die Formel von Sinus?'
'Ankathete durch Hypotenuse.', murmelte Ria enttäuscht.
'Ey, nicht so unmotiviert. Außerdem war das die Formel für den Kosinus, also?'
Sie zuckte mit den Achseln.
'Was ist denn los?', er legte seinen Kugelschreiber ab und schaute ihr in ihre großen dunkelbraunen Augen.
'Alles in Ordnung. Dann ist Sinus eben Gegenkathete durch Hypotenuse.'
'Und was musst du also rechnen?'
'a durch c.'
'Richtig, na geht doch.'
Ria strahlte. So schwer war es ja gar nicht. Sie blickte wieder auf ihre Hausskizze und stellte fest, dass sich noch jede Menge rechtwinklige Dreiecke dort befanden. Aber ab jetzt wollte sie Herrn Proud zeigen, was sie konnte und rechnete ohne dass er noch etwas sagen musste, die restlichen Flächen aus.
'Fertig.', zufrieden lehnte sie sich zurück.
'Sehr gut. Du kannst es ja doch. Die Pause ist jetzt auch leider zu Ende. Bekommst trotzdem eine kleine Belohnung.', er zog ein Roche aus seiner Tasche und reichte es ihr, 'Du magst doch bestimmt Schokolade.'
'Und ob!', freudig griff sie danach und konzentrierte sich absichtlich auf das Gefühl, als sich ihre beiden Hände berührten. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, packte sie ihre Mathesachen wieder ein. 'Wie kommt es eigentlich, dass du im Unterricht so anders bist?'
'Wie anders?'
'So streng.'
'Anders bekommt man ja keinen Respekt in eure Gruppe.'
'Damit hast du eigentlich Recht. Du? Darf ich die Skizze von unserem Traumhaus behalten?''Klar, nur zu.', er lächelte sie mit seinem wunderschönen Lächeln an, wobei seine weißen Zähne zum Vorschein kamen.
'Dann bis Morgen, in Mathe.', winkte ihm Ria noch zu, schob sich das Roche zwischen die Backen und eilte zur Englischstunde.
Deutlich abgehetzt kam sie vor ihrem Englischlehrer vor dem Klassenraum an.
'Oh, Ria, was hast du da für eine Papierrolle in der Hand?', zog Katherine neugierig ihre Augenbrauen hoch.
'Geht dich gar nichts an!', antwortete diese zickig.
'Ach ja? Kann es sein, dass meine Süße einen Typ hat?', griff Jan, der eigentlich jedes hübsche Mädchen anbaggerte, nach der Rolle.
'Lass deine dreckigen Schmuddelfinger da weg. Außerdem bin ich nicht deine Süße! Hör auf diesen geistigen Dünnschiss von dir zu geben.'
Natürlich war Jan, der Frauenschwarm schlechthin, mit Katherine der beste Freund von Ria, aber MEINE Süße durfte sie keiner nennen. Das hatte für sie noch eine gewisse Bedeutung.'Ist ja gut.'
Zu Rias Glück hatte der Lehrer gerade die Tür geöffnet und somit diese Unterhaltung beendet.

Im Englischunterricht sitzend träumte Ria die ganze Zeit vor sich hin. Sie sah es genau vor sich:
Sie steht auf der Terrasse ihres Traumhauses, und ist gerade dabei den Tisch mit ihrem selbst gemachten, köstlichen Essen zu schmücken. Joe kommt rein, begrüßt sie mit einem zarten Kuss und sie essen gemeinsam, während sie dem gleichmäßigen Rauschen des glitzernden Meeres lauschen. Nach dem großzügigen Mahl bedankt er sich mit einem Leidenschaftlichen Kuss. Er reißt ihr das Oberteil vom Leib, trägt sie auf Händen bis ins große Himmelbett. Befreit sie von ihrer Unterwäsche. Sie kann seine Geilheit förmlich riechen. Er reißt sich ebenfalls die Klamotten runter und will in sie ein….
'Ria? What's up?'
'Oh nein! Müssen Sie gerade jetzt stören?!', aufgebracht stampfte Ria auf den Boden. Fragend zugleich wütend starrte der alte Englischlehrer sie an. Erst jetzt verstand sie, was sie da gerade gesagt hatte.
'Oh, I'm sorry!', mit gerötetem Gesicht sank sie auf ihrem Stuhl ein. Jetzt hätte es nur noch gefehlt, dass sie laut gestöhnt hätte. So was peinliches! Sie kam sich vor, wie eine notgeile Jungfrau! Noch nie hatte sie so Fantasien in ihrem Kopf aufleben lassen und dann auch noch mit ihrem blutjungen Klassenlehrer.
/Für so Gedanken müsste man echt samt ‚Hab-mich-lieb-Jacke' in die Gummizelle!/, schlug sich Ria gedanklich die Hand auf den Kopf.
Sie räusperte sich leicht und versuchte wieder dem Unterricht zu folgen. Die Stunde nahm ihren Lauf und sie meldete sich so oft wie möglich, um ihr Fehlverhalten wett zu machen.

Das erste was sie zu Hause in ihrem Zimmer machte, war das Bild von ihrem Traumhaus über ihr Bett zu hängen. Sie betrachtete das Papier sehr genau, wodurch sie wieder an ihren Tagtraum denken musste. Als könnte sie den Gedanken so entfernen, schüttelte sie schnell ihren Kopf. Ein aufsteigender Seufzer entfuhr ihr /Er ist so süüüß…./
Die nächste Woche verlief unter normalem Chaos, geprägt von ihren Schusseligkeiten. Förmlich zählte sie die Stunden und Tage, bis sie endlich wieder Nachhilfe bekam. Schon komisch, das passte nun wirklich nicht zu ihr. Selbst auf Prouds Unterricht freute sie sich, nur um ihn angaffen zu können. Dazu gab sie im Volleyball ihr bestes. Aber wozu tat sie das eigentlich? Sie kannte ihn erst eine Woche, also etwas tiefblickendes konnte es nicht sein…

'So ihr Käsköpp! Ich geh dann mal wieder fleißig lernen, ne?', verabschiedete sich Ria von ihren zwei besten Freunden.
'Oh, nein. So leicht kommst du uns diese Woche nicht davon. Seit wann lernst du so viel? Und mit wem? Wir kommen mit, das lassen wir uns doch nicht entgehen, stimmt's Jan?'Jan nickte eifrig und verschränkte seine Arme.
'Boar, seid ihr Tauchsieder! O.K. wie ihr meint.', Ria stiefelte vor und die anderen entdeckten sofort, dass sie auf Herrn Proud zusteuerte.
'Jo…Herr Proud.', gerade noch so, hatte sie die Kurve gekratzt und ihn nicht vor ihren Freunden geduzt, 'meine Freunde haben sich nicht abschütteln lassen.'
Joe sah von seiner Zeitschrift auf: 'Solange sie nicht stören, ist es mir recht.'
Er lächelte freundlich und schob mit einer Hand einen Stuhl zurecht. 'Aber für so viele, hab ich jetzt weder Kaffe noch Donats.'
'Sag bloß, Sie haben mir Kaffe und Donat geholt? Sie sind ja unglaublich!'
'Ja, das bin ich.', fing er an zu kichern, 'irgendwie muss man Sie ja bestechen und zum Lernen motivieren.'
Jan und Katherine schauten sich verdutzt an, hörten sie da richtig? Die beiden klangen so vertraut. Wissbegierig setzten sie sich dazu. Freudig grinsend nippte Ria an ihrem Kaffee.'Dann holen Sie mal ihr Mathezeug heraus.'
'Aber klaro.'
'Sagen Sie mal, Herr Proud,', wuchs Katherines Neugier immer weiter an, 'warum geben Sie denn Ria Privatunterricht?'. Sie spitzte ihren Blick.
'Fräulein Katherine! Was eine Frage! Ich mach mir Sorgen um jeden Schüler und da Ria mit Abstand die Hoffnungsloseste ist, hab ich ihr meine Hilfe angeboten.', antwortete Joe schelmisch.
Ria blies beleidigt ihre Backen auf, wodurch sich in Prouds Gesicht ein großer Smiley aufbaute. Und Jan seufzte, ihm gefiel die ganze Situation nicht so ganz.
'Ist das überhaupt erlaubt, dass Sie eine Schülerin privat auch noch unterrichten?', hakte Kathy erneut nach.
'Ich muss leider feststellen, dass ihr beiden uns ziemlich vom Lernen abhaltet.', zog Joe seine Augenbrauen in die Höhe.
'Wir sind ja schon ruhig, aber trotzdem werden wir Sie keine Sekunde aus den Augen lassen.', warf Jan ein, bevor Katherine wieder etwas sagen konnte.
Proud verdrehte etwas angenervt die Augen und nickte.
Schließlich ignorierten Ria und Proud ihre Freunde einfach und lernten wieder mit einer ausgefallenen Übung.
Mit den Lidern schon halb geschlossen, stellte Katherine erleichtert fest, dass die Freistunde zu Ende war. Sie und Jan sprangen sofort auf: 'Komm, wir müssen zu Englisch.'
'Ihr könnt euch ja schon mal auf die Socken machen, ich komm sofort.'
'Wie du meinst, Süße…', murmelte Jan und verschwand mit Katherine.
'Bekomm ich denn heute keine Belohnung?', wendete sich Ria mit Dackelblick zu Joe. 'Nein, heut haben wir ja nicht viel geschafft.'
Ria zog einen Schmollmund.
'Du solltest jetzt zu Englisch gehen.', er nahm ihre Hand, öffnete sie vorsichtig, legte ihr ein Roche hinein und zwinkerte ihr zu.

Man konnte redlich eine lineare Funktion aus Rias Verbesserung machen. In der ersten Klausur schrieb sie eine vier, was für sie in Mathe wirklich eine Steigerung war und danach eine drei, also sieben Punkte. Mündlich konnte sie sich auch richtig reinhängen, da sie die Hausaufgaben immer mit Herrn Proud selbst erledigte. So verging das erste Halbjahr. Auch das Volleyballtraining lief hervorragend, alle Mannschaftsmitglieder hatten ihre Fähigkeiten mehr als verdoppelt. Ria konnte ihre Position als Kapitän natürlich halten.
Nach den Weihnachtsferien stand das allererste Volleyballturnier an. Proud hielt das Team für weit genug, um sich gegen andere behaupten zu können und so meldete er sie kurzerhand an. Was jedoch ein Problem darstellte war, dass das Turnier vier Tage lang dauern würde und Ria nicht über Nacht von zu Hause wegbleiben durfte. Nach einem ganzen Tag erbittlichem Diskussionskampf mit ihren Eltern hatte sie sie endlich davon überzeugt, dass dieser Wettkampf wichtig und vollkommen ungefährlich war.
Katherine, Ria und der Rest der Mannschaft bekamen die Tage beurlaubt. Pünktlich um zehn vor sechs kam Ria mit Sack und Pack auf dem Parkplatz von Walmart an. Ein merkwürdiges Kribbeln durchflutete ihren gesamten Körper und in ihrer Magengegend schien etwas lebendig zu werden. Schnell wendete sie ihren Blick in eine andere Richtung. Sie konnte es nicht fassen: Herr Proud löste dieses Gefühl in ihr aus.
Herr Proud, Frau Schmidt und Frau Speier waren die Lehrer, die das Team begleiteten und für alle verantwortlich waren.
Frau Schmidt war eine kleine, rundliche Frau mit Rotgefärbten Haaren, die einen ganz außerordentlichen Kleidungsstil hatte. Ria nannte sie immer: Die Lehrerin mit den EAM-Blusen, auf jedem Knopf eine andere Spannung.
Frau Speier dagegen war schon bedeutend älter, aber immer noch jung geblieben. Sie hatte blonde Haare, war ziemlich schlank, trug eine kleine moderne Brille und hatte einen eleganten Kleidungsstil. Nur ihre kleinen Fältchen um Auge und Mund verrieten, dass sie die dreißig schon überschritten hatte.
Frau Schmidt zählte nun schon zum dritten mal durch die Reihen und war sich endlich sicher, dass alle da waren. 'Kinderchen, dann steigt mal ein.', piepste Frau Schmidt, der Ria am liebsten ein Megafon in den Hals schieben würde. Sofort stieg Ria ein und setzte sich an einen Fensterplatz, Katherine gleich daneben. Die Fahrt sollte zum Glück nur zwei Stunden dauern. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Ria, dass sich Herr Proud ganz vorne hinsetzte und somit die ganze Buslänge von ihr getrennt war.
Da der Tag noch so früh war, und draußen noch die Dunkelheit regierte, stopfte sich Ria einfach ihre Kopfhörer in die Ohrmuscheln und döste ein.
'So Mädels. Hier sind wir. Wir haben die Übernachtungen hier fast umsonst in dieser wunderschönen Herberge bekommen, also verhaltet euch dementsprechend. Außerdem wollen sie uns gewinnen sehen. Können wir ihnen diesen Wunsch abschlagen?'Ein lautes Getöse und Geschrei erhellte den Bus, wodurch Ria erst wieder aufwachte. Müde rieb sie ihre verschlafenen Augen und steckte sich herzhaft.
'Ach, Ria, du Schnarchtante!', schnaubte Katherine. 'Hm?' 'Oh man! Vergiss es! Jetzt schnapp dein Gepäck und raus hier.'
'Immer mit der Ruhe. Kathy', als allerletzte schlenderte Ria in größter Gemütlichkeit nach draußen.
'Also Team,', stellte sich Joe vor die wilde Mädchenmeute und hob seine Stimme, 'da wir nun erst acht Uhr haben, werden wir heute auch trainieren, ist ja wohl klar. Aber erstmal könnt ihr euch in eure Zimmer einrichten und etwas Essen. Also Abmarsch.'
Fröhlich schnatternd spazierten die Mädchen die Treppen hinauf. Das Gebäude war eine kleine Jugendherberge mit großem Garten. Sah schon etwas heruntergekommen aus, aber dennoch süß. Erst jetzt stellte Ria fest, dass sie eindeutig zu viel Zeug dabei hatte. Das war ihre erste Nacht außerhalb von zu Hause, demnach hatte sie keine Ahnung gehabt, was sie alles einzupacken hatte. Ja, und nun versuchte sie den riesigen Koffer die Treppen hoch zu hieven. 'Könnt ihr nicht mal warten?!….hey…', die Tür war schon geschlossen. Hatten die anderen sie wirklich vor lauter Aufregung vergessen. 'Ihr verdammten….AH…!', sie sah zu, wie ihr Koffer wieder die bewältigten Stufen runterpurzelte und aufsprang. Alles Hab und Gut lag verstreut. /Wer kam denn auf die glorreiche Idee, so eine Monstertreppe vor den Eingang zu bauen./
Beschämt blickte Ria um sich, niemand schien das Desaster beobachtet zu haben. Oder doch?'Ria, Wo bleiben Sie denn? OH…was ist passiert?'
'Ein Ufo hat meinen Koffer durchwühlt….Oh man ey, sieht man das nicht?! Ich war schon fast oben und da ist der olle Kasten einfach wieder…ach menno…'
'Warten Sie, ich helfe Ihnen.'
Herr Proud begann ihre Klamotten wieder schön säuberlich hineinzulegen, während Ria alles unsanft reinkneulte.
'Danke, Joey…'
Herr Proud sah sich um, niemand war zu sehen. 'Kein Problem. Ich trag ihn dir jetzt aber lieber.'
'Au ja!'
Joe warf sich den Koffer locker um die Schulter und trug ihn nach oben. Etwas verlegen folgte Ria ihm. Sie hob ihr Gesicht an. Was hatte Herr Proud doch stattliche Schultern. Überhaupt sah er so unglaublich gut aus. /viel zu gut für einen Lehrer!/
'Hier ist dein Zimmer. Schaffst du es ab hier alleine?'
'Joar, klappt schon. Noch mal danke.'
'Kein Ding. Jetzt beeil dich aber, die anderen sind bestimmt bald fertig und haben einen Bärenhunger.'
'Geht klar.', wieder zog sie das schwere Geschoss hinter sich her in ihr Zimmer.
'Ria, da bist du ja.', Kathy hatte bereits das Bett bezogen und auch ihren Schrank eingeräumt. Die Zimmer dieser Herberge waren nicht besonders groß und sehr dunkel. Ria schluckte schwer, hoffentlich konnte sie hier gut schlafen.
Sie ließ den großen Koffer einfach mitten im Raum stehen. 'Jetzt mach hin! Die anderen fressen uns alles weg, nur weil du immer trödelst. Kommst du endlich?!'
'Ist ja gut, du alter Feldwebel!'
Im Speisesaal angekommen, war der Rest der Mannschaft tatsächlich schon da, aber zum Glück hatte Schmidt mit ihrer vertieften Zählerei dafür gesorgt, dass alle auf sie beiden warten mussten.
'Jetzt sind aber alle da oder? Eins, zwei,….', quiekte Schmidt.
Herr Proud erhob sich vom Lehrertisch: 'Bitte überdehnt euren Magen nicht zu sehr, das Training werden wir in einer Stunde beginnen.'

Endlich war es so weit, das Training sollte beginnen. Alle im Sportoutfit trudelten in der Halle ein.
'Braucht die Halle gar nicht so begutachten, es geht raus.'
'Was? Das ist doch zu kalt! Die werden uns alle krank!', protestierte Frau Schmidt wild. 'Blödsinn, wenn die sich ordentlich warm laufen, ist ihnen auch nicht kalt.'
'Wir haben Januar! Also wenn nachher die ganze Mannschaft krank ist, ich hab dich gewarnt!'
'entspann dich. Mädels? Ab nach draußen, wir machen ein wenig Waldjogging.'
Joe trug heute selbst eine lange Adidassporthose und ein Shirt. Er schien wohl mit zu laufen.Das Gejammer verbreitete sich nun auch in der Mannschaft. Proud jedoch zog durch, was er gesagt hatte. Alle liefen widerwillig nach draußen. Es lag zwar kein Schnee mehr, jedoch war der Boden gefroren, der Raureif hing überall an den Bäumen. Alles wirkte kahl und leer. Sogar der Himmel war von einer dicken Wolkendecke eingeschlossen.
Alle fröstelten, nur Proud ließ sich nichts anmerken. Frau Schmidt und Frau Speier blieben natürlich zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch in der Jugendherberge.
'Auf geht's', er machte eine winkende Bewegung und joggte los. Da Ria auf keinen Fall einen schlechten Eindruck machen wollte, folgte sie ohne sich zu beschweren. Einmehlig wurden auch alle anderen angesteckt und bewegten sich. Joe führte sie durch Wald und Wiesen, über Teer und Waldweg…
Nach einer großen Runde wieder in der Sporthalle angekommen:
'Weiter geht's, geht in die Annahme.'
Die sechs festen Spieler machten sich bereit, die anderen setzten sich automatisch auf die Bank.
Nach einem harten Training konnten sie endlich duschen gehen. Als letzte schlürfte Ria samt Badeutensilien ins Bad. Zu ihrer großen Freude waren die Duschen in einem exzellenten Zustand. Sie stellte das Wasser extra warm und verharrte dort sehr lange.
Mit nassen Haaren und nur im Bademantel schlenderte sie zurück. Gerade wollte sie die Zimmertür öffnen, da drückte sich die Klinke von selbst herunter.
Lena und Kathy waren es. 'Ria, bist du jetzt erst vom duschen zurück? Wir sollen umgehend in den Gemeinschaftsraum, Herr Proud will mit uns über unsere Strategie für Morgen reden.''So werd ich ihm aber nicht unter die Augen treten.', Ria ging unbeeindruckt ins Zimmer. 'Ria!!! Jetzt komm!'
'Geht doch!'
Gereizt zog sie sich an und watschelte eben hinter ihnen her.
'Fräulein Ria Saran! Das man aber auch immer auf Sie warten muss!', beschwerte sich Frau Speier, als Ria versucht hatte unbemerkt hinein zu schleichen. Alles war ruhig und starrte sie an. Schnell ließ sie sich auf einen Stuhl plumpsen und sah aufmerksam nach vorne. Joe hatte eine Tafel aufgestellt und schien auf Ruhe zu warten. 'Da wir jetzt alle vollzählig sind,', vorwurfsvoll blickte er sie an, 'kann ich endlich mit einer viertel Stunde Verspätung, die wir unserem Captain zu verdanken haben, beginnen. Ich möchte, dass wir morgen zunächst auf 6-Hinten spielen. Ria wird wie immer mit Lena den Angriff übernehmen, Katherine den Steller, alles nichts neues für euch. Ihr müsst aber damit rechnen, dass Teams dabei sein werden, die an jährlicher Erfahrung euch wirklich überlegen sind. Das wichtigste ist nur: Lasst euch nicht unterbuttern. Zieht euer Spiel durch. Ihr wollt nämlich gewinnen, richtig?'
Ein begeistertes Getöse und Gelärme erfüllte den Raum. 'Ria, Sie müssen verstärkt darauf achten, dass alle richtig stehen und ihre Position einhalten,', sie nickte zustimmend, 'und der Rest hat auf unseren Kapitän zu hören, klar?'
'ja!!!'
'Gut, dann ist der Abend nun frei gestellt. Geht aber nicht zu spät schlafen und trinkt nicht zu viel. Ich nehme auf Alkoholleichen keine Rücksicht!'
Gut gelaunt stürmten alle nach draußen. Lena, Kathy und Ria verschwanden sofort auf ihrem gemeinsamen Zimmer. Ria bezog ihr Bett, danach lümmelten sich alle auf ihre Decken.'Ich bin so aufgeregt, das wird morgen großartig!'
'Ja, ich auch. und was ist mit dir Ria?'
'Natürlich freu ich mich!', Ria zupfte nervös an der Bettdecke, 'ist euch beiden mal aufgefallen, wie unglaublich süß Herr Proud ist?'
Lena lehnte sich gegen die Wand: 'Er sieht sehr gut aus, ja und nett ist er auch, aber eben nur ein Lehrer.'
'So seh ich das auch,', stimmte Kathy zu, 'warum fragst du so was?'
'Nur so…'
'Ach, ja? Kann es sein, dass du dich ein klein wenig in ihn verguckt hast? immer hin lernt ihr immer zusammen!'
Sofort stieg die Schamesröte in Rias Gesicht und ihre Wangen begannen zu glühen.
'Blödsinn! Er ist einfach nur ein guter Lehrer.'
'Jaja…Ich sag dir nur eins: er wird sich eh nicht auf dich einlassen, darf er auch gar nicht, also vergiss ihn.', Kathy knipste das Licht aus und legte sich um.
'Willst du jetzt schon schlafen?', Ria ignorierte Kathys Aussage einfach.
'Ja klar! Wir haben morgen ein wichtiges Turnier. Unser erstes Tur-niiieeer….', antwortete Katherine laut gähnend.
'Hm… na gut…', langsam gewöhnten sich Rias Augen an die Dunkelheit. Ein wenig Mondlicht schien durch die Spalten zwischen den Jalousien. Die Möbel warfen lange Schatten auf den Boden. Ria spürte ebenfalls eine große Müdigkeit, dennoch konnte sie ihre Augen nicht schließen, die Dunkelheit machte ihr zu große Angst. Normalerweise hatte sie zwar keine Angst im Dunkeln, aber die letzten siebzehn Jahre hatte sie ja in ihrem Elternhaus übernachtet, also eigentlich jede einzelne Nacht ihres Lebens.
Vergeblich versuchte sie ihre Augen zu schließen. Sofort öffneten sich die Lider von allein.Lena und Kathy schliefen bereits, was Ria an dem gleichmäßigen Atem der Beiden feststellte. Eine Gänsehaut zog durch ihren ganzen Körper und ein Schwall von Neid. Wie konnte man nur in einem fremden Bett so leicht einschlafen? Verzweifelt stand sie auf und schlich auf leisen Sohlen zur Tür. Sie öffnete diese ein kleines Stück und spähte hindurch. Alles dunkel./Vielleicht sollte ich noch mal zur Toilette? Ja! Danach kann ich bestimmt normal schlafen./Mit ihren plüschigen Pantoffeln schlürfte sie ins Bad.
Als sie zurückkam, wirkte der Gang plötzlich noch ein ganzes Stück erschreckender. Ein Ast von einem Baum preschte immer wieder gegen das letzte Fenster im lang gezogenen Flur. Für Ria wirkte dieser Zweig jedoch wie eine große knochige Hand. Genau daneben war ihr Zimmer. Bibbernd sackte sie ein. Sie zog ihre Knie ganz nah an sich ran und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Dazu fröstelte es sie. Sie schlief meistens lediglich in Slip und T-shirt, was sie in diesem Moment sehr bereute. /Wie komm ich jetzt wieder zurück?!/Vorsichtig riskierte sie einen erneuten Blick zu der furchteinflößenden Scheibe. Es war unmöglich. Fest presste sie ihre Hände gegen ihre Ohren um das Pochen der knochigen Hand nicht hören zu müssen. Der Druck in ihr wuchs und wuchs bis sie leise anfing zu weinen, gleichzeitig schämte sie sich riesig für ihr Verhalten, aber diese Situation war einfach zu neu. Sie wimmerte immer mehr. Plötzlich wanderte zu allem Überfluss Licht durch einen Spalt. Fest kniff sie ihre Augen zusammen, bis sie eine vertraute Stimme hörte.
'Ria, was ist denn los?', eine warme Hand strich sanft über ihr volles Haar. Immer noch verängstigt blickte sie auf und entdeckte ihn. Joe hockte vor ihr und schaute sie besorgt an. Mit einem Finger wischte er eine Träne aus ihrem Gesicht. 'Ich bin doch bei dir. Alles ist gut.'
Er schloss sie tröstend in seine Arme. Fest krallte sich Ria an ihm fest. Joe hob sie vorsichtig hoch, während sie sich immer noch an seinem Hals festhielt, und brachte sie in sein Zimmer. 'Hier im Flur ist es doch viel zu kalt.'
Zaghaft setzte er sie auf sein Bett ab und berührte zart ihr unbekleidetes Bein. 'Jetzt sag mir doch, was passiert ist.'
Mit ihren verweinten Augen blickte sie zu ihm auf. 'Der Flur so dunkel und diese knochige H-hand schlug gegen das Fenster…', Ria schluchzte immer noch.
'Ist ja gut.', er setzte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. 'Ich bin bei dir.' 'Danke…', erschöpft lehnte sie sich gegen seine starke Schulter. 'Willst du nicht wieder in dein Bett?'
'Nein…', hauchte sie kaum hörbarleise. 'Na gut. Aber nur heute Nacht. Dann leg dich in mein Bett.'
Verwundert dennoch unendlich dankbar schaute sie zu ihm auf und kuschelte sich schließlich in seine Decke. Proud überlegte kurz, kämpfte etwas mit seinem Gewissen, legte sich schließlich zu ihr und löschte das Licht. 'Ist dir nicht kalt mit deinem knappen Höschen?.' 'Doch…', murmelte sie wieder und schmiegte sich dicht an ihn ran. Sie hörte sein Herz, es wurde etwas schneller und unruhig. Sie spürte seine Wärme, sie nahm seinen angenehmen Geruch wahr. Doch um all dies genauer wahrzunehmen war sie zu müde. Leise schmatzend schlummerte sie ein, dicht neben des Mannes, der Schmetterlinge in ihrem Inneren aufwühlte.

Am nächsten Morgen öffnete sie vorschichtig ihre Augen. Joe lag schon nicht mehr neben ihr. Mit ihren Pupillen suchte sie das Zimmer ab. Das von Herrn Proud war wesentlich größer und hatte ein eigenes Bad. Apropos Bad, diese Tür schob sich auf. Er kam herein, lediglich mit einem Tuch um die Hüfte. Rias Herz raste. Sie vergrub ihr Gesicht außer die Augen und Stirn in der Decke und begutachtete Joes Körper. Ihr wurde ganz warm, ihre Wangen glühten. /Der hat mehr Muskeln als ich gedacht habe. Hach, wie gern würde ich sie mal anfassen…/
Plötzlich ertönte ein Handy. Lässig fischte es Joe aus seiner Jackentasche und nahm ab. 'Hey Simon!' '…' 'Ja, mein Schatz, Papa kommt bald und dann baut er dir deine Burg wieder auf. Aber erst mal muss er sich um seine Mannschaft kümmern, weißt du?'
Durch Rias Brust zog ein stechender Schmerz. Sie zog sich leise die weiche Daunendecke über den Kopf, um ihn nicht mehr hören zu müssen. In ihren Augen stiegen Tränen auf, die sie mit aller Gewalt versuchte zurück zu halten.
Auf einmal sank neben ihr die Matratze ein. 'Ria? Du musst langsam aufstehen. Wir fahren in einer halben Stunde zum Turnier.'
Sie rührte sich nicht, war viel zu sehr damit beschäftigt dem Druck in Hals und Augen zu unterdrücken.
'Hörst du mir zu? Du alte Schlafmütze!', mit einem Ruck schwang er die Decke von ihr runter. Sie zuckte zusammen.
'Willst du nicht aufstehen?', er lächelte sie so liebevoll und fröhlich an. Ria sprang auf und lief eilig aus dem Zimmer schnurstracks ins Bad und in die nächste Toilettenkabine. Dort ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie schluchzte laut, sah nur noch verschwommen. Was sie genau an diesem Lehrer fand, wusste sie nicht.
/Ria! Du hast heute ein wichtiges Turnier, jetzt reiß dich zusammen! Das ist doch nur ein arroganter, eingebildeter, machomäßig schnöseliger Lehrer!/, zwang sie sich selber. Sie klatschte sich einen Schwall Wasser am nächsten Waschbecken ins Gesicht und lief zu Kathy, Lenas und ihrem Zimmer.
'Ria? Wann bist du denn heute Morgen aufgestanden? Normal bist du doch gar nicht aus den Federn zu bekommen! Hast du schlecht geschlafen?'
Ria schüttelte mit dem Kopf. Kathy merkte sofort, dass etwas mit ihrer Freundin nicht stimmte. Ria stand im Raum wie ein begossener Pudel und starrte auf den alten grauen Teppichboden. Eine kleine Träne lief leise über ihre Wange und landete auf der Erde. Sofort lief Kathy zu ihr hin und nahm sie in die Arme: 'Süße! Was ist passiert?', zart strich sie über ihr schwarzes Haar, 'Bitte, sag was? Was ist los?!'
'Proud, e-er hat Familie m-mit …Kin-dern.'
Kathy runzelte verständnislos die Stirn: 'Ja und? So ein Mann ist nun mal vergeben, damit muss man rechnen.'
Immer noch fixierte Ria den Boden. 'Moment? Nei




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