Du bist tabu! Teil 1

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veröffentlicht am: 04.05.2008




So ihr Lieben =) das ist meine allererste Geschichte. Ich würde mich mehr als riesig über Verbesserungsvorschläge freuen. Viel Spaß beim lesen ^^

'Guten Tag, ich bin Herr Proud und ich werde in nächster Zeit euer Klassenlehrer sein. Frau Schmidt liegt zur Zeit wegen eines Unfalls im Krankenhaus.', stellte sich der neue Lehrer der 11a vor.
'Ich werde euch nun Regeln an die Tafel schreiben, die es gilt einzuhalten. Wer sich nicht daran hält, hat mit strengen Konsequenzen zu rechnen. Ich möchte das ihr diese Rules in euer Heft kopiert.'
Schon drehte sich Herr Proud um und begann künstlerisch seiner Doktorschrift freien Lauf zu lassen.
'Boah, wer soll denn dieses Gekrakel lesen können!', platzte es aus Ria raus, die sich sofort ihren Mund zu hielt. Wie immer prodelte ihr Mundwerk schneller, als sie denken konnte.Sofort wendete sich Herr Proud wieder zu seinen neuen Schülern und funkelte sie böse an.'Junges Mädchen mit den schwarzen Haaren, in der letzten Reihe! Sie haben Glück, dass ich noch nicht bis zu dieser Regel gekommen war.'
'Man fühlt der sich geil!', hauchte Ria ihrem Sitznachbarn Jan zu. 'Dem werden wir schon das Fürchten lehren.', zwinkerte Jan zuversichtlich.
'Was ziehen Sie vor, einen Besuch bei unserem werten Direktor oder ein Treffen mit mir und ihren Eltern?', fragte Herr Proud mit erneuter zorniger Mine.
'Nichts von beidem, Sir.'
'Ab zum Direktor!'
'Bitte! Es kommt auch nicht mehr vor!'
Herr Proud fing leise an zu kichern: 'Sie wollen mir also das Fürchten lehren, ja?'
Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus, was sie sich sonst bei Jan nie wagten. Auch Ria konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Schnell fing sie sich jedoch wieder und schmierte die vorgegebenen Sachen von der Tafel ab.
/Keine Kaugummis, nichts Trinken…. Hallo?! Als hätten wir von diesen Regeln nie etwas gehört./
'Diesem Arsch werde ich's noch zeigen!', wisperte Jan wieder.
'Tu das.', genervt stützte sie ihr Kinn auf den Handrücken ab. Dieser Lehrer sah so freundlich aus. Er hatte blonde, wild hoch gegelte Haare, schöne weiße Zähne, grüne Augen, eine stattliche Figur…eigentlich Rias Geschmack. Aber immer hin musste er mindestens fünfundzwanzig Jahre alt sein.
Ria war Inderin, hatte somit schwarze, dicke, lange Haare, große Augen und einen schönen Körper. Sie hatte sich nach langer harter Überredungskunst endlich das Recht raus geschlagen, ohne Sari in die Schule gehen zu dürfen. Doch den Ehemann wollten ihre Eltern für sie auswählen. Sie waren damals selbst verheiratet worden und hielten streng an der buddhistischen Religion fest. Sogar strenger, als viele Inder, die noch in Indien lebten. Somit hatte Rias Großmutter das Sagen im Haus und machte es ihrer Schwiegertochter nicht gerade leicht.
'Gut, wenn Ihr die Regeln alle abgeschrieben habt, können wir ja mit Mathe beginnen. Ich habe hier ein Arbeitsblatt für euch. Das sollt ihr bearbeiten, in der Zeit werde ich mir Eure Mathenoten vom letzten Schuljahr ansehen. Ich glaube nämlich nicht, dass sich euer Leistungsstand großartig geändert hat, und so habe ich einen groben Überblick über Euer bisheriges Können.', er ließ den Stapel Blätter auf den ersten Tisch landen und setzte sich wieder hinter seinen großen Lehrerpult.
In Ria zuckte alles zusammen. Sie hatte im letzten Jahr eine fünf in Mathe gehabt, die sie nur durch ihre guten Englischleistungen hatte ausgleichen können. Sie hatte sich vorgenommen sich in diesem Jahr mindestens zwei Noten zu bessern, aber mit diesem Lehrer schien ihr das unmöglich.
'So, Mädchen in der letzten Reihe, wie heißen Sie?'
'Hm?', alle starrten sie erwartungsvoll an. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Blätterhaufen neben ihr lag. Hektisch nahm sie ihn auf, und schmiss ihn beim weiterreichen hochkant vom Tisch.
'Oh Sorry!', in Windeseile lief sie um ihren Tisch und sammelte die Zettel wieder auf. Ruhig beobachtete Herr Proud sie dabei. Eingeschüchtert setzte sie sich zurück auf ihren Platz und hoffte, dass er ihr nicht schon einen Strick aus ihrer Schusseligkeit ziehen würde. Schnell vertiefte sie sich in die Aufgaben und begann zu rechnen. Sinus und Kosinus. Toll! Das hatte sie in der zehnten Klasse doch schon nicht verstanden.
Damit es für Herrn Proud so aussah, als hätte sie keine Probleme, tat sie so, als würde sie rechnen. In Wirklichkeit kritzelte sie kleine Herzchen und Sternchen auf ihr Papier. Kurz schielte sie zu Jan rüber. Er hatte den vollen Überblick. Leise seufzte sie auf und konzentrierte sich wieder darauf sechszackige Sterne zu malen.
'Gut, dann wollen wir mal die ersten Aufgaben vergleichen. Ria, was haben Sie denn bei Nummer eins raus. Das war ja noch ganz einfach, da das Dreieck rechtwinklig ist.'
'Keine Ahnung, hab nix gepeilt.', antwortete Ria ehrlich.
'So? Warum bist du dann nicht nach vorne gekommen, um mich zu fragen?'
'Weil ich das im ganzen letzten Schuljahr nicht verstanden hab, dann versteh ich das jetzt auch nicht.'
'Dann frag ich mich doch, was Sie mit dieser Einstellung auf einem Gymnasium suchen.', er runzelte die Stirn.
'Ich brauch kein Mathe!'
'Das glaub ich aber doch! Mathe braucht man sein ganzes Leben lang. Man kommt da nie drum herum.'
'Behalten Sie ihre Moralpredigten für sich!'
'Sie sind mir ein wenig zu frech! Nach der Stunde möchte ich sie unter vier Augen sprechen!'

Als die quälende Mathestunde endlich zu Ende war, wollte Ria schnell aus dem Klassenraum schleichen. Herr Proud erwischte sie jedoch prompt. 'Stehen geblieben! Kommen Sie her.'
Ertappt drehte sich Ria wieder auf ihren Fersen um und lief zum Lehrerpult.
'Wie kommt es, dass Sie in Mathe keine Ahnung haben?'
'Man kann doch nicht überall gut sein.'
'Aber von der Fünf müssen Sie runter, wenn Sie einen guten Abschluss wollen.'
'Das weiß ich selbst, O.K? Kann ich jetzt gehen?', leicht angesäuert sah sie zu ihm runter.Nun stand er auf, und Ria stellte fest, dass sie einen ganzen Kopf kleiner war, als er.'Nein, können Sie nicht. Wenn Sie wollen, besorge ich Ihnen eine Nachhilfe.'
'Ich habe keine Zeit für Nachhilfe. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, ich komm schon alleine klar. Tschüssi!', ohne, dass er Zeit für Widerworte hatte, stürmte sie aus dem Raum. Ihr war klar, dass sie es sich jetzt schon bei ihm verspielt hatte, aber sie wollte keine Nachhilfe. Das letzte Zeugnis hatte sie selbst unterschrieben, ihre Eltern wussten nichts, von ihren schlechten Mahteklausuren. Wenn sie nun Nachhilfe nehmen würde, würde ja wohl auffliegen, dass sie nicht gut war. Die einzige andere Möglichkeit wäre, dass sie heimlich das Volleyballspielen aufgeben würde und in der Zeit lernte. Das kam aber auch nicht in Frage. Sie hatte so lange um das Recht gebettelt spielen zu dürfen. Es war ihr größtes Hobby, was sie für nichts auf der Welt hergeben wollte.
'Na, Ria, was wollte er?', informierte sich Jan neugierig, als sie zu ihrem Stammtisch in der Cafeteria getrampt kam.
'Ach, er meint, ich bräuchte Nachhilfe, Idiot. Soll sich seine Nachhilfe sonst wohin stecken.''Reg dich nicht so auf, Süße. Wir haben ihn doch nur in Mathe.'
'Hast ja Recht.', schlecht gelaunt biss sie in ihr frisches Sandwich und kaute wild darauf herum. Auch der Rest ihrer Clique trudelte allmählich ein.
Der Rest des Tages war bei Ria geprägt von ihrer schlechten Laune. Nur in Volleyball, sie spielte und trainierte in der Schulmannschaft als Außenangreifer, schien ihr wieder auf die Beine zu helfen.
Als sie jedoch in die Sporthalle kam, traf sie fast der Schlag.
/Stimmt ja, Frau Schmidt war ja außerdem unser Trainer gewesen. Oh scheiße! Warum haben wir hier auch diesen Deppen!/
Noch mehr in Rage trat sie mit voller Wucht gegen den Volleyball, der vor ihren Füßen lag.'So Team. Ich bin euer neuer Couch Proud. Ihr müsst damit rechnen, dass das Training bei mir etwas anstrengender sein wird, ihr wollt ja schließlich endlich aufsteigen und die Turniere gewinnen. Also dann lauft euch mal mit zehn Runden warm. Ria läuft fünfzehn für die Balltretaktion. Ich hoffe Ihnen ist klar, dass diese Bälle nicht zum bolzen gedacht sind.''Oh man! Wenn's sein muss.', bockig joggte sie drauf los.
/Na ja, dann muss ich mit Sicherheit sein Gequatsche nicht so lange anhören wie die anderen./Locker lief sie ihre extra Runden, sie war ein wahres Konditionswunder, und kam als wäre nichts gewesen wieder bei ihrer Mannschaft an.
'Ich wäre dafür, dass wir uns neue Trikots besorgen. Man soll euch schließlich wegen eures tollen Spiels und nicht wegen wohl geformten Hintern zu gucken oder?'
/Woah, hat der Probleme, was hat er denn gegen unsere knappen, rosa Trikots? Ich will die behalten./
'Darum kümmere ich mich aber später. Wir werden jetzt Annahmetraining machen. Ihr spielt euch in Zweierpaare zu, einzeln werde ich euch rauspicken und euch ein wenig testen.'/Au ja! Da werde ich ihm zeigen, wo der Hammer hängt, schließlich war ich schon immer die Mila unserer Mannschaft und damit auch Kapitän./
'So Ria, dann kommen Sie mal mit.'
/Was jetzt schon?!/
'Aber klar.'
'Stell dich ins Feld. Versuche keinen Ball auf den Boden aufkommen zu lassen. Am besten spielst du immer zu mir zurück.'
/Kannst du haben!/
'O.K.'
Sie machte sich bereit und beobachtete Proud genau. Er warf den Ball ein Stück in die Luft und schlug ihn mit voller Kraft in ihr Feld. Sie nahm ihn perfekt an. Ohne Vorwarnung kam der nächste Ball auf sie zu und wieder einer. Noch einer….Bis sie plötzlich einen ins Gesicht bekam. Sie fiel zu Boden, rappelte sich jedoch schnell wieder auf und stellte sich in die Annahme. Langsam war sie außer Puste, wollte sich jedoch nichts anmerken lassen und stand immer wieder auf.
'Soll ich aufhören?'
'Nein, das war ja noch gar nichts!', prustete sie sich auf und schon schlug Proud wieder auf einen Ball ein.
Plötzlich bekam sie einen frontal ins Gesicht und blieb auf dem Boden liegen. Tief atmete sie durch. Ihr Trainer kam sofort zu ihr gelaufen und zog sie mit Leichtigkeit hoch.
'Ist alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?'
'Quatsch. Kann weiter gehen!'
'Nein, das reicht. Irgendwann lernst du das. Es wartet aber noch sehr viel Training auf uns', Proud rief Katherine, Rias beste Freundin, und sie konnte sich ausruhen.
/Noch sehr viel Training?! Geht's noch?! Du aufgeblasener Idiot wirst in unserer ganzen Mannschaft nicht so eine gute Schülerin wie mich finden./
Toll, auch das Volleyballtraining hatte ihre Laune nicht verbessert, ganz im Gegenteil. Wütend nahm sie den Nachhauseweg, achtete weder auf Verkehr noch sonst irgendwas und schmiss zu Hause ihre Schultasche in die nächste Ecke.
Daheim kam ihr der verlockende Geruch des Mittagessens entgegen, dem sie folgte und sich auf den nächst besten Stuhl fallen ließ. 'Wie war die Schule, Schatz?', fragte ihre Mutter, während sie das Essen auftischte.
'Oh, ja, das Highlight des Tages…', motzte Ria. Wenige Sekunden später hatte sich die Küche mit ihrer laut lärmenden Verwandtschaft gefüllt. Ria hatte eine große Schwester und drei kleine Brüder. In Indien war es nämlich üblich in so großen Familien aufzuwachsen.In Gedanken versunken stocherte Ria in ihrem Essen herum und zog die Augenbrauen in die Tiefe. Morgen würde sie auch noch zwei Stunden Mathe haben. Sie fürchtete, dass schlechte Laune nun zu ihrem Alltag gehören würde.

Am nächsten Schultag kam sie absichtlich eine viertel Stunde zu spät zu ersten Stunde. Ihre Motivation hatte sie den Schulweg schleichen lassen.
'So, Ria, warum sind Sie so spät.'
'Verschlafen…', murmelte sie und setzte sich an ihren Platz.
Herr Proud zog seine Augenbrauen hoch und notierte sich die Fehlminuten, was Ria nicht im geringsten störte.
'Könnten Sie ihre zickige Laune morgen bitte zu Hause lassen?', fragte er, während er seinen Notizblock wieder wegsteckte.
'Ich kann mich morgen gleich dazu zu Hause lassen, wie wär das?'
'Da ich mich auch um solche Schüler wie dich zu kümmern habe, halte ich es nicht für gut und ich werde Ihre Eltern über Ihr Verhalten informieren. Wie ist Ihre Nummer?', er drückte die Mine seines Kugelschreibers heraus und wartete.
'Nummer?!', fragte er etwas lauter.
'06763….'
'Gut, dann machen wir nun mit dem Unterricht weiter.'

Nach der Stunde: Ria wusste genau, dass sie es nicht zulassen konnte, dass sich Herr Proud bei ihren Eltern meldete. Das würde Gesprächsstoff für die nächsten drei Wochen geben! Außerdem würde ihre Großmutter im Dreieck springen, was für ihren alten Rücken nicht gut sein würde. 'Herr Proud, ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.', hauchte Ria aus ihren vollen Lippen.
'Was soll ich damit jetzt anfangen?!'
'Bitte rufen Sie meine Eltern nicht an.'
'Unter einer Bedingung.'
'Die wäre?', Ria musste aufpassen, dass sie nicht wieder ihren zickigen Ton aufsetzte.'Sie nehmen Mathenachhilfe und benehmen sich in Zukunft angemessen.'
'Das sind aber zwei Bedingungen.', protestierte Ria, doch als er wieder seinen Kugelschreiber herausholte stimmte sie zu.
'Aber dann muss ich das Volleyballtraining ab sofort beenden.'
'Wieso das?'
'Sonst würden meine Alten ja Wind bekommen…'
'Bei Ihrem letzten Zeugnis würden sie es mit Sicherheit für angebracht finden, wenn Sie Nachhilfe nehmen.'
'….Sie kennen das letzte Zeugnis nicht.', gestand Ria widerwillig.
'Wie soll ich das denn bitte verstehen?'
'Bei meiner großen Familie fällt es nicht auf, wenn ich einmal mein Zeugnis nicht vorzeige. Och, bitte verpfeifen Sie mich nicht.'
'Was wäre ich denn für ein Lehrer, wenn ich das jetzt durchlassen würde? Das war Urkundenfälschung.'
'Sie wären dann ein super sympathischer und hervorragender Lehrer.'
Ein kleines, bezauberndes Lächeln entfuhr ihm.
'Na gut. Ich möchte aber nicht, dass du das Volleyballtraining aufgibst. Ich schlage dir vor, dir mittwochs in der großen Mittagspause ein wenig Nachhilfe zu geben. Was hältst du davon?'
'Oh danke! Sie sind spitze, ich könnt Sie knutschen!', blubberte es wieder aus ihr heraus.'Na ja, so weit sollten wir jetzt nicht gehen.', zwinkerte er ihr zu und griff nach seiner Tasche. 'Dann sehen wir uns also morgen.'
'Oki doki!'
Herr Proud lächelte sanft und ließ sie vorgehen. Auf dem Flur trennten sich ihre Wege.







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