Zwickmühle? Teil 4

Autor: Sonntagskind
veröffentlicht am: 31.05.2008




Halli hallo! Hier ein weiterer Teil meiner Geschichte. Viel Spaß beim Lesen, euer Sonntagskind ;-)

'Rrrrinnggg..' 'Jaja, ist ja gut, ich komme ja schon!', rief Lina ungeduldig, nachdem es zum wiederholten Male nerv tötend geklingelt hatte. Also erhob sie sich mühsam und kickte einen Karton beiseite, der ihr den Weg zur Eingangstür versperrte. ‚Wehe, es ist irgendwo ein Vertreter, der mir ausgelutschte Schuhsolen oder poröse Gummibänder zu horrenden Preisen anbietet. Was heißt anbietet - eher aufdrängt'.
Lina griff zur Türklinke und zog die Tür auf. Sie blickte in die schönsten Augen, die sie je gesehen hatte - azurblau. 'Wow…', entschwand es ihr, ehe sie sich besinnen konnte und schlug sich ihre Hand, wie sie es schon als Kind getan hatte, wenn sie etwas ungewolltes getan hatte, vor den Mund. Was hatte sich Karl denn da für einen geangelt? 'Lina? Das ist Markus.' Und dieser Markus, der das wohl mit den tollen Augen sein musste, reichte ihr die Hand. Schnell riss sich Lina aus deren Anblick los und blickte nach unten. Sie hatte sich von seinen Augen ablenken lassen. 'Ja, hi!' Lina sah nun auch Karl, der neben Markus stand und sie nur belustigt anschaute. 'Wir essen bei mir zu Abend, kommst du auch?', wollte er nun von seiner Freundin wissen und blickte sie mit einem Blick an, der gar kein 'Nein' zuließ. 'Äh ja..ja, ich komme sofort', antwortete Lina zu Karls Zufriedenheit.
Nachdem beide Männer ins Dachgeschoss gegangen waren, machte sich Lina ans Aufräumen. Nebenbei grübelte sie darüber nach, warum Karl so dringend wollte, dass sie, Lina, an dem Essen teilnahm. Sollte sie ihm danach ihre Meinung über seinen Neuen mitteilen? Als Lina dann endlich das größte Chaos beseitigt hatte und die Umzugskisten mehr oder weniger gerade aufeinander aufgestapelt waren, begab sie sich ins Badezimmer um sich fertigzumachen. Sie bürstete sich ihre lockigen Haare und band sie zu einem lockeren Pferdeschweif zusammen. ‚Soll ich mich noch umziehen?' Sie blickte an sich hinab und entschied, ihre legere Kleidung weiterzutragen. Warum sollte sie sich für den Lover ihres besten Freundes schön machen?
Aus Karls Wohnung drang durch die Tür in das dunkle Treppenhaus gedämpftes Lachen. Die Treppenbeleuchtung war ausgegangen, als Lina erst die Hälfte der Treppe erklommen hatte, weshalb sie die letzten Stufen mehr oder weniger hinaufstolperte. Atemlos, sie wusste selber, dass Autofahren als sportliche Betätigung allein nicht reichte, klopfte sie mit dem Löwenkopf an die Tür. 'Nein nein, so weit sind wir doch noch nicht oder?', hörte Lina Karls Stimme und hoffte, sie war nicht in eine intime Phase der beiden geplatzt. 'Liina, wie schön, dass du endlich da bist!' grölte Karl und legte ihr schwungvoll einen Arm um die Schultern.Als sich alle ein zweites Mal begrüßt hatten, setzten sie sich in Karls gemütliche Stube und machten sich über die Ravioli her, die der Gastgeber wohl kurz vor Linas Kommen aufgedeckt haben musste. Während die drei Erwachsenen schweigend kauten, nahm Lina Markus genauestens unter die Lupe. Er war etwa 1,80 m groß, dunkelbraune, kurze Haare und diese wundervollen Augen, die sich im Moment gierig auf den Teller Ravioli fixierten. Markus war wahrscheinlich so um die 30 Jahre alt. Er trug einen dunklen Pullover und eine Jeans, die seinem Äußeren Lockerheit versprach. Doch seltsamerweise kam Lina seine Statur bekannt vor. Ron sah jedoch ganz anders aus und Karl erst recht. Aber woher kannte er sie? 'Lina, heißt du wirklich so oder ist das dein Spitzname?' ‚Oh mein Gott, er hat mich angesprochen.' 'Ja, so heiße ich. Mit Spitznamen. Sonst heiße ich Alina Magdalen Ruhe. Mit vollem Namen.' ‚Oh man, was rede ich da bloß?' 'Sonst?' Markus lachte leise und wiederholte ihren Namen. 'Alina Magdalen Ruhe..' ‚Ich wusste gar nicht, dass mein Name so schön klingen kann', dachte Lina und schaute den Fremden fasziniert an. Karl schaute grinsend von einem zum anderen. Sein Plan würde vollends aufgehen. Schon nach dem ersten Treffen mit Markus hatte er gewusst, dass sich die beiden gut verstehen würden. 'Und was machst du so beruflich, Markus?', fragte Lina den Mann, der ihr gegenübersitzend eine Ravioli nach der nächsten in den Mund schob. 'Ich bin..' - 'dann mal in der Küche! Es ist noch so viel zu Abwaschen und ich möchte ja nicht noch heute bis Mitternacht beschäftigt sein!' unterbrach Karl Markus und erhob sich polternd, fast das Weinglas umstoßend und hastete in die angrenzende Küche und zog die Tür zu.
Fragend hob Lina eine Augenbraue und erhob ihr Glas zum Prost. Markus tat es ihr gleich und als beide ihre Gläser zu den Mündern führten, spielten ihre Augen das Spiel ‚Wer zuerst wegschaut, hat verloren'. Versunken in sein Meeresblau, verlor sich Lina in Gedanken. Wann hatte sie sich das letzte Mal so merkwürdig froh und unbeschwert gefühlt? Sicher, mit Karl war es immer lustig und entspannend, dies aber war eine andere Atmosphäre, die sie innerlich berührte. 'Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, ich bin Model.' ‚Model… - MODEL!' Lina verschluckte sich an dem guten Tropfen und hustete. 'Ah, interessant..!', hustete sie. Markus stand auf, langte über den Tisch und klopfte Lina auf den Rücken. 'Danke, es geht wieder!', krächzte sie und nahm erneut einen Schluck. Jetzt wusste sie, woher sie Markus kannte. Er war der gutaussehende und sexy Kerl auf den Aktfotos, die Karl vor ein paar Tagen in seiner Wohnung zum Trocknen aufgehängt hat und vor denen sie glotzend und sabbernd gestanden hatte. 'Karl hat mir erzählt, du seiest Regisseurin?', wodurch Lina aus ihren Gedanken gerissen wurde. 'Ja, genau. Seit ungefähr 15 Jahren arbeite ich in dem Metier.' ‚Warum hat Karl das erzählt? Ist es.., soll das…, VERKUPPELUNG?' Mit einem kritischen Blick fokussierte Lina ihr gegenüber und kniff dabei die Augen zusammen. 'Wer-bist-du?' 'Ich bin Markus Schell.', lachte dieser. 'Nein, ich meine, warum bist du hier?' 'Ich wurde von Karl eingeladen ‚um weitere Kontakte zu knüpfen'.' 'Kontakte?' 'Ja, ich lerne gerne neue Menschen kennen und da habe ich die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen. Karl hat so von dir geschwärmt, daher musste ich einfach mitkommen.' Wieder grinste er schelmisch. Und dabei sah er auch noch viel zu gut aus, fand Lina zu ihrem Bedauern. 'Dann bist du also nicht der neue Lover von Karl?', fragte Lina im letzten Versuch zur Gegenwehr. Kaum hatte sie ihre Frage gestellt, lachte Markus schallend los. Nach ein paar Sekunden, wo sich Linas Gesichtsausdruck von Entsetzen zu Wut änderte, keuchte Markus immer noch vor Lachen und sein durchtrainierter Körper wurde durchgeschüttelt. 'Ich dachte die ganze Zeit, Karl würde mir seinen neuen Lover vorstellen! Ihr beiden wusstet davon und habt mich im falschen Glauben gelassen!', rief Lina nun aufgebracht und funkelte das Model böse an. 'Nein, das hast du dir selber zusammengereimt. Wir haben nichtsdergleichen verlauten lassen, dass wir ein Paar sind!', rechtfertigte sich Markus glucksend. 'Ich lasse mich nicht für blöd verkaufen! Merk dir das! Und Karl auch. Karl? KARL! Komm aus der Küche raus, du Feigling! Warte nur, bis ich mit dir fertig bin!' Wütend starrte sie nun Markus an. 'Und du, du haust nicht eher ab, bis ich dir meine Meinung gegeigt habe!' Dieser konnte ein Grinsen nicht verkneifen, hob aber gleichzeitig entschuldigend seine Hände in die Höhe. 'Tut mir Leid!', brachte er dann nicht sehr glaubwürdig über die Lippen und wandte seinen Kopf zur Seite. 'Pah', schnaubte Lina und nahm den Teller und das Glas und ging auf die Küche zu. ‚Was für eine Frau', dachte sich Markus und schaute Lina bewundernd hinterher. Ihr Po in der grauen Jogginghose forderte ihn zu kleinen Spielchen mit diesem regelrecht auf. 'Glotz mir nicht auf den Hintern, Spanner!', fauchte Lina und stieß die Küchentür auf. Leise lachte Markus auf. Er würde seinen Spaß mit ihr haben, dessen war er sich sicher. Er beschloss, sich etwas Schonzeit in dem gemütlichen Wohnzimmer zu geben, bevor er sich auf das Kriegsfeld in der Küche begeben würde. Nun waren schon laute Stimmen, eine war eher lauter und die andere leiser, von der Küche zu hören. 'Warum hast du das gemacht? Ich lass mich doch nicht einfach so verkuppeln! Was glaubst du denn? Dass ich das nötig hätte?' 'Oh Lina, jetzt nimm das doch nicht so ernst! Du musst einfach mal wieder etwas rauskommen! Da fand ich, dass dies eine Gelegenheit für dich sein könnte, aus deinem festgefahrenen Alltagstrott rauszukommen!', rechtfertigte er sich. 'Ist ja schön, dass du das so findest! Wisst ihr eigentlich, wie ich das finde? Wohl eher nicht. Ich hab keine Lust mehr und will dich nicht mehr sehen! Und jetzt rechne ich mit Markus ab!' Mit diesem Versprechen rauschte sie bestimmt und wütend aus der Küche. Innerlich war sie aber längst nicht so beständig, wie sie nach außen hin wirkte. Sie hoffte, im verbalen Gefecht mit Markus nicht den Kürzeren zu ziehen, weil er sie vielleicht mit seinen Augen und dem unwiderstehlichen Charme aus dem Konzept bringen würde, wie er es schon einmal getan hatte.







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