Mondfinsternis Teil 1

Autor: Jiyu no Kotoba
veröffentlicht am: 24.04.2008




Ich möchte von vorneherein sagen, dass das meine erste Liebesgeschichte ist, ich also noch unerfahren auf diesem Gebiet des Geschichtenschreibens bin. Außerdem ist diese Geschichte nichts für jemanden, der nicht offen für ein bisschen Mystik und Fantasie ist, da ich mein 'Hauptgenre' nicht aus der Geschichte heraushalten konnte^^. Für alle anderen: Viel Spaß beim Lesen. Bin für Verbesserungsvorschläge und Kritik offen. Sollte die Geschiche Gefallen finden, werde ich gerne Fortsetzungen schreiben.
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Kapitel 1 - Begegnungen

Verbissen starrte ich aus dem Autofenster. Ich hatte mir vorgenommen, kein Wort mehr mit meinen Eltern zu wechseln. Und bisher klappte das auch ganz gut.
'Hör mal Elli-Schatz, du weißt doch genauso gut, wie wir, wie wichtig der Umzug für uns ist. Mach es uns doch nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.'
Ich drehte mich demonstrativ von meiner Mutter weg und machte meine Musik noch lauter. Klar wusste ich, dass der Umzug wichtig war. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich einverstanden war. Aber mich fragte ja keiner.
Während der nächsten Stunden versuchten meine Eltern noch mehrmals, mit mir zu reden, doch ich ignorierte sie. Das war kindisch und ich wusste das. Aber manchmal tat es verdammt gut, kindisch zu sein.
Irgendwann musste ich weggedämmert sein, denn das nächste, an das ich mich erinnerte, war die Stimme meiner Mutter, die mich weckte:
'Elli-Schatz, wach auf. Wir sind da.'
Mit einem Ruck saß ich aufrecht.
'Und das soll ich Zuhause nennen?' knurrte ich, nachdem ich ausgestiegen war, und unser neues Haus sah. Es war riesig. Ich hatte zwar schon Bilder von dem Gebäude gesehen, aber das war nichts im Vergleich zu dem Original. Der Bau schien schon uralt zu sein. Efeu rankte sich an der, vom Alter dunkel gewordenen Außenwand. Ich konnte mir das Haus eher als Gruselschloss denn als Ferienhotel vorstellen. Die dunklen Bäume und das blutrote Licht der untergehenden Sonne taten ihr übriges um diesen Eindruck zu verstärken. Und aus diesem Spukhaus wollte mein Vater ein Hotel machen.
'Komm Schatz, lass uns reingehen.'
Müde trottete ich hinter meiner Mutter her, durch, bis auf große Umzugskarton leere, Flur. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich hier nicht mal verlief.
'Hier, das ist dein Zimmer.'
Meine Mutter blieb vor einer Tür stehen, die sich meines Erachtens nicht wirklich von den anderen unterschied. Dunkles Holz, altmodische Klinke.
Ich nickte ihr zu, wartete aber, bis sie ein Stück weg war, bevor ich die Tür langsam öffnete. Doch es war nichts zu sehen. Es war stockfinster. Ich tastete nach dem Lichtschalter und schmiss dabei etwas gläsernes um, was polternd auf Holz landete. Als ich den Schalter endlich fand und das Licht aufflammte, hielt ich den Atem an. Ich hatte nicht gewusst, dass mich meine Eltern so gut kannten. Mein Zimmer war nahezu perfekt. Schwere, dunkle Echtholzmöbel, ein schwarzes Himmelbett mit blutroten Vorhängen, dunkelgraue Tapeten. Auch die schweren Vorhänge der mittelalterlich anmutenden Fenster waren blutrot. Was ich bei der Suche nach dem Lichtschalter umgeschmissen hatte, war in schwerer Glaskerzenständer.
Langsam stahl sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Vielleicht sah die Zukunft doch nicht so schlimm aus, wie ich dachte.

Am nächsten Morgen inspizierte ich erst einmal das Haus. Es war im Tageslicht und ausgeschlafen übersichtlicher, als in der Nacht zuvor. Wobei diese Ansicht auch dem Plan in meiner Hand entspringen könnte, den ich in der Hand hielt. Ich hatte ihn morgens auf meinem Nachttischschrank gefunden. Aber nichtsdestotrotz hatte ich es geschafft, mich noch vor dem Frühstück zu verlaufen. Und das zwei Mal.
Jetzt, im Hellen, erkannte ich auch erst, wie weit der Umbau zum Hotel schon fortgeschritten war. Mein Vater hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
'Ah, guten Morgen Kleines' empfing mich meine Mutter.
Mürrisch zog ich eine Augenbraue hoch.
'Ma, ich bin 16. Ich bin nicht mehr klein.'
'1,60 würd' ich nicht groß nennen.'
'Ma!'
Lachend holte sie mir den Toast, der gerade aus dem Toaster gesprungen war.
'Jetzt iss erst mal. Und dann schauen wir uns die Gegend mal ein bisschen an.'
Ich stöhnte auf, widersprach aber nicht. Gegen meine Mutter war jeder Widerstand zwecklos.Also hieß es, sich sputen und raus. Draußen ließen wir uns bei einem ruhigen Spaziergang die momentan viel zu seltene Sonne auf den Pelz brennen.
'Es ist doch eigentlich gar nicht so schlimm hier. Oder?'
'Hm...' Noch hatte ich nicht vor, mich dazu zu äußern. 'Aber... Mein Zimmer gefällt mir. Ich, äh... danke...'
'Es gefällt dir? Herrlich!' Sie freute sich wie ein kleines Kind. Süß. 'Aber', fuhr sie fort 'du musst dich auch bei Konstanze bedanken. Sie hat uns geholfen.'
Ich verdrehte die Augen. Konstanze war fast so schlimm wie Elli-Schatz.
'Ich werde mich bedanken. Bei Conny.'
Conny war meine beste Freundin. Sie tickte zwar gänzlich anders als ich, aber wir verstanden uns dennoch, oder vielleicht auch genau deswegen, super. Doch jetzt wohnte sie Stunden weit weg von mir.
'Ich vermisse sie jetzt schon.'
'Konstanze ist ja nicht ganz aus der Welt. Es gibt ja noch Internet und Telefon. Außerdem kannst du sie in den Ferien ja noch besuchen.'
'Ja, aber das ist nicht dasselbe...' Mit einem leichten Heimwehgefühl trat ich einen Stein weg.'Ich weiß, dass das nicht das Selbe ist. Aber du wirst hier auch Freunde finden.'
'Ich will hier keine Freunde! Ich will nachhause!'
Wütend drehte ich mich um und lief zurück. Zumindest hatte ich das vor gehabt. Aber... Wo war ich?
Während ich immer nervöser die Wege auf und ab lief und mich immer heilloser verlief, machte sich Angst in mir breit. Ich war mitten im tiefsten Wald, wildfremd in der Gegend und stand, wie ich durch einen Blick auf mein Handy feststellte, zu allem Überfluss auch noch in einem Funkloch.
Entnervt ließ ich mich irgendwann gegen einen Baum sinken. Das war ja ein geiler Start in meiner neuen Heimat.
Plötzlich hörte ich links von mir, hinter ein paar Büschen ein lautes Gähnen. Erschrocken fuhr ich herum und sah, wie über den Büschen ein Kopf auftauchte. Scheinbar hatte dort jemand gelegen und geschlafen. Irritiert betrachtete ich ihn. Er musste ein paar Jahre älter sein, als ich. Seine langen, schwarzen Dreadlocks fielen ihm offen über die Schultern. Er schüttelte sie kurz und band sie dann zusammen.
Er sah verdammt asiatisch und verdammt gut aus.
In diesem Moment erblickte er mich.
'Ah, hallo! Gemütlich hier, was?'
'Hm...' knurrte ich. Der Asiat sah zwar gut aus, wenn er noch halb am schlafen war, aber jetzt wirkte er leicht durchgedreht.
'Lass mich raten, du hast dich verlaufen?' grinste er mich an.
'Nein!' Mit einem Ruck stand ich auf. 'Ich habe mich nicht verlaufen!'
Wütend ging ich an ihm vorbei, auf gut Glück in irgendeine Richtung. Nach etwa zwanzig Metern hörte ich ihn rufen: 'Wenn du da weitergehst, dauert's Tage, wenn nicht Wochen, bis zum nächsten Menschlichen Lebenszeichen.'
Zickig drehte ich mich wieder zu ihm hin und sah, dass er auf mich zu kam.
'Okay, ich habe mich verlaufen.' Zufrieden? setze ich in Gedanken hinzu.
'Bist du neu hier?' Mit schiefem Blick betrachtete er mcih.
'Ja. Und? Was dagegen? Neugierig biste wohl gar nicht, was?'
'Hey, hey, ganz ruhig. War doch nur 'ne Frage. Aber sag mal, wo wohnst du denn?'
Genervt zog ich eine Augenbraue hoch.
'Nein, ich bin nicht neugierig' interpretierte er meinen Blick richtig, 'Aber du hast dich verirrt und ich wollte wissen, wohin ich dir den Weg erklären soll.'
'Keine Ahnung, wo ich wohne. Ich bin erst gestern Abend angekommen. Ich weiß nur, dass ich ab jetzt in einem riesigen, alten Spukschloss lebe.'
'Ach, dann weiß ich wo du wohnst. Du musst den Weg runter', er zeigte in die
entgegengesetzte Richtung als die, in die ich eben gelaufen war, 'und dann bei der dritten Abzweigung rechts. Aber zähl auch die kleine mit, die nicht so auffällt. Dann gehst du so lange, bis der Wanderweg A2 den kreuzt, auf dem du bist und da auf dem dann so lange weiter, bis-'
'Halt, halt, warte!' unterbrach ich ihn verzweifelt. 'Das kann sich doch kein Mensch merken! Ich zumindest nicht...'
'Hm.' Der Asiat schien einen Moment lang nachzudenken. Dann drehte er sich um und ging los. Über die Schulter rief er mir zu: 'Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dir den Weg zu zeigen.'
Na toll. Auch das noch.
Den ersten Teil des Weges verbrachte ich schweigend, er ein fröhliches Lied pfeifend. Irgendwann unterbrach er sein Gepfeife jedoch und fragte: 'Sag mal, wie heißt du eigentlich?'
'Eleonora.'
'Wie alt bist du?'
'Geht dich nichts an.'
'Von wo kommst du?'
'Hm.'
'Wahnsinn, du bist ja eine richtige Labertasche! Fast so gesprächig wie eine Leiche.''Hör zu, ich will mich nicht mit dir unterhalten, ich will nach Hause!'
'Wow, das waren gerade eins, zwei,...' er zählte stumm an den Händen ab, 'dreizehn Wörter.'
'Ach, du kannst mich mal!'
Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Mutter vor mir. Sie musste direkt um die Kurve sein.'Elli-Schatz! Elli!' Na ganz toll. Jetzt hörte der Kauz auch noch meinen oberpeinlichen Spitznamen.
Als ich mich zu ihm rumdrehte, um ihm zu sagen, dass ich seine Hilfe nun nicht mehr brauchte, war er verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
Und ich wusste noch nicht einmal seinen Namen.







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