Internat, Chaos und Jungs Teil 23

Autor: Yana
veröffentlicht am: 13.07.2008




'Was willst du, Sam?', sagte ich so ruhig, wie es mir möglich war. Ich wusste, dass er mir nichts antun würde, doch ich hasste ihn, weil er sich darauf freute, endlich wieder auf Jagd zu gehen.
Sam hob eine Augenbraue. 'Du scheinst ja nicht gerade erfreut darüber zu sein, mich zu sehen.'
'Warum sollte ich auch?', knurrte ich und stand von der Bank auf, so-dass ich nicht so weit hoch schauen musste, um Sam ins Gesicht sehen zu können.
'Hm…', nachdenklich verschränkte Sam seine Arme vor der Brust. 'Was machst du denn hier? Müsstest du nicht im Unterricht sein. Wenn das die Lehrer erfahren, dann…'
'Scher dich um deinen eigenen Dreck und lass mich in Ruhe.' Ich wollte an ihm vorbei gehen, doch er packte mich blitzschnell am Arm.
'Nicht so hastig, meine Liebe.'
'Ich bin nicht DEINE LIEBE.', zischte ich und versucht mich loszureißen.
'Was hat dir Luk über den Vertrag erzählt?'
'Das geht dich nichts an!' Sein Griff wurde fester und sein Gesichtszüge härter.
'Es geht mich sehr wohl was an.' Ich keuchte. Er war kurz davor, meinen Arm zu
zerquetschen. Jedenfalls fühlte es sich so an.
'Lass mich los oder du erfährst gar nichts von mir.'
'Hm.' Endlich lockerte sich sein Griff etwas.
Wenn ich ihm sagte, was er wissen wollte, dann ließ er mich bestimmt in Ruhe. Außerdem machte es bestimmt nichts aus, wenn ich ihm alles sagte.
'Er erzählte mir, dass der Vertrag nicht mehr gültig ist, wenn ein Mäd-chen länger als einen Monat akzeptiert, was er ist. Trifft dies ein, dann dürfen die Jäger wieder jagen.'
Nachdenklich starrte Sam ins Leere. 'Und du fragst dich nicht, warum ich überhaupt diesen Vertrag mit ihm geschlossen habe und nur mit der Bedingung, dass er auch wieder gebrochen werden kann?'
'Ich denke, dass die anderen Jäger nur mit einem Vertrag einverstanden gewesen waren, wenn sie sicher sein konnten, dass er bald wieder gebrochen wird.'
Sam lachte kurz auf. 'Du hast soeben deinen Freund indirekt als Schwächling bezeichnet.'
Ärgerlich runzelte ich die Stirn. 'Ich halte Luk nicht für schwach. Ich habe nur das ausgesprochen, was vielleicht die Jäger denken. Und jetzt lass mich los.'
'Zuerst will ich dir noch etwas sagen. Ich weiß, dass du meinen Halbbruder für großartig, nett, freundlich und gut hältst. Er ist nicht so engelhaft und perfekt, wie du ihn siehst. Niemand ist perfekt, kein Mensch, kein anderes Lebewesen. Er hat auch seine Macken. Macken, die ihn immer wieder in Gefahr bringen.
Findest du es nicht auch egoistisch, dass er dich 'behält'? Er hätte dir aus dem Weg gehen können, um zu verhindern, dass bald wieder die Jagd beginnt. Bald werden auf seine Kosten seines Gleichen gejagt und getötet. Er hätte es verhindern können. Frag ihn, warum er es nicht gemacht hat. Und frag ihn, von wem aus der Vertrag geschlossen wurde.'
'Er wusste, dass es eines Tages so kommen würde. Irgendwann ist es zu Ende, mit dem Weg rennen! Er war es leid, sich fern zu halten von Mädchen, die ihm gefielen.
Du versuchst ihn schlecht zu reden, mir irgendwelche Flausen in den Kopf zu setzen. Ich weiß, dass er gut ist. Und ich weiß, dass du derjenige bist, der verbittert und innerlich am verwesen ist. Für dich ist deine verdammte Welt zusammengebrochen, als du erfuhrst, dass du genau so bist wie Luk, nur dass du noch menschliches Blut in dir hattest.
Luk war derjenige, der zu dir kam und diesen Vertrag zu schließen…'
Er unterbrach mich grob. Seine Stimme klang drohend. 'So? Hat er dir DAS gesagt?' Er lachte bitter. 'So ein verdammter Lügner. ER war es, der diesen Vertrag nicht schließen wollte. ER war derjenige, der verbittert und am Boden zerstört war, als er mit 12 Jahren erfuhr, WAS er war.
All das, was er dir erzählt hat, waren Lügen. Soll ich zitieren? ‚In einer Beziehung sollte jeder über jeden bescheid wissen!' Ha! Dass ich nicht lache.' Wieder lachte er auf. Ich starrte ihn wie erstarrt an. 'Er will die-sen verdammten Vertrag brechen. Er will, dass seine Artgenossen ausgelöscht werden, weil er sie allesamt hasst. Er hasst sie so abgrundtief. Seine einzigen Gedanken gelten ihm selbst. Ich warte schon Jahre lang darauf, dass er in seinem
erbärmlichen Selbstmitleid ertrinkt. Oh…' Er ballte seine Hand zur Faust. Ich merkte, dass er schon leicht zitterte. 'Er will, dass seine Artgenossen sterben, denn sie sind daran schuld, dass er sich zu so einem Wesen verwandelt hat. Hätten sie sich umgebracht, als sie merkten, was sie waren, hätte die Existenz der Vampir-Werwölfe ein Ende gehabt. So ist sein Gedanke. Pervers, oder?' Bevor ich irgendetwas antworten konnte, fuhr er fort. 'Sicher fragst du dich, warum er sich dann nicht umbringt. Ich werde dir die Antwort geben: Weil er zu feige ist. Er ist zu feige, ein Messer in sein Herz zu stoßen und zu sterben. Ein feiges Arschloch ist dein Freund, Cathrin. Und du vertraust ihm. Er ist nur mit dir zusammen, weil er will, dass dieser verdammte Vertrag ungültig wird. Er liebt dich nicht. Vielleicht hasst er dich sogar. Schließlich hasst er jeden. Er will dich nicht wirklich, wie er dir immer weiß machen will…' Bevor ich wusste, was ich tat, holte ich aus und schlug Sam mit der flachen Hand auf die Wange. Sofort wurde sie rot. Sein Körper bebte stärker.
'Soll DAS die Reaktion auf das sein, was ich dir erzählt habe? Mach die Augen auf, du Biest.', zischte er, ließ mich los und rannte davon. Wahr-scheinlich würde er gleich die Beherrschung über seinen Körper verlie-ren.
'Wer war das?' Jannik tauchte neben mir auf. Erleichtert warf ich mich ihm um den Hals. Überrascht blieb er steif stehen, doch dann umarmte er mich ebenfalls. Es tat gut jemand 'unschuldigen' zu umarmen.
Langsam schob er mich von sich.

JANNIK:
Ich hatte sie zwar erst seit zwei Tagen nicht mehr gesehen, doch es kam mir vor, wie eine halbe Ewigkeit.
'Wie geht es dir?', fragte ich sie lächelnd.
'Gut. Das Internat ist sehr schön. Aber lass uns über etwas anderes als Schule und so reden. Was wollen wir machen?'
'Ich lade dich zu einem Eis ein.'
'Vergiss es. Du bist mein Gast, also spendiere ich ne Runde. Komm.' Sie nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Es tat gut, wieder in ihrer Nähe zu sein, ihren Duft einzuatmen und sie zu berühren… ‚Jannik du Idiot!', schalte ich mich selber. ‚Du hast eine Freundin und du bist glücklich mit ihr. Du darfst solche Gedanken nicht haben!'

CATHRIN:
Ich hatte zwar keine Ahnung, wo sich hier ein Eiscafé befand, doch irgendwo würde ich bestimmt eine sehen. Hauptsache weg vom Bahnhof. Ich hoffte, dass Sven Jannik nicht gefolgt war. Schließlich hatte ich zurzeit genug um die Ohren.
Und irgendwie, fand ich es seltsam - wenn ich so darüber nachdachte. Erst fand ich heraus, dass meine Eltern mich abgeschoben hatten und sich wahrscheinlich in Italien oder sonst wo ein schönes Leben machten und ein par Stunden später, offenbarte mir Luk, dass er ein Monster war und ich akzeptierte es. Einfach so. Nach ein par Minuten. War das nicht seltsam? Ich hatte mir nicht lange Gedanken darüber gemacht, dass es Vampire und so ein Kram eigentlich nicht gab. Ich hatte es einfach akzeptiert.
'Cathrin? Hörst du mir überhaupt zu?'
'Ähm, ja. Natürlich.' Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Jannik überhaupt mit mir geredet hatte.
'Also?'
'Was also?' Nun war ich verwirrt.
Er seufzte traurig. 'Ich habe dich gefragt, wohin wir eigentlich gehen.'
'Ach so.' Ich schaute mich um. Anscheinend war ich so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht auf den Weg geachtet hatte. Wir stan-den in einer engen, stinkenden Sackgasse.'Och… ähm, ich wollte dir eigentlich etwas zeigen, doch anscheinend sind wir irgendwo falsch abgebogen.', log ich. 'Dann lassen wir das halt und gehen ein Eis essen.' Ich zog ihn aus der Gasse und hielt nach einem Café ausschau.







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