Internat, Chaos und Jungs Teil 19

Autor: Yana
veröffentlicht am: 24.06.2008




Erst als wir schon einige Minuten tief in den Wald gegangen waren, hielten wir an.'Was willst du wissen?'
'Erst mal, wer dieser Sven war, bzw. ist.'
'Sven ist mein Halbbruder. Bei meiner Geburt starb meine Mutter. Drei Jahre später heiratete mein Vater wieder und zeugte meinen BRUDER. Er ist nicht so wie ich. Meine Mutter und mein Vater waren Vampir-Werwölfe. Die Frau, die er später heiratete, war eine Jägerin. Mein Bruder ist ein Teil aus Beiden.'
Verdattert starrte ich ihn. 'Eine Jägerin?'
'Einen Jäger nennen wir die Menschen, die von unserer Existenz wissen und uns jagen. Sie wollen unser Wesen, unser Sein, vernichten.
Mein Vater wusste nicht, wen er heiratete. Sie jedoch wusste es. Sie wurde schwanger von ihm und das mit voller Absicht. Nach der Geburt brachte sie meinen Vater um und erzog ihren Sohn auf ihre Weiße. Sie lehrte ihn alles, was sie über uns wusste, zeigte ihm wie man gegen uns kämpft und uns vernichtet. So begann er, gegen seines Gleichen zu kämpfen.''Ich verstehe das nicht. Warum will man euch töten? Ihr tut doch niemandem was und außerdem könnt ihr nichts dafür, was ihr seid.
Weiß denn dein Halbbruder, was er ist?'
'Wir wissen nicht, warum man uns jagt. Wahrscheinlich ekeln sich die Jäger vor uns. Sie sehen uns nur als widerliche Monster, die fortgeschafft werden müssen. Niemand denkt darüber nach, ob wir was dafür können, was wir sind.
Vor ein paar Jahren erklärte ich es meinem Bruder, was er in Wirklichkeit war. Dass er so war wie ICH und alle anderen, die er schon getötet hatte. Damals brach eine Welt für ihn zusammen. Er hatte bisher nur für das Töten, für das Vernichten dieser MONSTER gelebt. Und zu wissen, dass er nicht viel anders war, dass er Blut dieser Monster in seinen Ader hatte, machte in fertig. Er versteckte sich Monate, dann ging er wieder auf die Jagd. Er redete sich ein, dass er nicht so war, dass ich ihn angelogen habe. Doch schon nach einigen Wochen nach dem Neubeginn seiner Jagd, spürte er zum ersten Mal, dass er sich veränderte. Er spürte, wie in ihm ein fürchterliches Verlangen nach Blut aufstieg.
Zuerst versuchte er, es zu unterdrücken, doch dann fühlte er, wie er immer schwächer und schwächer wurde. Er merkte, dass ich recht gehabt hatte.
Doch das Erkenntnis, dass er kein MENSCH war, hielt ihn nicht davon ab, weiter zu jagen. Im Gegenteil. Es spornte ihn an. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass er ein MONSTER war und tötete aus Hass viele seiner ARTGENOSSEN. Er verleugnete sein wahres Ich.
Irgendwann kam es, dass sich unsere Wege kreuzten. Wir kämpften öfters gegeneinander; Er, um mich zu töten, Ich, um am leben zu bleiben. Er fing an mich durch alle mögliche Länder zu jagen.
Es passierte noch einiges zwischendurch, aber das Wichtigste, was du wissen musst ist, dass ich ihn irgendwann überrumpeln und klar machen konnte, dass er sein eigenes Ich nicht verleugnen konnte. Er wusste, dass ich recht hatte, dass er so nicht weiter machen konnte. Mehrmals noch griff er mich an und versuchte sein Glück, mich zu töten, doch von Tag zu Tag wurde er verzweifelter. Wir schlossen einen Vertrag:
Er durfte keiner seiner Artgenossen mehr töten.
Jedoch zählt der Vertrag nur so lange, bis…', er brach ab.
'Bis was, Luk?'
'Du wirst dir die Schuld geben.'
'Sag es einfach.'
'Bis ich jemand finde, den ich liebe, der akzeptiert, was ich bin. Ich machte mich zwar nicht auf die Suche nach dieser Person, da ich wusste, dass dann der Vertrag nicht mehr gültig sein würde, doch ich wusste, dass irgendwann dieser Jemand auftauchen würde. Als ich dich zum Ersten mal sah, wusste ich, dass du es warst.
Wenn du mir einen Monat lang vertraust und akzeptierst, was ich bin, dann ist der Vertrag nicht mehr gültig.'
Ich dachte einen kurzen Moment nach. Warum ist er mir dann nicht einfach aus dem Weg gegangen?
'Aber warum hast du mir überhaupt gesagt, was du bist? Würde ich in Ungewissheit leben, gebe es kein Vertragsbruch.'
'Weil in einer Beziehung jeder über den anderen bescheid wissen soll. Natürlich, es ist für dich nur ein schwaches Argument, aber für mich, bedeutet es sehr viel.
Weißt du, ich habe meine Eigenheiten und die sind es meistens, die mich dann in Gefahr bringen. Natürlich hätte ich mich einfach von dir fern halten können, aber ich bin es leid, mich nicht wie ein Mensch zu verhalten. Ich werde meine Gefühle nicht verbergen, auch wenn dann mein Halbbruder wieder Jagd auf mich machen wird.'
'Dein Bruder ist grausam.', meinte ich schockiert.
'Halbbruder.'
'Hm… mich quält noch eine Frage: Du sagtest, dass es in dem Vertrag heißt, dass dein HALBburder KEINE Vampir-Werwölfe töten darf. Wenn der Vertrag aufhört zu existieren… dann bedeutet das doch, dass er wieder ALLE jagen darf. Also nicht nur dich.'
'Ich weiß auf was du hinaus willst… Und ich kann mir vorstellen, was du dir gerade denkst. Und du hast recht. Ich bin ein egoistisches Monster.' 'Du bist kein Monster, Luk!'
Verärgert starrte er mich an. 'Was sonst? Ein MENSCH?'
'Du fühlst wie ein Mensch und denkst wie ein Mensch. Du bist KEIN MONSTER!', beharrte ich.
'Wenn du wüsstest, Cathrin, was für Gedanken in meinem Kopf als herum spuken, dann würdest du mich nicht mehr als Mensch bezeichnen.'
Er wandte sich von mir ab, um sich zu bücken und einen Stein aufzuheben. Nachdenklich betrachtete er das kleine Steinchen und drehte es zwischen Zeige- und Mittelfinger.'Ich lasse zu, dass Sam wieder jagt auf alle Vampir-Werwölfe macht. Mein Halbbruder ist gefährlich, Cathrin. Er hat nicht nur menschliches Blut in sich, sondern auch das Meine. Wenn er wieder jagen darf, werden viele sterben und nur, weil ich so egoistisch gewesen war. Sagst du jetzt immer noch, dass ich ein Mensch bin?'
'Meine Meinung hat sich nicht geändert.' Ich überlegte mir genau, was ich jetzt sagen sollte. 'Und ich geb zu, dass du egoistisch bist. Aber bin ich das nicht auch? Könnte ich dich nicht einfach stehen lassen und weit weg reisen? Sodass wir uns nie wieder sehen würden?Ja, könnte ich, mach ich jedoch nicht. Was wir machen, ist vielleicht selbstsüchtig, vielleicht aber auch Schicksal.'
'Was hat das mit Schicksal zu tun?'
'Überleg doch mal. Vielleicht sollte es so kommen, dass die Jagd wieder aufgenommen wird.'
'Aus welchem Grund?'
'Es kann nur einer überleben: Der Jäger oder der Gejagte. Zwar lebt ihr zurzeit im Frieden, doch warten eure Feinde nicht darauf, dass ihr einen Fehler macht? Dass sie endlich wieder einen Grund haben, euch anzugreifen?
Kennst du die alten Legenden über Werwölfe und Vampire? Sie waren Feinde und haben sich bekämpft. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, in der ihr euch verbündetet, um gegen eure GEMEINSAMEN Feinde zu kämpfen…'
'Das ist Schwachsinn, Cathrin. Mit Legenden hat das nichts zu tun!'
'Wie willst du dir so sicher sein? Wie viel weißt du über dein Wesen? Über das, wie du überhaupt 'entstehen' konntest? Hat dir überhaupt jemals jemand erklärt, was dein Zweck ist?'
'Du redest über mich, wie ein Gegenstand.'
'Du weißt, dass ich es nicht so meine. Jeder Mensch, jedes Lebewesen auf dieser Welt hat eine Aufgabe. Auch du.'
Luk ließ den kleinen Stein zurück auf den Boden fallen. 'Du scheinst deiner Sache sehr sicher zu sein.', meinte er unsicher.
'Bin ich auch. Es ist logisch, was ich denke.'
'Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage: Aber es ist absolut unlogisch, was du dir da zusammenreimst.'
'Dir erscheint es nur so.'
'Vielleicht magst du damit recht haben, dass ich keine Ahnung habe, was ich wirklich bin und wie ich - wie du sagst - 'entstanden' bin, doch eins weiß ich genau: Wir Vampir-Werwölfe werden nicht gegen unsere Jäger kämpfen.'
'Warum nicht?'
'Weil es nicht unsere Aufgabe ist!'
'Wessen Aufgabe ist es dann?'
'Niemandes. Wir sind die Gejagten, die Tiere auf der Flucht. Die Jäger werden uns wie Wild jagen und wir werden fliehen.'
'Das ist nicht dein Ernst, Luk! Ihr müsst euch mal währen! Ihr habt das Recht, zu leben!'
'So, haben wir das? Wie willst du dir so sicher sein?'
'Jedes Lebewesen, egal was es ist, hat das Recht dazu.'
Er beobachtete schweigsam, wir ich mich auf einen umgefallenen Baum setzte.
'Du hast noch einen Wunsch bei mir frei, Luk.', lenkte ich ab. Vielleicht war es besser, wenn wir später noch einmal vernünftig darüber reden.
Erstaunt sah er mich an. Sicherlich wunderte er sich über den Themawechsel.
'Stimmt.', antwortete er mir nach einer Weile.
'Und? Was wünschst du dir?'
'Ich habe mir schon was gewünscht.'
'Ja? Und was?'
Er sah mich geheimnisvoll an. 'Das sag ich dir nicht.'
Verwirrt starrte ich zu ihm hoch (er stand direkt vor mir, während ich saß). 'Und wie soll ich dir dann deinen Wunsch erfüllen, wenn ich nicht einmal weiß, was du dir gewünscht hast?''Würde ich dir sagen, was ich mir gewünscht habe, wäre es kein Wunsch mehr.'
'So ein Schwachsinn, Luk! Wenn ich ihn nicht weiß, kann ich dir ihn nicht erfüllen. Dann bleibt es ein unerfüllter Wunsch.'
'Und wenn schon. Es ist und bleibt ein Wunsch.'
Ich dachte kurz darüber nach. 'Du hast recht.'
'Ich habe immer recht.', meinte er lächelnd.
Ich schnaubte. 'Das ist nicht wahr.'
'Naja, dann eben meistens.'
'Du bist und bleibst ein arroganter Schnösel, Luk.'
Er nahm meine Hand und zog mich hoch. 'Solange du mich liebst, ist es mir egal, was ich bin.' Zärtlich strich er über meine Wange.
'Hm.' Nachdenklich fixierte ich sein Gesicht und nahm seine Hände in meine. 'Du zitterst ja!', sagte ich erstaunt. 'Bist du noch sauer?'
Er schüttelte den Kopf und wich meinem Blick aus. 'Ich habe seit längerem nichts mehr getrunken.' Scheinbar war es ihm unangenehm, darüber zu reden. 'Ich brauche nicht nur das Blut nicht nur, um gesund zu bleiben, sondern auch, um mich besser zu beherrschen. Trinke ich längere Zeit nichts, bin ich eine wandelnde Zeitbombe.' Sein blick huschte unruhig durch das Unterholz. Ob er was suchte?
Entschlossen drehte ich seinen Kopf zu mir, so dass ich ihm in die Augen schauen konnte. 'Dann wirst du jetzt etwas trinken. Ich gehe schon einmal zurück.'
Unschlüssig schaute er mich an.
'Was denn? Hast du Angst, dass mir etwas passiert?'
'Ehrlich gesagt, ja.'
'Mich wird schon keiner umbringen, Luk.'
'Vielleicht doch…'
'Was meinst du damit?', fragte ich ihn alarmiert.
'Hör zu Cathrin.' Er nahm meine Hände fest in die Seine. 'Auf diesem Internat gibt es sicher noch mehr meiner Art. Wenn sie herausfinden, dass ich eine Freundin habe, werden sie alles in ihrer Macht stehende tun, um dich umzubringen. Somit wäre der Vertrag wieder sicher.'Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wisch. 'Hör zu. Ich begleite dich in dein Zimmer. Dort bleibst du, bis ich zurückkomme und machst niemandem die Tür auf, okay?' Ich nickte schwach.
Luk seufzte. 'Ich pass auf dich auf Cathrin.' Seine Stimme klang zärtlich und fürsorglich. Vorsichtig presste er seine Lippen auf meinen Mund.
Als wir uns wieder lösten, packte er mich an der Hand und zog mich durch den Wald, bis wir ihn hinter uns gelassen hatten.
Er begleitete mich weiter, bis zu meinem Zimmer und verabschiedete sich mit einem leisen 'Ich beeil mich' von mir und verschwand.







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