Internat, Chaos und Jungs Teil 15

Autor: Yana
veröffentlicht am: 15.06.2008




Luk lachte, legte einen Arm um meine Schulter und unterbrach die Bei-den. 'Lasst mal gut sein, Jungs. Cathrin und ich haben noch etwas anderes vor.'
'Ach so, wir verstehen!', Iron grinste von einem Ohr zum anderen.
'Die nächste Besenkammer ist gleich um die Ecke.' Jace gluckste. Ich dagegen verdrehte nur genervt die Augen. Warum mussten Jungs immer solche Gedanken haben?
'Na dann, bis später!' Luk schob mich aus dem Zimmer auf den Flur.
'Was haben wir denn noch vor?', fragte ich ihn müde und verkniff mir ein Gähnen.
'Lass uns nach draußen gehen.'
'Wenn's sein muss.'
Nebeneinader gingen wir den langen, leeren Flur entlang, immer gerade aus, einige Treppen nach unten, bis wir schließlich im Freien standen.
'Du magst doch Pferde, oder? Lass uns zu den Ställen gehen.' Er zog mich nach rechts.
'Von wo weißt du, dass ich Pferde mag?'
'Du liebst die Natur. Pferde sind ein Teil davon. Da dachte ich mir halt, dass du sie magst. Es stimmt doch, oder?' Fragend blickte er mich an.
'Ja, ich mag sie sehr.'
Wir liefen quer über eine Weide und folgten dann einen Kiesweg, bis wir an den Ställen ankamen. Luk öffnete die schwere Stalltür. Zu-sammen traten wir in das schwache Dämmerlicht. Es dauerte einige Sekunden, bis sich meine Augen das das dunkle Licht gewöhnt hatten, doch dann sah ich, dass uns mehrere Pferde neugierig entgegen schau-ten. Mein Blick schweifte über die verschiedenen Gesichter der Pferde und wurde schließlich von einem Rappen gefesselt. Neugierig ging ich zu ihm hin. Auf dem ersten Blick konnte ich erkennen, dass es ein Vollblutaraberhengst sein musste.
Trotz des schwachen Lichtes konnte ich die schlanken, geraden Beine des Hengstes erkennen. Sein Kopf war klein uns seine Nasenlinie leicht nach innen gebogen. Der Schweif, natürlich hocherhoben, peitschte unruhig hin und her. Das rabenschwarze Fell schimmerte silbern. Mit großen, wachsamen Augen schaute das Tier mit entgegen, als ich mich ihm noch ein Stück näherte und meine Hand hob um ihn zu streicheln. Willig drückte der Hengst seine weichen Nüstern in meine Handfläche.
Ich hörte, wie Luk hinter mich trat und spürte, dass er seine Hand auf meine Schultern legte.'Ist er nicht wunderschön?', fragte ich Luk, leicht verträumt.
'Ja, irgendwie schon.'
Nachdenklich strich ich über das Seidenweiche Fell des muskulösen Halses. Was machte so ein edles Tier im Stall eines Internates?
'Ich würde ihn gerne reiten.' Ich spürte schon den peitschenden Wind in meinem Gesicht.'Wenn du willst, gehe ich jemand fragen, ob du ihn reiten darfst.' Seine Finger glitten meinen Rücken hinunter. Ein leichter Schauer überfiel mich.
'Findest du ihn nicht auch schön?'
'Ich verstehe nicht sehr viel von Pferden.'
'Oh.', ich drehte mich zu Luk um. 'Ich langweile dich.'
'Im Gegenteil. Ich finde es faszinierend dir zuzuschauen, wie du für dieses Pferd schwärmst.' Lächelnd fuhr er mit seinen Händen seitlich über meine Hüften.
'Sicher?'
'Wenn du mich langweilen würdest, wäre ich nicht hier bei dir.'
'Hm.' Nachdenklich wandte ich mich wieder dem schlanken Rappen zu. 'Wie kommt es, Luk, dass ein dermaßen wertvolles Pferd im Stall eines Internates steht?'
'Vielleicht ist es nicht mehr so wertvoll, wie es aussieht. Wahrscheinlich hat er eine überdehnte Sehne und kann gar nicht mehr richtig rennen.'
'Möglich.' Kurzentschlossen öffnete ich die Box und schlüpfte zu dem Hengst, ehe mich Luk daran hindern konnte.
'Was hast du vor?', fragte er mich misstrauisch. Ich ging in die Hocke und strich prüfend über die Beine des Pferdes. Ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Meine Hände tasteten sich über den ganzen Körper des Tieres.
'Nichts. Meiner Meinung nach, ist der Rappe kerngesund.'
'Vielleicht ist es alt.'
'Du hast wirklich nicht viel Ahnung von Pferden. Das Tier hier ist 3, höchstens 4 Jahre alt.' Ich ging aus der Box und verriegelte sie wieder hinter mir.
'Vielleicht hatte es ein Unfall…'
'Da kommt wer.' In dem Moment flog die Stalltür auf und ein hagerer Man mit Halbglatze kam auf uns zu.
'Kann ich euch behilflich sein?' Trotz den harten Gesichtszügen und den stark ausstechenden Wangenknochen, wirkte der ältere Herr freundlich und hilfsbereit. Seine O-Beine deuteten darauf hin, dass er früher oft geritten sein musste.
'Nein. Doch.. Ja eigentlich schon. Wir sind neu hier und ich wundere mich darüber, dass hier in einem Internatsstall ein so wertvolles Pferd steht. Vollblutaraber sind bekanntlich sehr teuer.'
'Wie ihr wahrscheinlich schon wisst, sind wir hier ein sehr spezielles Internat. Man kann hier das Abitur absolvieren und danach studieren. Außerdem ist das Gelände sehr groß, und das Gebäude ebenfalls. Der Direktor dieses Internats, Herr Kohnle, ist der vierte Erbe. Seine Vorgänger haben sehr viel Geld investiert, um das Gelände immer wieder zu vergrößern. Der letzte Vorgänger von Herr Kohnle, Herr Siegfahrt, kaufte schließlich einige sehr gute Pferde, so dass Reitertalente Chance hatten, an Wettbewerben teil zu nehmen. Das Geld, was sie dann gewinnen würden, würde für das Internat investiert werden.'
'Aber wie… Ach verflucht.' Ich wurde vom Klingeln meines Handys unterbrochen. Ungeschickt fummelte ich in der Hosentasche nach dem vibrierenden Etwas. Die Nummer, die auf meinem Handydisplay ange-zeigt wurde, war mir nicht bekannt. Ich drückte auf die Annahmetaste.
'Ja?'
'Cathrin?'
'Wer ist da?'
'Ich bin es, Jannik.'
'Du? Was willst du denn?'
'Ich wollte mich von dir verabschieden.'
'Wie?' Ich formte ein stummes 'Entschuldigung' Richtung Luk und den Mann und ging aus dem Stall, um in Ruhe zu telefonieren.
'Naja, als du sagtest, du würdest in ein anderes Internat gehen, dachte ich, es würde sich noch um Wochen handeln. Insgeheim hatte ich ge-hofft, du würdest deine Meinung noch ändern, und mich mitnehmen…'
'Auch Wochen hätten meine Entscheidung nicht geändert.' Auf der anderen Seite der Leitung blieb es still. Plötzlich schämte ich mich, für meine Gefühllosigkeit gegenüber Jannik.
'Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen.'
'Schon okay…'
'Hm. Du wolltest dich verabschieden.'
'Aber nicht am Telefon.'
'Wie dann?'
'Wir könnten uns treffen.', schlug er vor.
'Wie stellst du dir das vor? Ich habe kein Geld, um zu dir zu kommen, nur um tschüss zu sagen.'







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