I ♥ Venice Teil 1

Autor: CELINE(Y)
veröffentlicht am: 03.04.2008




18. October.2007
So fing alles an
Irgendwann (ich glaube so gegen dem 21 August 2007) beim Strand am Lido fiel mir ein, dass das was ich sah zu schön war um nicht aufzuschreiben und eine wahnsinnige Gesichte draus zu machen. Ich schrieb alles auf und als wir dann nach hause fuhren da schrieb ich weiter. Ich kann am besten im Auto schreiben. Das Gefühl dass die Geschichte tatsächlich etwas werden könnte ließ mich einfach nicht los.
Zu hause lag ich im Bett und neben mir hörte ich den Atem meiner Schwester. Ich wollte schon lange schlafen doch die Ideen überfielen mich. Ich zog den Laptop aufs Bett und schrieb bis mir die Augen zufielen.
Ich war mir am Anfang gar nicht bewusst was dieses Buch alles mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Ich schrieb alle meine Gefühle auf.
Irgendwann fiel mir dann auch ein, dass meine Kusine sich ein Selbstgeschriebenes Buch von mir wünschte. Also wurde es ihr Geburtstagsgeschenk…
Heute hat sie Geburtstag und ich bin beim allerletzten Kapitel. Jeanne, viel Glück zum Geburtstag! Céline*

Ich weiß nicht ob es Liebe ist - Ärzte
Vor zwei Wochen hab ich dich zum ersten Mal gesehen,
Du warst so betrunken du konntest kaum noch stehen,
Aus Mitleid hab ich dich nach haus gebrach,
Du sagtest zärtlich, 'Mein Schatzt, Gute Nacht',
'Mein Schatz' hast du gesagt,
Vielleicht war es nur ein Scherz,
Amors Pfeil durchbohrte mein Herz,

Jetzt weiß ich nicht was ich denken soll,
Ist es wirklich Liebe oder find ich dich nur toll?
Ich weiß nicht ob es Liebe ist,
Wenn man nicht mehr trinkt uns isst,
Wenn man an eine denkt und eine andere küsst,
Ich weiß nicht ob das Liebe ist, Oho!

Am nächsten tag habe ich dich besucht,
Als das Bier alle war hast du laut geflucht,
Du lagst auf dem Bett und warst ziemlich breit,
Aber immerhin waren wir allein zu zweit,
Ich wollte mit dir reden über deine Frisur und über Liebe,
Aber du lachtest nur,

Jetzt weiß ich nicht was ich denken soll,
Ist es wirklich Liebe oder find ich dich nur toll?
Ich weiß nicht ob es Liebe ist,
Wenn man alle Frauen an einer misst,
Wenn man etwas hört und es sofort vergiss,
Ich weiß nicht ob das Liebe ist,
Ich weiß nicht ob es Liebe ist,

Ich weiß nicht ob es Liebe ist,
Wenn man beim Pinkeln ständig nebens Becken pisst,Hahaha, oho!

EINS
Als wir am Meer saßen, mein Bruder und ich, da hörte ich einfach bloß dem Rauschen des Wassers zu. Immer wenn die kleine Wellen, (sie waren klein weil heute nicht besonderes viel Wind war), an das Ufer schwappten hörte das sich so wunderbar an. Ich ließ den heißen Sand durch meine Finger gleiten und sah zum Wasser rüber.
Wie weit das Meer wohl geht?, fragte ich mich. Es war so endlos weit. Ich sah bloß den Horizont, da wo das Wasser der Himmel sich begegnete. Diesen klaren, blauen Himmel. Ich liebte diese Wärme, die es im Süden immer gab. Diese strahlende Sonne und diesen blauen Himmel.
Ein bisschen vor uns las eine Frau, die ihr Bikinioberteil ausgezogen hatte, ihre Freundin und ihrem Mann etwas aus einer italienischen Zeitschrift vor.
An mir gingen zwei braungebrannte Italiener vorbei. Sie warfen mir ein Blick zu und pfiffen. Das war immer ziemlich billig doch ich muss zugeben dass ich ziemlich geschmeichelt war. Diese Leute die hier wohnten die waren irgendwie so… einfach und spontan.

'Ey, Kleiner! Lass meine Schwester in Ruhe!', sagte mein Bruder auf Italienisch. Es war eine Sprache für uns wie alle andern auch. Meine Mutter war Italienerin. Sie hatte es uns beigebracht, doch jetzt sprachen wir eigentlich fast nur noch Deutsch. Ich war froh diese wunderschöne Sprache zu könne.
'Schon gut! Reg dich ab, Mann!'
Als sie wieder weg waren, warf ich meinem Bruder einen finsteren Blick zu.
'Was?', fragte er ganz unschuldig.
'Mike! Ich bin kein Kleinkind mehr! Für den Fall du hast das verpennt… Ich bin vor einer Woche 16 geworden!'
'Ich weiß, ich weiß. Aber ich bin auch schon 18 und mach trotzdem nicht mit jedem rum.'
Ich mach auch nicht mit jedem rum, dachte ich. Manchmal habe ich das Gefühl es fällt meinem Bruder ziemlich schwer zu sehen, dass seine kleine Schwester groß wird. Aber ich bin nicht mehr die Kleine.
Gereizt erhob ich mich von meinem Tuch und nahm meine Tasche.
'Willst du was essen?'
'Ja… Ne Chips. Aber ne große bitte!', muffelte er.
Ich nickte nur.
Auf dem Weg zur Pommesbude dachte ich an Max. Ob das wohl stimmt mit seiner Freundin? Ich hatte ihn noch nicht nach ihr gefragt.
Max. Er war so plötzlich und so was von im falschen Moment in mein Leben geplatzt. Ob ich es nicht einfach lassen sollte? Zu spät, mich hatte es erwischt. Ich kam mir so blöd vor! Ich hatte ihn noch nie richtig gesehen und ich hatte noch nie seine Stimme gehört. Ich kannte sein Gesicht bloß von einem Foto auf dem fast nichts zu erkennen war. Was wenn es ihn gar nicht gab?
Ich kannte ihn nur vom Chat und wir schrieben manchmal SMS. Da konnte mich genauso gut irgendein Typ verarschen. Aber das wollte ich gar nicht glauben. Ich weiß dass es wahnsinnig blöd von mir war, doch ich empfand was für ihn. Ich hatte Millionen von Schmetterlingen im Bauch, wenn ich an ihn dachte. Ich fühlte mehr denje und ich kannte ihn kaum. Auf seiner Homepage stand, er hätte eine Freundin. Doch irgendwie wollte ich das nicht wahrhaben… Vielleicht hatte ich deshalb das Gefühl es wäre vorbei mit dieser Freundin. Vielleicht hatte ich Glück und es war wirklich so?!
Nein, ich hatte nie Glück. Es würde diese Freundin geben.
Was ist das bloß für ein blödes Spiel, die Liebe? War es ein Spiel? Nein, es war die bittere
Wahrheit. Die bittere, schöne, glückliche, traurige Wahrheit.
Ich seufzte.
'Ciao, Bella', sprach der Italiener hinter den Tressen mich an. Es war einer der beiden die gepfiffen hatten. Er sah zwei oder drei Jahre älter aus als ich. Er trug sein schwarzes Haar etwas länger und auf seiner Nase saß eine Pilotenbrille. Eben typisch Italiener.
'Hey!'
'Was kann ich dir servieren?'
'Eine Tüte Chips und ein Eis, bitte.'
Er legte alles auf die Tressen und ich legte ihm drei Euro hin.
'Nein, nein. Lass mal. Solche hübsche Mädchen müssen nichts zahlen.' Macho! (Aber ich mag Machos.)
'Danke', sagte ich grinsend und wollte gehen als er mich am Arm festhielt.
'Warum hast du es so eilig?'
Ich zuckte mit den Schultern.
'Bleib doch noch… Dein Bruder ist sowieso gerade beschäftigt.'
Ich drehte mich um und suchte unsern Platz. Mein Bruder war dabei einem Mädchen den Rücken einzucremen. Ich hob die Augebraunen und musste ein bisschen schmunzeln. Von wegen 'ich mach auch nicht mit jedem rum!' Wenn er das durfte, würde ich es auch dürfen. Mit einem zuckersüßen Lächeln wandte ich mich wieder dem Italiener zu.
'Ist dein Name genau so schön wie du?', fragte er. Mann, war der billig! Diesen Spruch hatte er von Simpsons. Ich hatte den Film schon viermal gesehen und wusste ihn schon fast auswendig. Trotzdem musste ich immer wieder so lachen, dass ich nach dem Kino immer Bauchschmerzen hatte.
Aber was soll's.
'Ich weiß nicht. Wie findest du Leila?' Als ich klein war fand ich meinen Namen immer schön aber jetzt finde ich dass er klingt wie ein Hundename. Trotzdem passt er zu mir.'Sehr hübsch!'
'Verrätst du mir auch deinen?'
'Toni.' Italienischer geht's ja fast nicht.
'Okay… Ich geh dann mal. Wir sind erst heute angereist und ich will mich noch ein bisschen im Hotel umschauen…'
'Wie lange bleibt ihr den noch?'
'Noch drei Wochen. Es war ein Geschenk von meinem Bruder für meine 16.' Wenn ich daran dachte, dass mein Bruder und ich noch drei Wochen auf dieser Insel bleiben konnte bekam ich Gänsehaut. Es war so super ohne Eltern. Unser erste Ferien alleine. Keiner der sagt:'Aufstehen! Sonst kommen wir noch zu spät zum Frühstück.' Keiner der sagt: 'Bleibt nicht zu lange in der Sonne liegen' sondern einer der länger in der Sonne liegen bleibt als ich es aushalte. Keiner der sagt: 'Komm wir gehen nach hause, es ist schon spät' sondern einer der feiern kann bis vier Uhr in der Frühe. Eben keiner der, einem Befehle gibt. Es würden richtig tolle Ferien waren.
Ja, das hatte ich in dem Moment gedacht. Ich hatte noch nicht gewusst was passieren würde. Ich hatte noch nicht gewusst dass diese Ferien mein Leben verändern würden. Ich hatte vor all dem keine Ahnung.
'Drei Wochen… Das wird meine Schwester sicher freuen!'
'Hä?' Wieso jetzt seine Schwester?
'Dein Bruder hat ihr wohl ziemlich den Kopf verdreht.'
Wieder drehte ich mich zu meinem Bruder um. Das Mädchen, das anscheinend Tonis Schwester war, lachte schallend und legte ihren Kopf auf Mikes Bauch. Typisch mein Bruder.'Wie heißt sie?' Man kann ja nie wissen für was das gut sein konnte. Ich machte nichts lieber als meinen Bruder mit seinen Freundinnen aufzuziehen. Wenn ich mal wütend auf ihn war dann fragte ich beim Abendessen.
'Wolltest du dich heute nicht mehr mit Nadine treffen?' Seine Augen fixierten mich. Meine Mutter hob dann immer erstaunt die Augenbraunen. Es ging sie eigentlich nichts mehr an da er 18 war doch er wusste dass dann meine Mutter dann gleich die erste Aktion startete. So war sie. Sie verstand sich immer gut mit meinen Freundinnen und mit den Freunden meines Bruders. Doch am meisten interessierten sie unsere Liebesgeschichten.
'Lorella.'
'Okay, danke!' Ich warf ihm eine Kusshand zu und ging. Wieso tat ich das?
Er stand da mit dem Mund auf und einem Handtuch in der Hand und rührte ich nicht mehr. Mann, dachte ich, der sieht ja aus als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.Als ich wieder im Hotel war, wollte ich sofort in den Pool springen doch die Sehnsucht nach Max war viel größer. Ich ging zur Rezeption und lies mir von einer Frau zeigen wo der Computer stand. Mit einem Lächeln bedankte ich mich und ließ mich auf den weichen Stuhl fallen.
Ich tippe seine Homepage ein und wartete noch ein bisschen. Als sie fertig geladen war schaute ich mir nur noch eine Ewigkeit das Foto auf seiner ersten Seite an. Die Schmetterlinge flatterten wie verrückt. Mit wie viel die wohl flogen? Bestimmt mit zweihundert, so fühlte es sich auf jeden Fall an.
Als mir nach einer halben Stunde klar wurde, dass ich nichts anderes getan hatte als dieses Foto anzustarren und darauf zu warten dass die Schmetterlinge langsamer flatterten (was sie nicht taten), las ich den Text der da stand. Es war das erste Mal dass ich ihn richtig las und nicht nur mal drüberschaute.
Mit jedem Satz bekam mein Herz ein Riss. Und noch einer. Wer war das für einen Menschen über den hier alles Mögliche stand. Das war doch nicht mein Max, der Max in den ich mich verliebt hatte ohne zu wissen wer er überhaupt ist.
Er fand Rauche und Trinken total cool. Ich hasste Rauchen und Trinken. Für mich war das einfach etwas für Leute die nicht genug Selbstvertrauen hatte 'Nein!' zu sagen.Als ich das alles las wurde mir zum ersten Mal klar wie wenig ich über ihn wusste. Und trotzdem hatte ich mich verliebt wie noch nie. Wie konnte das sein? Es konnte wohl schlecht Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn ich hatte ihn noch nie gesehen. Vielleicht war es Liebe auf den ersten Augeblick? Aber in Filmen und in Büchern verlieben sich immer beide gleichzeitig. Wieso konnte das nicht auch im wahren Leben so sein? Und war wenn es auch im wahren Leben so war? Was wenn er auch gerade den Text auf meiner Homepage las und an mich dachte?
Hör auf, sagte ich zu mir selbst. Ich schrieb immer allem schon ein Happy End zu obwohl die wahre Geschichte noch nicht einmal angefangen hatte.
Er würde jetzt zuhause sitzen, eine Zigarette rauchen (oder was er sonst noch alles rauchte) und er würde mit seiner Freundin telefonieren. Wir passten so gar nicht zusammen, das war wie Feuer und Wasser.
Aber etwas zerschmetterte mir das Herz mehr als alles andere was da stand. Ich hatte es schon oft gelesen, ich wusste was es hieß und ich wusste dass es so war. Doch es das stehen zu sehen, immer und immer wieder zu lesen und zu wissen 'das ist die Wahrheit und damit musst du leben', das war viel schlimmer als einfach einpaar Mal am tag daran zu denken. Da stand 'have a girlfriend'. Mein Herz zerprang. Ich glaube, es hörte sogar auf zu schlagen. Ich schaltete den Computer aus und ging nach draußen. Eine vornehme Frau grüßte mich, doch ich warf ihr bloß einen mürrischen Blick zu. Erschrocken wisch sie zurück.
Ich brauchte wieder einen klaren Kopf und da gab es bloß etwas was ich tun konnte: joggen gehen.
Ich ging in unser Zimmer. Nahm meine Schuhe (All Stars). Zog meine Hose an (H&M). Streifte mir mein T-Shirt (Hard Rock Café) über den Kopf. Machte mir ein Pferdeschwanz. Und nahm mein iPod.
Ich lief so nah am Wasser wie es ging. Nein, ich rannte eher. Ich hatte die Wiederholungstaste gedrückt und immer und immer wieder lief das Lied 'ich weiß nicht ob es Liebe ist' von den 'Ärzten'.
'Vor zwei Wochen hab ich die um ersten Mal gesehen,
du warst so betrunken du konntest kaum noch stehen.
Aus Mitleid hab ich dich nach haus gebracht,
du sagtest zärtlich 'Mein Schatz, Gute Nacht'.
'Mein Schatz' hast du gesagt, vielleicht war es nur ein Scherz.
Amors Pfeil durchbohrte mein Herz.'
Amors Pfeil durchbohrte mein Herz. Das passte. Überhaupt das ganze Lied passte.Max. Max, dachte ich, ich liebe dich und du weißt es nicht einmal. 'Ich weiß nicht ob es Liebe ist!' sangen die Ärzte.
Ich schaute auf das Wasser. Überall standen diese Pfähle. Es waren drei hohe Holzstücke die oben zusammen gebunden waren. Das Wasser glänzte wie flüssiges Gold. Venedig, die Stadt im Wasser, dachte ich, und… die Stadt der Liebe.
Es war so schön, es war wie in einem Buch, oder in einem Film. Nein, es war schöner, viel schöner. Ich hatte mir sehr viel von dieser Stadt erwartet und ich bin nicht enttäuscht worden. Überhaupt nicht.
'Ich weiß nicht ob das Liebe ist'. Doch, dachte ich, ich weiß es. Es ist Liebe, wahre Liebe. Ich spürte wie mit jedem Meter den ich zurücklegte, mein Kopf klarer wurde. Ich mich wieder erinnern. Erinnern an den Satz der auf seiner Homepage stand. Mir wurde wieder warm und erst jetzt merkte ich dass ich die ganze Zeit über Gänsehaut gehabt hatte.Auf dem Rückweg hörte ich einfach nur 'Ich weiß nicht ob es Liebe ist' und dachte über die Worte nach.
Als ich im Hotel ankam, ging ich duschen. Nachher würde ich Lissy anrufen.
Das kalte Wasser brannte auf meiner Haut. Ich nahm ein bisschen zu viel Shampoo, ich hörte wie ich kleine Schaumblasen zerknitterte. Ich schwenkte meine Haare aus und stieg aus der Badewanne. Ich zog etwas anderes an und wählte Lissys Nummer.
'Lissy?', fragte ich.
'Erzähl!', sagte sie. So war sie. Ohne dass sie mich sah oder ich ihr irgendetwas erzählt habe, weiß sie dass es mir nicht gut geht.
Sie war meine beste Freundin oder für mich eher wie eine Schwester die mir immer gefehlt hatte. Mein Bruder war wirklich der allerbeste Bruder der Welt, da war ich mir sicher. Er war immer für mich da wenn ich ihn brauchte und auch wenn ich ihn nicht brauchte, er sagt mir ganz ehrlich (das ist normalerweise negativ, aber er hatte immer Recht behalten denn der Mann meines Lebens war noch nicht dabei und auf die meisten war ich danach immer ziemlich wütend) wie er meine Liebhaber findet oder er warnt mich vor ihnen, er verteidigte mich mehr als sich selbst und er war eben einfach der beste Bruder der Welt. Aber ich habe mir schon immer eine Schwester gewünscht zu der ich sagen kann 'Wie findest du diesen Typen?' und die mir antwortet 'Total süß!' und nicht 'Sehe ich aus als sei ich schwul?'. Ich wollte schon immer eine Schwester mit der ich mit irgendwelche dummen
Mädchenzeitschriften ansehen konnte. Ich wollte schon immer eine Schwester mit der ich Shoppen gehen kann. Ich wollte schon immer eine Schwester mit der ich mich schminken kann. Ich wollte schon immer eine Schwester der ich von meinem Liebeskummer erzählen konnte. Ich wollte eben schon immer eine Schwester für all das wofür man eine Schwester eben braucht.
Dann lernte ich Lissy kenne. Die Chemie stimmte. Zwei Menschen, ein Gedanke. Wir verstanden uns ohne Worte. Lissy war meine Schwester. Ich ging mit ihr shoppen bis wir beide pleite sind. Wir könnten ein ganzes Buch schreiben mit 'Wie findest du diesen Typen?' - Bewertungen. Wir machten eben alles zusammen.
Ich erzählte ihr alles. Doch das mit Max hatte ich noch keinem erzählt. Ich fing am Anfang an und erzählte bis zum Ende. Und sie hörte mir zu ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen.'Weißt du es ist so als… Ich bin die Maus und er die Katze. Es ist fast unmöglich dass das geht, doch wenn die Maus und die Katze sich beide, Mühe geben und sich beide lieben kann es vielleicht klappen.'
Sie sagte nichts. Ich lachte.
'Oh mein Gott! Ich lese zu viel!'
'Ja! Aber weißt du was ich meine?'
'Nein, aber du sagst es mir bestimmt jetzt?!'
'Gegensätze ziehen sich an!'
'Was soll ich denn jetzt machen?'
'Ich weiß nicht… Aber glaubst du er liebt dich auch so sehr wie du ihn?'
'Keine Ahnung… Nein, ich glaube nicht.'
'Hm.'
'Glaubst du ich soll ihn fragen ob er mit mir zur Kirmes geht?'
'Ich weiß es wirklich nicht!' Ich wusste, dass sie nicht begeistert darüber war dass ich ihn nur vom Chat kannte.
'Doch, das mache ich. Aber ich will nicht alleine dort hin! Was ist wenn er nicht kommt, oder es gibt ihn gar nicht?'
'Das heißt du willst jemanden mitnehmen?'
'Ja…'
'Denkst du zufällig an mich?' Natürlich dachte ich an sie. Das wusste sie auch ganz genau, doch sie ließ mich zappeln. Wie immer!
'Ehm…JA!' Ich musste lachen.
'Ich weiß noch nicht genau, okay?'
'Okay!' Ich weiß nicht heißt immer ja!
Wir redeten noch ein bisschen über dies und das, dann legten wir auf. Ich vermisste sie. Sie war ein Teil von mir.
Ich sah zum Fenster raus. Ich hatte Lust mit meinem Bruder nach Venedig zu fahren. Wir hatten ein Hotel auf dem Lido gemietet weil man da zum Strand gehen konnte und ich immer am liebsten zum Strand gehen wollte.
Aber jetzt wollte ich in die Stadt, ich wollte Leute und feiern. Ich wollte noch mehr von diesem bezaubernden Märchen namens Venedig.
Ich rief meinem Bruder an. Tut… Tut… Tut… ich wollte schon fast wieder auflegen da hob er auf.
'Hey, Großer!' Großer. So nannte ich ihn immer wenn ich ihn anrief.
'Was gibt's, Kleine?' Genau das Gleiche galt für Kleine.
'Für den Fall du bist nicht zu sehr mit deiner Lorella beschäftigt, könnten wir nach Venedig fahren?!' Er fragte nicht wieso ich ihren Namen kannte. Wahrscheinlich konnte er es sich sowieso denken. Aber er regte sich nicht auf… Das wunderte mich etwas.
'Ja, gar keine so schlechte Idee, Kleine.' Ich hörte wie er etwas auf Italienisch fragte. Eine Mädchenstimme antwortete. Danach hörte ich eine Stimme, die wahrscheinlich Toni gehörte.'Sag mal, Kleine', meldete er sich wieder, 'wie wär's wenn Toni und Lorella mitkommen würden? Sie kennen sich in Venedig aus.'
Vor allem willst du deine Lorella nicht verlassen, dachte ich.
'Klingt nicht schlecht', sagte ich, weil es wirklich nicht so schlecht war. Außerdem, was hätte ich sonst sagen sollen?
Eine dreiviertel Stunde später saßen wir in einem Vaperetto. Ich fand es schön über das Meer zu tuckern, auf der einen Seite neben mir Toni, auf der anderen Mike. Ich fand es schön Lorella Lachen zu hören. Dieses fröhliche, glückliche Lachen. Als ich sie von näher gesehen habe wusste ich sofort was meine Bruder an ihr mochte.
Sie war ungefähr so alt wie ich. Genau wie Toni hatte sie dickes, schwarzes Haar. Sie hatte es zu einem Zopf geflochten. Ihre braunen Augen passten zu dem braungebrannten Gesicht. Wenn sie lacht sieht man ihre schneeweißen Zähne.
Wir stiegen am Marcus Platz aus.
'Jetzt machen wir dass wir wegkommen! Hier sind so viele Touristen dass einem fast schlecht wird', sagte Lorella. Wie mein Bruder sie ansah! So habe ich ihn noch nie gesehen. Er sah so verträumt aus. Sie muss ihn sehr beeindruck haben.
Lorella hatte Recht. Der Marcus Platz überquoll fast von Menschen. So viele Menschen so eng aneinander gequetscht hatte ich höchstens schon bei einem Rockkonzert gesehen.Und trotzdem war ich unter Schock. Schockiert von dieser Schönheit. Nie hätte ich mir erträumen lassen dass es so ein schöner Ort auf dieser Welt gibt. Der geflügelte Löwe. Es war als würde er über ganz Venedig wachen. Über ganz Venedig und über alles andere was dazu gehörte auch. Die San Marcus Kirche war eben so atemberaubend. Und neben ihr den Palazzo Ducale. Ich wunderte mich wie ein Mensch so viele kleine Details bearbeiten konnte. Oder sie sich ausdenken konnte. Es war fast zu schön für meine Augen. Ich verstand wieso so viele Touristen hier waren. Ich war selbst einer.
Lorella warf mir einen Seitenblick zu und sagte:
'Es gefällt dir hier oder? Das kann ich gut verstehen. Ich finde es auch zu schön um wahr zu sein. Aber all diese Touristen nerven mich wirklich. Wir kommen später noch mal her. Später, wenn es dunkel ist. Versprochen, okay?'
Und als Mike und Toni etwas weiter voraus gingen (sie verstanden sich ziemlich gut seit meine Bruder sich bei Toni entschuldigt hatte dass er ihn heute morgen am Strand so an gemault hatte. Toni war genauso alt wie er. Sie sprachen über all das was Mädchen total blöd fanden)flüsterte sie mir ins Ohr:
'Dann ist es auch romantischer. Ich glaube Toni ist ziemlich hin und weg von dir!' Ich lachte. Ich fing an sie zu mögen.
'Das gleiche gilt aber auch für dich und meinen Bruder', sagte ich und Sekunden später bereute ich es schon. Vielleicht würde sie es mir übel nehmen?! Das passierte mir viel zu oft. Ich war einfach glücklich und vergaß alles. Dann sagte ich einfach so was ich dachte. Dies war so ein Moment. Ich vergaß meine Sorgen wegen Max und so gar dachte ich nicht an in. Aber nur für einen Moment.
Gott sein Dank lachte sie einfach darüber. Ich bekam das Gefühl, sie war so ein Mensch der einem gar nichts übel nimmt es sei denn es ist wirklich schlimm. Ich mochte diese Menschen. Vielleicht bewunderte ich sie auch.
'Ja… Es hat mich so richtig erwischt! Aber ich glaube nicht, dass es ihm so geht…'
Das kenne ich, dachte ich und hatte schon Angst ich hätte es laut gesagt. Ich dachte wieder an Max und in meinem Bauch herrschten wieder die flatternden Schmetterlinge.
Lorella sah mich fragend an. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie auf eine Antwort wartet obwohl sie keine richtige Frage gestellt hatte. Aber ich hatte schon verstanden.
Ich würde ihr die Wahrheit sagen. Sonst immer war ich neidisch auf die Freundinnen meines Bruders gewesen. Wenn er sie mit nach hause brachte. Wie die ihn anbeteten! Wenn er von ihnen erzählt und so. Aber bei Lorella war das anders. Sie war wirklich nett, ich mochte sie. Und ich wusste dass ich ihr und Mike dabei helfen konnte, dass was aus ihnen wurde. Das meine ich Ernst. Ich brauchte nur zu sagen was ich dachte und was ich gesehen habe.'Er hatte schon viele Freundinnen…', begann ich, 'Oder besser gesagt; Affären. Aber ich habe ihn noch nie so gesehen wie heute. Wie er dich angesehen hat! Genügt dir das für den Anfang?'
'Ja und ob!' Wir schauten uns an und auf einmal fingen wir an schrecklich zu kichern. Einfach so, ohne Grund. Das konnte ich sonst nur mit Lissy. Ich würde Lorella vermissen, das wusste ich jetzt schon.
Ich habe mich nie gut mit den Freundinnen meines Bruders verstanden. Ich kannte sie kaum und einige habe ich nie gesehen. Doch mit Lorella war das anders. Es war ungewohnt sich vorzustellen dass sie meinen Bruder liebte. Ich hatte das Gefühl sie wollte mir meinen Bruder nicht wegnehmen. Ich hatte das Gefühl sie wusste genau dass wir ihn uns teilen mussten. Und ich hatte das Gefühl das störte sie nicht. Sie war die einzige seiner Freundinnen die mir das Gefühl gaben dass ich ihnen nicht scheiß egal. Seine Freundinnen… War sie seine Freundin? Für mich schon.
Wir kicherten immer noch als wir bei den Jungs ankamen, die stehen geblieben waren um auf uns zu warten.
'Kichert ihr etwa über uns?', fragte Toni.
'Ich glaube schon!', sagte Lorella. Als wir sahen wie verdutzt die Jungs dreinschauten mussten wir schon wieder kichern und das immer noch als wir im Restaurant bestellten.Es würde ein toller Abend werden.
Heute frage ich mich manchmal was wohl gewesen wäre wenn wir Toni und Lorella niemals kennen gelernt hätte. Oder wenn wir uns gar nicht mit ihnen angefreundet hätte. Wäre all das Schreckliche dann vielleicht nicht passier?

Das wars mit dem ersten teil:)







Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz