Verwandlung

Autor: Nadine
veröffentlicht am: 23.01.2003




Die große Liebe!??? – Eigentlich ist es schon viel zu lang her, trotzdem denkt sie hin und wieder an ihn. Ein Mann von dem sie glaubte, er wäre alles auf dieser Welt. Er behandelte sie wie eine Königin und wusste genau was er tun musste – was er sagen musste, um sich nicht zu verraten und niemals einen Zweifel an seinem Spiel zu lassen.
Sie genoss jede seiner Lügen und merkte nicht, wie sie ihm mehr und mehr verfiel.

Sie war jung und naiv. Sie wusste nicht, was es heißt zu lieben. Betrat ein Welt, die gleichsam beängstigend wie wunderschön war. So fremd und geheimnisvoll und dennoch so vertraut. Er öffnete ihr die Tür, die bis dahin verschlossen war. Sie zögerte, doch er nahm ihre Hand mit sanftem, vertrauensvollem Blick, in dem sie sich verlor.
„Hab keine Angst. Lass dich von mir führen und entdecke die Wunder der Liebe. Lass mich dir zeigen, was diese Welt für dich bereit hält. Brauchst nichts zu fürchten, ich beschütze dich. Wohin du auch gehst, wo immer du bist – ich werde bei dir sein, dir nie von der Seite weichen! Du bist meine Prinzessin und ich dein Ritter. Ich werde dir überall hin folgen. Ein Blick, ein liebes Wort von dir Prinzessin ist alles was ich als Belohnung brauche. Komm...“
Seine süßen Schmeicheleien schlichen in ihr Herz, wie eine Schlange in ein Nest hilfloser Vogelbabys. Sie ließ sich blenden von dem lieblichen Schein.
Für ihn waren es nur Worte, für ihn waren es nur Küsse und Berührungen. Er wollte ihre Unschuld, wollte sie besitzen für einen kurzen Augenblick, um dann weiterzuziehen.
Doch für sie war jeder Atemzug von ihm wie eine Offenbarung. Jede Berührung, jeder Kuss und jeder Blick heilig. Sie wandelte auf Wolken, glaubte zu schweben und sah dabei den Abgrund nicht. Ein tiefes, schwarzes Nichts direkt unter ihren Füßen.In seiner Nähe fühlte sie sich stark und unverwundbar. Alles was sie sich erhoffte, alles was sie sich je wünschte, durfte sie erleben! Es war jemand nur für sie da. Jemand, der ihr zuhörte und sie in den Arm nahm in Momenten voller Traurigkeit. Auch wenn andere schon längst hinter seine Maske blickten, ließ sie nie etwas Schlechtes auf ihn kommen. Ein immer währender, wunderschöner Traum wurde wahr. Niemals würde er enden, dessen war sie sich sicher.


Es dauerte gar nicht all zu lange und es kam der Tag, an dem alles vorbei war. An dem sie in den unsichtbaren Abgrund fiel und die bittere Wahrheit erkennen musste. Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde sie hinabgestoßen. Er ließ sie fallen - einfach so - und verschwand, um nie wieder zurückzukehren.


Es war das Wochenende, dass endlich nur allein für sie beide da sein sollte. Sie hatte ihre Sachen schon am Montag gepackt. Konnte es kaum erwarten, ihn ganz für sich zu haben. Keine Verwandten, Freunde und Bekannten, die auch Anspruch auf seine Gesellschaft erheben konnten. Es gäbe nur sie und ihn. Dazwischen würden unendlich zärtliche Stunden voller Glück liegen – Vielleicht sogar das absolute Glück? Kribbeln im Bauch, bald schon im ganzen Körper und heiß wurde ihr bei dem bloßen Gedanken daran. Was für ein Tag, was für ein Wochenende! Wie wird es wohl sein? Was werden wir tun? Was wird passieren?? Ihr wurde ganz schwindlig von den vielen Fragen, die unbändig auf eine Antwort warteten. ‚Nur noch eine Stunde, dann holt er mich ab und wir fahren ins Paradies. Unser Paradies!’
Eine Stunde verging... und eine halbe. ‚Naja, er wird sich verspätet haben.’
Sie wartete....und wartete und .... er kam nicht. Drei Stunden waren vergangen, doch niemand rief nach ihr. Kein Motorengeräusch, keine Schritte, die sich der Haustür näherten, kein Klingeln, überhaupt gar nichts war zu hören. Sie hatte ihn schon längst versucht zu erreichen, doch er ging nicht ans Telefon.
Die Angst, ihm könnte etwas passiert sein, ergriff sie. ‚Er hat mich noch nie so lange warten lassen. Vielleicht hatte er einen Unfall. Oder er kann nicht kommen, weil mal wieder irgendwas am Auto ist. Aber dann hätte er ganz bestimmt Bescheid gesagt.....’ Wenn sie wüsste, wo ihr „Liebster“ im gleichen Moment wirklich war, würde sie sich für ihre Befürchtungen verfluchen.
Sie rief all seine Freunde an, seine Eltern, jeden der etwas von ihm wissen könnte, aber keiner konnte ihr sagen, was mit ihm war. Oder wollten es auch nicht. Regelmäßig ging sie hin, um ihn zu besuchen, doch seine Tür blieb verschlossen. Niemand öffnete ihr.


Über Monate hinweg durchlebte sie ein Gefühlschaos, das sie unfähig machte, ihrem gewohnten Tagesablauf nachzugehen. Sie konnte an nichts anderes, als an ihn denken.
Die Realität war ihr so fern. Gefangen in einer finsteren, von Nebelschwaden umwitterten Welt. Angst und Sorge wechselten sich ab mit Wut und Enttäuschung über ihr Schicksal. Hin und her gerissen, zog sie sich immer mehr zurück, glaubte in der Einsamkeit wieder ihren Weg zu finden. Doch das war ein Irrtum: Es wurde immer dunkler um sie herum. Nicht einmal das Licht und die Wärme der Sonne, die sie früher so sehr liebte, drang zu ihr. Sie war so allein, Keiner schien sie verstehen zu wollen. Ihre Freunde sahen sie an und schüttelten den Kopf, als wäre sie nicht mehr zu retten. Das Leben zog an ihr vorbei; betrachtete es nur noch aus der Ferne. Hörte Lachen und lustiges Treiben – ganz leise – da, hinter dem Dickicht kam es her. Sie versuchte aufzustehen, wollte den schönen, lieblichen Klängen folgen. Aber sie schaffte es nicht, blieb reglos, als hätte eine fremde Macht Besitz von ihr ergriffen, die sie erstarren ließ. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und Geborgenheit, danach wieder lachen zu können - einfach
glücklich zu sein. Was sie brauchte, war doch nur ein Zeichen von ihm. Ein kleiner Wink, zarter als ein Windhauch würde schon reichen. Nur zu wissen, dass es ihm gut geht und dass er wieder zu ihr kam, mehr wollte sie gar nicht. ‚Wieso meldet er sich nicht? Was habe ich nur falsch gemacht? Bin ich nicht gut genug für ihn? Was ist geschehen, warum ist auf einmal alles anders?’


Es heißt: Die Zeit heilt alle Wunden. Wer lange genug auf Antworten warten muss, die nicht kommen, erkennt wie viel Wahrheit in solchen alten Sprichwörtern steckt. Man könnte auch sagen: ‚Aus den Augen, aus dem Sinn.’ Allerdings wäre das etwas übertrieben, denn aus dem Sinn ging er nicht. Doch die Gefühle änderten sich mit der Zeit. Der Märchenprinz verblasste zusehens und zurück blieb eine hässliche, dunkle Gestalt. Ein verkümmertes Wesen, für das sie nur Mitleid noch übrig hatte. Eine arme Kreatur, unfähig echte Liebe zu geben und Liebe zu empfinden.
Weder Wut noch Enttäuschung oder Angst, ihn niemals wiederzusehen, begleiteten nun mehr ihren Weg. Denkt sie heut noch an ihn, fühlt sie nichts.
Nur die Erinnerung an das schönste Gefühl – die Liebe – bewahrt sie in ihrem Herzen.


ENDE

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