"Hattest du denn damals gar keine Pflichten?", seufze ich und sehe zu ihr rüber. Manchmal macht sie es mir echt schwer. Das Taxi kommt zum stehen und wir steigen aus. Nachdenklich kämpfe ich mich die Stufen nach oben hoch und suche nach meinem Schlüssel.

"Ja, vielleicht..", murmle ich und öffne die Tür, um mich gleich meiner Sachen zu entledigen und mir einen der teuren, maßgeschneideten Anzüge anzuziehen. Ich statte mich mit den üblichen Arbeitsmaterialen aus und stelle mich dann vor den Spiegel, um meine Haare zu richten.

Ich schmunzle und sehe ihr nach.
"War das eine Drohung?", lache ich und schüttle den Kopf, um gleich wieder ernst zu werden.
Mein Handy klingelt, offensichtlich ist mein Taxi da.
"Wir sehen uns später..", rufe ich und verlasse nachdenklich mein Appartement.

"Johnny!", begrüßt mich mein Vater als ich neben ihn ins Taxi steige und mustert mich.
"Vater..", nicke ich und versuche zu deuten, weshalb er mich so freudestrahlend ansieht, kann jedoch keinerlei Hinweise entdecken.
Das Taxi hält einige Querstraßen von meiner Wohnung entfernt schließlich an.
Ich habe die ganze Fahrt über geschwiegen, da mich das Verhalten meines Vaters nachdenklich gemacht hat.
Wir betreten eines der edlen Restaurants, in welchen wir normalerweise immer 'Geschäftsessen' abhalten.

Wir werden bereits erwartet und ich setze mich an den für mich bestimmten Platz, gleich neben meinem Vater. Weder meine Brüder, noch Gino sind hier.
Stattdessen sitzen hier eine Horde fremder Männer und eine junge Frau.
Nachdenklich sehe ich zu meinem Vater rüber, welcher sofort beginnt sich mit einem der Männer zu unterhalten.

Alles in allem verläuft der Abend relativ ruhig.
Als wir alle bereits gegessen und etwas getrunken haben, erhebt sich mein Vater und auch der Mann mir gegenüber.
"Wir wollen euch nun endlich sagen, wieso wir heute hier zusammen gekommen sind.", verkündet mein Vater und ich blicke auf.
"Jonathan.. Du erhältst die Ehre, die Tochter meines geschätzten Partners zu deiner Frau zu nehmen.", platzt er heraus und sieht mich freudestrahlend an.
"So werden unsere Familien eins und noch mächtiger als je zuvor.", mischt sich nun der Kerl ein.
Das Weinglas in meiner Hand zerspringt und ich stehe auf.
"Verdammt, tut mir leid..", murmle ich schockiert und sehe zu der Frau, die nun MEINE Frau werden soll.
Der Kerl beäugt mich kritisch und sieht dann zu seiner Tochter.
"Sieh an, dein Verlobter wird durchaus in der Lage sein, dich zu beschützen, Aurelia.", lächelt er und sie lächelt etwas schüchtern zurück, als sie beginnt meinen Anzug mit einer Stoffserviette abzutupfen.
Ich bin unfähig irgendwie zu reagieren und nehme alles nur noch so halb war.
Mein Vater stellt sich zwischen uns und reicht mir ein kleines Kästchen. Ein Ringetui.
Zögernd nehme ich es in die Hand und öffne es.
Aurelia errötet, hält mir ihre Hand hin und ich stecke ihr mit zitternden Fingern den Verlobungsring meiner Mutter an, ehe sie mir das Etui entreißt und mir selbstsicher den anderen Ring ansteckt.
Während alle applaudieren und sich unsere Väter gegenseitig beglückwünschen, starre ich auf meine Hand und spüre wie sich mir der Magen umdreht.
"Entschuldigt mich..", murmle ich und verschwinde auf der Toilette, wo ich mich sogleich aus dem Fenster davonstehle.

Ich schüttle den Kopf, ziehe sie mit mir auf die Couch und halte sie einfach nur fest, während ich darüber nachdenke, wohin wir fliehen können und wie ich weiter vorgehen soll.
Ich traue mich gar nicht ihr zu sagen, was passiert ist und passieren soll.
Tatsächlich hätte ich mit allem gerechnet.. Aber nicht mit so etwas.

Es dauert eine Ewigkeit, bis ich wieder zu sprechen beginne.
Schließlich seufze ich und schüttle den Kopf.
"Mein Vater hat mich verlobt. Pack deine Sachen..", murmle ich und lasse sie los, ohne sie auch nur anzusehen.

"Tu einmal in deinem Leben worum ich dich bitte!", stehe ich auf und bereue es sofort, als mein Körper mich an die letzten Tage und meine Gebrechen erinnert.
"Verdammt..", zische ich und stütze mich an der Sofalehne ab.
"Komm her.."

"Ava.. Ich werde dich nicht gehen lassen.. Nicht alleine.. Das ist falsch rüber gekommen.. wir verschwinden gemeinsam.. Irgendwohin.. Aber nicht mehr hier..", murmle ich und lehne meine Stirn gegen ihre.
"Ich bin durch die Toilette im Restaurant abgehauen.. Sie werden bald hier sein.."