Ella

"Es ist eine Bitte an Sie, Mr. Ò Farell - für Ihre Gesundheit." Für eine Sekunde blieb ich stehen und sah ihn bittend an. Dann schloss ich die Tür hinter mir und lief in das kleine Zimmer, in das ich den kleinen Koffer gestellt hatte. Ich holte meine Tasche und verließ anschließend schnell das Anwesen, um den Bus nicht zu verpassen. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich die Haltestelle und fuhr zu der Straße, die zwei Straßen von der Bar entfernt war. Hinter der Bar stand Marcus und Leon trat gerade aus dem schmalen Flur, der zu dem Mitarbeiterraum bzw. der Umkleidekabine und den Toiletten führte. "Hey, Ella", begrüßte er mich und wir umarmten uns kurz. "Hey, Leon. Alles Gute nachträglich! Wie war es gestern?", fragte ich ihn lächelnd und er grinste. "Super, danke." "Auch von mir Alles Gute", nickte Marcus schmunzelnd und trocknete die Gläser. "Danke, man." Ich griff in meine Tasche und holte die CD von einer seiner Lieblingsbands heraus. "Ich habe was für dich", sagte ich freudig und seine Augen wurden groß, ehe er die CD entgegennahm. "Oh man, Ella! Danke! Das ist hammer", strahlte er und Marcus schüttelte leise lachend den Kopf. "Komme nicht auf die Idee, das heute Abend abzuspielen", scherzte er und Leon grinste. "Wer weiß!" Auch ich stimmte in das Lachen der beiden mit ein und lief in die Umkleidekabine, um die schwarze Schürze aus dem Schrank zu holen und mir einen Zopf zu binden.

Ella

Die Bar war heute mäßig voll, weshalb ich zwar viel zu tun hatte, aber dennoch kleine Pausen zwischendurch machen konnte. Marcus wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes über die Stirn und Bar mich, in die Vorratskammer zu gehen, um dort zwei neue Flaschen zu holen. Als ich den Raum betrat, bekam ich eine Gänsehaut, da es sehr kalt hier drinnen war, aber schon bald konnte ich diesem wieder verlassen. Eine halbe Stunde später war meine Schicht zu Ende und ich wurde durch den neuen Kellner abgelöst. Freundlich begrüßte er uns, ehe er in die Umkleidekabine eilte. "Wir sehen uns dann nächste Woche Freitag wieder", nickte Marcus und ich antwortete freundlich: "Ja, bis nächste Woche!" Der neue Kellner trat an den Tresen und ich lief in den kleinen Raum, um mich umzuziehen. Anschließend ging ich zur Bushaltestellen und furchtbar mit dem Bus zurück zu dem Anwesen. Ich bedankte mich bei Dean, da dieser mich herein ließ und erfuhr, dass Mr. Ó Farell schaffen gegangen war. Nur schwer konnte ich das beruhigte und auch etwas zufriedene Lächeln unterdrücken. Ich machte mich bettfertig, ehe ich beschloss, noch einmal nach ihm zu sehen. Leise lief ich die Treppen hoch und öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer, ehe ich Schiebetür leise aufschob und dann zu dem Bett trat. Ich beugte mich vor und legte meine Hand leicht auf seine Stirn, um sein Fieber zu fühlen. "Sie haben fast kein Fieber mehr", stellte ich leise zufrieden fest und zog meine Hand wieder zurück. Ich wusste nicht, wieso, aber ein leichtes Lächeln legte sich bei seinem schlafenden Anblick auf meine Lippen. Naja, er sah auch zu süß aus und selbst im Schlaf... Schnell schüttelte ich den Kopf und drehte mich um, um mich leise aus dem Zimmer zu schleichen und ihn dabei nicht zu wecken.

Guten Abend.

Ella

Die Bettdecke raschelte und ich hörte das schwere Atmen von Mr. Ò Farell. Ich war gerade mal zwei Schritte voran gekommen. Doch nun musste ich mich umdrehen und rechnete mit einer Standpauke. Er musste denken, ich wäre wirklich eine Stalkerin. "Ihr Fieber... es ist fast verschwunden. Ich wollte nachsehen, wie es Ihnen geht", erklärte ich daher schnell und sah ihn ehrlich an. "Dann... wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Ich wollte Sie nicht erschrecken, es tut mir leid." Erneut drehte ich mich um und wollte gehen.

Na?

Ella

Seufzend schloss ich kurz die Augen und klatschte mir innerlich gegen die Stirn, dass es klar gewesen wäre, dass er sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gab. Ich drehte mich zu ihm um. "Ich stalke Sie nicht, Mr. Ò Farell! Ich wollte nur nachsehen, ob es Ihnen gut geht!" Mein Zeigefinger hob sich in die Höhe: "Wagen Sie es nicht, mich mit Judith zu vergleichen!" Meine Stimme klang beleidigt und empört drehte ich mich um. Das war ja nicht sein Ernst!

Gut und dir?

Ella

"Es ist aber ein Unterschied, mit einem Goldfisch verglichen zu werden oder mit einer Stalkerin!", erwiderte ich standhaft und drehte mich dann doch ein zweites Mal zu ihm um. "Moment... was tun Sie da? Sie wollen doch jetzt nicht etwa doch das Anwesen verlassen? Wenn das so sein sollte, dann muss ich Sie warnen, Mr. Ò Farell! Ich habe für ein paar Monate den Karatekurs besucht!"

Schön.

Ella

Er wollte einen Film schauen? Erleichtert atmete ich aus, da er sich doch nicht umentschieden hatte. Als ich seine Worte hörte, verschränkte ich verärgert meine Arme. "Ich besitze kein geringes Selbstbewusstsein! Und vertrauen Sie mir, ich wüsste schon, wie ich Sie in das Bett bringe!" Oh... äh. So meinte ich das doch nicht! "Wie ich Sie wieder in das Bett zurückbringe, meinte ich natürlich." Mein Blick fiel auf seine DVD-Sammlung, welche groß war und überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sie DVDs sammeln", sagte ich daher ehrlich verblüfft.

Ella

Bei seinem Blick konnte ich die Röte meiner Wangen nicht verstecken. Seine Erklärung empfand ich als plausibel, auch wenn ich fand, dass es bei ihm mehr als nur einen praktischen Grund hatte. Mit seiner nächsten Frage brachte er mich wie immer aus der Bahn. Dann bildete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. "War das so etwas wie eine Einladung?", sagte ich, nur um ihn zu necken. Was er konnte, konnte ich schon lange! Gleichzeitig war ich neugierig auf den Film, er sah interessant aus. Also setzte ich mich auf das Bett und antwortete: "Ich setzte mich dann blöd rum oder wie war das?" Ich konnte auch frech sein, wenn ich wollte und nun wollte ich Mr. Ò Farell seine Aussage heimzahlen.

Ella

Ein siegessicheres Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich räusperte mich leise, ehe ich zu dem Fernseher sah. Gespannt sah ich zu der Szene, in der ein dunkler Wald abgebildet war und ich fragte mich, was nun passieren würde. Plötzlich begannen die Blätter zu rascheln und eine leise Musik setzte ein. Das war doch nicht... ein Horrorfilm? Oh Gott. Diese machten mich ganz nervös. Doch vor Mr. Ò Farell wollte ich das nicht zeigen, weshalb ich weiterhin auf dem Bildschirm schaute. Eine Hütte erschien und ein Jugendlicher entschied sich, diese zu betreten. "Nicht dahin gehen...", murmelte ich angespannt und quietschend schloss er die Tür hinter sich. "Hallo? Jemand da?", fragte er und sah sich um. Wie aus dem Nichts wurde der Junge auf den Boden gerissen und schreiend in ein Zimmer gezerrt. Ich zuckte zusammen, ich hatte mein Gesicht hinter meinen Händen versteckt und sagte erschrocken: "Ich hab's doch gesagt!"

Ella

Mrs. Ò Farells Stimme ertönte direkt an meinem Ohr und seine Aussage ließ mich erschaudern. Oder war es das tiefe Raunen seiner Stimme? Bitte was? Was dachte ich da bloß? Erschrockenheit machte sich in meiner Mimik erkennbar und ich stammelte trotz meines Willen, stark zu bleiben: "W-Wirklich?"

Ella

Er hatte mich veräppelt? Verärgert zog ich meine Augenbrauen zusammen und griff nach dem Kissen, um es nach ihm zu werfen. "Das ist nicht lustig, Mr. Ò Farell!", beschwerte ich mich und verschränkte die Arme. Dann tat ich etwas, was ein großer Fehler war und sah zu dem Film. In diesem Moment erschreckte ich mich sehr und dämpfte meinen Schrei, indem ich meine Hand auf den Mund presste. "Oh Gott", stieß ich aus und ehe ich mich versah, versteckte ich mein Gesicht an Mr. Ò Farells Schulter und legte meine Hand auf seinen Arm. "Sagen Sie mir, wann es vorbei ist", bat ich ihn ängstlich und biss mir auf die Unterlippe.