Illya
Allmählich entspannte ich mich, da mich das Arbeiten von meiner Wut auf Enya ablenkte und meine Finger flogen über die Tasten, während ich die zahllosen Mails beantwortete. Da war man zwei Tage lang nicht zu erreichen und schon hatte man alle Hände voll zu tun. Nebenher trank ich einen köstlichen Scotch, den ich in der Minibar unter meinem Schreibtisch hervorgeholt hatte und kam leider nicht dazu, ihn in vollen Zügen zu genießen. Mein ganzer Körper verkrampfte sich für einen kurzen Augenblick und Angst wallte in mir auf, denn ich wusste, was das zu bedeuten hatte.
Ich riss das Fenster auf, sprang in den Baum hinein und fing mich an einem dicken Ast ab, ehe ich lautlos zu Boden sprang. Anschließend lokalisierte ich Enyas Standort, indem ich mich von meinem Instinkt leiten ließ und schoss wie ein Pfeil in die Richtung, in der ich sie vermutete. Um die Uhrzeit, wenn die Sonne verschwand und die Dunkelheit hereinbrach, kehrten die Himmelswesen in ihre Zimmer zurück, weil sie wussten, dass die Dunkelwesen herauskamen. Und nicht immer waren sie gewillt, die Regeln zu befolgen, sollten sie einer Waffe oder einem himmlischen Wesen über den Weg laufen.
Deshalb wunderte es mich nicht, als ich die Drude entdeckte, die es wagte, Enya Schmerzen zuzufügen. Mit voller Wucht rammte den Wolf zu Boden nieder, griff mit beiden Händen an dessen Nacken und schleuderte ihn gegen den nächstgelegenen Baum. Anschließend materialisierte ich mein heiliges Feuer zu einem silberglänzenden Schwert, das ich kurz über der Brust des Wolfes zum Stillstand brachte; meine Augen dunkel vor Wut und Mordlust.
> Zieh deinen Nebel zurück, Drude, sonst beschere ich dir einen qualvollen Tod, der dich wünschen lassen wird, mir nie begegnet zu sein. Niemand wagt es, Hand an meiner Waffe zu legen, vor allem nicht solch ein Abschaum wie du es bist. <, knurrte ich rau, während ich mit dem Fuß gegen die Rippen des Tieres drückte, um das Aufstehen zu erschweren. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Nebel in den Boden abtauchte und Enya freigab, die dem Himmel sei Dank am Leben war.
> Leg dich nicht mit mir an!< sagte ich noch, ehe ich mich von diesem abscheulichen Wesen abwandte und das Schwert verschwinden ließ. Der Wolf hinter mir sprang sofort auf die Füße, knurrte mich an, doch er war klug genug, um meine Drohung ernst zu nehmen. In angespannter Haltung ging ich zu Enya rüber und wartete, dass sie aufstand.
Luana
Als ich fertig umgezogen die Treppen hinunterging, entdeckte ich den Italiener beim Fernsehen. Es lief ein Actionfilm, da viel Geballer zu hören war, doch ich blieb nicht stehen, sondern ging in mein Zimmer, um mich dort mit meinen Büchern zu beschäftigen. Allerdings machte mir mein knurrender Magen einen Strich durch die Rechnung. Wie hatte ich bloß Hunger bekommen, wenn ich doch nicht einmal viel getan hatte, um Energie zu verlieren?
Seufzend ging ich also wieder nach oben, um in der Küche nach etwas Essbarem zu suchen. Ich hatte zwar noch nie gekocht, aber wenn der Typ da unten es konnte, dann ich auch.