Enzo
Ich fahre in einen Unterschlupf außerhalb der Stadt, weil ich jetzt nicht in meiner Wohnung sein kann. Ich will meinem Vater nicht begegnen. Ich will niemandem begegnen. Dort warte ich. Auf einen Anruf, eine Nachricht, irgendwas. Ich sitze wie auf glühenden Kohlen und die meiste Zeit tigere ich einfach unruhig auf und ab, schaue immer wieder auf mein Handy, weil ich mir eingebildet habe dort das aufblinken einer Nachricht gesehen zu haben. Doch es vergehen Stunden und nichts passiert. Ich bin halb krank vor Sorge und verfluche mich immer und immer wieder dafür, dass ich Lenny einfach alleine gelassen habe. Was wenn sie nicht durchkommt? Was dann?
Und dann endlich, nach drei Stunden, blinkt mein Handy auf. Ich greife sofort danach und öffne hektisch die Nachricht. Sie ist von Lenny. Ich atme erleichtert auf und schließe einen Moment die Augen. Es ist als würde ein riesen Stein von mir abfallen. Lenny lebt. Lenny geht es gut.
'Bin auf dem Weg!' tippe ich zurück und schnappe mir sofort meine Schlüssel und meine Jacke um mich in mein Auto zu setzen und loszubrettern. Ich kann es kaum erwarten Lenny zu sehen. Ich muss mich vergewissern, dass es ihr wirklich gut geht.

Enzo
Ich starre sie einfach ein paar Sekunden an, ehe ich mit zwei Schritten bei ihr bin und sie in meine Arme ziehe. "Gott ich dachte wirklich du stirbst, Lenny." murmle ich und lasse sie dann wieder los weil mir einfällt, dass sie ja eine Schussverletzung an der Schulter hat. "Sorry." ich grinse leicht und lasse mich neben sie aufs Bett fallen. "Ich... wie ... wie geht es Chuck?" frage ich vorsichtig und sehe zu ihr rüber. Die Situation ist mehr als kompliziert, aber dennoch bin ich im Moment einfach nur froh, dass es ihr soweit gut geht.

Enzo
Ich bin erleichtert zu hören, dass es für sie keine Rolle spielt wie es Chuck geht. "Gut." murmle ich und beobachte unsere verschränkten Finger einen Moment, während sie sich gegen meine Schulter lehnt und ich den anderen Arm um sie lege. Dann drehe ich meinen Kopf, sodass ich auf sie runter sehen kann. Mein Blick ist ernst. Ich hab keine Ahnung wie ich das Folgende Sagen soll. "Also... Das... was ich gesagt habe... Ich...es war eine intensive Situation...." egal wie ich die Worte in meinem Kopf drehe und wende, ich stehe immer wie ein Arschloch da.

Enzo
"Nein." murmle ich und schüttle den Kopf. "Ich meine.. So meine ich das nicht." sage ich und stehe vom Bett auf. Ich durchquere ihren Raum zum Fenster, wo ich nachdenklich raus auf das Treiben der Stadt sehe. "Das was du heute gemacht hast war unglaublich dumm, Lenny. Du darfst niemals wieder dein eigenes Leben riskieren um meines zu retten." meine Stimme ist leise. Ich drehe mich wieder zu ihr um und sehe sie an.
Die Wahrheit ist, ich liebe Lenny. Aber das heute Nachmittag hat mir nur mal wieder vor Augen geführt, dass es für sie viel zu gefährlich ist in meinem Leben zu sein. Aber so wie ich Lenny kenne, wird ihr die Begründung nicht reichen und sie wird weiterhin ein Teil meines Lebens sein wollen. Also muss ich sie glauben lassen, dass ich das nicht will.
"Es... es war wirklich eine gute Zeit mit dir, Lenny.. Du warst eine gute Freundin mit Vorzügen. Aber es wird Zeit für mich weiter zu ziehen."

Enzo
Ich zucke zusammen, als sie ihre Tasse nach mir wirft und diese neben meinem Kopf an der Wand zerschellt. Ich starre sie erschrocken an, als sie mit ihrer Ansprache beginnt. Ich brauche ein paar Sekunden nachdem sie geendet hat um zu verarbeiten was sie da gerade eben gesagt hat und schüttle dann den Kopf. "Du wirst die Polizei nicht rufen, Lenny. Du wirst niemandem etwas davon erzählen." stelle ich klar. Dann schüttle ich den Kopf. "Ich liebe dich nicht, Lenny. Das vorhin war ein Moment der Schwäche. Ich habe immer nur Yasmin geliebt und vorhin, sah ich nicht dich vor die Kugel springen sondern sie." das ist zwar nicht zu 100% falsch, aber die Aussage, dass ich nur Yasmin lieben würde, entspricht nicht der Wahrheit. Klar verfolgt ihr Tod mich noch, so wie damals. Klar wird ein Teil von mir sie immer ein Stück weit lieben, aber dieser Teil ist verschwindend gering im Vergleich zu dem Teil, der Lenny liebt. Und ich hasse es so zu ihr sein müssen. Aber es MUSS einfach sein.

Enzo
Dass ich Lenny nicht täuschen kann, sie nicht anlügen kann war immer etwas, was ich an ihr wertgeschätzt habe. Aber in diesem Moment verfluche ich sie dafür. Es wäre alles so viel einfacher, wenn sie naiv wäre, leichtgläubig. Aber dann wäre sie nicht Lenny und ich wäre gar nicht erst in dieser Situation.
Um Zeit zu gewinnen, drehe ich mich um und gehe zurück zu Fenster um raus auf die Straße zu schauen. Was mache ich denn jetzt?
Ich kenne Lenny gut genug um zu wissen, dass sie wirklich zur Polizei gehen würde. Aber ich kann meine Sicherheit nicht über ihre Stellen, verdammt!
Langsam drehe ich mich wieder zu ihr, ein gequälter Ausdruck auf meinem Gesicht. "Lenny... Bitte mach das hier nicht noch schwerer als es eh schon ist."
murmle ich leise.
"Das hier muss enden, du weißt, dass ich Recht habe. Schau was heute passiert ist! Du bist nicht sicher! Du wirst immer in Gefahr sein, wenn wir uns weiterhin sehen."

Enzo
Ich sehe einen Moment lang, dass sie versteht was ich sage, und dass sie einsieht, dass wir vorbei sind. Aber dann wird dieser Ausdruck von einem entschlossenen verdrängt und ich weiß, dass sie von sich aus niemals zustimmen wird.
Also erwidere ich ihren Kuss und ziehe sie an mich. "Verdammt." murmle ich an ihren Lippen und hebe sie hoch, sodass sie auf meiner Hüfte sitzt. Sie macht mich einfach schwach.
Und für ein paar Momente verdränge ich die Angst um sie, die Entschlossenheit das hier zu beenden... sie hat Recht. Ich brauche sie.

Enzo
Schließlich liegen wir schwer atmend im Bett, ihr Kopf auf meiner Brust und mein Arm um sie herum gelegt. Ich streiche ihr sanft über ihren Arm, während ich an die Decke starre und mich frage, wieso zum Teufel sie so eine starke Anziehungskraft auf mich hat. "Und ich brauche dich. Ich will nicht gehen." murmle ich.
Und für den Moment ist das auch alles was zählt und alles was ich wissen muss. Über die Konsequenzen kann ich später nachdenken.

Enzo
Ich sehe sie einen Moment lang an, ohne zu wissen, was ich darauf sagen soll. Jetzt da ich wieder klarer denken kann, bricht der Kampf in meinem Inneren erneut aus. Ich kann sie nicht in Gefahr bringen, sonst wird sie früher oder später sterben, genauso wie Yasmin damals und das Überlebe ich kein zweites Mal. Aber auf der anderen Seite weiß ich, dass ich sie liebe und dass ich ihr sowieso nicht fern bleiben kann.
"Nichtmal die Tatsache, dass ich Chuck erschossen habe?" frage ich und mustere sie. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie mir so etwas verzeihen könnte.

Enzo
Ich sehe sie an und merke selbst, dass sie eigentlich im Grunde genommen Recht hat. Aber dennoch ist da diese kleine Stimme in meinem Hinterkopf die flüstert, dass ich das hier sofort beenden muss. Dass Lenny in Gefahr ist, wenn sie bei mir bleibt.
Für den Moment verdränge ich diese Stimme, verbanne sie in meinen Hinterkopf und konzentriere mich einfach darauf wie gut es sich anfühlt Lenny in meinen Armen zu haben. "Lenny, was ich gesagt habe war die Wahrheit. Ich liebe dich." murmle ich und sehe sie ernst an.