Hast du noch Urlaub?

Tana

Diesmal hatte ich nicht vor, noch mehr Lieder zu singen, denn an Wochenenden war es immer voller als unter der Woche und mit so vielen Schatten kam ich einfach nicht klar. Auch wenn es mich frustrierte, dass dem so war. Ich ging zu Thekla, setzte mich gut gelaunt zu ihr und schaute sie erwartungsvoll an. > Und? Mal was anderes, als der Song im Club.< meinte ich grinsend. Da hatte nämlich meine dunkle Seite die Oberhand gehabt. Hier war ich allerdings der Engel, der nur Gutes sang.

Alvaro

Ok, hatte ich erwähnt, wie scheiße ich solche Orte fand? Nein? Dann holte ich das jetzt nach. Ich boxte dem einen hässlichen Dhampir ins Gesicht, als er es wagte, vor mir auf den Boden zu spucken. Zwar war das besser als das ekelhafte Zeug ins Gesicht zu bekommen, aber es reichte aus, um all meine Vorsicht und Geduld zu vergessen. Wenn ich sagte, dass jemand einen Ort zu verlassen hatte, weil er hier nicht mehr sein durfte, dann war das auch so. Aber dieser Mistkerl legte es wohl darauf an, dass ich harte Geschütze auffuhr. Er wollte sie, eindeutig.

Oh ahhahaha Kranksein ist auch echt doof... Wie lange dauert das schon an?

Tana

Das freute mich zu hören. > Nun ja, Elvira macht nicht so viel Werbung, wie es die Bar eigentlich verdient hätte, aber durch Freunde und Bekannte erfährt man, was es hier so Schönes gibt.< Ich zuckte mit den Schultern. Dann richtete ich den Blick auf Elvira, die mit zwei Getränken zu uns kam. Zwei Wasser für uns beide. > Das war mal wieder wundervoll, Tana. Bin ich froh, dich als Sängerin gefunden zu haben.< zwinkerte sie mir gut gelaunt zu.
> Darf ich mich setzen oder wollt ihr euch privat unterhalten?<

Alvaro

Tja, nach einem sehr amüsanten Fight hatte ich den Dhampir in die Hölle geschickt. Genau dort, wo er hingehörte. Die nächsten drei Anwärter auf den Tod, den ich ihnen schenken würde, griffen mich nun gemeinsam an. So ein Ich-helfe-dir-und-du-mir-Ding. Einfach zum Schießen diese Kinderkacke. Ich schaltete vollständig in den Vollstrecker-Modus, war nur ein Killer und kein fühlender Mann. Schmerzen spürte ich somit nicht mehr. Diese Technik zu erlernen, hatte mich zehn Jahre meines Lebens gekostet.

Tana

Ich nahm dankend ein Schluck Wasser und schenkte ihr ein Lächeln. Sie konnte sich natürlich zu uns setzen. Girls Talk war immer schön. Elvira ergriff das Wort, weil wir beide nichts sagten. > Was machst du, Thekla? Also beruflich?< Da das rein oberflächlich war, schätzte ich mal, dass es kein Problem war, wenn wir solche Fragen stellten. Ich, für meinen Teil, hatte nichts dagegen, wenn wir uns besser kennenlernten, zumal ich mit Thekla bald eng zusammenarbeiten würde.

Alvaro

Fuck, meine Hand blutete. Und das kotzte mich gewaltig an. Ich war jemand, der ungern Verletzungen davontrug, aber das war unumgänglich, wenn drei übernatürliche Wesen zeitgleich angreiften. Als Mensch sollte es nicht möglich sein, dem standzuhalten, doch ich war nicht umsonst ein Vollstrecker. Trotzdem tat meine Hand nun weh... So ein beschissener Vampir. Wie gut, dass er jetzt nichts als ein Haufen Asche war. Das hatte er verdient.
Ich verließ eilig das Gebäude, weil ich meinen Job erledigt hatte und suchte das nächste Lokal auf, um mir ein Glas harten Alkohols zu gönnen. Und Eis für die Hand.

Bin dann off, komme aber später wieder on

Tana

Elviras Augen leuchteten auf. > Eine Tänzerin, wie cool. Vielleicht lasse ich dich hier mal tanzen, kann ja nicht schaden, etwas Abwechslung in die Bar zu bringen.< Sie grinste von einem Ohr zum andere, ehe sie über Theklas Fragen nachdachte. > Ich betreibe die Bar allein, was echt viel Arbeit ist, aber jedes Mal, wenn ich einen zufriedenen Kunden sehe, weiß ich, dass es all den Stress wert ist. Vor zwei Jahren habe ich sie eröffnet. Tana ist seit einem Jahr dabei.<
Verschwörerisch stieß sie mit dem Ellbogen in meine Seite. Ich lachte leise. > Ja, ein Jahr kann echt schnell vorbeigehen.<

Alvaro

Ohne darauf zu achten, wie die Bar hieß und ob da was los war, betrat ich den gefüllten Laden und bahnte mir einen Weg zur Bar. Meine Hand blutete nicht mehr, ich hatte sie mit einem schwarzen Tuch verbunden. Immerhin gab es Menschen, die ungern Blut sahen und ich wollte nicht für Ohnmachtsanfälle verantwortlich sein. Außer Frauen, die bei meinem Anblick weiche Knie bekamen.
Hinter der Bar fand ich jedoch nur einen Mann vor, der mich kritisch beäugte. Zugegeben, ich machte gerade nicht den besten Eindruck, doch das war mir egal, solange ich einen Drink bekam. > Scotch.< sagte ich knapp und rutschte auf den freien Barhocker, während ich die verbundene Hand in meinen Schoß legte.

Tana

Irritiert sah ich auf, als Thekla verschwand. Sie hatte ausgesehen, als wäre ihr nicht wohl, daher überlegte ich, ob ich ihr folgen sollte. Elvira lenkte mich allerdings ab, denn sie wollte unbedingt wissen, was mein nächster Auftrag war. So lieb ich sie hatte, durfte ich leider nichts verraten, denn UFA-Aufträge waren streng geheim - bis die Presse irgendwie Wind davon bekam. Dann war nichts mehr geheim.
> Och menno, du erlebst die aufregendsten Dinge und ich darf nichts wissen.< schmollte sie gespielt beleidigt.

Alvaro

Hätte ich das Vibrieren in meiner Hose nicht bemerkt, wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass es tatsächlich noch heil war. Mehrmals hatte ich Tritte auf den Oberschenkel bekommen, doch mein Phone schien in bester Ordnung zu sein. Ein Dank an die fortgeschrittene Technik.
Ich las die Nachricht der Füchsin und kniff die Augen zusammen. Sie war hier? Aufmerksam huschte mein Blick umher. Ich entdeckte Tana mit einer Frau, jedoch nicht mit la zorra im Schlepptau.
Ich habe Besseres zu tun als dich zu stalken! Und wenn du nicht genug Eier hast in einem Raum mit mir zu sein, solltest du den Platz räumen und nicht ich.
Im Stillen dankte ich dem Erfinder der Emoticons, denn ich schickte ein Augenrollen hinterher.

Tana

Zum richtigen Zeitpunk tauchte Thekla wieder auf und ich rümpfte die Nase, als ich das roch, was sie bestellt hatte. So etwas trank sie? So hatte ich sie nicht eingeschätzt, denn als besonderes Wesen musste sie doch diesen Geruch verabscheuen. Pfefferminz allein war nicht schlimm, aber die Kombination mit Alkohol schon. Doch wenn ihr das schmeckte, war es mir egal.
> Nein, eigentlich nicht. Nur Small Talk.< antwortete ich lächelnd und zuckte zusammen, als ein lauter Knall die Scheiben erzittern ließen. Sofort spannte sich mein Körper an, angriffsbereit und zur Flucht bereit zugleich.
> Nicht schon wieder.< knurrte Elvira in diesem Moment, während sie sich wie viele andere Gäste aufrichtete.

Alvaro

Da sie nicht zurückschrieb, hatte sich das also geklärt. Gut so. Ich hatte nicht den Nerv für solche Kleinigkeiten. Allerdings kam ich nicht dazu, den Scotch in langsamen Zügen zu genießen, denn jemand sorgte für Stress. Außerhalb der Bar. Ich drehte mich auf dem Hocker um, die gesunde Hand in meiner Jackentasche vergraben, als im nächsten Augenblick die Tür aufflog und zwei überaus wütende Vampire auftauchten. Blonde Männer, um die eins achtzig groß, vielleicht hundert oder zweihundert Jahre alt und übelst angepisst. Auf mich. Auf wen sonst?
Ich stellte das Glas in aller Ruhe ab, gab dem Barkeeper, der unter den Tisch griff, ein Zeichen, dass er nichts zu tun brauchte und erhob mich. Das Tuch, das ich um meine blutige Hand gewickelt hatte, zog ich etwas fester zu, damit es nicht rutschte. Die Augen waren sowohl auf die Vampire als auch auf mich gerichtet, doch das war nichts Neues. An Aufmerksamkeit war ich gewöhnt. Sicherlich waren die beiden aufgetaucht, weil ich einen Kerl getötet hatte, der zu ihnen gehörte. Buhuuu, sollten sie doch heulend in ihre Särge zurückkriechen.
> Draußen.< knurrte ich im gleichen Maße angepisst und widerstand dem Drang, hier und jetzt meine Waffe zu zücken. Die Vampire fletschten die Zähne und traten rückwärts gehend ins Freie hinaus. Die Tür fiel hinter mir zu.

Tana

Alvaro war hier? Wieso hatte ich ihn nicht bemerkt? Und was taten die drei Männer nun draußen? Sie schlugen sich doch nicht die Köpfe ein, oder... Elvira stemmte die Hände in die Hüften und gab dem Barkeeper ein Zeichen. Er griff unter die Decke. Ich wusste, dass dort ein Notfallknopf war. Einer, der polizeiliche Hilfe holte. Doch das war nicht unbedingt nötig, wenn Alvaro selbst ein Vollstrecker war. Er kannte sich bestimmt mit solchen Situationen aus, aber mir war nicht wohl dabei, ihn allein damit zu lassen. Schafften es Menschen tatsächlich, sich mit übernatürlichen Wesen anzulegen? Angespannt sah ich zu den Fenstern. Sie warne nicht mehr vor dem Laden.

Alvaro

Weil ich keinen Bock auf Zuschauer hatte, war ich mit den beiden wütenden Vampiren in eine Gasse gegangen, um dort die Sache zu klären. > Also?< Ich hob eine Braue, verschränkte dabei lässig die Arme vor der Brust.
Einer der beiden sog tief Luft ein. Anscheinend roch er das Blut an meiner Hand. Pah, wenn er glaubte, er könne von mir kosten, dann sollte er das ruhig probieren. Er würde sehen, was er von der Kostprobe hatte. > Schwarzer Rächer hin oder her, wir machen dich kalt. Du hast eine Grenze überschritten, als du unseren Bruder getötet hast.< knurrte der andere und seine Augen nahmen eine rötliche Farbe an. Jap, definitiv mordlustig gestimmt.
Ich verdrehte die Augen und öffnete einladend die Arme. > Tja, dann versucht mich doch zu töten. Ist ja nicht so, als hätte ich an diesem Abend nichts Besseres zu tun, als Müll aufzuräumen.<

Tana

Ich runzelte die Stirn, dachte wirklich darüber nach, ihm zu helfen, aber er musste klarkommen. Warum sonst schickte man ihn auf gefährliche Missionen? Aus diesem Grund verdrängte ich mein Helfersyndrom und nickte zustimmend. > Ja, seit es dieses gemischte Viertel gibt, wird es in der Tat nie langweilig.< murmelte ich. Elvira setzte sich wieder hin, doch sie war weiterhin angespannt.
> Na, wenigstens gibt es Leute, die diese Rebellen aus dem Weg räumen.<

Alvaro

Dieses Mal dauerte der Kampf etwas länger, aber nur weil ich nicht hundert Prozent gab. Wieso auch? Die beiden waren es nicht wert und bisher hatten sie keinen einzigen Treffer gelandet. Sie schienen mit dieser Tatsache nicht klarzukommen. Es störte sie, dass ich - ein Mensch - sie dermaßen auf Trab halten konnte, ohne aus der Puste zu sein. Das Pochen im Handgelenk spürte ich kaum, denn ich hatte wieder die Technik angewendet, die es mir erlaubte, keinen Schmerz zu empfinden. Das große Aber?
Als die beiden tot vor mir lagen, erinnerte mich mein menschlicher Körper daran, dass ich doch in der Lage war, Schmerz zu empfinden. Ich schnaufte. Setzte mich. Schloss die Augen. Fuck.

Tana

Elvira grinste Thekla breit an, auch wenn ich ihr ansehen konnte, dass sie mit den Gedanken immer noch beim Vorfall mit den Vampiren und dem Vollstrecker war. Sicherlich überlegte sie, wie sie solche Zwischenfälle umgehen konnte. > Ich bin 26 Jahre alt, also noch vier Jahre, bis es dann nur bergab geht.<
Ich lachte. > Also mit dreißig geht es bergab für dich?<
> Aber natürlich. Dreißig. Schon allein die Zahl bereitet mir Magengrummeln.< entgegnete Elvira und schüttelte sich.

Alvaro

Ein Polizeiwagen, der in der Nähe anhielt, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erhob mich und ging zu den beiden Beamten, die sich wunderten, warum es hier so still war. Sie erkannten mich als einen Vollstrecker, als ich ihnen meinen speziellen Ausweis zeigte und ihnen kurz und knapp erklärte, was vorgefallen war. Sie notierten sich alles, nickten. > Also ist das Problem geklärt?<
Ich bejahte. > Gut, dann sprechen wir noch mit der Besitzerin, die uns gerufen hat.<
Mein Blick schweifte zur Bar, die immer noch gut besucht war. Von mir aus. Hier war alles erledigt. Ich konnte nun nach Hause gehen.

Tana

Da hatte Thekla recht. Mit dreißig Jahren war man noch jung, daher sollte sie sich keine Gedanken um ihr Aussehen machen. Bevor ich das aber sagen konnte, öffnete sich die Tür und zwei uniformierte Polizisten betraten den Laden. Elvira stand sofort auf. Sie wusste, was jetzt zu tun war, also geleitete sie die beiden Männer in ihr Büro. Über die Schulter warf sie uns einen Luftkuss zu.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. > Und? Wie findest du es hier?<

Alvaro

Zuerst duschen. Dann bisschen was essen. Danach ins Bett legen und schließlich tief und fest einschlafen. Dieser Tag hatte mir nicht so sehr Spaß gemacht, wie ich anfangs erhofft hatte, aber ich hatte selten durchgehend gute Tage. Sehr, sehr selten.