Jay
"Hey.. Crudo.. Ich.. muss dir da was beichten..", murmle ich und kratze mich am Hinterkopf.
Sein Grinsen weicht einer merkwürdigen Fratze.
"So? Setz dich.. Was musst du mir beichten?", sagt er in einem bedrohlichen Unterton.
Ich komme seiner Aufforderung nach und setze mich.
"Nun.. Einer.. unserer Kunden hat mich gestern in ein fremdes Revier bestellt.. und die dort ansässigen Dealer.. waren nicht begeistert mich zu sehen..", murmle ich und ziehe einen meiner Ärmel ein Stück hoch, um ihm den Schnitt zu zeigen.
"Und weiter?", lehnt er sich zurück und greift zu seinem Brieföffner auf dem Tisch.
"Sie haben mir den ganzen Stoff abgenommen..", murmle ich und beobachte jede seiner Bewegungen.

Jay
Crudo streicht über die Klinge, als wäre sie sein ein und alles.
"Es.. tut mir leid..", murmle ich, um die Stille zu durchbrechen.
Plötzlich rammt er sie in den Tisch und springt auf.
"Die verdammten Bastarde!", schreit er und fegt mit einer Handbewegung alles von seinem Tisch.
Ich zucke kaum merklich zusammen, bleibe jedoch sitzen.
Crudo hat bereits das halbe "Büro" auseinander genommen, als endlich einer seiner "Wachhunde" aufkreuzt und mich wütend ansieht.
"Was hast du gemacht?", sieht er mich mit einem eiskalten Blick an.
Ich schildere ihm die Situation und er stößt mich zur Seite, um auf dem Tisch eine Line auszubreiten.
Er packt Crudo im Nacken und deutet auf die Line.
"Beruhig dich.", sagt der Kerl und Crudo zieht sie in einem Weg.
Es dauert noch fünf Minuten, ehe er sich endgültig abgeregt hat und er sich schließlich wieder in seinen Sessel sinken lässt.
"Jay.. Ich will mein Geld. Das waren 12.000$.. Du hast eine Woche. Bring mir mein Geld. Das schaffst du doch, oder?", grinst er und ich schlucke schwer.
"Ja..", flüstere ich, obwohl ich weiß, dass das nicht zu schaffen ist.
"Braver Junge..", grinst er und haut mir auf die Wange.
Ich stehe auf und gehe auf die Leiter zu.
"Ach, Jay..", ruft er mich dann noch einmal zurück und ich drehe mich zu ihm um.
"Solltest du es nicht schaffen.. werde ich dir für jeden verdammten fehlenden Dollar einen winzig kleinen Schnitt mit einem rostigen Buttermesser zufügen.. Du findest das Zeug im üblichen Versteck..", grinst er und sein goldener Zahn blitzt erneut auf.
Ich nicke, da mir die Worte fehlen. Ich haste die Leiter nach oben und drücke die Luke auf.
Mit einem lauten Knall fällt sie hinter mir zu. Ich raufe mir die Haare und lasse mich auf den Trümmern nieder.

Jay
"Verdammte Scheiße!!", fluche ich und schlage gegen eine der Wände.
Ich fahre mir mit einer Hand über das Gesicht, ehe ich mich umsehe.
Seufzend stehe ich auf als ich mir zu 100 Prozent sicher bin alleine zu sein und hole die Ware aus ihrem Versteck.
Ich verstaue alles in den Innentaschen meiner Jacke und fahre mir mit einer Hand durch die Haare, um sie wieder zu richten. Aus meiner Hosentasche ziehe ich ein altes Prepaid-Handy.
Mal sehen, wer mir aus der Patsche helfen kann. Nach und nach gehe ich meine "Kunden" durch und kann zu meinem Glück auch gleich einige Bestellungen notieren.
Ich habe keine Zeit zu verlieren, also mache ich mich sofort auf den Weg.

Jay
Ich schnappe mir ein funktionstüchtiges, ungesichertes Fahrrad und mache meine Botengänge.
Ist der Kerl doch selbst schuld, wenn er es einfach so stehen lässt. Einige Stunden später bin ich endlich fertig, lediglich der Stoff für Jenna schlummert nun noch in meiner Jackentasche.
Seufzend komme ich in einem Park zum stehen und lehne das Rad dort gegen einen Baum, um endlich die Zigarette zu rauchen, die ich nach dem Frühstück von ihr bekommen habe.
Zufrieden setze ich mich auf eine der Bänke und puste den blauen Rauch aus.
Als ich mich unbeobachtet fühle, zähle ich die heutigen "Tageseinnahmen".
"830 Dollar..", murmle ich und umschließe das Geld mit beiden Händen.

Jay
Ich verstaue das Geld ebenfalls in meiner Tasche und gehe dann noch eine Runde durch den Park, immer mit dem Gedanken, das ich es nicht schaffen werde.
An meine Ersparnisse komme ich nicht ran, es ist also keine Option und meine Kunden sind zumindest für heute erst einmal versorgt.
Seufzend laufe ich runter zum Pier und schaue auf das Wasser.
"12.000 Dollar..", murmle ich und kicke einen Stein vor mich her.

Jay
Mein Handy reißt mich aus den Gedanken.
Da ich genau weiß, wer mich jetzt noch anrufen würde, gehe ich ohne weiter nachzudenken dran.
"Jenna.. Tut mir leid, ich hatte doch noch mehr zu tun, als erwartet.. Ich mache mich auf den Weg.. Gib mir eine Viertelstunde.". sage ich kurz angebunden und lege auf.
Ich stecke das Handy zurück in meine Tasche und seufze noch einmal, ehe ich mich auf den Weg mache und pünktlich eine Viertelstunde später die Katakomben erreiche.

Jay
Ich ziehe die kleine Tüte aus der Innentasche meiner Jacke und werfe sie ihr zu.
"Du weißt, das ich nichts nehme.", zucke ich mit den Schultern.
"Wie war dein Gespräch im Heim?", setze ich mich auf einen der Stahlträger und beobachte sie dabei, wie sie die Pillen mustert.

Jay
'860..', schießt es mir durch den Kopf und ich stecke das Geld zu dem Rest.
"Nimm nicht zu viele.. das Zeug knallt..", murmle ich und schaue auf meine Hände.
"Nichts schlimmeres.. Mein Boss hat ein wenig rumgestresst.. Wegen gestern Nacht.", zucke ich mit den Schultern und schaue zu ihr.
"Weißt du, manchmal ist ein Zukunftsplan nicht schlecht, Jenna. Du hast jetzt noch ein Jahr.. Versuch bis dahin wenigstens eine Unterkunft zu finden.."

Jay
"Ich schulde ihm kein Geld.", zucke ich mit den Schultern und runzle die Stirn.
'Ich bin heiß', überdenke ich ihre Worte und schüttle den Kopf.
Noch ist sie jung und ja, vielleicht ist sie 'heiß'.. aber das wird nicht für immer so sein. Und dann? Eine Überdosis und das war es? Seufzend sehe ich sie an.
"Außerdem.. ist es kein Treuhandfond. Es ist das Erbe, welches meine Eltern mir hinterlassen haben."

Jay
"Es hat niemand verdient, in einem Heim leben zu müssen.", zucke ich mit den Schultern.
"Es ist passiert und es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Und das andere.. Ist mein Problem. Ich will nicht, das du dich da einmischst. Ich kläre meine Angelegenheiten alleine, okay? Versteh mich nicht falsch.", seufze ich und schaue auf meine Tasche.