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•Name: Tanner Hale
•Geboren am 12. Februar 1996, in San Antonio, Texas.
•Über ihn: Ein freundlicher, offener junger Mann. Stammt aus gutem Hause.
•Bestand seinen Abschluss mit summa cum laude. Bislang unauffällig.
•Status: Verschwunden.

Suche eingestellt. Erinnerungen der Eltern eliminiert.


Letztes, aktuelles Foto:



Privataufnahme der Hales.

Es ist bereits ziemlich spät, als ich meine Unterkunft verlasse. Anders ist es mir derzeit auch kaum möglich, mich fortzubewegen. Es regnet und ich ziehe mir meine Kapuze tief ins Gesicht. Um diese Tageszeit sind kaum noch Menschen wach, geschweige denn auf der Straße. In ein paar vereinzelten Fenstern flackert künstliches Licht, vermutlich von irgendwelchen Fernsehern. Ich lege einen Zahn zu, da mir die Feuchtigkeit schon jetzt in die Knochen zieht und ich beginne zu frieren. Zwei Straßen weiter befindet sich ein kleiner Laden, welcher rund um die Uhr geöffnet hat. Normalerweise meide ich die Geschäfte, aber schließlich muss auch ich mich irgendwie mit Lebensmitteln versorgen.

Endlich sehe ich die erlösenden Lichter des Ladens.
Ich schaue zu Boden, beginne förmlich zu rennen. Mistwetter!, fluche ich innerlich und bin froh, als das Licht näher zu kommen scheint. Erleichtert hebe ich gerade noch rechtzeitig den Kopf, als ich mit einer jungen Frau zusammenpralle und sie vor mir zu Boden fällt.
"Oh man, das tut mir leid..", murmle ich und helfe ihr auf; während ich die Kapuze noch tiefer in mein Gesicht ziehe.
"Ist alles in Ordnung? Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt..", flüstere ich und sehe mich vorsichtig um. Niemand scheint diesen kleinen Vorfall bemerkt zu haben. Zu meinem Glück.

Ich mustere sie einen Augenblick, ehe ich begreife, worum sie mich bittet.
Widerwillig beginne ich mit ihr nach der kleinen, durchsichtigen Pille zu suchen. Schwieriger, als erwartet. Während sie mir den Rücken zudreht, finde ich die kleine Plastiktüte schließlich und nehme sie an mich. Was ich dann tue, kann ich mir einige Sekunden später nicht erklären.
Während sie weiter verzweifelt nach der Pille sucht, nutze ich den Moment ihrer Unaufmerksamkeit und werfe die Pille in einen Gulli. Zehn Minuten später, gibt sie schließlich die Suche auf.
"Es tut mir wirklich leid.. Kann ich irgendwas machen? Haben die Verteiler denn noch geöffnet?", sehe ich sie besorgt an, wohlwissend, dass die Verteilerstellen bereits seit zwei Stunden dicht sind.

"Dessen bin ich mir durchaus bewusst, ja. Wann hättest du sie denn einnehmen müssen?", seufze ich und lasse mich neben sie auf den nassen Bordstein sinken.
Gerade bereue ich, was ich getan habe. Auch wenn es sich tatsächlich nicht um den drohenden Tod handelt. Sie tut mir leid, weil sie nun solch eine Angst durchlebt. Aber da muss sie jetzt durch, auch wenn es hart wird. Auch ich musste da durch.
"Hat dein Mann nicht vielleicht noch eine Pille übrig? Eine stille Reserve?", murmle ich leise, auch wenn ich die Antwort bereits kenne. Niemand hier besitzt eine "Stille Reserve". Das ist gar nicht möglich.

"Beruhigen Sie sich..", murmle ich und stehe auf.
"Bislang habe ich noch nie etwas von einem Todesfall gehört, wenn jemand eine Dosis ausgesetzt hat.", schmunzle ich und reiche ihr meine Hand, um ihr aufzuhelfen.
"Sobald Sie morgen ihre Pille nehmen, ist alles in Ordnung. Das verspreche ich Ihnen.", lächle ich dann und ziehe sie von dem nassen Bordstein zurück auf die Füße.
Ich drehe mich zu dem Laden um und deute mit dem Kopf in die Richtung.
"Ich.. Wollte etwas einkaufen. Darf ich Sie vielleicht auf einen Drink einladen? Als Entschuldigung?"

"Schön.", lächle ich und überlege mir bereits, was ich ihr anbieten möchte. Vielleicht einen Cocktail? Oder einen Whisky? Mal schauen.
Ich ziehe mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und beginne mit meinem Einkauf.
Wasser, Nahrungsmittel, Hygiene-Artikel und die Zutaten für einen Cocktail.
Nach einer Weile habe ich endlich alles zusammen und gehe an die Kasse.
Die junge Dame hinter dem Tresen mustert mich neugierig, sagt jedoch nichts. Erst als ich eine Kreditkarte ziehe, hebt sie beeindruckt eine Augenbraue, bleibt jedoch weiterhin stumm. Ein Segen für mich.
Ich zahle die gewünschte Summe und verlasse den Laden gemeinsam mit.. Wie war überhaupt ihr Name?
Ich muss innerlich lachen. Bei all dem Trubel, haben wir uns nicht einmal vorgestellt.
"Sag.. Wie heißt du eigentlich?", lächle ich sie an und lege den Kopf schief, während wir so nebeneinander herlaufen.
Erst jetzt mustere ich sie. Sie ist hübsch, ungefähr in meinem Alter. Vermutlich wird sie in wenigen Wochen ihrem Mann zugeteilt, da sie ja offensichtlich noch keinen hat. Ich schüttle den Kopf, verwerfe meine Gedanken. In den nächsten Stunden wird sie erst einmal andere Sorgen haben.

Ich nehme ihre Hand und schenke ihr ein strahlendes Lächeln.
"Ich bin Tanner. Freut mich, Ava. Jetzt sollten wir uns aber beeilen.. Das Wetter wird nicht besser.", nicke ich und beginne einen Schritt schneller zu gehen.
Wir erreichen meine derzeitige Wohnung einige Minuten später.
Klatschnass und fröstelnd öffne ich die Türe und lasse ihr den Vortritt.

Ich tue es ihr gleich und entledige mich ebenfalls meiner nassen Jacke.
"Fühl dich wie Zuhause.. Es ist nicht groß.. aber ich wohne auch noch nicht all zu lange hier.", lächle ich ein wenig verlegen und beginne damit, die Einkäufe zu verräumen.
"Hast du Lust auf etwas fruchtiges? Einen Cocktail? Oder lieber etwas anderes?", verschwinde ich in meiner kleinen Kochnische.

"Caipirinha? Oder was anderes? Ich bin ein wenig geübt darin.. Hab nebenbei mal in einer Bar gearbeitet.", zucke ich mit den Schultern und hole zwei Gläser aus einem kleinen Hängeschrank direkt über der Spüle.
"Ich kann also so ziemlich jeden Drink mixen, auf den du Lust hast."